lieg uns keine Zeit zur Ueberlegung und Wahl. Wir hatten dem Vertragsbruch und dem einem schwächeren Staate zu- geftigten Unrecht Widerstand zu leisten oder wir wären entehrt gewesen — Zm letzten Satz kommt natürlich die einen Augenblick unterdrückte, offizielle englische Heuchelei wieder zum Ausdruck.
Der angebliche russische Spionageskandal.
Berlin 1. April. Zu der gemeldeten russischen Der- rcusaffäre meint, laut „Berliner Tageblatt", die Stockholmer Zeitung »Nya Dagligl Mehanda", es sei gar nicht ausge. schlossen, daß die ganz« Sache in der Absicht gemacht worden ser, um Verhaftungen von vermutlich deutschfreundlichen Personen aus der Umgebung des Zaren in großem Matze z« ermöglichen und dann solche Personen zu entfernen. die man sonst zu arretieren keine Macht hätte. SÄche verwickelten Jnlrlguen seien ja in Rußlands moderner Geschichte nicht allzu selten.
Nicht nur Munition sondern auch Geld.
London, t. April. „Reuter" berichtet aus Washington: Staatssekretär Bryan teilte in einer Erklärung mit, daß die RegirruiH sich nicht für berechtigt halte, den Abschluß von Anleihen zwischen den Kriegführenden und Banken der Vereinigten Staaten zu verhindern. — Daß sich Amerika nicht für berechtigt hält, irgend etwas zu verhindern, das wissen roir jetzt schon zur Genüge, da es sich anscheinend nicht einmal für „berechtigt" hält, seine eigenen Interessen mit dem ckner Großmacht würdigen Nachdruck zu vertreten.
Die deutschen „Barbaren".
Brrn, 2. April. Oberst Miller schildert im „Bund" eine Fahrt durch die seit September besetzten französischen Dörfer des Plainetales und sagt: Allerorts stehen die Einwohner Frauen und Kinder, sowie die nichtwehrfähigen, zurückgebliebenen Männer mit den deutschen Soldaten aus gutem Arche. Man möchte sagen, sie stehen mit ihnen in freundschaftlichem Verkehr. Wie überall, wo ich besetzte Dörfer besichtigte, trieb sich fröhlich die Schuljugend unter den Mannschaften umher. Am Dorsbrunnen wäscht die Französin harmlos neben den Feldgrauen. Wie überall, wo ich Gelegenheit harte, deutsche Soldaten auf französischem Gebiet zu beobachten, kann ich auch hier nur ihr gesittetes, anständiges Betragen der Bevölkerung und namentlich dem weiblichen Geschlecht gegenüber und ihr freundliches Wohlwollen für die französische Kinderwclt bezeugen.
Der Kaiser und der Reichskanzler zur Bismarckgedenkfeier.
(W.T.B.) Berlin, 1. April. (Amtlich.) Der Reichskanzler von Bethmann Hollweg hat über den Verlauf der Bismarck-Eedrnkseier dem Kaiser telegraphisch wie folgt berichtet: „Eurer Majestät melde ich ehrfurchtsvollst, daß die Bismarck-Gedenkfeier heute bei strahlendem Sonnenschein erhebend verlausen ist. Der Enkel Eurer Majestät wurde, als er den Kranz am Denkmal niederlcgte, vom Publikum lebhaft begrüßt. Nach einem kurzen, von mir gesprochenen Gedcnkworte brachte der Reichstagspräsidcnt ein Hoch aus Eure Majestät aus, in das die den weiten Platz füllende Volksmenge begeistert einstimmte. Die Feier schloß mit dem gemeinsamen Gesang des Liedes „Deutschland, Deutschland über alles". Sie entsprach in ihrer schlichten Form dem Ernst der Zeit und gab zum Ausdruck, daß das deutsche Volk fest entschlossen ist, das Erbe seines Heldenkaisers und seines eisernen Kanzlers bis zum letzten Atemzuge zu wahren."
