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Nummer 258

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Eine Reise -es Verstehens

NNt Rudolf Hetz unterwegs Streiflichter von einer großen Reise

Von Helmur Sündermann.

NSK. Palermo, 2. November.

Wieder schreiben wir Dienstag. Am vergangenen Diens­tag, abends, fuhren wir mit dem Stellvertreter des Füh­rers vom nächtlichen Münchender deutschen Grenze ent­gegen. Heute trafen wir im sommerlichen Sonnenschein Si­ziliens in Palermo ein Wir sind jetzt acht Tage unter­wegs. Es sind acht Tage voll von Erlebnissen persönlicher und politischer Art.

Durch die großen politischen Momente, die den Parteibe- juch in Rom zu einem in der ganzen Welt beachteten Ereig­nis werden liegen, sind diese acht Tage auch dem deutschen Volke ein Begriff geworden.

Die Herzlichkeit der Empfänge, die schon auf der Fahrt »ach Rom begann, die persönliche Hobe Auszeichnung des Stellvertreters des Führers durch die Faschistische Partei, hie große Rede Mussolinis, rn der er die Parteiabordnung «or Hunderttausendcn von begeisterten Italienern begrüßte, iund im Anschluß daran die Welt auf Deutschlands Recht lauf einen Platz an der Sonne Afrikas erinnerte, das al­lles find Erinnerungen an politische Vor­gänge, die diese vergMgenen Tage kennzeichnen. Doch «leibt noch manches zu berichten von den Stunden, die «ußer den Erlebnissen der großen C. igniste den Teilneh­mern dieser historischen Fahrt in der Erinnerung besonders Haften bleiben werden.

Da denken wir beispielsweise an die A n k u n f t i n R o m «an Mittwochnachmittag. Wir waren durch ein Spalier ita­lienischer Soldaten und eine tausendköpfige klatschende und rufende Menschenmenge zum Erandhotel gefahren. Der Ge­neralsekretär der Faschistischen Partei, Starace, hatte Ru­dolf Heß begleitet und ihn in seine Salons gebracht. Von draußen drangen die Rufe der Menschen in die ruhigen Zimmer. Starace zieht Heß ans Fenster, der nun Gegen- tand begeisterter Ovationen wird. Diese Ova­tionen erreichen ihren Höhepunkt, als Starace, nachdem er Ich vom Stellvertreter des Führers verabschiedet hatte, un­ten auf der Straße erscheint, mitten in die Menge tritt und mit Rufen und Händeklatschen dem Stellvertreter des Füh­rers noch einmal seine Grüße entbietet.

Eine Stunde, die uns allen besonders unvergeßlich bleibt, war der Marschdur chdieStraßenRoms, den wir am Mittwochabend unternahmen. Ein dichtes Menschenspa­lier umsäumte die Straßen, als wir vom Palazzo Littorio, dem Sitz der Faschistischen Partei, zum Palazzo Venezia, dem Sitz des Duce, marschierten. Das Marschtempo der fa­schistischen Kapelle, die uns voranmarschierte, war zwar et­was ungewohnt, das Erlebnis des Marsches aber einzigar­tig. Vor uns Heß und Starace, mit uns und zwischen uns die höchsten Führer der Faschistischen Partei und die Gene­rale der Miliz.

Heß, Lutze, Frank, Wagner, Terboven, Eörlitzer wie oft sind sie schon an der Spitze von Aufmärschen der Partei Marschiert, wie oft aber auch die Faschistenführer. Der Zug, Der sich unter dem unaufhörlichen Beifall der Menge durch Dre nächtlichen Straßen Roms bewegte, war ein Symbol Der alle politische Gemeinsamkeit überragenden Gemein­samkeit der Tradition des Kampfes um das Volk und des Kampfes gegen den Marxismus. Einst kämpften beide Parteien auf den Straßen ihres Landes ge­gen den Terror des Bolschewismus, heute marschieren sie unter dem Jubel der Masten als die gemeinsamen Garan­ten der Rettung Europas vor dem Chaos.

