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Nummer 72

I

Altenfteig, Dienstag, den 3V. März 1937

19. Jahr,«»,

Sie Verfassung sür das MW.

Berlin» 29. März. Der Reichsminister sür Volksaufklärung und Propaganda verkündet im ReichsgesetzblattDie Verfas­sung für das Winterhilfswerk des deutschen Volkes".

§ 1 der Verfassung besagt:Das Winterhilfswerk des deutschen Volkes, in dem Einsagbereitschaft und Opferfreudigkeit eines Volkes im Kampf gegen Hunger und Kälte des Winters ihren lebendigen Ausdruck gefunden haben, wird nach dem Befehl des Führers als ständiges Werk der Tat gewordenen Volksgemeinschaft fortgesührt. Die Arbeit des Winter­hilfswerkes des deutschen Volkes wird bestimmt von dem Leit­satz: Gemeinnutz geht vor Eigennutz!" Weiter be­stimmt die Verfassung, daß das WHW. in seiner gebietsmäßi­gen Einteilung entsprechend der Organisation der NSDAP, in Reich, Gaue, Kreise und Ortsgrupen gegliedert äst und daß der Neichsbeauftragte unmittelbar dem Reichsminister für Volks­aufklärung und Propaganda untersteht und ihm verantwortlich ist. Dem Reichsschatzmeister der NSDAP, untersteht das Rech- aungsprüfungswesen des WHW. Das Geschäftsjahr läuft vom 1. Juli bis 30. Juni.

Empfang

Berlin, 29. März. Ministerpräsident Generaloberst Eöring gab »m Karfreitag einen Empfang für die schwedischen Reichstags­abgeordneten, Bauern- und Wirtschaftsführer, die sich aus Ein­ladung der Nordischen Verbindungsstelle seit einer Woche in Deutschland befinden.

Generaloberst Eöring hieß seine Gäste in schwedischer Sprache herzlich willkommen. Er gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß die Schweden Deutschland kennengelernt hätten und hoffe, daß sie frohe Erinnerungen mit nach Hause nähmen. Er glaube daß die schwedischen Gäste gesehen hätten, wie in Deutschland gearbeitet werde und hoffe, daß die Reise feste Bande zwischen den beiden Völkern knüpfen werde.

In der letzten Zeit habe es zwar leider Strömungen gegeben die nicht in diesem Sinne liegen. Beide Länder seien jedock durch die Bande des Blutes »erkunden; er hofft daher, daß die Schweden den Eindruck mit nach Hause nähmen welche freundschaftlichen Gefühle man in Deutschland für Schwe­den habe.

Der schwedische Gesandte Exzellenz Richert sprach sein« Dankbarkeit und Freude über die Ehrung aus, die seinen Lands­leuten durch die Einladung des Ministerpräsidenten zuteil ge­worden sei. Es sei für ihn und die anwesenden Schweden eine Quelle wahrer Freude, zu wißen, daß an so hoher und verant­wortungsvoller Stelle im Deutschen Reiche ein Mann stehe, de« ein treuer Freund des schwedischen Volkes sei.

Der schwedische Reichstagsabgeordnete, Minister a. D. Pet- tersson-Vjälbo, hob in seiner Antwort hervor, daß er und seine Kameraden in den sechs Tagen der Deutschland-Reise viele wertvolle und nachhaltige Eindrücke gewonnen hätten. Auch der Ausländer werde mitgerissen durch die Energie und Schaffens­freude, der man überall begegne. Sein stärkster Eindruck sei die Art, wie Deutschland seine Jugend erziehe, eine Art, die die größte Bewunderung der schwedischen Reisenden erregt habe.

