Mkttsnales Nachrichten- rmd Anzeigenblatt für die OberamtsbezirLe Nagold, Calw. Freudenstadt und Neuenbürg
«-untl. ». P«D ^ 1.20 einschl. 18 L «eförd.-Geb.,zuz. SS L ZustellungsgeL.,- L. Ag. lll I tL riuschl. 20 L U»,tritg«rgeb.: Einzel«. IS Bei Nichterscheiuen der Zeit. ins. höh. Gewalt Ä» «etriebrjtör. testeht tein Anspruch auf Lieferung. Drahtanschrift: Tannendlatt. / Fernruf 321.
Anzeigenpreis: Die einspaltige Millimeterzeile oder deren Raum 5 Pfennig, Textmillimeterzeile 15 Pfennig. Bei Wiederholung oder Mengenabschluß Nachlaß nach Preisliste. Erfüllungsort Altensteig. Gerichtsstand Nagold.
RummerS? j
Zur Kolonmlfrage
Hcrvü für Rückgabe von Togo und Kamerun Ein naiver Kolonialminister
Paris, 13. Febr. In der „Libtere" setzt sich Gustave Herv« für die Rückgabe der früheren deutschen Kolonien ein. Er frag! zunächst, welches Interesse man französischerseits eigentlich daran habe, sich zu weigern, die Kolonien wiederzugeben, di, Deutschland erst erworben und ausgebaut habe, nachdem sick England und Frankreich bereits die besten Stücke genommen gehabt hätten. Es sei menschlich zwar „verständlich, das; Frank reich und England in einem Augenblick des Zornes" die deutschen Kolonien mit Beschlag belegt hätten. Jetzt aber, wo diese, Zorn verraucht sei und eine deutsch-französische Annäherung her- Leigeführt werden müsse, um einen Konflikt in Europa zu vermeiden, könne man nur fragen: Welch dumme Eier und welck dummer Stolz hindern Frankreich daran, eine kleine Geste zu mache», die den Versöhnungswillen gegenüber Deutschland zutage treten läßt? Man solle doch nicht sagen, dag eine solch? Geste nichts nutze, weil „Deutschland ja etwas ganz anderes wolle".
„Schließlich", fährt Heros u. a. fort, „was verliert Frankreich denn, wenn es seinen Teil von Togo und Kamerun wieder hergibt? Fehlt vielleicht dann den Franzosen an Boden unter den Füßen? Können die Franzosen ohne Kamerun nicht leben?" Das französische Volk sei vernünftig genug, um zu verstehen, daß Frankreich diese Kolonien entbehren könne, und das Volk verstehe auch, daß alles versucht werden müsse, um jede Kriegsgefahr, die Europa bedrohe, zu beseitigen. Leider seien aber Politiker an der Macht, denen zwar überhaupt nichts an den Deutschland genommenen Kolonien liege, die aber nichts hergeben wollten, weil Adolf Hitler in Deutschland den Klassenkampf beseitigt habe.
*
Der französische Kolonialminister Marius M outer har nunmehr auch gesprochen. In seinem eigenen Interesse hätte man gewünscht, er hätte es lieber sein lassen. Auf den Sessel des französischen Kolonialminsteriums scheint ein Mann geraten zu sein, der wirklich wenig Verständnis aufbringt für die Lage anderer Völker. Das beweisen seine Aeutzerungen, die er in einer französischen Wochenschrift über die deutschen Ansprüche aus Kolonien von sich gegeben hat. Einer der Hauptgesichtspunkte, die er ins Feld zu führen weiß, ist der, daß die tropischen Kolonien Afrikas, die wir beanspruchen, als Siedlungsgebiete gar nicht zu gebrauchen wären. Es ist notwendig, darauf hinzuweisen, daß niemand in Deutschland die Absicht hat, deutsche Bauern in größerem Umfange in Afrika siedeln zu lassen. Dazu benutzen wir deutschen Boden. Die Kolonien in Afrika brauchen wir als Rohstoffgebiete, ebenso wie andere Staaten die Kolonien in erster Linie als Rohstoffquellen verwenden.
