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Altensteig, Montag, den 28. Februar 1938

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Jas Moskauer Blulgerlcht wie»« am Werk

Ehemalige Sowjelgrößen werben als Sündenbölke tn der übltchen Welse .erledigt"

SleicheS BIM nab gleiche Sprache

Dt« innere Berbnndenhett Deutschlands und Oesterreichs Von Werner Lenz.

Ein fester, unfprengbarer Ring umschließt von jeher die Stämme, aus denen später Deutschland erwuchs: ihre ger­manische Vlutsverwandtjchaft und Kultureinheit Mochten sich schon in frühgeschichtlicher Zeit die Stämme untereinan­der befehdet haben, mochten vor rund 2000 Jahren Armin und Marbod, zuinnerst gleichen Wunsches, die Einigung zu erreichen, auf getrennten Straßen gewandert und doch nicht -um Ziele gelangt sein, nämlich zum großgermanischen Reiche, das ihnen vorschwebte: immer wieder suchten doch unsere Altvordern aus der Stammeszersplitterung hinaus zum volklichen Zusammenschlüße zu gelangen.

Als die Nibelungen, der Einladung Etzels folgend, ins Hunnenreich zogen, grüßte sie am deutschen Ausfalltore ge­gen Osten in brüderlicher Freude der Recke Rüdiger von Bechelaren, Markgraf und Grenzwart, und geleitete sie eine Wegstrecke weit 'zetal durch Oesteriche", zutal durch Oester­reich, das damals gezwungermaßen dem Hunnenfürsten Ob­dach bieten mußte. Trotz dieser mongolischen Einwanderung, die bald über ganz Westdeutschland hinweg bis nach Gallien hinein flutete und erst durch den Widerstand der Westgoten im Verein mit dem römischen Statthalter Galliens,Aetius, zum Abebben gebracht wurde, blieb das Land von Kärnten bis Böhmen kerndeutsch. Die Donau, deren Silberband deut­sche Gaue vom Schwarzwaldquell bis zum Eisernen Tor als lebendige Ader verbindet, hatte damals bereits die Auf­gabe übernommen, einRheinstrom des deutschen Südens" zu sein wie jener ein Strom Deutschlands, aber nicht seine Grenze.

Und schließlich fügte es das Schicksal, daß für die längste Dauer des alten deutschen Reiches die Hauptstadt unseres weiten Vaterlandes an der Dona» lag: Wien. Das war wohl eine bemerkenswerte Verlagerung des deutschen Zen- tralpunktes nach Slldosten, sie schuf aber zugleich Bollwerke gegen Slawen und Türken, deren Ansturm Trotz geboten wurde.

Wie sehr Wien sich tm Volksherzen seine Geltung als Mittelpunkt deutscher Volkheit erobert hatte, geht daraus hervor, daß bei den Einigungsbestrebungen der deutschen Patrioten vor 100 Jahren immer wieder neben Aachen, Frankfurt und Berlin Wien als die Hauptstadt des zu erneuernden Reiches genannt wurde.

Gewiß, der alte Stammesstreit mehr aus Eifersucht denn aus Abneigung erwachsen wurde niemals ganz überwunden.

Aber ist der Wettbewerb nicht sogar ein wichtiger Antrieb zur Leistung? War nicht Fridericus, der drei Kriege gegen Oesterreich führte, der beste Reichsfürst seiner Zeit? Atmet nicht noch sein letztes Werk, der deutsche Fürstenbund, ganz spürbar den Geist Armins und Heinrichs des Reichsgrün­ders? Und wer könnte es vergessen, daß es Rudolf von Habsburg war, der dem Interregnum, derkaiserlosen, der ^schrecklichen Zeit" vorausschauend und ausbauend ein Ende bereitete! Dieser Geist der Zusammengehörigkeit zwischen Südosten und Nordwesten hielt auch stand, als das alte Reich in den Wirren der napoleonischen Tyrannei zerbor­sten war. Ja, eben jene Notzeit hat uns Deutsche zwischen Meer und Alpen, zwischen Linksrheinland und Siebenbür­gen, zwischen Etsch und Memel obwohl wir politisch aus­einandergerissen blieben seelisch um so enger zusammen­geführt. Andreas Hofer ist auch für den Norddeutschen ein Held seiner Vaterlandsgeschichte, und der Buchhändler Palm aus Nürnberg, der in Braunau auf Napoleons Befehl er­schossen wurde, ist ein Märtyrer und Blutzeuge des gesamt­deutschen Vaterlandsempfindens. Hoffmann von Fallersle­ben, der Niederfachse, dichtete auf Helgoland das Deutsch­landlied, und Joseph Haydn, Oesterreichs großer Tonmei­ster, lieh dem Weihegesange sein musikalisches Gewand. Ein Geist lebt in Text und Weise der Hymne; sie ist lebendiges Symbol einer Volksgemeinschaft, die keine politischen Gren­zen zerschneiden können, weil Markpfähle und Hoheitsge­biete formal scheiden, aber niemals blutsverwandte Herzen auseinanderreißen können!

