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Nationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die Oberamtsbezirke Nagold, Calw. Freudenstadt und Neuenbürg

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Nummer 108

Altensteig, Donnerstag, den 13. Mai 1937

II J«hi««i

Sikuyorker Aaorrseier

für die Opfer desHindenburg"-UnglLcks

Neuyork, 12. Mai. Für sämtliche Opfer des Lakehurster Luftt schiffunglücks fand am Dienstag abend auf dem mit Flaggen und Blumen geschmückten Pier 86 des Hapag-Lloyd eine ergrei­fende Trauerfeier statt. Angehörige des SA.-Marinesturms des DampfersHamburg" hielten vor den 28 fahnentuchbedeckten Lärgen mit vorwiegend Reichsdeutschen und einem Schweden, die Ehrenwache.

Als Vertreter des amerikanischen Bundesheeres waren für Eeneral Mc Coy Oberst Baired, für die Marine Konteradmiral Laning, für die Luftwaffe Commander Rosendahl erschienen Alle drei Waffengattungen hatten Ehrenwachen gestellt. Auch der frühere amerikanische Botschafter in Berlin Shurman, war gekommen, ferner waren anwesend der österreichische Generalkon­sul Fischauer, der schwedische Generalkonsul Kastengren sowie der italienische Generalkonsul Vechiotti. Weiter war eine Ab­ordnung des amerikanischen FrontkämpferverbandesAmerican Legion" anwesend.

Nachdem die Fahnenabordnungen der deutsch-amerikanischen Verbände an den Särgen vorbeidefiliert waren und ein evange­lischer und ein katholischer Geistlicher gesprochen hatten, hielt Botschafter Luther im Namen der deutschen Reichsregie- mng eine Ansprache. Er widmete allen Toten Worte des Ab­schieds und gedachte in tiefer Anteilnahme auch der Nichtdeut- schen, die unter den Opfern seien, sowie der Tatsache, daß Ame­rika auch nicht von diesem Schicksalsschlag verschont geblieben sei. Er wisse, so sagte er, aus dem Geist der lleberlebenden und -er noch an das Krankenbett Gefesselten, daß der Geist der Toten voller Mut und Manneszucht gewesen sei. Nie werde man alle Ae Heldentaten erfahren können, die in dem kurzen Zeitraum nach dem Ausbruch des Feuers vollbracht wurden. Es seien Taten der größten Tapferkeit und der größten Liebe gewesen. Das schreckliche Unglück habe ungeheure Kräfte des Guten und Starken in den Menschen aus­gelöst. Sein wärmster Dank gelte allen denen, die auf ameri­kanischem Boden in amtlicher oder privater Betätigung alles etn- setzten, und ihre Hilfsbereitschaft bewiesen. In tiefster Erschütte­rung nehme er von den Toten Abschied, die jetzt ihre letzte Reise in die Heimat antreten.

Botschafter Luther gedachte dann besonders der deutschen Be­satzung, die in höchster vaterländischer Pflichterfüllung gestorben ist und deren Besten einer Kapitän Lehmann war. In ihm sei ein Stück Geschichte der deutschen Luftfahrt dahingegangen, aber die Kraft, weiterhin Luftschiffe zu bauen, weiter den Kampf mit den Elementen aufzunehmen, sei geblieben. Die deutschen Nationalhymnen, die nun gesungen wurden, wollten nicht nur die deutschen Toten ehren, sondern durch sie wurde auch den Opfern der anderen Nationen, die in dem gemeinsamen Schicksal den Tod fanden, gehuldigt.

Dann gedachte Commander Rosendahlder deutschen Kame­raden in herzlichen Worten. Aus der Asche des Luftschiffes »hindenburg" würden, sagte er, bessere und sicherere Luftschiffe erstehen. Der schwedische Generalkonsul Kastengren drückte sein und seiner Landsleute Mitgefühl mit der Trauer der deut­schen Nachbarn aus. Er gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß die deutsche Luftfahrt auf dem Gebiete des internationalen Verkehrs, aus dem LZ.Hindenburg" die Bewunderung der Welt besaß, zu noch größeren Leistungen angespornt werde. Für die ge­rettete Mannschaft richtete Kapitän Bauer Worte des Ab­schieds an seine toten Kameraden und an die Fluggäste.Unsere Kameraden haben ihr Leben gelassen, aber ihr Geist gibt uns me Stärke, weiter zu wirken für Deutschlands Luftfahrt!"

