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SchwarzwäLer Tageszettung

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staudsSarlehen gegründete» Ehen find bis Ende Januar 191" rund SVV ÜÜV lebende Kinder geboren. Das sind im Verhältnis fast doppelt io viel Kinder wie in den Ehen, die seit 1833 ohne Ehestandsdarlehen geschlossen worden find. Es erweist sich, das; die auf Ehestandsdarlehen beruhenden Ehen eine wesentlich grö­ßere Fortpflanzungsfreudigkeit aufweisen als die anderen Ehen. Es scheint auf den folgenden Grund zurückzuführen zu sein: Die Ehestandsdarlehen werden bekanntlich zinslos gegeben. Sie sind mit 1 v. H. monatlich zu tilgen. Für jedes in der Ehe lebend geborene Kind werden 28 v. H. des Darlehensbetrages erlassen. Die Folge dieser Maßnahme ist, wie sich in aller Eindeutigkeil erweist, eine wesentlich größere Fortpflanzungsfreudigkeit dieser Ehen. Die Summe, die infolge der Geburt von Kindern e r' lassen worden ist, hat bereits 7 0 Millionen RM. die Summe der Tilgungsaussetzungen infolge der Geburt Kindern bereits 25 Millionen RM. überschritten.

Die Mittel zur Gewährung der Ehestandsdarlehen werden aufgebracht durch eine erhöhte Einkommensteuer der Ledigen. Die Rückflüsse aus den gewährten Ehestandsdar­lehen werden verwendet zur Gewährung von Kinderbeihilfen an kinderreiche Familien Wir haben seit Oktober 1935 bis Ende Januar 1937 an 350 000 minderbemittelte kinderreiche Fa­milien einmalige Kinderbeihilfen im Durchschnitrs- betrag von 350 RM. gewährt. Die Gesamtsumme beträgt 12; Millionen RM. Dadurch sind zwei Millionen Kinder mit durch­schnittlich je 62 RM. bedacht worden.

Außer den einmaligen Kinderbeihilfen an minderbemittelt« kinderreiche Familien werden seit August 1936 laufend« Kinderbeihilfen an kinderreiche Familien ge­währt. Die Kinderbeihilfen unterliegen im Gegensatz zum rohr» Arbeitslohn keinerlei Abzug in Form von Steuern oder So­zialversicherungsbeiträgen. Die Erhöhung der Kaufkraft zum Beispiel einer Arbeiterfamilie mit sieben Kindern und 40 RM. Wochenlohn betrügt demgemäß seit August 1936 etwa 20 v. H. Die Zahl der Familien, an die seit August 1936 diese lausenden Kinderbeihilfen gewährt werden, beträgt gegenwärtig 237 000, die Zahl der Kinder 300 000. Anrechnung der Kinderbeihilfen auf Arbeitslosenunterstützung, Wohlfahrtsunterstützung oder der­gleichen ist nicht zulässig. Die Kinderbeihilfen stellen demnach unter allen Umständen eine Verbesserung der sozialen Lage der Kinderreichen dar. Die Kinderbeihilfen stellen nicht eine Fürsorgemaßnahme, sondern eine volkswirtschaftlich« und bevölkerungspolitisch notwendige Ausgleichsmaßnahme dar.

Die Gewährung der laufenden Kinderbeihilfen wird nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel aus­gebaut werden und zwar bis zu dem Zeitpunkt, in dem es mög­lich sein wird, durch Schaffung einer Reichsfamilienausgleichs- kasse einen vollständigen Familienlastenausgleich herbeizuführen. Der Kreis der Kinderbeihilfe-Berechtigten wird so bald wie mög­lich zunächst auf die Nichtlohnempfänger, insbesondere also aus die Handwerker, Kleingewerbetreibenden usw., mit nicht mehr als 2220 RM. Jahreseinkommen ausgedehnt werden und dann wird die Einkommens-Höchstgrenze allmählich erhöht werden

