Nationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die OberamtsbezirLe Nagold» Calw, Freudenstadt und Neuenbürg

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Nummer 3V s

AeuLgelöbniS der ReWbank

Dr. Schacht beim Führer

Berlin, 6. Februar. Am Freitagnachinittag empfing, wie derVölkische Beobachter" meldet, der Führer und Reichskanzler den Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht, so­wie Vertreter der Beamten, Angestellten und Arbeiter der Reichsbank. Dem Führer wurde eine Urkunde überreicht, ttr der die Gefolgschaft der Reichsbank ihre Freude und ihren Dank über die Befreiung der Reichsbank von den letzten internationalen Bindungen und ihre völlige Rück­führung unter die Hoheit des Reiches zum Ausdruck bringt. Die Urkunde hat folgenden Wortlaut:

Dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler dankt die gesamte Gefolgschaft der Reichsbank in Ergebenheit und Treue für die Befreiung der deutschen Notenbank von letz­ten internationalen Bindungen. Dem Auslande ist das uns in Zeiten der Not und des Niederganges abgepreßte Recht, auf die Deutsche Reichsbank als Trägerin der deut­schen Währung Einfluß zu nehmen, wieder genommen worden. Das deutsche Zentralnoteninstitut ist nunmehr völlig der Hoheit des Reiches unterstellt. Das gewaltige Befreiungswerk des nationalsozialistischen Deutschland ist damit zum Abschluß gekommen. Die Reichsbank ist sich in allen ihren Gliedern ihrer Verantwortung für Volk und Staat bewußt und hat es stets als ihre vornehmste Auf­gabe angesehen, nur Deutschland zu dienen. Mit umso größerer Begeisterung begrüßen es die Beamten, Ange­stellten und Arbeiter der Reichsbank, daß die Verbunden­heit des Noteninstitutes mit dem Reich auch nach außen hin wieder uneingeschränkt in Erscheinung tritt. Unter dem Eindruck der Erklärung vom 30. Januar 1937 gelobt die Gefolgschaft der Reichsbank in einmütiger Geschlossen­heit von neuem dem Führer und Reichskanzler Adolf Hit­ler rückhaltlose Einsatzbereitschaft und Pflichterfüllung im Dienste des Dritten Reiches."

Sir Nevile M. Kenberivn zum brtlWen Botschafter m Berlin ernannt

London, 5. Februar. Der englische König hat, wie Reuter meldet, der Ernennung des bisherigen britischen Botschafters in Argentinien und Paraguay, Sir Nevile M. Henderson, zum britischen Botschafter in Berlin zuge­stimmt.

Sir Nevile Henderson ist 55 Jahre all. Er steht seit 32 Jahren im englischen diplomatischen Dienst und ist seit 1935 Botschafter in Buenos Aires und zugleich Gesandter bei der Republik Paraguay. Vorher war Henderson von 1925 bis 1935 Gesandter in Belgrad. Er konnte sich be­sonders guter Beziehungen zu dem in Marseille ermorde­ten König Alexander von Jugoslawen erfreuen. In seiner diplomatischen Laufbahn hat Henderson in Paris, Peters­burg, Tokio, Rom, Istanbul und Kairo gewirkt. Er ist, wie viele der englischen Diplomaten, in Eton erzogen worden.

Aktion -er MlerHugead und -öS ReWnWftanbrs

Propagandaausschuß zur Förderung des Schwimmsports gebildet

Berlin, 5. Februar. Der Reichsbauernführer, Reichs­minister R. Walter Darre, Reichsminister Dr. Goeb­bels und der Jugendführer des Deutschen Reiches, Bal­dur v. Schi rach, haben, wie der Reichsjugendpresse­dienst meldet, nachfolgenden Aufruf erlaßen:

Schafft Schwimmbäder auf dem Lande!

Innerhalb der allgemeinen körperlichen Ertüchtigung der deutschen Jugend ist das Schwimmen gesundheitlich, er­zieherisch und sportlich eine der wichtigsten Leibesübungen. Es stärkt die Kraft und Gesundheit der in den Entwick­lungsjahren stehenden Jugend, erzieht zu Wagemut und Entschlossenheit und fördert durch den sportlichen Wett­kampf die körperliche Leistungsfähigkeit und das Vertrauen zum eigenen Können.

Darum soll in Zukunft jeder deutsche Junge und jedes deutsche Mädel schwimmen können und spätestens bis zum Ausscheiden aus der HI. bezw. dem BdM. das Freischwim­merzeugnis besitzen.

Die Schwimmbäder aber, über die wir heute in Deutsch­land verfügen, reichen bei weitem nicht aus, um dieses große Ziel zu erreichen. Hunderttausende der ländlichen Jugend können heute trotz des guten Willens das Schwimmen nicht erlernen, weil jede Schwimmöglichkeit fehlt, und viele fal­len heute noch alljährlich dem nassen Tode zum Opfer, weil sie des Schwimmens unkundig sind.

Das kann und darf nicht mehr sein!

Altensteig, Samstag, den K. Februar 1937 Iv. Iahrga»!