Das Lied vom guten Kameraden geleitete die Toten zur letzten Heimfahrt, die die meisten an Bord des DampfersHamburg" antreten. Die sterblichen Ueberreste des Kapitäns Lehmann wer­den noch bis zur Ankunft seiner Frau in Neuyork bleiben.

*

Trauerkundgebimg in der belgischen Kammer

zurHindenburg"-Katastrophe

Brüssel, 12. Mai. Vor der Wiederaufnahme der Kammer- eratungen hielt der Präsident der belgischen Kammer, Huys- eine kurze Ansprache, in der er der Katastrophe des Luft- MsfesHindenburg" gedachte:

."Ad haben", erklärte der Präsident,durch die Presse von der Mchtbaren Katastrophe gehört, die das LuftschiffHindenburg" .Aüdnblick seiner Landung in Lakehurst vernichtete. Diese NM L Katastrophe ist über die Nation die dieses kühne Wer! tiel ^at und über die zahlreichen Familien, die heute in AA.Aauer sind, gekommen. Die belgische Kammer bleibt ,,g nuber einem solchen Unglück nicht teilnahmslos und sie

-er s' ^ den Veileidswünschen an, die die belgische Regierung -er /E^dn Regierung ausgesprochen hat." Die Mitglieder hatten sich zu der Ansprache Huysmans von ihren erhoben.

sÜ,? -er..Sinbenburg--Katastrophe

Dienst» 12 . Mai. DerHindenburg"-Ausschuß, der am hatte /r"^dn der Trauerfeier seine Arbeiten unterbrochen der aus » Mittwoch die Vernehmungen der Zeugen wie- l Leutnant Ty 1 er, der die Landungsmannschaft befeh­

ligte und im vergangenen Jahr als Beobachter der amerikani­schen Marineluftfahrt eine Fahrt desHindenburg" mitmachte, sagte aus, daß die erste Stichflamme ungefähr zwei Meter breit und drei Meter hoch gewesen sei. Der Zeuge ist der Ansicht, daß der Stichflamme eine Explosion vorausgegangen ist, die sich un­mittelbar vor der Höhenflosse und etwas oberhalb der Längs­achse des Luftschiffes ereignet haben müsse. Tyler bezeugte, daß die Landungsseile trocken waren, also keinesfalls als Leiter für statische Elektrizität dienen konnten. Auf Befragen erklärte er.

daß er von einer Spätzündung bei den Heckmotoren nicht be­merkt habe.

Das Newyorker Polizeipräsidium hat gleichzeitig bekannt- gegeben, daß es den Untersuchungsbehörden drei seiner besten Detektive zur Verfügung gestellt habe, die sämtlich Spezialisten für Explosivstoffe seien. Die Detektive haben angeblich de» Sonderauftrag erhalten, festzustellen, ob Sabotage bei der Kata­strophe eine Rolle gespielt ha».

Feierliche Krönung König Georgs von England

Sm Zeichen -er Macht -es britischen Weltreichs

London, 12. Mai. Mit ungeheurem Gepränge wurde in den Mittagsstunden des Mittwoch in einer Feier von wahrhaft mit­telalterlichem Glanze das Oberhaupt des Britischen Reiches, Albert Friedrich Arthur Georg aus dem Hause Windsor als EeorgVI- in der historischen Westminfter-Abtei der Hauptstadt Englands zum König von England gekrönt. An dem geschichtli­chen Ereignis nahmen mit dem britischen Volk, den Kronlän- dern und Kolonien die Abgesandten von mehr als 60 Nationen, und unter ihnen als der Vertreter des Führers und Reichskanz­lers der Reichskriegsminister Eeneralfeldmarschall von Blom­berg, teil.

Menschen über Menschen!

Fast noch in der Nacht setzte der Zustrom der Masten ein. Die Verkehrsmittel hatten zum Teil durchgehenden Betrieb, die Mehrzahl aber begann um 4 Uhr in der Frühe, das Menschen­meer in die Innenstadt zu schaffen. Von allen denen, die nun »mit Kind und Kegel", mit Abzeichen, Bändern, Blumen und Fähnchen in den Händen Westminster zustrebten, war kaum ei­ner, der sich nicht für den ganzen Tag mit Proviant, aber auch mit Decken, Klappstühlen oder anderen improvisierten Sitzgele­genheiten beladen hatte.

