uns gemeldet wird, reine Veranlassung gefunden, seine bisherige Stellungnahme im europäischen Konflikt gegenwärtig einer Revision zu unterziehen.
Spannung zwischen Bulgarien und Serbien.
Mailand, 7. April. „Jtatta" bringt ALarmmel- dnngen aus Sofia. In Telegrammen aus Sofia, die die ' bulgarische Zensur passiert haben, wird dem Blatte die Lage zwischen Bulgarien und Serbien als änderst kritisch bezeichnet. Die bulgarische Regierung hat darnach am 2. April von Serbien eine endgültige Erklärung darüber gefordert, daß Serbien keine ferneren Gewalttaten gegen die Bulgaren in Neuserbien mehr zulassen werde. Die Erklärung der serbischen Regierung sei bis zum 12. April erbeten. An letzterem Tage findet in Sofia unter Vorsitz des Königs ein Ministerrat statt.
Die portugiesischen Wirren.
Genf, 7. April. Der „Pariser Herald" meldet über Madrid: Der portugiesische Kriegsminister General Castro ist in Oporto eingetrosfen, um sich an die Spitze der Garnison Oporto zu stellen, die gegen die in Braga und Chaves zusammengezogenen Anhänger der Monarchie aufgeboten worden ist. Es verlautet, daß in Santanger am 26. März auf einem neutralen Dampfer wieder Exkönig Manuel mit seinen Getreuen eingetroffen ist. Die abermalige Suspendierung der Berfassungsgarantien für Portugal erfolgte auf Antrag des Generals Castro im Ministerrat. Der Beschlich wurde einstimmig gefaßt.
Die holländischen Sozialdemokraten.
Berlin, 7. März. Der „Vorwärts" meldet: Aufdem Parteitag der holländischen Sozialdemokraten in Arnheim am 6. April wurde mit 658 gegen 231 Stimmen eine Resolution auf strikteste Wahrung der Neutralität, die im Interesse der holländischen Arbeiterschaft und der ganzen Nation liege, angenommen.
Rußland und Persien.
Kopenhagen, 7. April. Die „Nowoje Wremja" meldet zensiert: 2000 Mann russische Truppen haben die persische Provinz Enseli besetzt und die Polizei« »errvaltung übernommen. Der Protest der Teheraner Regierung wurde mit der Erklärung ablehnend erwidert, daß die russischen Truppen die Freiheit des internationalen Handels in Persien schützen, aber keinerlei politische Mission haben. Weitere 1000 Mann russische Truppen sind nach Enseli unterwegs.
Die chinesisch-japanischen Verhandlungen.
Londou, 7. April. Der Korrespondent des Daily Telegraph in Peking meldet: Der gefährlichste Punkt der Verhandlungen zwischen Japan und China ist, wie man annimmt, glücklich überwunden. Als Beweis für die günstige Gestaltung der Dinge führt der Korrespondent die Tatsache an, daß ein japanischer Transportdampfer, der für Taku bestimmt war, die territorialen Gewässer gar nicht verließ und die Truppen wieder ausgeschifft wurden.
Vermischte Nachrichten.
Eine kleine Prinzessin im Kronprinzenhause.
(W.T.B.) Berlin. 7. April. (Amtlich.) Die Kronprinzessin ist heute nachmittag 4 Uhr von einer gesunden Prinzessin glücklich entbunden worden. Ihre kaiserliche Hoheit und die Prinzessin befinden sich wohl.
(W.T.B.) Berlin, 7. April. Der Kronprinz läßt wegen überaus großer Belastung der Feldpost und des Feldtelegvaphen bitten, etwa beabsichtigte Glückwünsche an seine Person unterlassen zu wollen. Graf von Bismarck-Bohlen, Hofmarschall.
Siegeszuversicht des Kaisers.