örünbunMag der sMWchrn Miliz

Jubel um den Duce

Rom. 1. Febr. Der 14. Jahrestag der Gründung der faschisti­schen Miliz ist am Montag in ganz Italien unter Teilnahme der Spitzen der Partei und der Behörden wie auch der Wehr­macht festlich begangen worden. Die diesjährigen Feiern stan­den im Zeichen der Ehrung der für das italienische Imperium in Ostafrika gefallenen Angehörigen der faschistischen Miliz. Ihren Höhepunkt bildete die Massenkundgebung in Rom vor dem Altar des Vaterlandes. Aus ganz Italien hatten die Legionen der faschistischen Miliz starke Ab­teilungen von insgesamt rund 20 000 Milizsoldaten zur Ehrung ihrer gefallenen Kameraden entsandt. Nach der Feldmesse ver­lieh der italienische Regierungschef Mussolini in der Uni­form des Overkommandierenden der faschistischen Miliz zahlreiche goldene und silberne Auszeichnungen. Nach der llebergabe der Ehrenzeichen wandte sich der Duce mit einer kurzen Ansprache an die Legionäre der faschistischen Miliz, in der er erklärte, daß div Namen der für das Imperium in Ostafrika gefallenen Miliz­kameraden von Geschlecht zu Geschlecht in den Herzen der Fa­schisten lebendig bleiben werden.Wenn das Vaterland noch einmal rufen sollte, werden die ganze Miliz und alle Italiener das heldische Beispiel der für das Imperium Gefallenen nach­ahmen." Anschließend nahm Mussolini die Parade der Legio­nen ab.

Schießerei in den Straßen Madrids

Salamanra, 1. Febr Der Heeresbericht des Obersten Befehls- babers in Salamanca meldet, daß an den verschiedenen Fron­ten nur leichtes Geschützfeuer festzustellen war.

In den Stellungen der nationalen Truppen konnte man am Freitag deutlich Schießereien wahrnehmen, die sich in den Straßen Madrids abspielten, lleberläufer bestätigten spä­ter, daß anläßlich eines Demonstrationszuges, bei dem die Fa­milienangehörigen der Mitglieder der bolschewistischen Miliz gegen ihre Zwangsausweisung protestierten, schwere Schießereien entstanden. Diese blutigen Zusammenstöße setzten sich auch am Samstag fort.

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Cs Mt Sei den svanWen Bolschewisten

Salamanca, i. Febr. Nationalen Rundfunknachrichten zufolge haben bolschewistische Milizen, die Befehl erhalten hatten, an die Madrider Front zu gehen, in einer Kaserne Barce­lonas den Gehorsam verweigert. Um zu verhindern, Saß die Meuterei größere Formen annimmt, haben die katala­nischen Machthaber den Marschbefehl widerrufen müssen. Aus der in Händen der Bolschewisten befindlichen Provinz Tarragona wird bekannt, daß ernste Zusammenstöße zwischen der Bauern­bevölkerung und den bolschewistischen Milizen stattgefunoen haben, bei denen 30 Leute getötet und eine große Anzahl ver­wundet wurden.

Bolschewistisches Molorfchiss beschlagnahm

London, 1. Febr. Nach einer Meldung desDaily Telegraph" rus Gibraltar ist das bolschewistische spanische Motorschiff .Ar» »adan Mendi" von nationalen Schiffen beschlagnahmt wordc rls es versuchte, von Gibraltar nach Valencia zu entkommt . Nationale Seestreitkräste schleppten das Schiff, das eine Frrc t an Werte von annähernd 2 Millionen RM an Bord a- . urch Leuta ab.

Aus AM Md Land

Altensteig, den 2. Februar 1937.

Verdunkelung des wiirtt. Schwarzwaldes am 11. 2.1837.

