N^U2
Nr. 65.
Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.
90. Jahrgang.
0»»H««7iung«wetse: »mal wvchentttch. «nzrigenpret»: Im Oderamt«- Talw für die einspaltige Borgis,eile 10 Psg.. außerhalb derselben 12 Pfg., ilIM.men 2L Pfg. Gihluß für Jnseratannahme 10 Uhr vormittag». Telefon S.
Freitag, den IS. März ISIS.
I BezugSpret«. In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.2S oterteljührltch.
bezugSprei» für den Ort«- und Nachbaiorteuerkehr Mk. 1.20, im Jernveri ! Mk. I.SÜ. Bestellgeld in Württemberg SO Pfg., in Bayern und Reich 42 ß
MW Erfolge. — SeriW Vorstöße der Franzosen nvd Rossen adgelviesen
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
* Die französischen Angriffsversuche, die trotz ihrem bisherigen Mißlingen immer wieder ausge- führt werden, erhalten die richtige Beleuchtung durch eineil französischen Armeebefehl, der bei einem gefallenen französischen Offizier des 5. Kolonialregiments ini Walde von Bolante gefunden wurde. In diesem Befehl macht das französische Hauptquartier die letzten Anstreirgungen, um den anscheinend schwindenden Mut der Truppen aufrechtzuerhalten. Er enthält sechs „schwerwiegende" Feststellungen, die den Sieg des französischen Heeres verbürgen, wenn es nur aushält. Da sind erstens die deutschen Verluste, die jetzt schon 3 Millionen betragen, und die nicht mehr ersetzt werden können, weiter wird der Nachschub für Kriegsmaterial bald unmöglich und dann droht Deutschland bekanntlich eine Hungersnot, wie aus den bei deutschen Soldaten gefundenen Briefen ersichtlich ist. Alle Verbündeten Deutschlands sind geschlagen, Griechenland und Rumänien haben mobil gemacht, um sich dem Dreiverband anzuschließen. Mitleid verdiene Deutschland nicht, da die Deutschen das Völkerrecht zu Wasser und zu Lande außer acht gelassen hätten, wehrlose Dörfer in Brand geschossen, Greise und Kinder ermordet, Frauen und Mädchen geschändet hätten! Viele Unglücklichen seien schwanger infolge der Vergewaltigungen. Die wenigen französischen Gefangenen, die abgeführt würden — die meisten würden ermordet — seien in Deutschland fürchterlicher Willkür und Gemeinheit ausgeliefert. Sie sterben vor Hunger.
Solche Mittel müssen die französischen Gewalthaber anwenden, um ihre Truppen noch zusammen- halten zu können. Ein Ekel erfaßt einen vor solcher Gemeinheit, die allem, was bisher gerade von französischer Seite gekommen ist, die Krone aufsetzt. Man sollte es nicht für möglich halten, daß an oberster Stelle eines europäischen Volkes noch solche Kreaturen stehen dürfen. Neben der tierischen Niedrigkeit, die dieser Befehl kennzeichnet, spricht aber aus ihm die schlotternde Angst der französischen Machthaber vor der Verantwortung, die sie durch die Entfesselung dieses Krieges auf sich geladen haben.
Endlich ist auch die Geduld der deutschen Heeresleitung erschöpft. Wie der gestrige Tagesbericht mitteilt. werden die Völkerrechtswidrigkeiten unserer Feinde nun auch prompt mit denselben Kriegsmitteln heimbezahlt. Einem moralisch minderwertigen Gegner gegenüber kann nur äußerste Strenge dazu führen, daß er sich zur Achtung der bisherigen Sitten der Zivilisation herbeiläßt.
Die deutsche amtlich« Meldung.
