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Nr. 73. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 90. Jahrgang.
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^«^«tnungswelse: Smal wöchentlich. Lnzeigenprei»: Im Oderarni»- >^zirr Talw für die etutznütlae BorgiSzeile 10 Pfg.. außerhalb desselben 13 Pfg., ^nSame» LS Pfg. Gchluß für Jnseratannahme 10 Ilhr vormittag». Telefon S.
Montag, den 29. März 1915.
LezugrpretS: In drr Etadt mit Liigrrloha Mk. 1L> vierteljührltch, PL be»ug«yretS sür den Or«- und NachbarortLvrrlebr Mk. ILll, im Fern»«k^ Mk. 1.80, Botengeld in Württemb«rg Sl> Psg., m Bayern und Reich 1L P
HM Kämpfe Ms dev deidev Atzelv dK WM.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
- Line recht interessante Meldung erhalten wir aus russischer Quelle. Die räuberischen Einfälle russischer Banden sollten dazu dienen, den deutschen Druck auf die Festung Ossowiez zu lösen. Also inus; es mit dieser Festung nach russischer Auffassung nicht allzu gut stehen. Eine ähnliche Nachricht haben wir übrigens schon vor einiger Zeit aus der englischen Presse erhalten. Wir können also der Sache schon etwas Glauben schenken. Man kann sich denken, das; die Russen ihr Möglichstes tun, um die Festung zu retten. denn mit ihrem Fall würde eine Bresche in den nordpolnischen Festungsgürtel gebrochen sein, was die ganze militärische Situation in Polen grundlegend verändern könnte. Unsere Armeen hätten einen Weg in den Rücken von Warschau und auch die andern nordpolnischen Festungen könnten im Rücken bedroht werden.
Die Karpathenschlacht bindet auf dem östlichen Kriegsschauplatz wohl jetzt die meisten Kräfte. Die Russen haben anscheinend alles verfügbare Menschenmaterial hinübergeworfen und machen unter Verachtung jeglichen Verlustes Angriff auf Angriff. Ader unsere Verbündeten halten mit einer Zähigkeit sondergleichen aus und während sie in den Karpathen die Feinde gehörig in Schach halten, und ihnen riesige Verluste beibringen, gewinnen sie in der Bukowina Gelände.
Die heftigen Kämpfe an den beiden Flügeln der Ostfront haben die Lage vor Warschau zu sekundärer Bedeutung heradgedrückt. Sind die Operationen dort von Erfolg gekrönt, so würde Warschau ganz von selbst für die Russen unhaltbar werden.
Auf dem westlichen Kriegsschauplatz wird im Zentrum der Front immer noch heftig gekärnpst und zwar für unsere Waffen erfolgreich. Äm Kanal scheinen sich wieder größere Operationen vorzubereiten. In den Vogesen mutzten unsere Truppen — vorübergehend nehmen wir an —, den schon lange heißumstrittenen Hartmannsweilerkopf dem Feinde überlassen.
Die deutschen amtlichen Meldungen.
(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 27. März. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. In den Vogesen setzten sich die Franzosen gestern abend in den Besitz der Kuppe des Hartmannsrveilerkopfs. Der Kuppenrand wird von unseren Truppen gehalten. Französische Flieger bewarfen Bapaume und Stratz- burg i. Els. mit Bomben, ohne militärischen Schaden anzurichten. Zn Bapaume wurde ein Franzose getötet, zwei schwer verwundet. Wir zwangen einen feindlichen Flieger nordwestlich von Arras zum Landen und belegten Calais mit einigen Bomben.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Nutzen, die zum Plündern genau so wie auf Memel von Tanroggen auf Tilsit aufgebrochen waren, wurden bei Laugzargen unter starken Verlusten geschlagen und über die Jeziorupa zurückgeworfen. Zwischen dem Augu- ftower Walde und der Weichsel wurden verschiedene Vorstöße der Russen abgewieseen. An einzelnen Stellen wird noch gekämpft. Oberste Heeresleitung.