Der Kanzler hatte folgende schlichte, aber umso wirksamere Worte gesprochen: „Was Bismarck geschossen, kein Deutscher läßt es rauben. Feined umtoben das Reich, wir werden sie schlagen. Er hat uns gelehrt: Furcht nur vor Gott.
Zorn gegen die Feind«, Glaub« an unser Volt. So werdrn sür Kaiser und Reich wir kämpfen, siege« und leben."
Darauf ist vom Kaiser folgende Antwort ergangen: „Großes Hauptquartier, 1. April 1915. Ihre Meldung von dem erhebenden Verlauf der heutigen Bismarck-Feier hat mich höchst erfreut. Gern hätte ich an der Huldigung vor dem großen Kanzler an seinem hundertsten Geburtstage persönlich teilgenommen und an den Stufen seines Standbildes inmitten der Vertreter des Deutschen Reiches und Volkes ein Zeichen dankbarer Verehrung für den Mann niedergelegt, der uns als eine Verkörperung deutscher Kraft und deutschen Willens in der jetzigen ernsten Zeit besonders teuer ist. Aber noch gilt es sür mich und für das waffentragende deutsche Volk, im Felde auszuharren im heißen Kampfe, um dev Reiches Macht nach außen zu schützen und zu stärken. Daß uns dies gelingen wird, dafür bürgen nächst Gottes Gnade der uns alle beseelende einmütige Wille zum Siege und das durch die Tat erprobte Gelöbnis: „Jedes Opfer für das Vaterland." Der Geist der Eintracht aber, der unser Volk daheim und auf dem Kriegsschauplätze über alles Trennende sieghaft erhoben hat, er wird — das hoffe ich zuversichtlich — den Waffenlärm überdauern und nach glücklich erkämpftem Frieden auch die Entwicklung des Reiches im Innern segensreich befruchten und fördern. Dann wird uns als Siegcspreis ein nationales Leben erblühen, in dem sich deutsches Volkstum frei und stark entsalten kann. Dann wird der stolze Bau gekrönt, von dem Bismarck einst den Grund gelegt hat. (gez.) Wilhelm I. ss.
Der Lordeerkranz des Kaisers trug aus weißer Schleife in Gold die Inschrift : „Dem eisernen Kanzler in eiserner Zeit." Wilhelm I. R, der Kranz des Bundesrates, ein mächtiges Gewinde aus Lorbeer und Eichenzweigen mit roten Rosen und schwarz-weiß-roter Schleife trug dieselbe Widmung mit kleiner Abweichung: „Dem Eisernen Kanzler in eherner Zeit". Der Kranz des Rrichtags, grüner und goldener Lorbeer, ebenfalls mit schwarz-weiß-roter Schleife die Worte: „Dem Schmied der Reichseinheit das einig« Volk".
Aus Stadt und Land.
Calw, den 3. April 1915.
Der erste Frühlingstag.
^ Diesmal hat sich der Frühling den Karfreitag zu seinem Einzuge ausersehen. Hatte noch der Gründonnerstag recht düster und kühl dreingeschaut, so erwachte der Karfreitag in umso schönerem Sonnenstrahl. Der erste Frühlingstag! Die Menschen alle drängen hinaus aus der Enge ihrer Wohnungen, die noch den frostigen Hauch des Winters tragen. Man sieht es ihren leuchtenden Augen an, wie die wohlige Wärme Herz und Sinne ergreift, daß selbst die schwere Zeit des Krieges an dieser lebenerneuernden Macht nicht rütteln kann. Und draußen schwellen die Knospen, Zwitschern die Vögel in ununterbrochenem Konzert, die lustigen Mücklein „geigen" und die jungen Bienchen summen schon umher, ob sie nicht Gelegenheit für ihre emsige Sommerarbeit fänden. Ein seltsamer Kontrast war cs für den Wanderer, der noch am letzten Sonntag die glitzernde Schneelandschaft mit den diister-dunkeln und deswegen gerade für den Farbensinn so prächtig wirkenden Schwarzwaldbergen bewundert hatte: Und nun die grünenden Hänge und Wiesen, der Wald im helleren Schein und über allem das Sonnenlicht, das die Farben nur so heroorzaubert. Ja, und die Frühlingsbliimchen heben sich auch schon vereinzelt eingestellt. Die Krokus hatten sich unter der Schneedecke recht gut gehalten und an dem herrlichen Blütcnmeer auf den Hoch- wicscn von Zavelstein erfreuten sich auch gestern wieder viele Wanderer. Hoffen wir, daß auch den Ostcrfeiertagen ein freundliches Wetter beschicken wird.
