Ernst an die famose Million Kitcheners glauben, und wenn schon, so wären es nicht Soldaten, sondern beliebige Menschen, die man in Uniform gesteckt hat, um ein Heer zu schaffen. Es fehlt den Engländern an der Ausbildung und Führung, an den Ofizieren und Unteroffizieren, die wir Deutschen uns erst in langen Generationen heranbilden mutzten. Was die Russen betrifft, so schießt die Artillerie gut, verschleudert aber ungeheuer viel Munition, die Infanterie ist tüchtig, aber die Kavallerie taugt nichts. Die Russen schlage» sich zwar gut. aber ihre Disziplin beruht nicht wie bei uns auf Intelligenz und Moral, sondern auf blindem Gehorsam. Die Russen haben im japanischen Krieg viel gelernt und sind namentlich im Schützengrabenkampf erfahren. Kaum nehmen sie eine Stellung, so verschwinden sie in ein paar Minuten unter der Erde; aber wenn es keine Schützengräben gibt oder wir sie herausjagen, geht es ihnen schlecht. Vor ihrer numerischen Üebermacht braucht niemand bange zu sein; wer gegen die Russen kämpft, der kämpft immer gegen Üebermacht, das ist eine alte Geschichte, die zwar entscheidet, aber nicht über den Sieg. Bei Tannenburg rvaren sie dreimal stärker als wir, aber es half ihnen doch nichts. Uebrigens haben wir viele unfehlbare Anzeichen, dag die Nus- len bereits mürbe sind und das Kriegsrohuiateria! auszugehen beginnt, das sie in unerhörter Weise verschleudern. Aus der Art und Weise, wie sich die Russen heute schlagen, ersieht man. datz es nicht mehr lange dauern kann.
Unsere O-Boote.
Le Treport. 10. April, Reuter meldet: Das französische Segelschiff „Chateaubriand" wurde im Kanal von einem deutschen Unterseeboot torpediert. Die Besatzung von 25 Mann kam in zwei Booten hier an.
Englands Willkür zur See.
Berlin, 12. April. Dem „Berliner Tageblatt" zufolge, ist der Kopenhagen» Dampfer „Eullfoß" auf der Reise nach Island von Len Engländern angehalten und nach Leith gebracht worden. Alle Paffagiere werden dort festgehalten. Seitens Dänemark wurde sofort protestiert.
Vom „Prinz Eitel Friedrich".
London. 10. April. Die „Times" melden aus Mwyork: Kapitän Thierichsen überreichte dem Zolleinnehmer Hamilton, der ihm milteilte, datz der Hilfskreuzer „Prinz Eitel Friedrich" Newport News vor Mitternacht verlassen müsse, folgende Note: „Ich teile Ihnen mit, datz ich beabsichtige, den „Prinz Eitel Friedrich" zu internieren. Der Entsatz, den ich erwartete kam offenbar nicht rechtzeitig an. Deshalb macht die Zahl und Stärke der feindlichen Kreuzer, die die Bucht bewachen, ein Entkommen in die offene See unmöglich. Ich habe beschlossen, die Besatzung und das Schiff nicht einer zwecklosen,
sicheren Vernichtung preiszugeben. Ich danke für die Freundlichkeit der Behörden der Vereinigten Staaten und erwarte Ihre Befehle." Sofort nach Empfang dieser Mitteilung verständigten die Behörden mehr als 20 britische Schiffe, daß es ihnen freistehe, den Hafen zu verlaßen.
Unsere Feinde und der Krieg.
England und Japan.
(W.T.B.) Manchester. 10. April. „Manchester Guardian" veröffentlicht folgende Zuschrift: Wenn Gras Okuma in einer Unterredung sagte, datz die japanischen Forderungen so unschädlich sind, weshalb werden sie dann nicht amtlich veröffentlicht. Die Wahrheit ist, datz die Engländer im fernen Osten vielen dieser Forderungen feindlich gegenüberstehen, weil sie den Grundsätzen des englisch-japanischen Bündnisvertrages zuwiderlaufen, der Gleichberechtigung auf dem Gebiet des Handels widersprechen und die Stellung vieler Völker, darunter auch diejenige des englischen Volkes ernstlich gefährden. Okuma wiederholt das oft widerlegte Märchen, datz an Chinas Widerstand deutsche Umtriebe schuld seien. Dies ist eine Geringschätzung des Verstandes unsrer Landsleute in China. Sie kennen die völlige Unrichtigkeit dieser Behauptung.