Nun aber kommt der französische Kolonialminister und jagt, das sei doch gar nicht nötig. Er führt auch ein Beispiel an, er meint, die Vereinigten Staaten von Nordamerika hätten die größte Autoindustrie der Welt aufgezogen, ohne daß sie im Besitz von Kautschuk gewesen wäre. Diese Logik kann sich wirklich sehen lasten. Anscheinend weiß dieser ehrenwerte Kolonialminister nicht, daß die Vereinigten Staaten über alle Rohstoffe der Welt verfügen, außer Kautschuk. Beim Kautschuk liegt die Sache aber so, daß sie in Südamerika am Kautschuk finanziell so interessiert «nd beteiligt sind, daß sie tatsächlich Herren des Kautschuks wurden. Man trifft aber in den Ausführungen des französischen Kolontalminrsters noch auf andere äußerst komische Theorien, Sie eigentlich nur Kopfschütteln Hervorrufen können. Richtig bemerkt ein Berliner Abendblatt, daß die Aeußerungen des französischen Kolonialministers nur einen Schluß zulasten: „Der Mann an der Spitze der französischen Kolonialpolitik ist dabei, »och zu lernen. Man sollte ihm ein internationales Stipendium gewähren, damit er di« Anfangsgründe kolonialer Wissenschaft sich erwirbt, ehe er Aeußeruugen an politischen Zeitschriften gibt."
Nichols über die deutsche Kolvmalsordemng
London, 14. Februar. „Snnday Chronicle" veröffentlicht einen Aufsatz ihres Mitarbeiters Veverley Nichols über diedeutscheKolonialforberung. Die Frage der deutschen Kolonien sei die wichtigste aller internationalen Fragen und von überragender Bedeutung für Len Weltfrieden.
„Wie kommt es", jo fragt Nichols, „daß jedes andere Land in der Welt mit Ausnahme Deutschlands Kolonie» besitzen darf? Wie kommt es, daß Holland ein großes Kolonialreich hat, aber nicht Deutschland! Warum darf Polen und die Tschechoflovatei über nationale Minderheiten herrschen» nicht aber Deutschland? Wie lange wird die große deutsche Nation noch auf uns hören, wenn wir ihr sagen, daß sie nicht geeignet sei, dieselben Rechte zu haben, wie wir sie den Holländern und Portugiesen ohne weiteres zuge- ftehen? Wir haben das deutsche Kolonialreich gestohlen. So hart das Wort kling-en mag, es entspricht d-en Tatsachen. Die deutsche Kolonialverwaltung vor dem Kriege rief größte Bewunderung von Männern wie Theodor Roosevelt «nd Cecil Rhodes hervor!"
Altensteig, Montag, den 15. Februar 1837
Nichols erinnert dann diejenigen Engländer, di« behaupten, daß Deutschland sein« Kolonien auf normalem Wege im Kriege verloren habe, daran, Laß Deutschland sich nur auf Grund der 14 Punkte von Präsident Wilson in die Friedensverhandlungen eingelassen habe. Diese Punkte, die u. a. eine unparteiische Regelung der Kolonialforderungen vorsahen, seien aber in Versailles in brutaler Weise verletzt worden. Er, Nichols, sei nicht ein Freund der Deutschen, er sei aber ein Freund der Gerechtigkeit.
Er weist dann im Einzelnen die lügenhaften Behauptungen über die deutsche Kolonialforderung zurück. Es sei eine unverschämte Lüge, wenn man behaupte, daß Deutschland die Eingeborenen militarisieren würde, wenn man ihm die Kolonien zurückgäbe. Deutschland habe seine schwarzen Untertanen niemals militarisiert. Frankreich hingegen militarisiere nicht nur seine schwarzen Untertanen, sondern es habe sogar schwarze Truppen nach Deutschland gesandt und damit «ine Erbitterung zurückgelassen, die niemals ganz ausgelöscht werden könne. Marschall Fach habe sogar geprahlt, daß Frankreich im nächsten Krieg eine halbe Million schwarzer Truppen zur Verfügung haben werde.
Auch die Behauptung, daß die Kolonien von keinem wirtschaftlichen Wert für Deutschland sein würden, sei un-
III. Jahr,«»>
sinnig. Es sei eine alte Tatsache, daß der Handel immer der Flagge folge. Wenn Deutschland Kolonien besäße, dann könnte es seine eigene Währung für den Kauf von Rohstoffen verwenden. Ferner sei die Erklärung, daß Deutschland nicht geeignet sei, Kolonien zu haben» eine Beleidigung, die letzten Endes nur zum Kriege führen könnte.