Pie Weizen- und Roggenvorritte.
(WT.B.) Amtlich wird folgendes bekannt gemacht: Das Verhältnis der in Deutschland verfügbaren Bestände von Weizen und Roggen hat sich durch den vorzugsweisen Verbrauch von Roggen beim Heere und bei der Zivilbevölkerung so verschoben, daß, wenn künftig nicht mehr Weizenmehl verbacken wird, in den nächsten Monaten überwiegend Weizenmehl vorhanden sein wird. Ich habe deshalb auf die Kriegsgetrcidegesellschaft eingewirkt, daß sie bei den Mehl- iiberweisungen auf die Herstellung eines richtigen Verhältnisses Rücksicht nimmt. Die kommunalen Verbände werden deshalb gegen ihren Antrag Weizenmehl neben Roggenmehl zugewiesen erhalten und haben durch den Erlaß geeigneter Backvorschristen dafür zu sorgen, daß ein möglichst nahrhaft gemischtes Brot hergestellt wird. Reines Weizenbrot dagegen sollte nur ausnahmsweise gegessen werden. Der Reichskommissar, gez. Michaelis, Unterstaatssekretär.
Auch ein Opfer des Krieges.
(S.C.B.) Aichhalden, 2. April. Vor einigen Tagen wurde unterhalb Schramberg beim Hinterbauer aus der Schiltach «in Mädchen aus der Ludwigsburger Gegend als Leiche ge,zogen, das mit einem im August nach Ludwigsburg eingezogenen hiesigen Ersatzreservisten, der jetzt im Felde steht, ein Verhältnis hatte. Seit mehreren Wochen war sie hier im Hause der Mutter des Eingerückten, die Witwe ist. Sowohl von der hiesigen Polizeibehörde als auch von der Hausfrau wurde sie mehrfach ausgewiesen, wobei sie sich sträubte, bis sie schließlich eines Tages, ohne etwas zu sagen und ohne ihre Habseligkeiten mitzunehmcn, sortging. Sie soll vorher geäußert haben, wenn sie fort müsse, springe sie ins Wasser.
Nagold, 1. April. Aus dem Nachlaß des Kommerzienrats Saunwald wurde den Stadtarmen 1000 Mb., dem Gewerbeoerein 1000 Mk. und dem Turnverein ebrn- salls einige Hundert Mark gestiftet.
Katholische Gottesdienste.
Eharsamstag Abend 7 Uhr: Auferstehungsfeier mit Prozession. Ostersonntag 4. April. 9'/- Uhr: Predigt, Weihe von Brot, Eiern und Fleisch, hernach Hochamt. 2 Uhr: Feierlich« Osterandacht. Ostermontag 9'/, Uhr: Evangeliumsverlesmrg und Amt: an den Werktagen Pfarrmesse um 7'/, Uhr, am Donnerstag um 6>/-< Uhr: Mittwoch 7'/» Uhr Lazarettgottesdienst. Freitag Abend 7 Uhr Kriegsbetstunde.
Für die Schristl. verantwort!.: Otto Seltmann, Talw. Druck ».Verlag derA.Oelschläger'schen Buchdruckerei, Talw.
canäwiitlchsstlichellleMsvereinesI«.
Die Mitglieder werden auf die heutige Bekanntmachung des Kommunalverbands Calw betreffend
die Abgabe Zuckerhaltiger Futtermittel
aufmerksam gemacht und zur Bestellung derselben aufgefordert. lieber die Verwendung und den Wert der zuckerhaltigen Futtermittel geben die Aufsätze im landwirtschaftlichen Wochenblatt von 1915 Nr. 5 und Nr. 18 wertvolle Aufschlüsse. Talw, den 1. April 1915.