Newyork, 11. April. „Newyork Times" melden aus Washington: Man glaubt hier, datz die beiden neuen japanischen Forderungen noch einen größeren Anteil an den Verwaltungen der chinesischen Zölle und der Salzstruer, selbst wenn Japan auf ihnen bestehe, weder China noch den Rest der Welt besonders berühren; wohl aber würden sie Japans Ansehen in China fördern und das Großbritanniens schwächen. Japan ist bereits in den Verwaltungen der Zölle und der Salzsteuer vertreten, aber Großbritannien hat den überwiegenden Einfluß in beiden. Die Gewährung der japanischen Forderungen würde eine Umkehrung des gegenwärtigen Verhältnisses bedeuten.
Eine antideutsche Liga in England.
London, 10. April. Vorgestern wurde eine antideutsche Liga gegründet, die sich aus allen Parteien zusammensetzt und das Ziel verfolgt, gegen deutsche Arbeit, deutsche Güter und deutschen Einfluß in Großbritannien zu arbeiten. Die Losung ist: Das britische Reich den Briten! — Es scheint also, als wenn sich in England in gewissem Umfang Stimmen geltend gemacht haben, die den Krieg gegen Deutschland nicht gut heißen.
Deutsches Privateigentum in England.
(W.T.B.) London, 10. April. Der öffentliche Kurator des feindlichen Eigentums in England und Wales gab gestern den 7. Bericht aus, aus dem hervorgeht, daß von dem Departement seit Beginn des
Deutscher Soldatengeist.
Der deutsche V-Bootkrieg.
Einen anschaulichen Einblick in die Tätigkeit unserer kühnen Unterseeboote gewährte eine Schilderung, die Kapi ränlcutnant Klaus Hansen, der Führer von „0 18", dem amerikanischen Berichterstatter Karl o. Wiegand gegeben bat und die dieser in der „Newyork World" veröffentlicht. Kapitänleutnant Hansen, der den britischen Dampfer „Dul- wich" zum Sinken gebracht hat, wird von dem Amerikaner „als ein glänzendes Beispiel jenes neuen Menschentypus, den der Unterwasserkrieg hervorgebracht hat", bezeichnet. „Wie andere dieser O-Boot-Offiziere, denen ich begegnet bin, hat er weiche, jeingemeißelte, zarte Züge, klare, feste Augen, eine schlanke, geschmeidige Figur und besitzt jene bewegliche Elastizität der stählernen Nerven, die stets bereit ist zum sofortigen Handeln, zu schnellen Entschlüssen und größter Keistesanspannung. Solche Männer machen einen unvergeßlichen Eindruck, wie wenn sie nur ein Teil des feinen und starken Mechanismus ihrer Unterseeboote wären, deren Augen und Gehirne sie wirklich sind. Kapitänleutnant Hansen setzte auseinander, daß jedes Unterseeboot eine bestimmte Strecke bekommt. Ueber die Empfindungen beim Untersee- lrieg erzählte Hansen: „Es geht einem stark auf die Nerven, und nicht jedermann kann es aushalten. Wenn wir in der Nähe des Feindes sind oder die Witterung es notwendig macht, tauchen wir unter. Erst werden alle Oefsnungen geschlossen! dann pumpen wir die Luft bis zu einem gewissen Druck aus. Ich beobachte das Barometer, um zu sehen, ob der Druck herunter geht oder nicht. Ist dann alles in Ordnung, dann tauchen wir nieder, und eine totenähnliche Stille herrscht in dem Boot; die elektrische Maschinerie ist geräuschlos, und das Wasser ist ein guter Tonleiter, sodaß wir häufig den Propeller eines Schiffes hören, das über uns vorbeifährt. Die heiße, mit dem Oelgeruch der Maschine gesättigte Luft ist nicht gerade angenehm. Neue Mannschaften überfällt oft eine überwältigende Schlafsucht, die nur mit der höchsten Willensanstrengung überwunden werden kann. Ich habe Leute gehabt, die die ersten drei Tage nichts aßen, weil sie die Zeit dafür lieber zum Schlafen benutzten. Die Angaben, daß es auf dem Unterseeboot keine Seekrankheit gibt, sind unrichtig. Wenn wir lange unten bleiben müssen und
die Lust sehr schlecht wird, dann erhalten alle Leute außer denen, die den Dienst tun, den Befehl, sich niederzuleoen »no absolut ruhig zu bleiben, da jede Bewegung die Lunge veranlaßt, mehr Sauerstost zu verbrauchen und wir mit dem Sauerstoff sparen müssen, so wie ein verdurstender Mann in der Wüste mit dem letzten Tropfen Wäger. Feuer gibt es nicht, da Feuer Sauerstoff verbrennt und die elektrische Kraft in den Akkumulatoren zu kostbar ist, um mit Kochen ver schwendet zu werden. So begnügen wir uns mit kalter Küche. Tag für Tag habe ich in solch engem Raum, wo man die Beine kaum ausstrecken kann, wo man stets mit Anspannung aller Nerven auf dem Posten sein muß, acht Stunden lang gesessen oder gestanden, meine Augen an das Periskop geheftet und in das leuchtende Glas starrend, bis mir Augen und Kopf weh taten. Wenn die Zeit der Ablösung da ist, dann suche ich einen guten Schlaf unter Wasser, während das Boot oft wie eine Wiege sanft hin und her schaukelt. Bevor wir aufsteigen, befehle ich stets die größte Ruhe für einige Minuten, um festzustellen, ob man eine Dampfschraube in der Nähe hört."