Die Sprache des Blutes und die Sprache des Mutes eint Reichsdeutsche und Oesterreicher. Sie begründet gleiche Denkweise in allen Volksdeutschen Belangen, mag auch oft Temperament und Ausdrucksweise scheinbar voneinander abweichen. Schaut einmal die deutschen Trachten an im Schwarzwald und in Tirol, in Hessen, Steiermark und Kärnten, in Siebenbürgen und Oberbayern! Sind sie nicht vielbunte Bilder eines Volkstumes? Und eint nicht wie Sas deutsche Volkslied uns auch die deutschsprachige Kunstdichtung in allen Weiten unseres gemeinsamen größe­ren Vaterlandes, soweit die deutsche Zunge klingt!

And dann die Musik! Der deutsche Walzer beispielsweise Ist eine Gabe der lebensvollen Donaustadt: dort entwickelte nch dieser Tanz aus dem alten gemeindeutschenDrehtanz" zu vollstem Leben. Und derHohenfriedberger" wird in Wien ebenso gehört wie im deutschen Norden etwa der schneidigeRadetzkymarsch".

Moskau, 28. Februar. Soeben wird ein neuer sensatio­neller Hochverratsprozeß gegen Bucharin, Rykow, Jagoda, Kre- stinski» Rakowski, Rosenholz und andere frühere hohe Parteifunk­tionäre angekündigt. Nähere Angaben liegen im Augenblick noch nicht vor.

Es handelt sich bei allen in der Moskauer Meldung Benann­ten um ehemaligeGrößen" des Bolschewistenstabes. So war Rykow zu Lenins Zeit sogar Vorsitzender des Rates der Volks­kommissare. Er fiel bei Stalin in Ungnade, wurde zum Post­kommissar degradiert und dürfte jetzt seine Laufbahn unter dem Veil des Henkers beschließen. Bucharin war zuletzt Chefredak­teur derJswestija", EPU-Chef Jagoda hat sich mit Blut ein­getragen in die Geschichte der unmenschlichsten Greuel als der Henker des russischen Volkes. Krestinski, ehemals Botschafter in Berlin, war nachher stellvertretender Außenkommissar. Ra­kowski war Botschafter in London, Rosenholz Außenhandels­kommissar.

Moskau, 28. Februar. Zu dem neuen sensationellen Hoch- verratsprozeß wurde hier eine amtliche Verlautbarung ausgege­ben, derzufolgc das Jnnenkommissariat und die GPU nunmehr die Untersuchung gegen eine neue Berschwörergruppe des soge­nanntenrechtsoppositionellen trotzkistischen Blocks" beendet haben. Des Hoch- und Landesverrates seien angeklagt:

Bucharin, früheres Mitglied des Politbüros der bolschewisti­schen Pariei und erster Präsident der Komintern;

Rykow, früherer Vorsitzender des Rates der Volkskommis­sare der Sowjetunion und späterer Volkskommissar für Post »nd Telegraph:

Jagoda, bis 1936Jnnenkommijsar" (GPU-Ches) und dann bis zu seiner Verhaftung im April 1937 Posttommissar;

Krestinski, bis 1937 erster Stellvertreter des Außenkommis­sars, dann stellvertretender Justizkommissar:

Iwanow, bis 1937 Volkskommissar für Holzindustrie;

Tschcrnow, bis 1937 Volkskommissar für Landwirtschaft;