(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 28. März. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Südöstlich von Verdun wurden französische Angriffe aus den Maashöhen bei Combres und in der Woevre-Gegend bei Marcheville nach hartnäckigen Kämpfen zu unfern Gunsten entschieden. Zn den Vogesen, am Hartmannsweilerkops. fanden nur Artilleriekämpfe statt.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Russische Vorstöße im Angustowerwald wurden abgeschlagen. Zwischen
Pisjek und Omulew erfolgten mehrere russische Angriffe, die sämtlich in unserem Feuer zusammenbrachen. Bei Wach nahmen wir 909 Russen gefangen.
Oberste Heeresleitung. ,
Die österreichisch-ungarischen Tagesberichte. ;
(W.T.B.) Wien. 27. März. Amtlich wird ver- ! lautbart vom 27. März mittags: Unter schweren Ber-! lnstsn des Feindes scheiterten an der Schlachtfront j in den Karpathen neuerlich starke russische Angriffe.; Auf den Höhen bei Banyavogly und beiderseits des Latorczatoles südlich Laborczrey dauern die Kämpfe mit großer Heftigkeit an. In der Bukowina warfen unsere Truppen nordöstlich Czernowitz stärkere russische Kräfte nach heftigem Kampfe bis an die Reichsgrenze zurück, eroberten mehrere Ortschaften und machten über 1009 Gefangene, erbeuteten zwei Geschütze. Zn Russisch-Polen und West-Galizien keine Veränderung.
(W.T.B.) Wien, 28. Mürz. Amtliche Mitteilung vom 28. März: Die russische» Angriffe im On- dava- und Laborcztalale wurden blutig abgewiesen. Der Kampf auf den Höhen beiderseits dieser Täler ist seit gestern früh abgeflaut. Tagsüber und während der Nacht Geschützkamps und Geplänkel. Zn den übrigen Abschnitten der Karpathensront auch weiter hartnäckige Kämpfe. L239 Nutzen wurden gefangen gcncmmen. Verfolgungsgesechte in der nördlichen Bukowina brachten weitere 2VV Mann ein. Die Lage in Russisch-Polen und West-Galizien ist unverändert.
Ms Ade des Weltkriegs
ist noch nicht abzusehen, es scheinen sich im Gegenteil neue Komplikationen vorzuberciten, deren Entwicklung für den Verlauf des Krieges von höchster Bedeutung sind. Wir erleben heute eine Zeit, wie sie die Weltgeschichte wohl noch nie gesehen hat. Ein Ereignis überstürzt das andere; die größten Gedanken, die größten Daten beherrschen heute das öffentliche Leben.
Da ist es für jedermann eine Pflicht, gegenüber dieser großen Zeit, in der er lebt, eine Pflicht gegenüber seinem Vaterlande, eine Pflicht gegenüber seiner eigenen Person, daß man den Gang der Weltgeschichte miterlebt, wenigstens durch innere Teilnahme an diesem schweren Ringen seines Volkes.
Da; „Lalwer Tagblatt"
hat seit dem Ausbruch des Krieges gezeigt, daß es trotz der durch den Krieg entstandenen Schwierigkeiten in der Lage ist, den jetzigen größeren Ansprüchen seines Leserkreises vollauf zu genügen. In seinem Nachrichtendienst gicbt das Lalwer Tagblatt in gedrängter Kürze und Uebersichllichkeit die täglichen Ereignisse so schnell und zuverlässig wie jede große Zeitung wieder; seine ^Leitartikel und Nachrichtenkommentare gewähren dem i Leser einen Aeberblick über den jeweiligen Stand der : militärischen und politiseben Verhältnisse im Kriegs. 'Auch die Vorgänge im Innern unseres Vaterlandes, j unserer engeren und engsten Heimat verfolgt das „Lalwer 'Tagblatt" mit derselben Aufmerksamkeit wie vor dem 'Kriege. So bietet es feinen Lesern die Gewähr, daß ^sie über alle Phasen dieses großen Weltgeschehens, so- ^ wohl im Innern, als auch außerhalb unseres Vaterlandes bestens orientiert werden, und sie sich ein Gesamt- ^ urteil über diese große Zeit bilden können.