Sodza für Zusammenarbeit mit IrulWand

Prag, 29. März. In einem Interview erklärte Ministerpräsi­dent Hodza, daß das Zusammenarbeiten der Staaten im Donau­raum im letzten Jahr Fortschritte gemacht habe. Wir wollen, so erklärte Hodza, indem er auf die bereits erfolgte Ausweitung des Verkehrs mit Deutschland hinwies, eine Kooperation mit Deutschland, die schon in der geographischen Lage und in der Länge unserer Grenzen begründet ist. Mitteleuropa soll nicht zum Objekt der Großen, sondern ein fester Grund zur poli­tischen Einstellung zu seinen großen Nachbarn werden. Deshalb müssen wir hier in Mitteleuropa unsere Angelegenheiten selbst in Ordnung bringen, sonst werden andere das besorgen, was wir "»säumen.

3n der Frage der tschechisch-deutschen Verständi­gung erklärte Hodza, daß er keinerlei Milde werde walten mssen, wenn sich Widerstände besonders hinsichtlich der Durchfüh­rung dn deutschen Veamtenernennungen zeigen sollten.

ums italienisch-jugoslawische Abkommen kann "U2- so meinte Hodza weiter, nur sehr angenehm sein. Wir """u durch manche Gegensätze, die sich zwischen Jugoslawien nd Italien im einzelnen ergeben hatten, eher belastet und treuen uns, wenn durch diese Entspannung die Zusammenarbeit m Donauraum erleichtert wird.

Die Restauration der Habsburger wäre nicht die » n a Indern die Katastrophe.Gewisse geschichtliche Pro- sind nun einmal abgeschlossen und kehren nicht wieder."

Nos Ital.-mMwisckt Abkemimli mtWlttt

Belgrad, 29. März. Am Samstag vormittag fand in der hie­sigen italienischen Gesandtschaft zwischen Graf Ciano und Dr. Stojadinowitsch der Austausch der Ratifikationsurkunden des hier am Donnerstag abend unterfertigten politischen Abkommens zwischen Jugoslawien und Italien statt. Diese rasche Ratifizie­rung des Abkommens wurde technisch auf die Weise ermöglicht, daß das italienischerseits zu ratifizierende Vertragsexemplar im Sonderflugzeug nach Rom gebracht wurde und auf demselben Wege zurückgelangte.

Graf Ciano ist nach der Ratifizierung des Vertrages am Sams­tag mittag rm Flugzeug nach Rom abgereist.

Erläuterungen Cianos uud Slojadmowttfchs

Belgrad, 29. März. Auf einem großen Presseempsang, der der Unterfertigung des politischen Vertrages und des neuen Wirt­schaftsabkommens zwischen Italien und Jugoslawien folgte, führte Graf Ciano u. a. aus:

Diese Abkommen bedeuten denFriedenunddieSicher- heit zwischen Italien und Jugoslawien. Beide haben beschlossen, eine neue Aera in ihren politischen Beziehun­gen einzuleiten und gegenseitig das Programm der Freund­schaft und der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen den beiden Staaten zu verwirklichen, das in Rom auf der Zusammen­kunft zwischen Nicolas Paschitsch und Benito Mussolini auf­gestellt wurde und das den gemeinsamen Belangen der beiden Staaten entspricht. Alles das erwarten wir als Auswirkung un­serer Abmachungen. Das, was wir beseitigen wollen, ist vor allem jegliche Quelle von Mißtrauen. Das, was wir verwirk­lichen wollen, ist die dauernde Freundschaft zwischen unseren Staaten.

Ich bin überzeugt, daß dies von den günstigsten Auswirkungen auf die Erenzbevölkerung der beiden Staaten sein wird. Ich habe den Ministerpräsidenten Stojadinowitsch von den entgegen­kommenden Anweisungen in Kenntnis gesetzt, die den italieni­schen Behörden hinsichtlich des Unterrichtes und des Gebrauchs der serbo-kroatisch-slowenischen Sprache sowie hinsichtlich des Gottesdienstes in dieser Sprache gegeben wurden.