Im Palazzo Venezia selbst empfing uns dann Mussolini. Wahrend Rudolf Heß zuerst allein beim Duce war, warte­ten wir in den Vorsälen. Einer davon ist der Saal, in dem der Große Faschistische Rat tagt. Hier wurde vor nunmehr eineinhalb Jahren das faschistische Imperium proklamiert.

Dw Tür öffnet sich, der Duce und Rudolf Heß stehen in der Mitte des Saales, der Stellvertreter des Führers stellt dre Mitglieder der Delegation und ihre Begleiter vor. Draußen werden die Rufe immer lauter. Mussolini und Heß treten auf den Balkon. '

Wir sind tief beeindruckt von der marmornen Größe des berühmten Saales, in dem Mussolini arbeitet und in dem P manche für das italienische Volk geschichtliche Entscheidung gefallen ist. Auch dieser Saal ist ein Raum des stärksten «rrderstandes gegen die bolschewistischen Zerstörungspläne, »m dem großen Weltatlas, der an der Seite des Saales auf «nein Pult steht, ist das Blatt Spanien aufgeschlagen: -m Blatt, aus dem augenblicklich Geschichte geschrieben wird, veiqrchte des Bolschewismus ebenso wie Geschichte der na- «onalen Freiheit, die hier im Kampf miteinander liegen. »2 dipsem Kampf nimmt mit Mussolini aanr Italien ktärk-

Alteusteig, Mittwoch, den 3. November 1337

8V. Jahrgang

Einigung ln London «dm SowieiknAaod

London, L. Nov. Auf der Dienstag-Sitzung des Hauptunterausschusses des Nichteinmischungsausschusses wurde eine Einigung erzielt. Der Vollausschuß wird am Donnerstag um 15. 38 Uhr nur zusammentreten» um die vom Unterausschuß beschlossene Empfehlung zu behandeln.

Diese Empfehlung des Hauptunterausschustes sieht vor: Erstens, daß der Entschließungsentwurf für die Behand­lung der Freiwilligen-Frage von sämtlichen Mächten an­genommen werden solle, zweitens, daß der Vorsitzende des Hauptunterausschusses ermächtigt werden soll, sofort an die spanischen Parteien heranzutreten, um ihre Zustim­mung zu dem Entschlietzungsentwurf zu erhalten. Er soll dabei die Haltung der einzelnen Staaten zu diesem Ent­schließungsentwurf den beiden spanischen Parteien be­kanntgeben. In der Zwischenzeit soll der Hauptunteraus­schuß die konkreten Fragen, die sich aus dem Entschließungs­entwurf zur Behandlung des Freiwilligen-Problems er­geben, weiter fördern.

Ferner soll geprüft werden, welche Forderungen sich aus der Tatsache ergeben, daß eine Macht, nämlich Sowjetruß­land, der Gewährung von Kriegführenden-Rechten nicht zustimmt, damit die erforderlichen Maßnahmen getroffen werden können, um den Entschließungsentwurf zu verwirk­lichen. Es ist also ausdrücklich festgelegt worden, daß die Haltung Sowjetrußlands geklärt werden muß, und daß eine Kompensation für eine sowjetrussische Nichtgewährung von Kriegführenden-Rechten festgelegt werden muß, bevor der Entschließungsentwurf endgültig angenommen wird.

Der Verlauf der Londoner Ausschußsitzung London» 2. Nov. Zn der Sitzung des Hauptunteraus­schustes des Nichteinmischungsausschustes, die sich über drei Stunden erstreckte, fragte zunächst der Vorsitzende Lord

jten Anteil. Während wir hinunterschauen auf den Platz, »uf dem die Menschenmassen ihrem Duce und dem deutschen lsiast zujubelt, fällt unser Blick auf große Inschriften, die mit Riesenlettern an der Front des gegenüberliegenden Pa- iazzo angebracht sind und in denen des Einsatzes freiwilli­ger Faschisten in Spanien gedacht wird.