Grinko, bis 1937 Volkskommissar für die Finanzen;

Bessenow, bis 1938 erster Botschaftsrat an der Sowjetbot­schaft in Berlin;

Rakowski, bekannter Trotzkist, früher Vorsitzender des Rates der Volkskommissare in der Ukraine, ab 1923 Botschafter in London, 1925 bis 1927 in Paris;

Rosenholz, bis 1937 Außenhandelskommissar:

Selenski, früher Sekretär der Bolschewistischen Partei Sowjet- Mittelasiens;

Jkranow, früher Präsident des Rates der Volkskommissare in Tataren-Sowjetrepublik;

Scharangowitsch, früher Generalsekretär der bolschewistischen Partei Weißrußlands, ferner die Aerzte

Lewin, Chef des Kreml-Krankenhauses;

Pletnjow, Herzspezialist:

Kasakow, Subarew, Bulanow, Maximow, Krjutschkow, sowie Winogradow.

Auf Anweisung der Spionagedienste ausländischer Staaten", heißt es in der Mitteilung, habe die genannte Gruppe sich orga­nisiert, umSpionage" zu Gunsten ausländischer Staaten zu treiben sowieSchädlingsarbeit, Sabotage und Terror auszu­üben, die Militärmacht der Sowjetunion zu untergraben, einen militärischen Ueberfall dieser Staaten auf die Sowjetunion, die Niederlage der Sowjetunion, die Zerstückelung der Sowjetunion, die Abtrennung der Ukraine, Weißrußlands, der mittelasiatischen Sowjetrepubliken, Georgien, Aserbeidschans und der fernöstlichen Küstengebiete zu Gunsten der gelben Staaten und schließlich den Sturz der Sowjetrcgierung hcrbeizuführen sowie die Wieder­herstellung des Kapitalismus und der Macht der Bourgeoisie zu verwirklichen".

Deroppositionelle trotzkistische Block", werde, wie das Eom- muniquH, offenbar in dem Bestreben, möglichst viel« Fliegen mit einem Schlage zu erledigen, bemerkt, nicht nur von den unterirdischen Gruppen der Trotzkisten und derRechtsoppositio­nellen", sondern auch von Sinowjew-Anhängern, Menschewisten,

Deutsche Bluts- und Eemütsverwandtschaft überwand im­mer wieder die Bruderzwiste, die wie auch die Geschichte anderer Völker und Länder bezeugt Menschenlos sind Politische Grenzen sind ein Spiegel der Zeitlichkeit; Bluts­bande aber sind ewig. Aus dem Blute erwächst die VEs- kultur, und deren gemeinsamen Besitz zu verteidigen, haben wir in den letzten 125 Jahren mehrfach unternommen. Die Freiheitskriege gegen Frankreich, der deutsch-dänische Krieg und dann vor allem der Weltkrieg fanden Oesterreich und das Deutsche Reich immer wieder Schulter an Schulter. Nicht aber nur die Heers, auch die Herzen der tatgeeinten Nation überbrückten künstlich aufgebauschte Gegensätze zwi­schen Spree-Athen und Donau-Florenz. So war es, so ist es. so wird es bleiben! Denn Blutsbande haben ewige Dauer!

Sozialrevolutionären und bourgoisen Nationalisten aus fast allen Sowjetrepubliken gebildet. DerBlock" habe alle sein« Hoff­nungen auf di«bewaffnet« Unterstützung" ausländischer Angrei­fer gesetzt und ihnen dafür einzelne Länder der Sowjetunion als Beute versprochen.

Natürlich wird von neuem Leo Trotzki als Hauptanftister der Verschwörung genannt. Trotzki fei, so wird nebenbei bemerkt, schon im Jahre 1S21 (!) mit einer und im Jahre 1926 mit einer zweiten ausländischen Spionageorganisation in Verbindung gestanden!

Was die angebliche terroristische Tätigkeit der Angeklagte« anbelangt, so hätte« diese, wie nnnmehrerwiesen" sei, bereits den früheren Leiter der Staatsplankommission, Kuibyschew, der im Jahre 1935 gestorben ist, den früheren GPU-Ches Menschinski sowie den Dichter Maxim Gorki ermordet, und zwar mit Hilfe der gleichfalls zu der Verschwörung gehörenden Aerzte Lewin, Kasakow, Winogradow and Pletnjow. Natürlich wird den An­geklagten auch von neuem der Mord an Kirow in die Schuhe geschoben.

