Nr. 74
Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
SO. Jahrgang.
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Heftige KWe Ws Seide« Mgelu der LWnl. - China and 3a-an vor einem Kriege.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
- Ls bilden sich immer mehr Anzeichen dafür, dag der östliche Kriegsschauplatz einer Entscheidung entgegensieht, die den weiteren Verlauf des Krieges entscheidend beeinflussen dürfte. Die Karpathen- schlacht, von deren Ausgang wir die Befreiung der österreich-ungarischen Gebiete erhoffen, während die Russen mit der Einsetzung ihrer ganzen verfügbaren Uebermacht die Niederschmetterung der Hauptmacht unserer Verbündeten bezwecken, hat sich zu einem der erbittertsten Kämpfe des jetzigen Krieges ausgewachsen. Nur die äußerste Energie und zähe Tapferkeit unserer Verbündeten haben es bisher vermocht, den gewaltigen russischen Massen Stand zu halten, die immer und immer wieder gegen die österreichischungarische Front geworfen wurden. Ueberhaupt bedeuten die bisherigen Kämpfe im Osten ein einziges Ruhmesblatt in der Geschichte des Heeres unserer Verbündeten. Man muß bedenken, was es für eine Armee heißt, von Anfang an die unerschöpflichen Massen eines übermächtigen Feindes gegen sich gerichtet zu wissen, und nur die stille Befriedigung zu haben, dem Hauptdruck des Gegners Stand zu halten, damit der Bundesgenosse seine großen strategischen Operationen ausführen kann. Dazu gehört schlichter Heldenmut, und der ist manchmal noch größer als die Todesverachtung des Vorwärtsstürmenden. Nur so war es Hindenburg möglich, seine glänzenden Siege zu gewinnen und dieses Verdienst unserer Bundesgenossen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Deutsche Truppen kämpfen nun in den Karpathen und in Galizien Schulter an Schulter mit dem österreich-ungarischen Heer. Den noch zuletzt einge- troffenen Nachrichten zufolge sind wir schon über die kritische Phase der Schlacht hinweg, nachdem die Russen sich durch ihre fortwährenden Angriffe ungeheuer- geschwächt haben, sodaß unsere Truppen schon an verschiedenen Orten zur Gegenoffensive übergehen konnten. Die neuerlichen bedeutsamen deutschen Erfolge in Nordpolen entlang des russischen Festungsgürtels lassen erwarten, daß die Russen, falls sie nicht die nordpolnische Front, und damit Polen aufgeben wollen. keinerlei beachtenswerte Reserven mehr auf den südlichen Kriegsschauplatz zu werfen vermögen. Ist has nicht mehr möglich, dann dürfte es mit der russischen Offensive zu Ende gehen.
Die deutsche amtliche Meldung.
(W.T.B.) Großes Hauptquartier. 29. März. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Der Tag verlies auf der ganzen Westfront ziemlich ruhig. Nur im Argonnenwald und in Lothringen fanden kleine für uns erfolgreiche Gefechte statt. Generaloberst v. Kkuck wurde bei Besichtigung der vorderen Stellungen seiner Armee durch einen Schrapnellschuß leicht verwundet, sein Befinden ist zufriedenstellend.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Tauroggen wurde von unseren Truppen im Sturm genommen. 388 Russen wurden gefangen genommen. An der Bahn Wirballen—Kowno brach bei Pilwiszli ein russischer Angriff unter schwersten Verlusten zusammen. In der Gegend von Krasnopol machten wir über 1808 Gefangene, darunter eine Eskadron Gardeulanen mit Pferden und erbeuteten 5 Maschinengewehre. Ein russischer Angriff nordwestlich von Ciechanow wurde abgewiesen.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(W.TL.) Wien. 29. März. Amtliche Mitteilung vom 29 März: Die Kämpfe in den Karpathen
Lauern fort. Ein gestern durchgeführter russischer Angriff auf die Höhen westlich Banyavölgy wurde nach mehrstündigem Kampfe unter großen Verlusten für den Feind zurückgeschlaqcn. Die Regimenter der 4. Kavallerie-Truppendivision haben sich, wie in den vorangegangenen Gefechten die Truppen der 1. Land- sturm-Jnfanterie-Brigade, beispielgebend geschlagen. Wiederholte überlegene feindliche Vorstöße wurden von ihnen blutig abgewiesen. Nördlich des Uzsoker Passes scheiterten russische Nachtangriffe im wirksamsten Feuer unserer Stellungen. — An der Front in Südostgalizien Geschützkamps. Russische Kräfte, die östlich Zaleszosyki über den Dnjestr vorstießen, wurden nach heftigem Kampfe über den Fluß zurückgeworfen. — In Russisch-Polen und West-Galizien stellenweise Eeschiitzkampf. — Ein russischer Nachtangriff an der Loscsina in Polen scheiterte vollkommen.