Die faschistische Regierung ist tief davon überzeugt, daß es zur Sicherstellung einer langen Friedensperiode für Europa, die dieses absolut nötig hat, vor allem unum­gänglich ist, daß sich die Staaten, die gemeinsame Grenzen haben, untereinander verständigen, Beziehungen gegenseitigen Ver­trauens und der Sicherheit Herstellen, alle Konfliktursachen be­seitigen und die tatsächlichen Vorbedingungen des Vertrauens und der Zusammenarbeit schaffen.

Gras Ciano verlas darauf ein Telegramm Mussolinis, in dem dieser mitteilt, daß heute aus Anlaß der llnterfertigung des jugoslawisch-italienischen Vertrages die letzten 28 politischen Häft­linge slowenischer Nationalität freigelassen wurden, so daß sich keine Angehörigen der jugoslawischen Minderheit in Italien mehr in politischer Haft befinden. Diese Mitteilung des Grafen Ciano wurde von den anwesenden jugoslawischen Pressevertre­tern mit großem Beifall ausgenommen.

Ministerpräsident Dr. Stojadinowitsch betonte u. a., daß er sich den Erklärungen des Grafen Ciano voll und ganz anschließe. Was unserem Vertrag einen besonders ethischen Wert verleiht, so fuhr er fort, ist die Tatsache, daß er gegen niemand gerichtet ist. Er ist ein Instrument des Friedens zwischen Nach­barn und der friedlichen Zusammenarbeit zwischen zwei besreun- »eten Völkern.

Slojadiuowttfch reist nach Rom

Belgrad, 29. März. Wie verlautet, wird Ministerpräsident Stojadinowitsch voraussichtlich noch im Lause des Monats April in Erwiderung des jetzigen Besuches des Grafen Ciano nach Rom reisen.

Verbretterung der Achse Berlin-Rom

Rom, 29. März. Die lebhafte Genugtuung, mit der man in ganz Italien die Ergebnisse der italienisch-jugoslawischen Be­sprechungen ausgenommen hat, kommt in den Kommentaren der italienischen Presse zum Ausdruck, die den Wortlaut der Abkom­men unter riesigen Ueberschristen und zusammen mit spalten­langen Berichten ihrer Belgrader Korrespondenten veröffentlicht haben. Durch die neuen Verträge werde, wie die Blätter über­wiegend betonen, eine offene und dauerhafte Freundschaft zwi­schen den beiden Ländern in die Wege geleitet, in deren Be­ziehungen von nun an eine neue Epoche angebrochen sei.

Popolo di Roma" unterstreicht in seinem Leitartikel, Italien beweise der ganzen Welt, daß es aufrichtig und entschlossen die Auswirkungen der Achse Rom-Berlin zu ver­breitern gewillt sei. Mussolini habe bereits erklärt, daß diese Achse keine Scheidewand sei, sondern alle diejenigen Völker an- ziehen und sammeln wolle, die den ausrichtigen Willen besitzen, am europäischen Friedenswerk mitzuarbeiten und Europa von der bolschewistischen Pest zu befreien. Jugoslawien habe das An­erbieten Roms ohne Vorbehalte angenommen und zeige dadurch in konkreter Weise, daß es gewillt ist, den Frieden zu verteidi­gen, zu organisieren und zu fördern.

Messaggero" nennt die italienisch-jugoslawische Ädria-Ver- ständigung einen unschätzbaren Beitrag für den europäischen Frieden, der bestimmt wichtige Entwicklungen in der Einfluß­zone der beiden Länder mit sich bringen werde. Das ausgespro­chen kriegstüchtige und bäuerliche Volk Jugoslawiens wolle um jeden Preis dem verhängnisvollen bolschewistischen Druck Wider­stand leisten.

Ungarns Zustimmung

Budapest, 29. März Das italienisch-jugoslawische Vertrags­werk wird von der gesamten Öffentlichkeit mit freudiger Zu­stimmung und uneingeschränktem Beifall ausgenommen.