Es war ein guter Gedanke, uns einmal mittags hinaus- plfahren in die Umgebung Roms zu einem Früh­stück in einem kleinen Restaurant mit prächtigem Blick auf sie Sabiner Berge. Während man in München und Berlin schon fröstelnd den Wintermantel um die Ohren zieht, sitzen vir zusammen mit den uns begleitenden Offizieren. Ein »esonderer East ist mitgekommen, ein faschistischer Offizier, »er der Komponist der Eiovinezza und fast aller jaschistischer Kampflieder ist. Nach dem Esten setzt er sich an sin Klavier und beginnt, die Takte für einen Marsch in »eutschem Tempo anzuschlagen (die italienischen Militär- närsche sind bekanntlich viel schneller als die unsrigen). ktabschef Lutze unterstützt ihn, indem er dem Maestro die sichtige Taktfolge angibt. Es soll dem Wunsche Mussolinis »rtsprechend ein neuer italienischer Marsch in deutschem Tempo komponiert werden. Vielleicht ist sieser Marsch in dieser Stunde geboren worden.

Mehrere Male nach der ersten Unterredung ist Rudolf » und die deutsche Abordnung mit Mussolini zu­sammen gewesen. Bei der großen Fünszehnjahresseier im Forum Mussolini haben wir die überaus lebendige Kraft Heiner Rede erlebt, am Nachmittag des gleichen Tages wa­ren wir Zeuge der eindrucksvollen Stunde der Auszeichnung der besten und tapfersten Italiener im letzten Jahre im Pa- stazzo Venezia, am Freitag früh hatte der Duce zur Teil­nahme an der Parade der Truppe eingeladen. Jedesmal bezeugte Mussolini der deutschen Abordnung seine beson­dere Freude über ihren Besuch, jedesmal machte er Rudolf Heß zum Gegenstand betonter Auszeichnung und damit zum Mittelpunkt minutenlanger Ovationen

Aber neben diesen por.itsa-eu ^uiwen haben wir auch ine heitere Stunde mit Mussolini erlebt, die uns einen sonderen Blick aus seine Persönlichkeit eröffnete.

Es war in Aprilia. Wir hatten der feierlichen Ein- ihung dieser neu gegründeten Stadt und der ersten fer­gestellten öffentlichen Gebäude beigewohnt.

Die Feier war zu Ende, wir warteten auf unsere Wagen, als der Duce Rudolf Heß und die Delegation ins Haus bitten ließ, in dem geschmückte junge Bauernmädchen zur Begrüßung ausgestellt waren. Eine Kapelle spielte Märsche and Lieder. Da ein Blick und Befehl des Duce. Die Ka­pelle beginnt einen Walzer zu spielen, Mussolini bittet «in Mädchen zum Tanz und fordert uns auf, das «leiche zu tun. Bald drehten wir alle in munterer Weise »urch den Saal. Das Ereignis hat sich schnell herumgespro- Men. Immer mehr Menschen drängen sich vor den Saal. sTrotzdem bleibt Mussolini unermüdlich. Die weniger Pro-

Plymouth den sowjetrussischen Botschafter Maisky, ob dieser seinen bisherigen Erklärungen etwas Neues hin­zuzufügen habe. Der Sowjetbotschafter hielt darauf eine längere Rede, die praktisch nichts Neues enthielt. Maisky erklärte u. a der einzuschlagende Wegsei klar". Ob­gleich seine Regierung der Ansicht sei, daß die Politik der Nichteinmischung in Spanien gänzlich fehlgeschlagen sei, hindere jedoch seine Stimmenthaltung über einen Teil des britischen Planes, der sich mit den Kriegführenden-Rechten befasse, keineswegs die Schaffung einstimmiger Beschlüsse. Sowjetrußland glaube nicht an die Möglichkeit echter Nicht­einmischung unter den gegenwärtigen Umständen (!). Es wolle den britischen Plan nicht dadurch töten, daß es ein« ablehnende Stimme abgebe, obwohl gewisse Teile des Pla­nes für Sowjetrußland unannehmbar seien. Er wolle aber, erklärte Maisky großmütig, beiseitetreten und sich in den Punkten, wo seine Regierung anderer Ansicht sei,der Stimme enthalten und den Rest billigen". Es sei möglich, daß seine Regierung sich bereit erklären würde, die Frage der Gewährung Kriegfllhrenden-Rechte zu erwägen, bevor eine hundertprozentige Räumung Spaniens durch die Frei­willigen erfolgt sei. Voraussetzung sei allerdings, daß General Franco (wohlgemerkt: nur Franco! Die Schrift­leitung) keine Verstärkung mehr erhalte und daß die Ein­mischung in spanische Angelegenheiten aufhöre (!).