Weiter habe die Untersuchung erwiesen, daß Bucharin und Trotzki bereits im Jahre 1918 eine Verschwörung angezettelt hätten mit dem Ziele, Lenin, Stalin und den damaligen Präsi­denten des Zentralvollzugsausschusses Swerdlowzu verhaften und zu ermorden".

In dieser Beleuchtung müsse man, so heißt es am Schlüße der Verlautbarung, auch die späteren Verbrechen der Angeklagten sehen.

Der Theater-Prozeß gegen die genannten 21 Angeklagten soll am 2. März vor dem Militärgericht in Moskau beginnen

Skandalöse Anstünde in der Sotvjetwlrtschast

Stur 21 v. H. der Sowjetschiffe registerfähig

Moskau, 27. Febr. 2n derPrawda" veröffentlicht die stell­vertretende Vorsitzende der Sowjetkontrolle, Salking, einen Ar­tikel, der aufsehenerregende Enthüllungen über die Zustände bringt, die in der sowjetrussischen Schiffahrt herrschen. Aus ihm erfährt man, daß infolge der Faulheit und der Interesse­losigkeit, mit der Las Kommissariat für die See- und Binnen­schiffahrt arbeite, zum 1. Januar 1988 nur noch 21 v. H. aller Sowjetschiffe registerfähig gewesen seien. Das Kommißariat verbrauche ungeheure Zuschüße, sei aber nicht in der Lage, seine Wirtschaft in Ordnung zu bringen. Allein im Jahre 1937 habe es Verluste in der außerordentlichen Höhe von 274 Millionen Rubel gehabt.

Kein Interesse an der AuriWehimg der Freiwilligen

Bilbao, 27. Febr. Der Oberbolschewist Neg rin hielt am Samstag über sämtliche sowjetspanischen Sender eine Ansprache, in der er sich bemühte, der durch die schwere Niederlage von Teruel hervorgerufenen Niedergeschlagenheit in den bolschewisti­schen Reihen zu begegnen. Die von Negrin ohne jede llcber- zeugungskrast vorgetragenenArgumente" waren nichts anderes als eine bewußteFälschungderTalsachen und Ereig­nisse der letzten Zeit. So hatte der Bolschewistenhäuptling unter anderem die Dreistigkeit, die Teruel-Schlacht als einenErfolg" der bolschewistischen Horden hinzustellen Schuld an dein Verlust der Stadt Teruel Hütten die europäischen Demokratien mit ihrer Nichteinmischungs-Politik (!). In der Erkenntnis, daß die Zu­rückziehung der ausländischen Freiwilligen eine katastrophale Schwächung der Widerstandskraft Sowjetspanieus bedeute« würde, erklärte Negrin mit zynischer Offenheit, daß Barcelona kein Interesse an einem solchen internationalen Beschluß habe. Zum Schluß forderte Negrin mit den stets wiederkehrenden Phrasen die Bevölkerung zumblinden Vertrauen" auf und kündigte rücksichtslose Verfolgung derjenigen an, die pessi­mistische Nachrichten verbreiten.

Der schwindende Kampfeswille, gegen den Oberbolschewist Negrin in seiner Rede anzukämpfen versucht, wird durch einen Artikel der in Barcelona erscheinenden ZeitungVcnguardia­unterstrichen, in dem zugegeben wird, daß die Wehrpflichtigen infolge der verschärften Kontrollen aus den Städten in die Berge flüchteten, wo sie bewaffnete Banden bildeten, um auf diese Weise der Verschickung an die Front zu entgehen.

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Alles unter der SchutzmarkeNichteinmischung"

Paris, 27. Febr. Die Bereinigung der Gewerkschaften von Paris und Umgebung hat 32 Lastkraftwagen zusammengestellt, die am Samstag über Marseille nach Sowjetspanien abfuhren, um angeblich Lebensmittel »nd Kleidung nach Barcelona z« bringen. Eine zweite Sendung non SV TonnenLebensmitteln" ging am Sonntag von Parts ob, um ebenfalls über Marseille nach Rotspanien zu gelongen