DerPsster Lloyd", der in den grundsätzlichen außenpolitischen Fragen die Auffassung des Außenministers wiederzugeben pflegt, schreibt, die italienisch-jugoslawische Aussöhnung sei ein lehr­reiches Beispiel dafür, wie ernste und tief eingewurzelte poli­tische Gegensätze -beseitigt werden können, wenn nur der Wille zum Vertrauen und zum gegenseitigen Verständnis vorhanden ist. Ungarn erblicke in der Aussöhnung zwischen Italien und Jugoslawien die Anknüpfung guter Beziehungen zwischen seinem bewährtesten Freunde und jenem der drei Nachfolgestaaten, zu dem das politische Verhältnis Ungarns bisher am allerwenigsten getrübt war. Die Freunde unserer Freunde, schreibt das Blatt, könnten nicht Ungarns Feinde sein. Ungarn hoffe, daß die seit einiger Zeit vorhandenen Ansätze zur Entwicklung eines befrie­digenden gutnachbarlichen Verhältnisses zu Jugoslawien durch die Abmachung von Belgrad gefördert würden.

rvirrnche Frteoensstcherung nur durch zweiseitige Verträge

Sofia, 29. März. Das in Belgrad Unterzeichnete Abkommen zwischen Jugoslawien und Italien ist in Bulgarien mit freudiger Zustimmung ausgenommen worden. Die maßgeblichen politischen Kreise sehen in den Belgrader Abmachungen einen neuen Be­weis dafür, daß eine wirkliche Friedenssicherung in Europa nur aus dem Wege zweiseitiger Verträge erreicht werden kann,

AiißtMliMe AMra»e im SnlttbmiS

Hetzreden gegen Atollen

-ndon, 29. März. 2m Unterhaus kam es vor den Osterferien einmal zu einer außenpolitischen Aussprache. Sie wurde durch den Labour-Abgeordneten Henderson ein- gelcitet, der die Gelegenheit benutzen wollte, um wiederum nach Kräften die Stimmung gegen Italien zu schüren. Seine Ausführungen liefen daraus hinaus, daß die Italiener in ihren Maßnahmen in Addis Abeba, die als Antwort auf das Attentat aus Eraziani erfolgt seien, jedoch Maß und Ziel überschritten hätten. Ebenso wenig konnte er sich enthalten, die Lage in Spanien zur Stimmungsmache zu benutzen, indem er die italienischen Freiwilligen aus seiten Francos als regelrechte Divisionen" des italienischen Heeres bezeichnet^

Der oppositionsliberale Mander stieß nicht nur in dasselbe Horn wie Henderson, sondern ging einen Schritt weiter. Er ver­suchte, auf die Regierung und die Öffentlichkeit mit dem Schreck­gespenst derfaschistischen Gefahr" Eindruck zu machen. DieInvasion" in Spanien habe nur den Zweck, jenseits der Pyrenäen einen faschistischen Staat zu errichten und die über­seeischen Verbindungen Englands und Frankreichs zu gfäbroen

(!). Diefriedliebenden" Nationen hätten nur einen Weg, dieser Gefahr zu begegnen: Sie müßten von ihrer Stärke Gebrauch machen.

Daß diese hetzerischen Ausfälle auch im Unterhaus richtig be­urteilt wurden, zeigte eine Feststellung des konservativen Ab­geordneten Balfour. Er bestritt nämlich den Unterhausmit- gliedern das Recht, von der Regierung zu fordern, gegen die Propaganda anderer Staaten zu protestieren, solange gleichzei­tig das Unterhaus an seinemRecht" festhielte, über die Führer dieser Länder zu sagen, was ihm beliebte.

Der Wert dieser Erklärung wurde auch nicht durch die Ansicht der konservativen Abgeordneten, derHerzoginvonAtholl, beeinträchtigt, die unbefangen eine Zusammenarbeit zwischen England und der Sowjetunion empfahl, um eineüberlegene militärische Gewalt mit stärkeren natür­lichen Hilfsquellen und einer stärkeren moralischen Haltung" s!) Hu bilden.