Der Vertreter der Newyorker „World" bat Generaldirektor Ballin. ihm von Kaiser Wilhelm einige Worte für sein Blatt zu erbitten. Der Newyorker ..World" veröffentlicht nun die folgenden kaiserlichen Worte: „Ich habe diesen furchtbaren Krieg nicht gewollt. Mein größter Wunsch war immer, mein Leben beenden zu dürfen, ohne einen Krieg Deutschlands durchzumachen. Ich habe das auch in jeder meiner Handlungen während meiner 26jährigen Regie- rungszeit deutlich genug zutage treten lassen. Ich habe bewiesen, daß ich weder diesen noch einen anderen Krieg heraufbeschwören wollte. Ich weiß, daß dieser Krieg nicht durch Deutschland heraufbeschworen wurde, sondern durch die anderen Nationen, die gegen uns kämpfen. Aber jetzt, da wir im Kriege sind, ist es meine Pflicht, ihn durchzuführen, und ich bin überzeugt davon, daß der Krieg mit Deutschlands Sieg enden wird! er wird gut enden für Deutschland. Ich stehe im Feld mit meinen braven Soldaten. Der Sieg wird unser sein."
Aus dem Elsaß.
Straßburg, 6. April. (W.T.B.) Die „Straßb. Post" meldet: Gegpn die beiden Mülhauser Rechtsanwälte Dr. Josef Rieber, geb. 1875 zu Sulz (Ober- Elsaß), und Johann Alfred Eisenzimmer, geb. 1877 zu Dörnach, hat das Kais. Kommandanturgericht in Mülhausen wegen Fahnenflucht einen Steckbrief erlaßen. Ebenfalls wegen Fahnenflucht steckbrieflich verfolgt werden die Bauunternehmer Artur Roos und August Roos aus Mülhausen. Wegen Kriegsverrats hat das Kais. Kommandanturgericht in Mülhausen gegen den am 21. Mai 1844 geborenen Bürgermeister Eugen Silbermann von Nieder-Sulzbach (Kreis Thann) einen Steckbrief erlassen. — Die „Straßb. isK>ft" meldet ferner: Der Kreisdirektor von Gebweiler macht öffentlich bekannt, daß das Tragen der noch in den letzten Jahren zahlreichen Elsaß-Lothringern verliehenen französischen Kriegsmedaille 1870—71 oder des Bandes derselben nicht gestattet ist. Personen, die diese Auszeichnung tragen, setzen sich der Gefahr aus, wegen Bekundung deutschfeindlicher Gesinnung festgenommen und bestraft zu werden.
Gute Crnteaussichten in Oesterreich-Ungarn.
(W.T.B.) Wien. 7. April. Den Blättern zufolge lauten die Nachrichten über den Saatenstand günstig. Es kann gesagt werden, daß die Saaten ohne nennenswerten Schaden überwintert haben und die Frühjahrsarbeiten, falls das gute Weiter anhält, bald beendet sein werden. Infolge der Tätigkeit der Behörden ist anzunehmen, daß die Anbaufläche voll ausgenlltzt wird. Im Laufe der Osterfeiertage aus dem ganzen Lande in Budapest eingetroffene Berichte bezeichnen die Ernteaussichten in Ungarn als ganz ausgezeichnet. Falls die günstige Witterung anhält, sind die Aussichten auf eine Rekordernte vorhanden.
Frauenarbeit in England.
(W.T.B.) London, 6. April. Am Samstag hatten sich in die Listen 30VV0 Frauen eingeschrieben, die bereit sind, während des Krieges Arbeit zu übernehmen. — Der Verein der Laden- und Handlungsgehilfen, der 25 000 Mitglieder zählt, von denen 8000 in das Heer eingetreten sind. hat in einer am Sonntag in Manchester abgehaltenen Versammlung dagegen protestiert, daß die Arbeitgeber sie durch billige Frauenarbeit ersetzen.
Aus Stadt und Land.
Calw, den 8. April 1915.
Das eiserne Kreuz 1. Klaffe.
De« Offizier-Stellvertreter Paul Schiieider aus Stammheim, Sohn des Küfermeifters Melchior Schneider, ist das Eiserne Kreuz erster Klaffe für ganz hervorragende Tapferkeit und ausgezeichnete Leist» ungen verliehen worden. Leider erhielt Schneider am 24. 3. einen Brustschutz leichterer Art und mutzte einem Feldlazarett überwiesen werden. — Mn kräftiges Hurra diesem Braven!
Verlustliste des Oberamtsbezirks Calw.
(Amtlich« wiirltembergische Verlustliste Nr. 155.)
