mil dem Dreiverband nicht verderben. Wer es kom­men auch noch für Amerika Zeiten, wo es unsanft daran erinnert werden dürfte, das; es nicht nur Geld­interessen auf der Welt gibt. Soeben erhalten wir den Wortlaut der amerikanischen Note. Sie be­stätigt unsere Vermutungen; nur fehlen natürlich die gegen Deutschland gerichteten Ausfälle, die Reu­ter von sich aus einfachen ließ.)

Vermischte Nachrichten.

Wieder ein Kapitel über Englands Schuld am Kriege.

Berlin, 5. April. (W.T.B. Nichtamtlich.) Die Nordd. Allg. Zeitung" schreibt: Lord Haldane machte nach hier vorliegenden telegraphischen Meldungen zu dem Vertreter eines amerikanischen Blattes über den Inhalt seiner im Winter 1912 in Berlin geführten Verhandlungen Aeugerungen, die nicht unwider­sprochen bleiben können. Haldane behauptet, er habe damals dem Reichskanzler in nicht missverstehender Weise zu verstehen gegeben, daß England nicht neu­tral bleibe, falls Deutschland die belgische Neutrali­tät verletze. Wie wir festgestellt haben, bildete in den Unterredungen Haldanes mit dem Reichskanzler die Eventualität einer Verletzung der belgischen Neu­tralität durch Deutschland überhaupt nicht den Gegen­stand der Unterhaltung. Haldane war nach Berlin gekommen, um die Grundlagen für eine Annäherung zwischen Deutschland und England zu erörtern. Der Zweck der während seines hiesigen Aufenthaltes ge­pflogenen Verhandlungen war, den Zustand der Spannung zwischen den beiden Ländern zu beseitige», der besonders während der Marokkokrise 1911 gele­gentlich bedrohliche Formen angenommen hatte. Der Reichskanzler gab damals gegenüber Haldane die bündigste Versicherung ab. daß Deutschland gegen Frankreich niemals einen Angriffskrieg führen, son­dern das Schwert nur dann ziehen rverde, wenn es dazu herausgefordert werden sollte. Käme eine feste und loyale Verständigung zwischen Deutschland und England zustande, dann werde damit die Gefahr eines europäischen Krieges nach menschlicher Voraus­setzung überhaupt beseitigt; denn dann werde Frank­reich seinerseits nicht wagen, Deutschland zum Kriege zu provozieren, und es würden auch etwaige sonstige europäische Kriegsgefahren durch das Gewicht einer englisch-deutschen Einigung im Keinie erstickt werden. England schloß sich, wie bekannt diesen Erwägungen nicht an.

Gegenüber Haldanes Erklärung, England muße den Krieg erklären, damit Deutschland nicht die Eng- laiid zunächst liegenden Staaten absorbiere, möchten wir Haldane daran erinnern, daß die deutsche Regie­rung vor Beginn des Krieges der englischen die be­stimmte Erklärung abgab, daß sie die territoriale In­tegrität Frankreichs bezw. Belgiens nicht antasten wolle, falls England neutral bliebe. Es lag die an­gebliche Gefahr einer Absorbierung der England zu­nächst gelegenen Länder durch Deutschland also nicht vor, und sie gab hiernach ebensowenig wie der deutsche Einmarsch in Belgien einen wirklichen Anlaß dazu, daß England an Deutschland den Krieg erklärte.

Die Behandlung der Engländer in Deutschland.

London, 6. April. Das Auswärtige Amt gibt bekannt, daß in den letzten Wochen große Verbesser­ungen in dem englischen Gefangenenlager zu Ruh- leben eingetreten seien. Der größte Nachteil sei der, daß die Brotrationen vermindert worden seien, aber da jetzt die gesamte Küchenarbeit in den Händen von Engländern liege, sei die Zuteilung von Fleisch und anderen Nahrungsmitteln bei weitem besser als früher. Alle Personen, die unfähig seien, ihren Un­terhalt selbst zu bezahlen das seien über 2000 hätten in der letzten Zeit 4 Mark pro Woche vom bri­tischen Hilfsfonds erhalten. Diese Unterstützung sei nun um eine Mark erhöht worden. Es seien Vorbe­reitungen getroffen worden, um. ein Sanatorium bei Berlin zu errichten, in das Personen, die gegenwärtig in Ruhleben untergebracht sind und die einer ärzt­lichen Behandlung bedürfen, geschickt werden können. Es sei zu hoffen, daß es möglich sein werde, etwa 60 oder 70 Personen dorthin zu bringen, die dort unter- weit besseren Bedingungen als in Ruhleben verpflegt werden würden. Auch seien die sanitären Verhält­nisse bei weitem besser geworden, und ein größerer Raum sei zu Uebungs- und Erholungszwecken einge­räumt worden.