Die Bevorzugten dieses Tages, die Teilnehmer und Ehren­gäste, mußten ebenfalls früh aufstehen. Viele von ihnen hatten bereits um 6 Uhr ihre Plätze in der Westminster-Abtei, ander« um die gleiche Zeit die Sammelpunkte zu erreichen. Mit klingen­dem Spiel zogen aus den großen Truppenlagern im Kensington- Park die Ehrenabordnungen in den Stadtkern, und immer län­ger wurden die Kolonnen der Polizisten, die zu ihren Einsatz­stellen rückten. Um 7 Uhr waren alle Tribünenplätze, sowohl die öffentlichen als auch die privaten, schon dicht besetzt.

In der Westminster-Abtei

In dem schönen Gotikbau der Westminster-Abtei brennt ::och das Licht, als die ersten Besucher kommen. Eine Viertelstunde nach der Oeffnung der 12 Eingänge um 6 Uhr früh sind die beiden höchsten Ränge und das Mittelschiff bis zu dem Chor, der sich etwa in der Hälfte quer durch das Mittelschiff zieht, besetzt. Die Abtei ist in Kreuzesform gebaut. Genau in dem Schnittpunkt des Mittelschiffes und der beiden Seitenarme find die Throne für den König und die Königin errichtet.

Während der Mittelgang, ebenso wie die angebaute Em­pfangshalle vor dem Westtor mit blauem Velour belegt ist, be­deckt diesen Verbindungspunkt bis zu den Stufen des Hochal­tars ein goldfarbener Teppich. Auch in die beiden Kreuzesarme sind Ränge eingebaut. Während zur Rechten des Königsthrones hinter drei Sesseln für die Prinzen königlichen Blutes, unten die männlichen Mitglieder des englischen Hochadels ihre Plätze haben, ist der gleiche Rang auf der Seite des Thrones der Kö­nigin den weiblichen Adelsmitgliedern Vorbehalten. Auch die vor­dersten Reihen des ersten Ranges werden noch von Mitgliedern des Adels besetzt. Hinter ihnen folgen, wie auf dem gesamten zweiten Rang der beiden Seitenschiffe die Mitglieder des Par­laments. Aus dem Chor, der den Mittelgang überquert, hat das Musikkorps der Reitergarde mit Fanfaren und Kesselpauken sei­nen Platz. Hier steht auch die neue Orgel, die heute zum ersten­mal gespielt wird. Das Lborgestühl zu ebener Erde wird auf der rechten Seite von den Vertretern der ausländischen Staats­oberhäupter eingenommen. Hier ist inmitten der im Schmucke ihrer Diamanten und Edelsteine funkelnden regierenden indi­schen Fürsten in der ersten Reihe auch Eeneralfeldmarschall von Blomberg zu sehen. Den Vertretern der Nationen gegenüber fitzt das Diplomatische Korps, in der ersten Reihe der deutsche Bot­schafter und Frau von Ribbentrop.

Vor den beiden Thronen steht ebenfalls in Richtung zum Altar der Krönungsstuhl Eduards des Bekenners, je­ner schlichte Eichenstuhl, dessen Untergrund der berühmte Stein von Scone bildet, auf dem früher die schottischen Könige ge­krönt wurden. Vor diesem steht ein Beipult, und rechts davon steht man die beiden Staatssessel, die der König und die Köni­gin während des Gottesdienstes bis zur eigentlichen Krönung einnehmen. Alle diese Sessel sind mit scharlachroter Seide be­spannt und tragen in prächtiger Goldstickerei das Wappen des Königs und der Königin. Die Brüstungen aller Ränge find mit goldgelbem Tuch verkleidet, in das die Königskrone und die Rose von Tudor in Blau eingewebt wurden. Alle Plätze in der ganzen Kirche wurden mit königblauem Samt überzogen. Der Hochaltar zeigt in dem Aufbau eine Darstellung des Abend­

mahles, prächtige goldene Leuchter bilden mit den kirchlichen Geräten den einzigen Schmuck. Die drei Stufen, die zum Altar hinaufführen, bedeckt ein großer kostbarer Teppich.