Nachdem durch die vorausgegangenen Verdunkelungs­übungen die Bevölkerung mir den notwendigen Maßnah­men vertraut ist, wurde für den 11. Februar die Ver­dunkelung aller Gemeinden der Kreise Freu­denstadt, Calw, Horb, Nagold und Neuenbürg angeord­net. Die Hebung erstreckt sich auf die Zeit von 1824 Uhr. In jedem Haushalt muß schon einige Tage vor der Uebung ein eiserner Bestand an VerLunkelungsutensilien bereit stehen. Besondere Sorgfalt ist allen Räumen zuzuwenden, die im Ernstfall auch nachts belegt sind, wo sogar mit er­höhter Produktion zu rechnen ist. Hier sollte die behelfs­mäßige Abblendung immer mehr in eine endgültige umge­wandelt werden. Man nehme in diesen Fällen sofort mit den entsprechenden Handwerksmeistern und Geschäften Ver­bindung aus! Die industrielle Erzeugung, das wirtschaft­liche Leben, vor allem in kriegs- und lebenswichtigen Be­trieben aller Gattungen darf unter keinen Umständen unter­brochen oder gestört werden.

Frühjahrsgesellenprüfungen 1937. Wie aus der Zeit­schriftDas Württembergische Handwerk" zu entnehmen ist, hat die Handwerkskammer Reutlingen ein Ausschreiben wegen der Anmeldung zur Gesellenprüfung ergehen lassen. Für diejenigen Lehrlinge, die zur Lehrlingsrolle der Hand­werkskammer ordnungsmäßig' angemeldet sind, ist dem Lehvherrn das Anmeldeformular zugegangen. Anmelde- termin ist der 15. Februar 1937. Unsere an der Sache interessierten Leser machen wir darauf aufmerksam.

Vortrag über Landarbeiterwohnungsbau und Heuerlings­wesen im Arbeitsamt Nagold. Das Arbeitsamt Nagold hatte auf 27. Januar 1937, nachmittags 14.00 Uhr, eine große Anzahl Bauern und Landwirte zu einem Vortrag über den Land­arbeiterwohnungsbau und das Heuerlings- wesen eingcladen. Der Vorsitzende des Arbeitsamts, Dr. Wildermuth, begrüßte die stattliche Versammlung und gab zunächst einen eingehenden Bericht über die landwirtschaftliche Arbeitseinsatzlage des Arbeitsamtsbezirkes Nagold. Er schil­derte die immer stärker zunehmende Landflucht, durch welche nachgerade der ordnungsmäßige Anbau des Landes und die Ernte gefährdet werden. Es gilt, die noch verbliebenen Kräfte auf dem Lande zu erhalten und besonders den jüngeren Land­arbeitskräften, die Möglichkeit zum Heiraten auf dem Lande zu geben. Es gilt, Landarbeiterwohnungen zu bauen, zu welchen die Reichsregierung in richtiger Erkenntnis der Wichtigkeit die­ser Frage ganz beträchtliche Zuschüsse leistet. Es gilt, den ver­heirateten Landarbeiter seßhaft, d. h. zum Heuerling, zu machen. Die Reichsregierung bietet in großzügiger Weife die Hanb dazu; möge jeder Bauer rechtzeitig von dieser Gelegenheit Gebrauch machen. Hierauf erläuterte Dr. Wolf vom Arbeitsamt Na­gold die Art der Zuschußgewährung, der Antragstellung und der Durchführung der Bauvorhaben, und zeigte an den im Saal angebrachten Plänen und Lichtbildern die bereits in Süddeutsch­land eingeführten und erprobten Heuerlingswohnungen. Die Aussprache war sehr rege. Es beteiligten sich daran Herr Ruosf- Niederreutin, die Kreisbauernführer Baitinger und Kaiser, der von der Landwirtschaftsschule Horb entsandte Landwirtschafts­lehrer Steimle-Altnuifra, Hiller-Hohenreutin, der landwirt­schaftliche Außenbeamte des Arbeitsamtes, Guoth, und a. m. Nach Beendigung der Tagung vereinigte noch ein gemütliches Zusammensein im Gasthof zurTraube" die Teilnehmer.