Das Heldentum unserer Verbündeten im Osten.
Berlin, 29. März. Major Morath vom „Berl. Tageblatt" ist dieser Tage bei Freiherrn Konrad von Hötzendorff gewesen und hat seinem Blatt, offenbar als Niederschläge seiner Unterredung mit dem Eene- ralstäbschef aus dem K. u. K. Kriegspressequartier vom 28. März folgendes gedrahtet: Die gewaltige Defensive Oesterreich-Ungarns, an welcher sich Rußlands riesige Heeresreserven erschöpfen, ist unseren Verbündeten aufgezwunaen worden, nachdem sie wiederholt den Angriff auf galizischen und polnischen Boden vorgetragen hatten. Ein stilles Heldentum ringt seit geraumer Zeit in den Karpathen gegen eine furchtbare Uebermacht. Es ist, wie ich hier her vorheben will, der Oeffentlichkeit noch nicht bekannt, daß im ersten Stadium des Krieges der weitaus überwiegende Teil der 109 russischen Infanteriedivisionen und 39 Kavalleriedivisionen sich auf die Oesterreicher mit 40 Infanterie- und 11 Kavalleriedivisionen warf, um sich nach deren Zermalmung dann gegen Deutschland zu wenden. In zäher Tapferkeit, unter den aller-schwersten Bedingungen der Kriegs- führung haben die Truppen unserer Verbündeten ihr Blut in Strömen vergossen. Aber sie haben diese im großen Rahmen der östlichen Kriegsführung ihnen zugefallene besondere Aufgabe erfüllt und den Feind während acht Monaten aufgehalten. Ebenso wie in Galizien zeigte sich auf dem nördlichen deutschen Kriegsschauplatz ein Wechsel der angriffsweisen und defensiven Kriegsführung und jedesmal ist es auch dort die russische Masse, welche die hoffnungsvollsten Anläufe zu rückgedrängt.
Die kritische Phase in den Karpathen überwunden.
Wien, 29. März. Kriegsberichterstatter der Mor- .genblätter melden: Die Karpathenkämpfe westlich Uzsok dauern mit unverminderter Heftigkeit an. In der Duklasenke hat die Standhaftigkeit unserer Truppen die kritische Phase der letzten Tage überwunden. Die Kämpfe im Ondarva- und im Laborczatale sind zu einem gewissen Stillstand gekommen, weil die Russen in ihren mehrfachen Angriffen ungeheure Verluste erlitten. Eine relative Ruhe dehnt sich auch auf den Höhen zwischen den genannten Tälern aus, ohne daß dies schon das Ende der Schlacht oder die Entscheidung bedeutet. In der Bukowina sind in kleineren Kämpfen von unseren Truppen neuerdings Erfolge errungen worden. In Ostgalizien streifen die österreichischen Truppen bereits den Dnjestr aufwärts und dringen vor, trotzdem der Gegner ein ganz neues Heer an Verstärkungen herangezogen hat. Es scheint, daß russische Festungsbesatzungen der Linie
Vrest-Listcwsk bereits in den Karpathen einsetzen, um die Entscheidung zu erzwingen.