Der Berrinsvorstand: Regierungsrat Binder.
Neklameteil.
ältbewsbi'te
Amtliche und Privat-Anzeigen.
AU SktrkMkkKkMKM.
Nachdem der Kafsenausschuß dir unten aufgeführten Aenderungen d« Satzung und Krankenordnung beschlossen hat und dieselben vom Kgl. Württ. Oberveisicherungsamt bezw. Kgl. Bersicherungsamt Calw genehmigt worden sind, werden diese Aenderungen HIemit zur allgemeinen Kenntnis gebracht:
Acnderung der Satzung.
An Stelle des Satz 2, Abs. I des § l8 der Satzung hat Folgendes zu gelten:
„Meldestelle ist sür die Stadt Calw die Hauptdasse."
Aeaderung der Krankenordmmg.
1. l Abs. III. wird durch folgende Bestimmung ersetzt:
„Die Kassenmitglieder werden daraus hingewiksen. daß ein Arzt, den sie in Anspruch nehmen, ohne ihn auf ihre Kassenmitglied- schaff aufmerksam zu machen, von ihnen selbst Bezahlung ve» langen kann."
2. Der Absatz II des § 18 ist zu streichen.
Calw, den 30. März 1915.
' Vorsitzender des Vorstands: Die Kasienoerwaltung:
_Blank._Mayer._
Zahrnts-verstÄgLrung.
Unterzeichneter verkauft aus dem Nachlaß des Philipp Schnürle, gewes. Taglöhners hier, am Mittwoch, de« 7. April, von morgens 8 Uhr und nachmittags 2 Uhr an in der Borstadt, im Schreiner Wilhelm Schäferschen Hause, gegen Barzahlung:
1 silberne Zylinderuhr, Bücher, Mannskleider, 2 vollständige gute Betten, Teppiche» Leinwand, darunter sehr schöne Bezüge, Küchengeschtrr, Schreinwerk: 1 polierte Kommode, 1 Kleiderkasten, 1 Pfeilerkommode, 1 Hartholz. Eßtisch, Sessel'und Schemel, 1 Rachttischchen, 1 Küchekasten, 1 Fäßle, 1 Regulateur, Spiegel, Lampen, Feld« und Handgeschirr, sowie allgemeine« Hausrat.
Liebhaber sind eingeladen.
Stadtinventierer Kolb.
Marktanzeige.
Am Ostermontag, den 5. April, findet hier
ASM-, MH- k. SlhMinsnMkt
statt, wozu einladet
Neubulach, den 1. April 1915.
Gsmeinderat.
Zm Saatzeit
empfehlen wir in nur prima und keimfähiger Ware:
A-caiaae» GeliirNwMe
von norddeutschem Riitergul,
EsMselie. Mite», Saat-
Saittartiffel».
Köhler L Pflaum, Weilderstadt, WLrii.
— Vertrag mit Hohenheim. —
Aas rem His Waiteit
bei der Station Teinach sich befind- liche Gegenstände werden verkauft:
8 M. MMeses Hatz, 3 M. Erles-Mgel, elmss ReW, cs. so Ar. He»». Sehmi», i MMskiLmsMe, l Wileivamt, ewige Wage» Mist.
Liebhaber wollen sich wenden an Heinr. Rühle, Garnhandlung, in Talw. Telefon 138.
Wasserglas
ist zu haben bei
R. Hauber.
Da» Schießen fällt morgen aus und findet dafür am Ostermontag vormitt, statt.
Am Charfreitag wmde auf der Straße Calw—Zavelstein
eia SeMealel mit 3»W
gefunden.
Zu erfragen in d. Gefchäftsst. d. Bl.
find bis S. April zu erneuern.
Ritter,
Königl. Württ. Lotterieeinuehm. Frisch eingetroffen:
Maisgries
zum Kochen,
Maisdunst
zum Backen.
Maismehl
zum Füllern.
A. Lutz.