Fliegertod.

Freiburg. 6. April. Am ersten Feiertag stürzte auf dem hiesigen Exerzierplatz ein Flugzeug infolge eines Luftwirbels ab. Beide Insassen blieben tot.

Feindliche Flieger über Müllheim.

Müllheim i. B., 6. April. Feindliche Flieger warfen am Ostermontag drei Bomben außerhalb

des Weichbildes der Stadt ab. Drei auf einem Spaziergang befindliche Dame«, Geschwister im Alter von 5V bis KO Jahren, wurden getötet.

Opfersinn deutscher Auslandsschulen.

(W.T.B.) Berlin, 6. April. Einen erneuten Be­weis für den Opfersinn der Deutschen im Ausland haben die Vorstände der deutschen Schulen in Cara­cas (Venezuela) und in Nueva Helvetia (Uruguay) geliefert, indem sie beschlossen haben, in diesem Jahre auf die Beantragung einer Reichsunterstiitzung zu verzichten. Wenn man berücksichtigt, daß die deut­schen Schulen im Ausland in ihren wirtschaftlichen Verhältnissen durch den Krieg meist recht empfindlich beeinträchtigt werden und die Reichsunterstützungen einen nicht unwesentlichen Teil ihrer Einnahmen bil­den, so wird der Beschluß der beiden genannten Schulen umso höher einzuschätzen sein.

Aus Stadt und Land.

Talw, den 7. April 1915 Kriegsauszeichnung.

Walzmeister Kübler bei der K. Straßenbau- inspektion Calw, derzeit Offiziersstellvertreter bei der Festungspionierkompagnie in Namur, hat die silberne Verdienstmedaille erhalten.

Verlustliste des Oberamtsbezirks Calw.

(Amtlich« wLrttemdtktzlsHe Beclaluisie Ni. 152 und 154.)

Grenadier-Regiment Nr. 119, Stuttgart.

Gren. Johannes Burkhardt, Altbulach, verwundet. Gren. Paul Ernst, Stammheim, verwundet.

Berichtigung.

Grenadier-Regiment Nr. 119, Stuttgart.

Zu Verlustliste Nr. 63: Gren. Paul Sautter, DachteI, bisher vermißt, gefallen.

Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 120.

Ldwm. Michael Theurer, Alzenberg, gefallen.

Laudwehr-Infauterie-Regimeut Nr. 121.

Lwm. Christian Bauser, Wildberg, schwer verw.

Kriegsgemäßer Küchenzettel.

Haferwürstchen. Man kocht Hafergrütze oder Hafermehl zu einem steifen Brei (auf 2 Liter Wasser etwa 1 Pfund) und läßt denselben erkalten. Alsdann gibt man feingeschnit­tene Zwiebel daran, sowie einige verrührte Eidotter, Salz und ein Stückchen Butter, verarbeitet die Masse gehörig und legt sie auf ein mit Mehl bestreutes Backbrett. Auf diesem formt man längliche Rollen und dieseWürstchen" werden in Fett gebacken.

Bunter Salat. Zarie rote Rüben werden weichgekocht, von der Schale befreit und in kleine Würfel geschnitten. Ebenso werden einige gute Aepfel, saure Gurken, am Tage vorher gekochte Kartoffeln, etwas Sellerie und 2 hartgekochte Eier gewürfelt. Diese Teile vermengt man mit Oel, Essig oder Zitronensaft, Salz, etwas Zucker und einer feingeriebenen Zwiebel.