Wir rufen deshalb die Dörfer und Gemeinden und die Ortsbauernschaften und Ortsgruppen der Partei auf: Schafft Schwimmbäder für die deutsche Jugend, nutzt jeden Vach, jeden kleinen Fluß, jeden Teich aus. Schafft Stätten der Er­holung und der körperlichen Ertüchtigung und helft mit an der großen Erziehungsarbeit des Reichsnährstandes und der Hitlerjugend.

Zur Förderung des Schwimmsportes wurde ein Propa­gandaausschuß gebildet, zu dessen Vorsitzenden der Jugend­führer des Deutschen Reiches auf Vorschlag des Reichs­sportführers den Leiter des Amtes für Leibesübungen in der ReichsjugendfUhrung, Eebietsführer Schlünder, er­nannt hat. Dem Ausschuß gehören ferner die hierfür be­stimmten Referenten aus den Stäben oder Aemtern der Unterzeichner des Aufrufes an.

Reichssportführer v. Tschammer und Osten hat anläß­lich der Gründung dieses Propagandaausschusses einen Auf­ruf an die Gliederungen des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen erlassen, in dem er sie auffordert, sich mit allen Kräften an der Durchführung dieser Werbung zu be­teiligen und zum endgültigen Erfolg das ihre beizutragen.

Ailsms dos ReichsvvftmiMecS

an die Gefolgschaft der Deutschen Reichspost

Berlin, 5. Febr. Im Amtsblatt des Reichspostministermms wird folgender Aufruf des Reichspostministers Dr. ing. e. h. Ohnesorge vom 2. Februar veröffentlicht:

Mit dem heutigen Tage ist mir durch das Vertrauen des Füh­rers das Amt des Reichspostministers übertragen worden, womit die Personalunion zwischen dem Rcichsoerkehrsministerium und dem Reichspostministerium beseitigt ist. Das durch diese Maß­nahme von unserem Führer in die Deutsche Reichspost und die gesamte Kameradschaft gesetzte Vertrauen verpflichtet. Es verpflichtet im höchsten Matze: In allererster Linie und immer wieder gegenüber dem Führer. Seien wir uns dessen zu allen Zeiten bewußt, daß nur der Führer es war. der unser Volk dom Abgrund zurllckgerissen hat und der auch nun der Post, der alten wichtigen Verkehrsanstalt, den K : wieder freigegeben hat zu unbeengter, starker Voewärtsentwia-uug. Wir haben nur auf ihn zu sehen als stärksten Hort für Volk und Reich und kön­nen Zuversicht und Stärke finden nur in dem Glauben an seine Sendung.

Zum anderen müssen wir uns stets unserer besonderen Verpflichtung gegenüber den Volksgenossen bewußt sein. Ist doch der Postbeamte bei jedwedem Nach­richtenaustausch der ins Vertrauen gezogene Dritte, dem Ser Uebersender der Nachricht seine geheimsten Wünsche und seine

innersten Regungen im Vertrauen auf Verschwiegenheit über­gibt. Niemals darf das in uns gesetzte Vertrauen enttäuscht werden.

Schließlich aber müssen wir unsere Verpflichtung gegenüber unseren Kameraden erkennen. Es muß, soll er seine Aufgabe gegenüber der Volksgemeinschaft erfüllen können, der Personal­körper der Nachrichtenverwaltung das Vertrauen zu anderen, also zur eigenen Kameradschaft, selbst als ein hohes Ziel empfin­den und zu höchst stellen. Bleiben wir immer zusammengeschlossen zu dem engen Kameradschaftsblock, der dann auch dem Führer in unserer Verwaltung ein zuverlässiges Werkzeug na­tionalsozialiß ücher Staatsführung garantieren wird.

Mit d- Verpflichtung gegenüber Führer, Volk und meinen Kamerad.,. ,ere ich selbst mein Amt an. Ich werde es in dem Geiste aus alter Tradition verwalten, der in der Post eine Einrichtung sieht, die nur der Allgemeinheit und dem Kulturfortschritt des Volkes zu dienen hat. Nicht Dienerin irgend welcher Interessengruppen, sondern Dienerin des gesamten Volkes und stille Helferin am Werke unseres Führers zu sein, ist Auf­gabe der Post. Mit dieser Aufgabenstellung grüße ich meine Kameraden aus Stadt »nd Land.