(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 18. März. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Ein französischer Vorstoß auf unsere Stellung am Südabhang der Lorsttohöhe wurde abgeschlagen. Französische Teilangriffe in der Champagne nördlich von Le Mcs- nil wurden durch Gegenangriffe zum Stehen gebracht. Ein dort gestern abend erneut einsetzender französischer Angriff ist unter schweren Verlusten für den Feind abgewiesen worden. Zn den Argonnen flauten die Gefechte gestern ab. Französische Flieger warfen auf die offene elsäßische Stadt Schlettstadt Bomben ab, von denen nur eine Wirkung erzielte, indem sie in das Lehrerinnenseminar einschlua, zwei Kinder tötete und 10 schwer verletzte. Als Antwort darauf wurde heute nacht die Festung Calais mit Bomben schweren Kalibers belegt.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Die russischen Angriffe auf unsere Stellungen zwischen Pissek und Orczyc sowie nordöstlich von Prasniec wurden gestern ohne Erfolg fortgesetzt. Westlich der Szkwa machten wir 900. östlich Pissek machten wir 1000 Gefangene und erbeuteten 4 Maschinengewehre.
Einen billigen Erfolg errangen russische Reichswehrhaufen beim Einbruch in den nördlichsten Zipfel Ostpreußens in der Richtung auf Memel. Sie plünderten und steckten Dörfer und Güter in Brand. Den Städten des von uns besetzten russischen Gebiets ist zur Strafe die Zahlung größerer Summen als Entschädigung auferlegt. Für jedes von diesen Horden auf deutschem Boden niedergebrannte Dorf oder Gut werden drei Dörfer oder Güter des von uns besetzten russischen Gebiets den Flammen übergeben werden. Zeder Brandschaden in Memel wird mit Niederbrennung der russischen Neichs- gebäude in Suwalki und den andern in unsern Händen befindlichen Eouvernementshauptorten beantwortet werden.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(W.T.B.) Men. '18. März. Amtliche Mitteilung vom 18 Mräz: Zn den Karpathen wurde auf den Höhen westlich Laberczrev der Angriff stärkerer feindlicher Kräfte nach blutigem Kampfe unter großen Verlusten für den Gegner zurückgeschlagen. Mehrere feindliche Kompagnien wurden hierbei vernichtet. Ebenso scheiterten in Südostgalizien wiederholte Versuche der Russen, durch überraschendes Vorgehen numerisch überlegener Kräfte einzelne Stützpunkte in unseren Stellungen zu nehmen. Beim Zurückweisen dieser Angriffe, die überall auf den nächsten Distanzen im Feuer unserer Truppen zusammenbrachen. wurden auch 280 Mann gefangen. Auf allen übrigen Fronten hat sich nichts Wesentliches ereignet.
Die englische „Offenfive".
Frankfurt, 18. März. Die „Franks. Zeitung" meldet aus Amsterdam: Der „große Sieg" der Engländer bei Nieuve Chapelle scheint doch einige Unruhe in England hervorgerufen zu haben. Die „Times" widmet ihm einen Artikel, in dem sie indirekt zugibt, daß die Engländer bei diesem Siege 12 000 Mann verloren haben. Um diese Verluste weniger beunruhigend zu machen, gibt sie die deutschen Verluste. die sie doch nicht nachrechnen kann, auf die völlig erdichtete Zahl von 18 000 Mann an. Die „Times" macht sich ernsthaft Sorge darüber, wie derartige Verluste in den englischen Linien ersetzt werden sollen und kommt dabei zu der Ueberzeugung, daß das Land ohne Einführung der allgemeinen Wehrpflicht nicht auskommen könne.
Christiania, 18. März. Dem „Lokalanzeiger" wird von hier berichtet: Der Korrespondent der „Aftenposten" drahtet aus London, die neue französisch-englische Offensive beginne „wahrscheinlich" in einigen Wochen. Die britische Heeresleitung sei des Erfolges ganz sicher, in unterrichteten Kreisen werde jedoch angenommen, daß der Sieg große Opfer erfordern werde. Noch sind keine offiziellen Angaben über die Verluste bei den letzten Kämpfen bei Neuve Chapelle veröffentlicht worden; man glaubt daher, daß sie ernst sind. Zn den englischen Lazaretten werden besondere Vorkehrungen für die Aufnahme von Verwundeten getroffen.