5. Klaffenlotterie.

Die Erneuerungsfrist für die Lose zur 4. Klasse 5. Lotterie endigt am Freitag, den 9. April d. I., während die Zieh. >ung dieser Klasse am Dienstag und Mittwoch den 13. und ! 14. April d. I. stattstndet. Um Härten gegenüber solchen , Spielern zu vermeiden, die zwar den Einsatz für mindestens ^ eine der ausgespielten Klassen bezahlt, die weiteren Erneuer- i ungen aber nicht planmäßig vorgenommen haben, ist zuge- ! standen worden, daß ihnen ihre Losnummern bis längstens ! Donnerstag, den 6. Mai d. I, den Tag vor Beginn der ' Ziehung 5. Klasse (der Hauptklasse) aufbewahrt werden und daß die Spieler, wenn sie vis dahin die Erneuerung vor- ! nehmen, neben dem Ernenerungsbeirag für di« betreffende zur Ausspielung kommende Klasse nur die Einsätze für die von ihnen übersprungenen Klassen nachzuzahlen haben und nicht, wie der Lotterieplan bestimmt, die Einsätze für sämt­liche vorangegangene ausgespielten Klaffen.

Zur Metallsammlung in Württemberg.

Vom Roten Kreuz wird uns geschrieben: Zwecks Vermeidung von Mißverständnissen weist das Rote Kreuz darauf hin, daß die von ihm auf Anregung des Kgl. Württ. Kriegsministeriums eingeleitete Metallsammlung im ganzen Königreich durchgeführt werden wird. Die kürzlich in der Presse erschienene Bekanntmachung des Kgl. Preußischen Kriegsmini­steriums, die lediglich von einer in ganz Deutschland einheitlich durchzufllhrenden Metallsammlung ab­rät, berührt die Württemberg betreffende Samm­lung, die vor allen Dingen bezwecken soll. Barmittel für die verwundeten Truppen u. die Hinterbliebenen der Gefallenen zu erzielen, in keiner Weise. Die Sammlung wird, wie bereits bekannt gegeben, in dem Zeitraum vom 12. bis 17. April durch Schüler, die Ausweise vom Roten Kreuz haben, ausgeführt werden. Das K. Kriegsministerium hat am 3. April in der Presse einen Hinweis veröffentlicht, der auf schon jetzt von verschiedenen Seiten in den Woh­nungen vorgenommene Einsammlung von Metallen Bezug nimmt und betont, daß nur die Abgabe der Gegenstände an die vom K. Kriegsministerium und Roten Kreuz veranstaltete Sammlung Gewähr da­für bietet, daß der Erlös auch wirklich dem gewünsch­ten Zweck zufließt.

Eine neue Sonder-Berluftliste von gefallenen Angehörigen des deutschen Heeres, über die zuver­lässige Personalangaben fehlen, ist erschienen. Sie ist auf-unserer Expedition etnzusehen.

" Die Gewerbeschule hatte von Ostersamstag bis Ostermontag im Zeichensaale des Mädchenschulgeüäu- des zu einer Ausstellung von Schülerarbeiten einge­laden, die im letzten Kriegssemester hergestellt worden waren. Die Arbeiten umfaßten so ziemlich alle Ge­werbe und Handelsgeschäfte und zeigten die Richt­linien unserer gewerblichen Fortbildungsschulen, die darauf ausgehen, neben der Weiterbildung der schul­entlassenen Jugend in Bezug auf Schullehrstoff den jungen Lehrlingen auch eine wertvolle Grundlage für ihre berufliche Entwicklung zu bieten. Sowohl die Arbeiten, die den Schülern die Anfangsgründe der praktischen Betätigung im Berufsleben beibringen sollen, als auch die selbständig projektierten Ausfüh­rungen verrieten durchweg ernstes Bemühen, das den jungen Leuten in ihrem Berufe zugute kommen wird. Diese planmäßige Fortbildung unseres jungen Handwerker- und Kaufmannsnachwuchses ist es, die den deutschen Gewerbe- und Handelsstand so lebens- und konkurrenzfähig macht, und die die deutsche Ar­beit in der Welt so geschätzt aber auch so gefürchtet werden ließ.

Das Arbeitsergebnis stellt aber auch dem Schul­vorstand, Gewerbelehrer Aldinger das beste Zeugnis aus, wenn er sich in dankenswertem Eifer den verschiedenen beruflichen Ansprüchen seiner Schü­ler widmet und sie durch geeignete Aufgaben zu selbst­ständiger Tätigkeit anregt, die wirkliche Liebe zum Berufe wecken und vertiefen muß.