Militärische AMlonsübrrnahme

Hamburg, ö. Febr. Zn Wandsbek-Jenfeld wurde am Freitag auf dem Kasernenhof des Infanterieregiments 69 die Tradi­tion der ehemaligen Schutztruppe in Deutsch- Ostafrika durch General von Lsttow-Vorbeck an das 2. Bataillon des Infanterieregiments sg ubergeben. General von Lettow-Vorbeck schritt unrer »en Klängen des Prä- sentiermarsches in Begleitung des kommandierenden Generals des 16. Armeekorps, General der Kavallerie Knochenhauer, und des Bataillonskommandeurs, Oberstleutnant Strack, die Front oes 2. Bataillons und der aufmarschierten Verbände ab. Dann würdigte Wehrkreispfarrer Hunzingerdie heldenmütigen Ta­ren des Generals von Lettow-VorbcU und seiner Getreuen Den 750 deutschen Soldaten, die in Deuisch-Ostafrika für ihr Vaterland fielen, galt ein stilles Gedenken. General von Let- tow-Vorbcck erklärte, es erfülle ihn mit Stolz, die Tra­dition der kaiserlichen Schutztrupve in Deutsch- Ostafrika dem 2. Bataillon des Infanterieregiments 69 übergeben zu können. Er wisse, daß sie in gute Hände komme. Viereinhalb Jahre hätten seine Soldaten in heldenmütigem Kampfe ausgehalten und als einzigen Besitz die Tradition heim- bringcn können.Wir übergeben euch jungen Soldaten", schloß General von Lettow-Vorbeck,diese heilige Ueberlieferuug als Quelle soldatischer Kraft. Seid treue Hüter und Wahrer diese» Besitzes!" Der Regimentskommandeur Oberst von Briefen sprach den Dank des Regiment» für die hohe und ehrende Verpflich­tung aus.

Rvelnelt stir Sttickmg der zknttalgkwatt

Kongreßbotiltmt gegen das veraltete BundesgertchMstem

Washington, 5. Febr. Präsident Roosevelt unternahm am Freitag einen weiteren sensationellen Schritt zur Stärkung der Zentralgewalt. Nachdem er erst kürzlich eine Reform der Bundesverwaltung angekündigt hat, übersandte er jetzt dem Bundeskongreß eine lange nnd sehr deutliche Botschaft, in der er das Bundesgerichts- System als vollkommen veraltet bezeichnet.

Roosevelt sagt, daß alle drei Instanzen jo überlastet feien, daß jeder Prozeß jahrelang Lauere und arme Leute es sich nicht leisten könnten, zu prozessieren. Die Kammern seren mit überalterten Richtern besetzt, die nicht zwangs­weise pensioniert werden könnten . Ein Tei! von ihnen sei geistig schon so schwach, daß ihre Arbeit darunter leide und sie selbst nicht fühlten, daß sie abgehen inüßten. Außerdem stelle das andauernde Prozessieren wegen angeblich verfas­sungswidriger Gesetze eine schwere Belastung für die Re­gierung und die Allgemeinheit dar.

Die verschiedenen Bundesgerichtc träfen verschiedene Entscheidungen in wichtigen Verfasfnngsfragen, und manch­mal dauere es Jahre, bis das Oberste Bundesgericht irgend­eine Frage für das ganze Land entscheide. Inzwischen herrsche Ungleichheit, Unsicherheit und schwere Behinderung der Regierüngsarbeit.

Der Präsident verlangt, daß in allen Bundesgerichten für jeden Richter, der über 70 Jahre alt und 10 Jahre im Amt ist, aber 6 Monate nach Erreichung des 70. Lebens­jahres noch nicht zurückgetreten ist, ein weiterer Richter be­stellt werde. Dies würde die Zahl der Richter im Obersten Vundesgericht worauf es Roosevelt in erster Linie an- lommt von 9 aus 15 erhöhen. Dadurch würden die alten Richter, die die Gesetze des Neuen Kurses für ver­fassungswidrig erklärten und fast jede Reformmaßnahme töteten, mattgesetzt.

In feiner Botschaft, die seit der Nationalisierungserklä- rung des Goldes im Jahre 1933 wohl von keiner anderen Botschaft übertroffen wurde und für Amerika ein histori­sches Dokument ersten Ranges darstellt, sagt Roosevelt u a:Die modernen Probleme erfordern de» ständigen Zufluß neuen Blutes in den Gerichten, ebenso wie in der Regierung und in der Privatwirtschaft. Ein Nachlassen der körperlichen und geistigen Frische führt die Richter da­zu, vor der Anstrengung zurückzuschrecken, sich mit den neuen Verhältnissen vertraut zu machen. Neue Tatsachen erscheinen getrübt und undeutlich durch ihre alten Brillen, die sie sich für die Erfordernisse einer früheren Generation hatten anpassen lassen. Aeltere Leute nehmen an, daß die Gegenwart gleich der Vergangenheit ist und lehnen es ab, die Gegenwart oder die Zukunft zu studieren."

Präsident Roosevelt verlangt schließlich, daß Bundes­richter fedcrzeit versetzt und jeweils den Bundesgerichten zugeteilt werden können, wo Kammern überlastet find. Eine radikale Neuerung bedeutet die weitere Forderung, daß das Bundesgericht nicht über die Verfassungswidrigkeit eines Gesetzes entscheiden oder einen Einhaltungsbefehl erlaffen könne, ohne vorher den Justizminister benachrichtigt zu haben, damit dieser genügend Zeit hat, um das Gesetz vor Gericht verteidigen zu können.

Der Eingriff des Präsidenten in die unabhängige, dem alten individualistischen System folgende Organisation der Vundesgerichtsbarkeit bildet in Amerika die Sensation des Tages. Don den meisten Parlamentariern wird zugege­ben. daß Roosevelt seine Forderungen gut begründet hat und damit seinen Hauptgegnern den Wind aus den Segeln nahm