Ein Mann wie Theodor Roosevelt habe einst gesagt, daß Deutschland in seinen Kolonien eine Arbeit verrichte, die für die ganze Welt von Nutzen sei. Die Entdeckungen deutscher Wissenschaftler und Chemiker seien es zum großen Teil gewesen, die die Eindämmung der Tropenkrankheiten, wie Malaria und Schlafkrankheit, ermöglicht haben.
Abschließend weist Nichols auf die Worte Lord Snow- dens hin: „Es ist ganz unmöglich zu glauben, daß die Aufrechterhaltung friedlicher Beziehungen möglich ist, solange England, Frankreich, Belgien, Portugal und Italien große Kolonialgebiete besitzen, während eine Nation wie Deutschland aller Expansionsmöglichkeite« beraubt ist."
Wie nicht anders zu erwarten, lehnt die Redaktion des liberal-marxistischen „Sunday Chronicels" die Argumente Nichols mit den üblichen Behauptungen ab und bestreitet die Berechtigung der deutschen Kolonialforderung.
«nßt »olMKk Rk»e EAMlltms
Sie Habsburger Restauration unb -ie Aussöhnung mit -er nationalen Apposition
Wie», 14. Februar. Zm Haus der Bundesgefetzgebung fand am Sonntagvormittag zum dritten Male ein Generalappell der Vaterländischen Front statt, bei dem der Frontführer, Bundeskanzler Dr. Schufch- n i g g, in einer zweistündigen Rede grundsätzliche Ausführungen zu den inner- und außenpolitischen Fragen Oesterreichs machte. Die Bedeutung der Veranstaltung wurde durch die Anwesenheit der gesamten Bundesregierung, der Landeshauptleute und Statthalter, der Vertreter sämtlicher Berufsstände, zahlreicher Betriebsführer und vieler Mitglieder des diplomatischen Korps unterstrichen.
Nach Begrüßungsworten des Geneneralsekretärs der Vaterländischen Front, Staatssekretär Zernatt, nahm Bundeskanzler Dr. Schuschnigg das Wort. Er gab zunächst einen lleberblick über die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Zeit, die durch den Ausbau der Handelsabmachungen, nicht zuletzt mit Deutschland, zu einem gesunden Optimismus berechtige.
Dann skizzierte d-sr Bundeskanzler die außenpolitischen Beziehungen des Landes zu den anderen Völkern, wobei er das besonders gute Verhältnis zu den Staaten der Römer Protokolle unterstrich. Zum Abkommen vom 11. Juli mit dem Reich erklärte der Kanzler, daß dies Oesterreich mit Genugtuung erfülle. Es bedürfe keines Hinweises, daß die österreichische Regierung entschlossen sei, alles daran zu setzen, diese Beziehungen zu vertiefen. Mit großer Freude stelle überdies die österreichische Staatsführung die llebereinstimmung mit der Auffassung des Kanzlers des Deutschen Reiches hinsichtlich der notwendigen wirtschaftlichen Zusammenarbeit im mitteleuropäischen Raume fest.
Bei aller staatlichen Souveränität fühlten sich die Oester- reicher als gerade echte Deutsche. Zwischen Wien und Prag, ebenso wie Belgrad beständen keinerlei Differenzen. Mit Frankreich und England würden freundschaftliche Beziehungen unterhalten, besonders auf kulturellem Gebiet.
Zn den Mittelpunkt der innerpolitischen Betrachtungen stellte Dr. Schuschnigg die Frage der Restauration sowie das Problem der Befriedung des Landes. Angesichts der verschiedenen Deutungen, die das Habsburger Problem gerade auch in letzter Zeit im Auslande erfahren habe, formulierte Dr. Schuschnigg die Stellung der österreichischen Regierung folgendermaßen:
1. Das Wachhalten der Ehrfurcht vor den großen geschichtlichen Werten typischer österreichischer Tradition ist in geistiger Front gelegen.
2. Die Frage der Staatssorm in Oesterreich wird einzig und allein und ausschließlich vom Volk Oesterreichs entschieden, und zwar auf dem Boden der Verfassung.