Grenadier-Regiment Nr. 123, Alm.
Gren. Hugo Schnitzler, Holzbronn, verw.
(Aus der preußischen Verlustliste Nr. 177.)
Reserve-Iufonterie-Regiment Nr. 280.
Utffz. Friedrich Braun, Oberhaugstett, leicht verw.
Kriegsgemäßer Küchenzettel.
Hafer-Flammeri. 75 Gr. Hafermehl, 40 Gr. Zucker, 2 Eier, Lt. Milch, Päckchen Vanillin, 10 Gr. Gelatine. Hafermehl und Milch rührt man zusammen und kocht es zu einem steifen Brei, dem man noch 2 Eigelb, Zucker und Vanillin beifügt. Inzwischen löst man die Galatine in wenig heißem Wasser aus, gießt sie an die Masse und rührt tüchtig durch. Nun schlägt man das Eiweiß zu Schnee, zieht diesen unter die Masse, füllt sie in eine mit Wasser ausgespülte Form und setzt dieselbe kalt. Man gibt Compot oder Fruchtbeiguß dazu.
Maizena oder Polenta-Flammeri. 100 Gr. Weizenmehl, 80 Gr. Zucker, 1 Ltr. Milch, 3 Eier, 1 Päckchen Vanillin. Mit N Ltr. Milch rührt man Maizena und Zucker glatt, quirlt die Eigelb dazwischen und gießt alles in die siedende Milch, 10 Minuten kochen lassen und beiseite stellen. Nun schlägt man die Eiweiß zu Schnee, zieht diesen unter die Masse und füllt sie in eine ausgespülte Form. Der Flammeri wird gestürzt und mit Fruchtbeiguß zu Tisch gegeben.
Kinderliederkonzerl.
" Wenn auch der Krieg unser Denken und Fühlen fast völlig in Anspruch nimmt, so sollte doch wenigstens das Gemüt unserer Kleinen unter den ernsten Ereignissen dieser schweren Zeit nicht allzu sehr leiden. Von diesen Erwägungen ist auch Frl. Helene Kausler -Reutlingen bei der Veranstaltung ihres Konzerts, das sie gestern im „Badischen Hof" gab, ausgegangen. Man hätte nur wünschen mögen, daß
noch viel mehr strahlende Kindergesichter diesem Konzert hätten beiwohnen können, als das gestern der Fall war. Wenn aber die Lieder auch nur für die Kleinen berechnet waren, so hatten die „Großen" sicherlich dieselbe Freude an diesen köstlichen Blüten der Kindermuse, denn in den Darbietungen liegt eine Vollendung im Ton, Ausdruck und musikalischer Begleitung, die nicht übertroffen werden kann. Die warme reine Stimme, ein Minenspiel von jener kindlich-naiven Art, in der man mit den Kleinen umgeht, die lebendige Gestaltungskraft, die jedem einzelnen Lied den Charakter eines Kabinettbildes verleiht, dazu eine stimmunggebende Begleitung am Flügel, das alles wirkt zusammen, um dem Ganzen das Gepräge höchsten künstlerischen Gehalts zu geben. Alle Saiten des reichen Kindergemütes versteht die Künstlerin mit derselben Meisterschaft anzuschkagen, ob sie uns nun ins Reich des Märchens oder der Kinderphantasie führte, ob sie die kleinen oder großen Begebenheiten, womit das Leben der Kleinen ausge- süllt ist. berührte, oder gar an das Widerfpiel des Krieges im Herzen unserer deutschen Jungens anklang, das von des Lebens Rauhreif unberührte Kinderherz offenbarte sich überall, es jubelte, staunte und ergötzte sich am Spiel, und wir Alten fühlten und lebten mit den Kleinen — für eine glückliche selige Stunde.
Fürsorge für tuberkulöse Heeresangehörige.