Als den schlimmsten Feind der Unterseeboote bezeichnet«: der Kapitän das Wasser, denn es ist immer die Gefahr des Leckwervens . Er erklärte, daß die Schnelligkeit der neuesten deutschen Unterseeboote so viel größer ist als die von „0 16", daß für einen Dampfer von durchschnittlicher Geschwindigkeit jeder Fluchtversuch nutzlos sein wird. Mit Bezug auf die geheime Sammelstclie, die die deutschen Unterseeboote an der Küste Englands haben sollen, meinte er lachend: „Lassen Sie die Engländer nur immer suchen! Je mehr ihre Zerstörer nach diesem geheimen Rendezvous jagen, desto weniger brauchen wir uns um sie zu kümmern." Von den Gerüchten, daß die Engländer Offiziere und Mannschaften der O-Boote nicht als Kriegsgefangene behandeln wollen, sagte Hansen: „Ich kann es nicht glaube». Sie wissen, daß wir nur Befehlen gehorchen. Uebrigens würde cs auch nichts ändern. Selbst wenn sie die hängen, die sie gefangen nehmen, werden wir unsere Pflicht tun."
Ein Borbild für die Jungen. ,
Den Jungen ein Vorbild ist der 47 Jahre alte Sergeant § Philipp Suglhör, Waldarbeiter aus Unterau bei Kochel im, bayerischen Gebirge. Als der Krieg ausbrach, meldete er sich, >
Krieges Eigentum im Werte von insges. 85 306 813 Pfund Sterling, das Untertanen von englandfeindlichen Ländern gehört, in Verwaltung genommen wurde. Davon wurden 675 000 Pfund Sterling auf Zinsen angelegt. Die Auslagen des Amtes werden aus den Einnahmen bestritten.
Die Neutralen und der Krieg.
Die amerikanischen Kriegslieferungen.
(W.T.B.) Newyork. 10. April. Nach der „New- Pork Times" hat der Munitionsfabrikant Lehmann in Newyork erklärt, datz ihm. als er Liverpool verließ, Lieferungen von Granaten im Werte von 7VV Millionen angeboten wurden. Der Auftrag sei unausführbar gewesen, da die Fabriken nicht mehr produzieren könnten. Lehmann fügte hinzu, datz der Krieg gegen Herbst hin wegen Mangels an Munition enden müsse.
(W.T.B.) Newyork. 10. April. „Newyork Tribüne" meldet aus Omaha: 1V Eisenbahnzüge mit Gewehrgeschossen find nach London für die englische Armee abgesandt worden. Zeder Zug bestand aus 2V Wagen und führte 300 Tonnen Blei.
(W.T.B.) Berlin. 10. April. Die „Voss. Zeitg." sagt zu der Hetzmeldung der „Daily Chronicle" aus Newyork, datz Deutschland als Vergeltung gegen die Munitionszufuhr amerikanische Waren boykottiere. Wenn eine Einschränkung des Geschäftsverkehrs mit Amerika erfolgt sei, so habe die englische Unterbindung der Einfuhr in Deutschland daran die Schuld.