Arbeitsamt Nagold.

Calw, 1. Febr. (Kameradschaftsführer-Lehrgang des Reichs- kriegerbundes.s Der Bezirksverband Neuenbürg 172 des Deut­schen Reichskriegerbundes, welcher die Kreise Neuenbürg, Freu­denstadt, Nagold, Calw und Maulbronn umfaßt, hielt letzten Samstag und Sonntag einen Kameradschaftsführer-Lehrgang in Calw ab. 98 v. H. der Kameradschaftsführer nahmen daran teil. Nach der großen Rede des Führers vor dem Reichstag sprach Stabsführer P r c ch t e r - Stuttgart über Aufgabe und Ziele des Reichskriegerbundes. Die Kameradschaften haben sich in nationalsozialistischem Sinne auszurichten; das überlehte Vereinsmäßige muß restlos verschwinden. Der Bund mit seinen annähernd 3 Millionen Mitgliedern setzt sich zu 80 v. H. aus Frontsoldaten zusammen, die in unwandelbarer Treue zu Füh­rer und Reich stehen. Dementsprechend ist die Einstellung des Bundes zur NSDAP, und seine Anerkennung durch diese. Der Vortragende sprach ferner über die Arbeit des Kameradschafts­führers. Anschließend behandelte Landesschießwart Kam. Grae- ter das Schießwesen. Dem Flaggeneinholen und einem ein­fachen Abendessen folgte ein Kameradschaftsabend im großen Saal desBadischen Hof". Die Leitung des dienstlichen Teils des Abends übernahm Kam. B o l s in g e r-Stuttgart (Stab des Landesverbandes). In frischer, soldatisch knapper Form zeigte er den Kameraden, wie man einen Kameradschaftsabend gestaltet. Im Lichtbild wurden all die Fehler im Auftreten von einst gezeigt, die heute bei den Kriegervereinen ausgemerzt wer­den müssen. Landespropagandaobmann Pg. Merkel-Stutt­gart sprach hierbei über die soldatische Haltung innerhalb der Kameradschaften und später in fesselndem Vortrag über das aus dem Frontgeist geschaffene neue Reich, über Wehrpolitik, die Arbeit der Wehrmacht, den Wehrbeitrag von SA. und RAD. und die Erziehung des einzelnen Volksgenossen zu Deutschland. Ein Film, der Len Landesverband Württemberg-Hobenzollern beim Reichskriegertag 1936 in Kassel zeigt, und das große Er­leben dieser Tage vermittelte, fand begeisterten Widerhall. Der Rest des Abends galt der Pflege der Kameradschaft; das Trom­peterkorps der Reiterstandarte spielte schneidige Märsche. Den Dank der Gäste übermittelte zu Ende des Abends Generalleut­nant Niethammer. Der General verwies in seiner An­sprache auf die große Verpflichtung der Kriegerkameradschaften, das Kriegserleben in seiner vollen Wahrheit im Volk wach zu halten und vor allem in die Jugend hcreinzutragen. Das große politische Erleben unserer Zeit habe das des Krieges zurücktre­ten lassen. Die Jugend sei heute nur noch recht wenig daran interessiert und leide an einer ausgesprochenen lleberbewertung der technischen Waffen; darin aber liege eine Gefahr: es ist ein Irrtum zu glauben, die Technik schone Blut! Das Wunder der Technik ist und bleibt ein dummes Ding, solange nicht ein Mann es lenkt, der mit feinem Blut eintritt für die zu erfüllende Auf­gabe. Niemand sonst wie die alten Soldaten kann hier den richtigen Weg weisen' Lies zu tun ist ihre heilige Pflicht! Sonn­tagfrüh wurde der Lehrgang mit Vorträgen über Fechtwefen, Schadenverhütung, Feiergestaltung, Verwaltungs- und Propa­gandawesen fortgesetzt. Die letzte Stunde war der weltanschau­lichen Schulung durch Reichsftoßtruppredner Göhr um Vor­behalten.