Der Krönungszug

Als in der Feststraße die zur Spalierbildung kommandierten Truppen aufmarschieren, die sich erstmalig in der Geschichte Eng­lands in einer neuen blauen Uniform präsentieren, kommt Be­wegung in die Massen. Sie wissen, daß nun der Krönungszug seinen Anfang nimmt. Vor dem Buckinghampalast find die erste« Karossen aufgefahren. Aus einem der inneren Höfe kommen Hofautomobile, zugleich öffnen sich die schmiedeeisernen Tore de» Mittelportals und auf die Minute pünktlich verläßt als erster Wagen des Zuges die mit zwei schweren Vrauereipferden be­spannte historische Kutsche des Sprechers des Unter­hauses, in der neben diesem auch der Lordmajor von London i» seiner Amtstracht mit der Allongeperiicke Platz genommen hat, den Schloßhof. Dann kommen einige Mitglieder der königli­chen Familie, die mit freundlichen Zurufen und heftigem Fähnchenschwenken begrüßt werden. Mit kurzem Abstand fol­gen die Gäste des königlichen Hauses, die Vertreter der Staats­oberhäupter, und zwar zunächst die Mitglieder königlicher Häu­ser nach dem englischen Alphabet und dann die Vertreter der an­deren Nationen in der Reihenfolge, in der die Botschafter dieser Länder in der englischen Hauptstadt beglaubigt sind. Den Beginn dieses Zuges macht der Vertreter des Kaisers von Japan, Prinz Chichibu mit der Prinzessin, im nächsten Wagen folgt der Graf von Flandern, der Bruder des belgischen Königs, und dann kommen mit besonderem Beifall bedacht, die Kronprinzessin Ju- liana von Holland mit dem Prinzen Bernhard. Die Kronprin- zessinen von Norwegen, Schweden und Dänemark, der Prinzre­gent und Prinzessin Paul von Jugoslawien, Prinz Kyrill von Bulgarien, der Kronprinz von Griechenland und Prinz Moha- med von Aegypten, sämtlich mit Herren und Damen ihrer Be­gleitung, find die Nächsten. Der Vertreter Brasiliens eröffnet die Reihe der übrigen Nationen. Man erkennt hier den Vertre­ter Italiens, Gras Grandi, den amerikanischen Abgesandten Ee- rard, den französischen Außenminister Delbos, den polnischen Außenminister Beck und die Delegierten Chinas. In einem der nächsten Wagen folgt Eeneralfeldmarschall von Blomberg, in großer Uniform mit dem Marschallstab in der Hand, begleitet von Admiral Schultze. In prächtiger Gewandung erscheint der Vertreter des Königs von Siam, dem der Schweizer Gesandte in London, Paravicini, der österreichische Staatssekretär des Aus­wärtigen, Dr. Schmidt, der tschechoslowakische Ministerpräsident Dr. Hodza, der finnische Außenminister Holsti, zumeist in schlich­tem Schwarz oder im Diplomatenfrack und nach zahlreichen exo­tischen Fürstlichkeiten auch Ungarns Außenminister von Kanya folgen. Die nächste Gruppe des Zuges sind die Wagen der Pre­mierminister von England, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika und der Vertreter der überseeischen Besitzungen uni» des Kaiserreiches Indien.

Der Jubel schwillt beträchtlich an, als die Prinzen und Prin­zessinnen der königlichen Familie ebenfalls eskortiert, erschei­nen. Dabei werden die Kinder des englischen Königs­paares, die elfjährige Prinzessin Elisabeth und die sechsjäh­rige Prinzessin Margaret-Rose, die in einer Kutsche mit der Schwester des Königs, der Prinzessin Royal, fahren, besonders herzlich begrüßt. Im Marlborough-House, ihrem Wohnsitz, schließt sich dann die Elaskutsche der Königinmutter Mary, an deren Seite die Königin von Norwegen Platz genommen hat, an. Fast um die gleiche Zeit erscheinen im Portal des Buckingham- Palastes ein Offizier und viele Reiter der Leibgarde-Kavallerie, die den Zug des Königs eröffnen. Mit geschulterten Helle­barden folgen in ihrer mittelalterlichen Tracht mit den weißen Halskrausen und den eigenartigen flachen Hüten die Palastwäch- ter. Kavallerie, Artillerie, eine berittene Batterie mit ihren Geschützen, die Ordonnanzoffiziere und Flügeladjutanten aller Waffengattungen der englischen Wehrmacht, Abordnungen der kolonialen Dominienoffiziere, ein großes berittenes Mustker- korps der Leibgarde-Kavallerie, zwei Divisionen der königliche« Eskorte und die indischen Ehrenflügeladjutanten des Königs schließen sich an.

Die goldene Kutsche

Mit acht prächtigen Windfor-Eraumschimmeln bespannt und mit Postillionen auf den Leitpferden rollt, von Lakaien beglei­tet. die mächtige goldene Staatskutsche heran, deren