-- Während auf der einen Seite Präsident Wilson und mit ihm ein grotzer Teil der amerikanischen Presse rührselige Töne anschlagen über den fürchterlichen Krieg, der doch bald enden möge, sieht man andererseits drüben ganz ruhig zu, wie die amerikanische Kriegsindustrie für Millionen und Abermillionen Munition und Waffen an unsere Feinde liefert, und diesen damit die Möglichkeit Hiebt. den Krieg weiter zu führen. Der bekannte amerikanische Journalich Wiegand hatte beim Papst eine Audienz, in welcher dieser trotz der begreiflichen Vornehmheit in der Beurteilung des amerikanischen Volkes den Herren Pankees, die genau so. wie ihre Vettern auf der europäischen Insel über Leichen schreiten, wenn sie nur einen Vorteil davon haben, zu verstehen gab, datz sie schließlich auch mit Schuld tragen an der Dauer dieses Krieges. Der Papst sagte zu dem Berichteer- statter: Senden Sie dem amerikanischen Volke, der amerikanischen Presse meinen Grutz, meinen Segen? Uebermitteln Sie diesem edlen Volke den einzigen Wunsch: Arbeitet unablässig, uneigennützig Ml. den Frieden, auf datz dem entsetzlichen Vuitvergietzen mit allen seinen Schrecknissen möglichst bald ein Ende bereitet werde! Damit werdet Ihr Gott, der Menschheit und der ganzen Welt einen großen Dienst erweisen. Das Gedächtnis dieser Eurer Tat würde unvergänglich sein. Wenn Euer Land alles vermeidet, ' was den Krieg verlängern kann, in dem das Blut
obwohl selbst der Landsturmpflicht entwachsen, ungesäumt zu seinem ehemaligen Regiment. Zwar hatte er einen 18jäh- rigen Sohn, der ebenfalls sofort zur Fahne eilte. Aber damit, meinte Euglhör, habe die Familie Guglhör ihre Schuldigkeit dem Vaterland gegenüber noch nicht getan. „Der Junge versteht noch nichts, der muß erst etwas lernen: bis er ansgelernt hat, ist der Krieg schon vorbei, und die Eugl- hörs müssen sich dann dahin anschauen lassen, daß sie nicht mitgetan haben," meinte er. Für seine Frau legte er einen Zettel auf den Tisch, darauf stand ein schöner Gruß und er sei zu seinem Regiment eingcrückt, und wenn der Krieg aus sei, dann werde er schon wieder heimkommen. Erstaunt sah der junge Leutnant, der vertretungsweise die Kompagnie führte, den Mann im wallenden Bart an, als dieser sich bei ihm meldete und erklärte, ins Feld mit zu wollen: „Sie können ja mein Vater sein, für Sie ist der Felddienst nichts mehr, das müssen wir Jungen schon allein schassen." Euglhör ging aber doch mit. Er hat die hartnäckigen Kämpfe in den Vogesen mitgemacht, die einen Monat hindurch fast jeden Tag ein blutiges Waldgefecht brachten. Gar mancher von den Jungen drohte unter den übermenschlichen Anstrengungen und den harten Entbehrungen zusammenzubrechen. Aber „Vater Guglhör", wie er bald in der Kompagnie genannt wurde, war immer frisch und obenauf. Und wenn man ganz entkräftet vom Mangel an Schlaf und vom Hunger aufs äußerste abgespannt infolge des stundenlang währenden feindlichen Granatfeuers den Vater Guglhör fragte, wie es ihm gehe, dann antwortete er mit leuchtenden Augen stets: „Ausgezeichnet". Dann reckten sich die Jungen und redeten sich ein, daß all das noch gar nichts sei, daß sie noch höheren Anforderungen gewachsen seien, und daß keiner zusammenbrechen dürfe, solange Vater Euglhör noch obenauf bleibe: denn wir dürfen uns doch nicht von dem „Alten" beschämen lasten! Und wem im Gefecht das Zischen der Jnfanterie- geschoste und das Heulen der Granaten die Ruhe zu nehmen drohte, der brauchte nur zu sehen, mit welcher Selbstverständlichkeit der Alte aus der Jachenau sein Gewehr abschoß und wieder lud und dazwischen hinein seine Pfeife neu stopfte: dann konnte er seine Nerven leichter meistern. Und hieß es: „Fällt das Gewehr! Marsch! Marsch! Hurrah!", dann stürmte der wilde Jäger so schnell wie die Jungen als einer der ersten auf den feindlichen Schützengraben los, gewiß ein Schreckbild für den Gegner. Nur Hurrah! rufen wollte er nicht gern, da wäre ihm ja seine Pfeife aus dem Munde gefallen.