Bad Liebenzell, 1. Februar. (Das Rathaus wird HJ- Heim. Das KurhausSchwarzrvald" wird Rathaus.) Zn einer außerordentlichen Sitzung der Ratsherren wurde die Heimbeschaffung der Hitler-Zugend behandelt. Da die

HI bisher nur mangelhaft untergebracht war, machte Bürgermeister Klepser den Vorschlag, der Jugend das Rathaus als Heim zur Verfügung zu stellen und die Sradt- und Kurverwaltung indasKurhaus Schwarzwald" (Eckhaus der Bahnhofstraße) zu ver­legen. Diese Verlegung des Rathauses in die untere Stadt ist die selbstverständliche Folge der bisherigen Entwicklung.

Neuenbürg, 1. Febr. (Schwer verletzt aufgefunden.) Heute früh gegen 1.30 Uhr wurde auf der Straße Neuen­bürgBirkenfeld der 29 Jahre alte Fritz Pfeiffer aus Schwann mit schweren Kopfverletzungen bewußtlos aufgefunden. Pfeiffer war mit sei­nem Fahrrad auf dem Heimweg begriffen. Polizeiliche Untersuchung ist eingeleitet.

Herrenberg, 1. Februar. In der Beratung mit den Ratsherren teilte der Bürgermeister mit daß er alsHaus der Jugend" einen Neubau in der Nähe der Sport­plätze plane. Da die städt. Finanzen den Bau zurzeit nicht erlauben, wurde ein jährlicher Beitrag von 1000 RM. zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt. Zu einem Arbeits­dienstlager für die weibliche Jugend stellt die Stadt das Gebäude hinter der Hans-Schemm-Schule unentgeltlich zur Verfügung.

Ser Mörder Schäfer wieder entflöhe«

W-r berichteten gestern über den hinterlistigen und grauenvollen Mord, den der 36 Jahre alte Dienstknecht Josef Schäfer von Betra an dem Dienstknecht Franz Roth fuß von Mitteltal in der Nähe von Rottweil ausführt" Dieser Mörder ist, wie aus nachfolgender Mel­dung hervorgeht, bereits wieder entflohen.

Stuttgart, 1. Febr. Wie die Kriminalpolizei StuttgaA «itteilt, ist der am S7. Januar sestgenommene vierfache Mörder Joseph Schäfer aus Betra (Hohenzolleru) am 1. Februar vormittags im Walde bei Oberndorf während der Suche »ach einer dort von ihm verscharrten Leiche flüchtig gegangen. Er hält sich vermutlich tagsüber in Wäldern und Dickungen ans and wird versuchen, nachts in Richtung der Grenze vorwärts zu kommen. Es wird gebeten, etwaige Wahrnehmungen über Auftauchen des Flüchtigen unverzüglich den uächstgelegeue» Stellen zu seiner Wiederergreisuna mitruteven.

Die Suche nach dem Mörder durch Beamte des Land- jägerstationskommandos Oberndorf, durch die gesamte SS^ ., NSKK. und des Arbeitsdienstes war bisher ver­gebens. Eine besondere Tragik liegt darin, daß der Mörder dem Beamten entwischt ist, dem die Festnahme und damit die Aufklärung der Mordtaten Schäfers t» erster Linie zu verdanken ist.