Methodistengemeinde. Nächsten Sonntag vor­mittag '/-IO Uhr findet in der Kapelle die PrSfungs- und Einsegnungsfeier folgender Konfirmanden statt: Georg Bühler, Karl Blaich, Gottfried Barth, Fritz Stahl, Karl Rentier, Maria Rücker, Elisabeth Rücker, Elisabeth Thym, Frida Binder, Katharina Kraft, Christine Rittmann, Anna Modest. Am Abend um 8 Uhr wird als Nachfeier ein geistlicher Lieder­abend stattsinden, bei dem Frl. Emmy Spindler aus Heilbronn, die allen Teilnehmern andem patriotischen Liederabend im letzten Herbst noch in guter Er­innerung ist, durch Solovorträge Mitwirken wird.

EifenbahnuufLlle. Nach der im Retchs-Eisen- bahnamt ausgestellten Nachweisung der Unfälle beim Eisenbahnbetrieb auf deutschen Eisenbahnen (aus­schließlich Bayerns) im Monat Dezember 1914 nehmen unter 32Tisenbah«oerwaltungeN die württem- bergischen Staatseffenbahneu die 24. Stelle ein; 23 Verwaltungen halten verhältnismäßig mehr und 8 Verwaltungen weniger Unfälle.

Höfingen OA. Leonberg, 6. April. Ein 17 Jahre alter Bursche von hier, der gegen einen um ein Jahr älteren Kameraden schon längere Zeit Haß hatte, paßte diesem auf und versetzte ihm mit einem Stilettmesser einen lebensgefährlichen Stich in den Unterleib. Der Gestochene wurde ins Katharinen- Hospital nach Stuttgart gebracht, der Täter ins Amtsgerichtsgefängnis nach Leonberg eingeliefert.

(SCB.) Stuttgart, 6. April. Im Atter von erst 52 Jahren ist Ministerialdirektor Reinhold von Geßler gn den Folgen einer Gesichtsrose unerwartet rasch gestorben. Al« Sohn des früheren Staalsministers des Kirchen- nnd Schul­wesens zu Tübingen geboren, kam er, nachdem er mehrere Jahre im Iustizdienst verwendet war, im Jahre 1892 als Mtnisterialsekrrtär in das Justizministerium, kehrte aber wieder in den Richterdienst zurück und war längere Jahr« am Oberlandesgericht hier tätig. Im Zahre 1904 wurde er als Vortragender Rat wiederum ins Justizministerium be­rufen und erhielt im März dieses Jahres das Amt des Ministerialdirektors. Der Verstorbene bekleidete zugleich das Amt des Reichsbankkommiffarius bei der Reichsbankhaupt, stelle Stuttgart.

> Stuttgart, 6. April. Schlachtviehmarkt. Zugetrieben: Großvieh 227, unverkauft 16, Kälber 94, Schweine 259, Ochsen 1. Qual. 113 bis 115 Bullen l. Qual. 95 bis !97 Bullen 2. Qual. 93 bis 98 Stiere u. 1. Qual, l 110 bis 112 Iungrinder 2. Qual. 106 bis 109 Iungrinder 3. Qual. 100 bis 105 Kälber 1. Qual. 112 bis 116 Kälber 2. Qual. 107 bis 1l1 Kälber 3. Qual. 101 bis 105 Schweine 1. Qual. 109 bis ll2 Schweine 2. Qual. 105 bis 108 Schweine 3. Qual. 102 bis 104 Verlaus des Marktes: mäßig belebt.

Von der badischen Grenze, 6. April. Aus einer Dohle, die einen Wasserabfluß aus dem Fried­hof hat und in der sich Grund- und Abwasser mit Fäulnisstoffen und vielem Salpeter vereinigt, ent­nahm der verwitwete Mtlchhändler Karl Friedrich Kern von Pforzheim Wasser und verfälschte die Milch, die er zum Tiergarten brachte. Das städt­ische Untersuchungsamt stellte fest, daß das beige­mengte Wasser sehr gesundheitsschädlich war. Tat­sächlich wurden auch Krankheitserscheinungen her- vorgerufen. Drei Monate Gefängnis und Ver­öffentlichung des Urteils sind die Strafe für diesen bis jetzt gemeinsten Fall von Mtlchfälschung.

Für die Schrift!, verantwortl.: Otto Seltmann, Talw. Druck ».Verlag derA.Oelschläger'schen Buchdruckerei, Talw.