Die Oesterreicher erfolgreich in der Bukowina.
(W.T.B.) Berlin, 30. März. Dem ,^8erl. Lokalanzeiger" wird aus Lzernowitz gemeldet: Die Russen, die hinter die Dnjestrlinie zurückgetrieben worden sind, haben sich hinter festungsartig ausgebauten Stützpunkten unweit Zaleszcyki verschanzt. Mit großer Hartnäckigkeit wird ihnen von den Uns- rigen Gelände abgenonrmen. An einigen Stellen haben die Unsrigen den Dnjestr überschritten. Um andere Positionen wird noch gekämpft. Bei 3!owo- sielitza dauert der Artilleriekampf an. Die Russen haben hinter ihrer Grenze starke Verteidigungsstellungen errichtet.
Die Helden von Przemysl.
Mailand, 29. März. Der Korrespondent der „Sera" telegraphiert seinem Blatt, daß der russische Generalissimus Befehl gegeben habe zur besonderen ehrenvollen Behandlung l^er Besatzung von Przemysl. Die Offiziere sollen nicht in die östlichen Gouvernements abgeschoben werden, sondern in Mittelrußland interniert werden und ihnen auch bisher nicht gestattete Vergünstigungen im weitgehenden Maße bewilligt werden. „Sera" schätzt die Verluste der Russen vor Przemysl, einschließlich der ersten Belagerung, auf drei Armeekorps oder 120 880 Mann.
Sven Hedin über die russischen Greuel in Memel.
(W.T.B.) Berlin, 30. März, lieber die Russen- Ereuel in Memel drahtet, der „Voss. Zeitung" zufolge, Sven Hedin aus Königsberg dem „Afton- b ladet": Ich kam zwei Tage nach dem Abzug der Russen in Memel an. Die Leichen friedlicher Bürger lagen noch auf der Stelle, wo sie abgeschlachtet worden waren. Ich habe mit einem Dutzend schwerver- mundeter Zivilisten gesprochen. Unter ihnen befand sich ein junges Mädchen, das einen Schlag mit dem Gewehrkolben über die Hirndecke erhalten hatte, ferner der zweite Bürgermeister mit zahlreichen Bajonettstichen. Der Vater eines bis zum Tode vergewaltigten jungen Mädchens sprach von den Leiden, die seine Tochter auszustehen hatte. Die Mutter beging Selbstmord. Diese Art der Kriegführung bleibt für alle Europäer unfaßlich.
Die Erfolge unserer V-Bootc.
Rotterdam, 29. März. Nach hier vorliegenden, der „Deutschen Tageszeitung" übermittelten Blättermeldungen hat bei den Scilly-Inseln, ungefähr in der Höhe von Mary, eine Art Gefecht zwischen zwei englischen Torpedobooten und einem deutschen Unterseeboot stattgefunden. Die Torpedojäger eröffneten das Feuer, ohne jedoch zu treffen. Das Unterseeboot tauchte und schon glaubten die Engländer, es vertrieben zu haben, als es etwa zwei Seemeilen weiter astwärts auftauchte, einen Torpedo zwischen den zwei englischen Schiffen hindurchbalancierte und einen Dreimaster zum Sinken brachte, den es vor dem Angriff hatte versenken wollen. Während der eine der englischen Torpedobootsjäger sich um die Rettung der Mannschaft bemühte, nahm der andere die Jagd auf das Unterseeboot auf. mußte dieselbe jedoch nach kurzer Zeit als aussichtslos wieder einftellen.
(W.T.B.) London, 29. März. Reuter meldet: Der Dampfer „Falaba" ist auf der Höhe von Milford torpüriert und z«m Sinken gebracht worden. Es befanden sich 260 Personen an Bord, von denen