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lieber den grausamen Fall teilt die staatliche Kriminal­polizeistelle Stuttgart im Einvernehmen mit der Justiz­pressestelle noch mit:

Durch Beamte des Allg. Fahndungsdienstes wurde am 27. Ja­nuar 1937 ein angeblicher Paul Kaiser von Vonlanden bean­standet, weil der Mann einen verdächtig hohen Eeldbesitz hatte und im Besitz von Papieren war, die auf den Namen Franz Roth fuß von Mitteltal lauteten. Unter Zuhilfenahme der erkennungsdienstlichen Einrichtungen wurde jedoch sehr rasch fest­gestellt, daß es sich bei dem Festgenommenen um den schon seit Juli 1935 steckbrieflich verfolgten, geschiedenen 36 Jahre alten Dienstknecht Josef Schäfer von Betra (Hohenzollern) han­delt, der wegen Eigentumsvergehen und Notzucht wiederholt, zuletzt mit acht Jahren Zuchthaus vorbestraft ist. Schäfer bat gleich nach seiner Entlassung aus der Strafanstalt erneut Ein­brüche begangen und hat bei seiner Vernehmung schließlich auch zugestanden, daß er die Papiers des Franz Rothfuß nicht, wie er zuerst glauben machen wollte, gefunden, sondern dadurch an sich gebracht hat, daß er dem Rothfuß eine Falle gestellt und die­sen dann getötet hat. In Ausführung dieses Planes bestellte er den Rothfuß am 16. Januar 1937 nach Rottweil am Neckar, wo er ihn am Bahnhof erwartete. Er gab sich dabei als Knecht einer verwitweten Bäuerin aus, die einen netten Hof und nur ein« Tochter habe, wo man einheiraten könne. Als inzwischen di« Dunkelheit eingetreten war, führte Schäfer seinen Begleiter, um ihm den Hof zu zeigen aus der Stadt hinaus und bracht« ihm auf einem Feldweg ganz in der Nähe von Nottweil zahl­reiche Messerstiche bei. Den Getöteten hat er sodann entkleidet und ihm mit einem Pickel auch noch den Schädel zertrümmert, um die Leiche dadurch unkenntlich zu machen. Diese und die Kleider waren verscharrt und wurden an den von Schäfer be- zeichneten Plätzen tatsächlich gefunden.

Schäfer ist geständig, noch drei weitere Personen ruf ähnliche Weise ermordet zu haben.

Eine zweite Leiche gefunden

Die Suche nach der von Schäfer im Wald bei Oberndorf verscharrten Leiche ist inzwischen erfolgreich abgeschlossen worden. Die Ermordete ist eine Luise Spieß aas Eiengen an der Brenz, deren Leiche ausgcgrabe« wurde. Die Mordtat geschah im August 1836.

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Wie man sich erinnern wird, hielt der Verbrecher Schä­fer im Jahre 1926 das ganze hohenzollerische Unterland monatelang in größter Aufregung durch seine fortwähren­den Untaten Er hatte sich im Wald zwischen Neckarhausen und Glatt zweieinhalb Meter unter der Erde einen manns­hohen Unterstand mit einer Bettstelle eingerichtet, von wo aus er seine Raubzüge veranstaltete. Dutzende von schwe­ren Einbrüchen in Hechingen. Dettensee, Weildorf, Sulz, Isenburg, Neckarhausen, Oberndorf und anderwärts sowie etliche Notzuchtverbrechen hatte Schäfer ausgeführt. In einem Notizbuch hatte er nicht weniger als 2284 (!) Adres­sen verzeichnet, bei denen sich seiner Meinung nach ein Ein­bruch lohnte. Darunter waren auch 13 aus Oberndorf und 5 aus Sigmaringen. Durch ein starkes Aufgebot von Land­jäger- und Polizeibeamten konnte der Verbrecher im No­vember 1926 in seinem Versteck gefaßt und in das Hechinger Gefängnis verbracht werden, aus dem er kurz zuvor aus­gebrochen war. Es gelang ihm, tatsächlich ein zweitesmal von dort durchzubrennen. Doch wurde ihm seine Frechheit zum Verhängnis Bereits nach zwölf Tagen konnte er auf dem Viehmarkl in Hechingen nach einer aufregenden Jagd durch Hechingen wieder gefangen genommen werden. Acht Jahre Zuchthaus verbüßte er dann für seine Untaten.