3. Es wird nicht experimentiert. Die monarchistische Propaganda hat sich in den inner- und außenpolitischen Rahmen des heutigen Oesterreichs einzufügen. Das österreichische Volk im gegebenen Falle zur Entscheidung zu rufen, ist ausschließlich Sache der Führung von Staat und Bott.
Diese Richtlinien lägen nicht nur im Interesse des Landes und des Volkes, sondern auch des Hauses Oesterreich.
Zn seinen weiteren Ausführungen wandte sich der Bundeskanzler kurz der kommunistischen Propaganda zu, die,
> wie er feftstellle, ausschließlich von landfremden. Elementen I ins Volk hineingetragen werde, denen man aber schonungs- ! los die Maske vom Gesicht reißen werde.
I Breiten Raum widmete Dr. Schuschnigg dann der Frage der Aussöhnung der nationalen Opposition mit der Staatssühruug. Zn diesem Zusammenhang erklärte der Bundeskanzler zu den Plänen eines vereinsmäßigen Zusammenschlusses aller nationalen Elemente, daß man aus Regierungsseite angesichts der unruhigen Zeitläufte es für unzweckmäßig halte, diesen Gedankengängen Raum zu geben. Allein die Tatsache, daß viele Persönlichkeiten mit klangvollen Namen, die den Vereinsvorschlag mitunterzeichnet hätten, hohe Stellen im Rahmen der Vaterländischen Front tune hätten, sei ein Beweis für die Bereitwilligkeit der verantwortlichen Stellen zur restlosen Aussöhnung mit den früheren weltanschaulichen Gegnern. Eine solche aber könne und dürfe nur auf dem Boden der Vaterländischen Front erfolgen, bei der besonders der Befriedung mit den Nationalsozialisten dienende Referate geschaffen werden sollten.
Auch für den österreichischem Nationalsozialisten, erklärte Dr. Schuschnigg mit Nachdruck, habe als oberster Grundsatz zu gelten: Das Bekenntnis zur Realität und Selbständigkeit des österreichischen Vaterlandes, die Anerkennung der ! Mai-Verfassung von 1934 und der Verzicht jeder politische« ' Tätigkeit außerhalb der Vaterländischen Front. Weitere Versuche zur Ordnung zu rufen, würde« nicht gemacht. Wer illegal sein wolle, müsse damit auch das unweigerliche Risiko der legalen Folgen auf sich nehmen.
Zn diesem Zusammenhang gab der Bundeskanzler Zahlenmaterial über bas Ausmaß der politischen Amnestie bekannt. Danach wurden nach dem 11. 7. 16 350 Personen begnadigt. Am 1. 2. befanden sich noch 1162 Personen in Strafhaft, davon 725 Nationalsozialisten. Von diesen wiederum wurden 574 nach dem 11. 7. von den Gerichten abge- ! urteilt.
IriM-polmiches Wirtschaftsabkommen
für zwei Jahre paraphiert
Warschau, 14. Febr. Am Samstag sind die detrtsch-polnifchen Wirtschaftsoerhandlungen abgeschlossen worden. Sie haben zr einer Verlängerung und Ergänzung des bisherigen Abkommens um zwei Jahre, also vom 1. März 1937 bis zum 28. Februar 1939 geführt. Dieses Ergebnis wird als ein Zeichen der Stabilität und Festigkeit der deutsch-polnischen Beziehungen im allgemeine« gewertet.
Ueber die Bestimmungen des neuen Abkommens, das das frühere Wirtschaftsabkommen vom 4. Februar 1935 ergänzt und verlängert, wird weiter bekannt, daß es auf der Basis eines jährliche» Warenaustausches in einer Höhe von 176 Millionen RM. aufgebaut ist. Unter den Kontingenten, die im einzelnen festgelegt worden find, ist übrigens die Regelung zu erwähnen, die dem deutschen Film in einem unvergleichlich größeren Ausmaß als bisher den polnischen Marti erschließt. Auch auf dem Gebiete der Holzeinfuhr nach Deutschland dürfte der deutschen Forderung weitgehend entsprochen werden. In Danziger Kreisen dürfte die Berücksichtigung der auf dem Gebiete des deutsch-Danziger Veredelungsverkehrs liegenden Wünsche der Danziger Wirtschaft mit besonderer Befriedigung zur Kenntnis genommen werden.