Berlin, 19. März. Eine Meldung des „Berliner Lokalanzeigers" aus Amsterdam besagt: Ein
Korrespondent, der hinter der Front der Bundesgenossen in Flandern tätig ist, meldet das Eintreffen bedeutender englischer Verstärkungen. Das Gelände um die große Düne bei Lombartzyde ist zu einem befestigten Lager ausgebaut worden. Die Positionen längs des Uederschwemmungsgebtetes find mit allen Hilfsmitteln militärischer Tiefbautechnik zu starken Stellungen ausgebaut worden, mit dem zusammengeschossenen Oertchen Ramscapelle als Stützpunkt.
Zur Belagerung von Offowiee.
Kopenhagen, 18. März. Ueber die Beschießung von Ossowiec durch die Deutschen meldet der Bericht der Petersburger Telegraphenagentur vom Dienstag: „Die Beschießung der kleinen Feste Ossowiec durch den Feind wird hartnäckig fortgesetzt. Wir haben den größten Teil der Zivilbevölkerung aus Gründen der Menschlichkeit aus Ossowiec fortgeschafft. Dis Besatzung verteidigt sich heldenhaft." Der gleiche Bericht meldet: Unsere siegreichen Truppen konzentrieren sich neu in der Gegend von Lipz. — Die Kopenhaoener Blätter stellen zu dem letzten Bericht der Agentur fest, daß Lipz 35 Kilometer südöstlich von Augustow, in der Richtung auf Grodno, liegt, und daß die „siegreichen russischen Truppen" hiernach fast 30 Kilometer nach rückwärts gegangen sind, denn noch der Bericht vom Tage zuvor gab den Stand des russischen Offensivheeres bei Augustow. an. Ueber die Vorgänge in Galizien schweigt sich der Agenturbericht wieder einmal gänzlich aus.
Die Türkei im Kriege.
Bedeutsame Erfolge der Türke«.
(W.T.B.) Konstantinopel. 18. März. Das Hauptquartier meldet: Ein Teil unserer Flotte bombardierte heute früh die Schiffswerft und den Ueb- ungsplatz für Torpedoboote westlich von Feodosia in der Krim und steckte ihn in Brand.
Heute eröffnete die feindliche Flotte ein sehrheftiges Feuer gegen die Forts der Dardanellen, welche mit Erfolg erwiderten. Um 2 Uhr nachmittags wurde Las französische Panzerschiff „Bouvet" in den Grund gebohrt.
Erfolgreiche Laudkümpfe der Türke«.
Mailand, 18. März. „Sera" meldet aus Konstantinopel: Im Gegensatz zu den russischen Berichten. wonach die Türken täglich von neuem völlig vernichtet werden, schiebt sich die türkische Linie immer weiter in Las russische Kaukasusgebiet hinein. Im Gebiet von Batum. das die Russen schon fünfmal zurückerobert haben wollen, gewinnen die Türken täglich Boden und halten allen russischen Massenangriffen stand.
(W.T.B.) Kopenhagen. 18. Mürz. Privatmeldungen aus Bagdad zufolge, zogen die türkischen Truppen nach Verfolgung des Feindes in Korna ein. Die Engländer, die sich in die Stadt geflüchtet hatten, zogen sich sodann gegen Süden zurück. Im Laufe des Kampfes, der sich in der Stadt entspann, schossen die Engländer, von Panik ergriffen, gegen einander. Von türkischer Seite war kein Verlust zu verzeichnen.
Zur Beschießung von Smyrna.
Athen, 18. März. Aus Mytilene wird nach einem dem „Lokalanzeiger" von hier zuaegangenen Telegramm gemeldet, daß ein türkisches Hochseetor- pedobsot von den Dardanellen aus mitten zwischen den verbündeten Flotten durchbrach und den Hafen