Einen Beweis der umfassenden Fürsorge, die von der Heeresverwaltung für alle im Krieg erkrankten tuberkulösen und tuberkuloseverdächtigen Heeresan- gehörigen ausgeübt wird, liefert ein netterer Erlaß des Kriegsministeriums, wonach allen während des Krieges an Lungentuberkulose oder einem tuber- kuloseverdächtigen Lungenleiden erkrankten Soldaten ein Heilverfahren in einer Lungenheilstätte oder einer entsprechenden Sonderabteilung eines Krankenhauses u.s.w., und zwar unverzüglich nach Feststellung in unmittelbarem Anschluß an die Erkrankung gewährt wird, ohne auf die Mitwirkung der Versicherungsanstalten oder Krankenkassen u.s.w. Anspruch zu machen. Aber auch nach Abschluß dieses Heilverfahrens sollen die Kranken weitere Fürsorge ihrem Zustande entsprechend genießen. Zu diesem Zwecke ist mit ihrem Einverständnis eine Ueberweisung an die bürgerlichen Verwaltungsbehörden oder freiwilligen Fürsprgeorganisationen vorgesehen. Um das rechtzeitige Erkennen der Lungentuberkulose bei erkrankten oder verwundeten Mannschaften in den Lazaretten und ihre schleunige Ueberfiihrung in die Lungenheilstätten zu fördern, haben die fachärztlichen Beiräte für innere Medizin Anweisung erhalten, besonders auf etwa vorhandene tuberkulöse Lungenkrankheiten zu fahnden. Auch ist den Sanitätsämtern anheimgestellt worden, dort, wo die Zahl der fachärztlichen Beiräte für innere Mission nicht ausreicht, solche aus dem Kreise der auf dem Gebiete der Tuberkulose besonders erfahrenen Aerzte heranzuziehen. Die Belegung der Lungenheilstätten mit nichttuberkulösen Verwundeten oder Kranken wird in dem Erlaß nochmals ausdrücklich als unstatthaft erklärt.
Lehrstellen für Dienstmädchen.
ep. Die Not der Zeit hat das Bedürfnis nach gründlicher hauswirtschaftlicher Ausbildung in weiten Kreisen wieder in den Vordergrund gerückt. Man wird darum einen Plan, den der Verein der Freundinnen junger Mädchen zur Ausführung bringen will, vielfach willkommen heißen. Es ist dies die Einführung von Lehrstellen für Dienstmädchen oder Diensttöchter, die nicht nur den jungen Mädchen, welche sich dem Dienstbotenberuf zuwenden, eine gründliche Ausbildung verschaffen, sondern auch solche, die später einen anderen Beruf ergreifen, zu der für jede Frau so wichtigen häuslichen Vorbildung veranlagen soll. Diese Einrichtung, die in anderen Städten, z. B. Mannheim und Basel, sich schon seit Jahren bewährt hat, dürfte in Württemberg, dem gerühmten Land der Hausfrauen, nicht unmöglich sein. Allerdings baut der Verein beim Herantreten an diese soziale Aufgabe auf sehr viel guten Willen der Hausfrauen, wohl wissend, welche große Mühe das Einlernen eines solchen jungen Mädchens macht. Doch hat sich in dieser ernsten Zeit so viel sozialer Sinn, so viel Opferwilligkeit gezeigt, daß man der festen Zuversicht sein darf, für eine so besonders wichtige Sache wie die gründliche Schulung der Heranwachsenden Mädchen nicht umsonst zu bitten, umsomehr als die Hausfrauen bei der Schwierigkeit der Dienstbotenfrage auch ein eigenes Interesse an guter Vorbildung der Dienstmädchen haben. Wenn es gelingt, das allgemeine Interesse für diese Sache zu gewinnen, so ist nicht nur für einen großen Uebelstand ein neuer Weg zur Abhilfe gefunden: man ist damit auch dem schon lange erstrebten „weiblichen Dienstjahr" einen Schritt näher gekommen. Der Verein der Freundinnen junger Mädchen richtet daher an die Hausfrauen, die in der Lage sind, sich an der Erfüllung dieser Aufgabe zu beteiligen, die Bitte, sich mit der Geschäftsstelle des Vereins, Stuttgart, Moserstraße 12, ins Benehmen zu setzen.
Warnung an die Landwirte.
Manche Landwirte lieben es, das Saatgut für die Frühjahrsbestellung vom Händler auf Kredit zu entnehmen und dafür die Verpflichtung einzugehen, die künftige Ernte dem Händler zu einem jetzt schon festgesetzten Preis ganz oder