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Verlas mrd Redaktir« des ,ea1»er Tagdlatt."
— ErsMe bei Verdvv.
Die KarpathenschlachL.
(W.T.B.) Berlin, 29. März. Wie dem „Verl. Lokalanzeiger" aus Budapest gedrahter wird, wirb aus Ungvar gemeldet: Vorige Nacht erneuerten die Russen ihre Angriffe, die aber blutig zurückgeschlagen wurden. Nördlich Uzsog, wo wir die Russen zu einem günstigeren Punkt Vordringen ließen, erreichte der Gegner unverhofft Drahtwiderstände und verborgene Maschinengewehre. Zwischen den Drahtzäunen liegen Hunderte gefallener Russen. Zahlreiche verwundete und unverwundete Russen sielen in unsere Hände. In den Duklaer Vertiefungen und gegen den Uzsoker Patz sind die feindlichen Angriffe besonders lebhaft. Am heftigsten tobte die Schlacht von Baligrod bis Uzsok. Trotzdem die Nutzen in den Duklaer Vertiefungen ihre Angriffe fortwährend erneuern. sind sie von unseren Truppen blutig zurückgeschlagen. Gestern wurden aus Bartja zahlreiche russische Gefangene ins Innere des Landes befördert.
Die Gründe des Einfalls in Ostpreußen.
Berlin, 29. März- Nach dem „Berliner Lokalanzeiger" meldet die „Times" aus Petersburg: Das Eintreten wärmeren Wetters in den Tälern des Njemen und des Narew hat die Schwierigkeiten der Operationen in jener sumpfigen Gegend vermehrt. Man erwartet darum dort zunächst keine ausgedehnten Operationen. Die hartnäckige« Kämpfe a« der ostpreußischen Grenze seien die Folgen des Entschlusses der russischen Heeresleitung, einen Druck auf die deutsche Verbindung auszuüben, damit die Festung Ossowiez entsetzt werden könne.
Don der Westfront.
(W.T.B.) Berlin. 29. März. Dem „Berl. Lokalanzeiger" wird aus Genf gemeldet: Durch die vorgestrige nächtliche Beschießung aller Quartiere von Arras wurde vollgültig bewiesen, daß die Deutschen nicht nur alle wichtigen Punkte in der Umgebung behaupten, sondern neue Stützpunkte gewonnen haben. Im Argonnerwald fanden am letzten Tage die deutschen Fortschritte geringeren Widerstand. Die durch Flugzeuge westlich Thann, sowie in Calais und Dün- kichen angerichteten Schäden sind weit bedeutender als amtlich zu gestanden wird.
Der Gesundheitszustand des deutschen Heere«.
Berlin, 27. Mürz. (W.T.B. Amtlich.) Aus dem Großen Hauptquartier geht uns folgende Meldung zu : Ausländische Blätter haben in der letzten Zeit häufig ungünstige Nachrichten über den Gesundheitszustand unseres Heeres gebracht. Dieser ist durchaus zusriedcnstekenL. Unsere Soldaten haben die Anstrengungen des Winterfeldzuges vortrefflich Überstunden. Eigentlich hatten sie nur in den Karpathen unter der Witterung zu leiden. Epidemische Krankheiten sind, außer ganz vereinzelten Fällen von Flecktyphus und Eholera, im Osten nicht mehr zu verzeichnen. Zu diesem günstigen Ergebnis habe» in erster Linie rechtzeitig ergriffene hygienische Maßnahmen beigetragen, so die Schutziinpftmaon gegen die Pocken, Typhus und Cholera, die Verwendung fahrbarer Trintwasserbehälter. die Anlage von Wannen- und Brausebädern hinter der Front, auf den Bahnhöfen, in Badezügcn, die Einrichtung von Desinfektionsanstalten und Maßnahmen für Kleiderreinigung und Entlausung. Auch die weitverbreitete Annahme, daß Geschlechtskrankheiten in unserem Heere an Ausdehnung gewonnen hätten, die sie zu einer Bolksgefahr machen, ist nicht zutreffend. Die Gesamtzahl der aus