Nach der Rede Maiskys entspann sich eine Aussprache darüber, was eine Stimmenthaltung bedeute; ob sie eine Zustimmung oder eine Ablehnung in sich schließe.

Deutscherseits wurde einwandfrei feftgeftellt, daß eine Klarstellung der sowjetrussischen Haltung oder eine Kom­pensation für die Nichtgewährung der Kriegführenden- Rechte gegeben werden müsse.

Minenteu haben es nicht leicht. War ein Tanz zu Ende, so stchoß die Tänzerin wie ein Pfeil davon, um Mussolini oder Rudolf Heß um den nächsten Tanz zu bitten. Es verging Mehr als eine Stunde, bis der Duce das Zeichen zum Auf­bruch gab und ein Erlebnis beendete, das die Verbun- henheitzwischen Führung und Volk in Jtaüe« in recht fröhlicher Weise zum Ausdruck brachte.

Erlebniste am Rande des Geschehens hatten wir ^noch manche. Ich denke an die schöne Fahrt durch das nächt­liche Rom, als wir nach dem großen Empfang in der mär­chenhaften Villa Madama die schönsten Punkte Roms auf­suchten und im milden Glanz einer Hellen Nacht diese große Stadt der Vergangenheit und der Gegenwart erlebten.

Oder an den Besuch bei unseren Reichsdeutschen um Mit­ternacht. Oder an den Samstagvormittag, an dem wir eine Stunde lang durch die alten Ausgrabungen Roms wandel­ten. Oder an den wunderbaren Nachmittag auf Capri, den Gang durch Pompeji, die Fahrt zum Vesuv.

Der Sinn dieser Fahrt aber erschöpft sich nicht an Erleb­nisten schöner und eindrucksvoller Stunden, es ist keine Reise um des Vergnügens willen, und doch drückt ihr die überaus herzliche Atmosphäre, mit der man uns empfing, und die Schönheit und Kraft des Landes, das wir besuchen, ihre« ganz besonderen Stempel auf

lieber allem Einzelerlebnis liegt die lleberzeugung, daß wir hier nicht Fassaden betrachten, sondern eine Spra- chedesHerzensgehört haben, daß man die Partei­abordnung nicht nur als Besuch, sondern als eine Dele­gation des Verstehens von Partei zu Partei, von Idee zu Idee und damit von Volk zu Volk feiert.

In diesem Gedanken haben wir die Reise von Rom nach Lein Süden Italiens fortgesetzt, um einen Blick dieses Ver­stehens zu tun in ein Land, das, wie wenig andere, ge­meinsam mit uns die Zeichen der Zeit versteht und wahr­haft ein Land der Zukunft ist. Dem Werk des Faschismus begegnen wir auf Schritt und Tritt. Dieses Werk zu studie­ren, ist die Tage wert, die wir hier verbringen.

Semeia-ewahlen in England und Wales

London, 2. Nov. Am Montag fanden in mehr als 360 Städten und Bezirken in England und Wales Eemeindewahlen statt, darunter auch in London. Nach den bisherigen Ergebnissen läßi sich schon übersehen, daß dieKouservativen inder Pro­vinz st arkgewonnen, in London hingegen zugunsten der Labour-Party verloren haben. Die bisher vor­liegenden Ergebnisse zeigen, daß die Konservativen in der Pro­vinz gegenüber ihrem früheren Stand 33 Sitze gewonnen, die Labour-Party hingegen 16 Sitze verloren hat. Die Liberale« haben 26 Sitze verloren, während die Unabhängigen 9 Sitze ge­wannen. In London mußten die Konservativen 33, die Un­abhängigen 1 Sitz an die Labour-Vertreter abgeben.