Msttonales Nachrichten- and Anzeigenblatt für die OberamtsbezirLe Nagold. Calw. Freudenstadt und Neuenbürg

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Altensteig. Montag, den 25. Januar 1937

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auf der BMfronlklindgebung in Non

Srrmam Sörmg bei Mussolini

Zweistündige Unterredung mit dem Dnce Herzlicher Abschied

Nom, 21. Jan. Ministerpräsident Generaloberst Eöring hatte am Samstag in Rom mit dem italienischen Regierungschef Mussolini im Beisein des Außenministers Graf Liano eine zweistündige Unterredung, in der die lleberein st im­mun g über die in den vorausgegangenen Zusammenkünften er­örterten Probleme festgestellt and vereinbart wurde, wegen die­ser Fragen auch für die Zukunft in enger Fühlung zu bleiben.

Ministerpräsident Generaloberst Eöring und Frau Eöring verließen am Samstagabend mit Sonderzug Rom. Der ita­lienische Regierungschef Mussolini war bereits vor der An­kunft Eörings auf dem Bahnsteig in Begleitung von Außen­minister Graf Ciano eingetroffen. Eöring wurde bei seiner An­kunft schon vor dem Bahnhof mit tausendfältigen Heilrufei', von Abordnungen aller faschistischen Organisationen Roms begrüßt. Auf dem Bahnsteig ging ihm Mussolini entgegen und hieß ihn mit großer Herzlichkeit willkommen. Beide begrüßten dann die Ortsgruppenleitung und schritten darauf unter den Klängen des Deutschland- und Horst Wessel-Liedes die von der italieni­schen Luftwaffe gestellte Ehrenkompagnie ab Gegenüber von dieser waren die HI. und der BdM. Roms vollzählig in ihren schmucken Uniformen mit ihrer Fahne angetreten. Unterdessen waren Frau Eöring von italienischen und deutschsten Freunden wiederum prächtige Blumengebinde überreicht worden.

Nach einem überaus herzlichen Abschied vom italienischen Re­gierungschef und den übrigen hohen Beamten und Würdenträ­gern des faschistischen Italien bestieg Generaloberst Eöring den Zug, der sich alsbald unter den Klängen der deutschen Natio- nallieder und den begeisterten Heilrufen der deutschen Jugend in Bewegung setzte. Ein offizielles Ehrengeleit begleitete den Ministerpräsidenten bis zur Grenze.

Ministerpräsident Görtng wieder in Berlin

Berlin, 24. Januar. Ministerpräsident Generaloberst Eöring und Frau trafen am Sonntag um 19.48 Uhr mit dem fahrplanmäßigen FD.-Zug wieder in Berlin ein.

Zum Empfang hatten sich neben Staatsekretär Körner und dem Führer der WachstandarteAeldherrnhalle", Bri­gadeführer Reimann, auch der Königlich italienische Bot­schafter Exzellenz Attolico und der italienische Luftfahrt- attache Oberstleutnant Teucci eingefunden, die den Mini­sterpräsidenten aufs herzlichste begrüßten.

Verkehrsimsallkurve abMoppl

Berlin, 24. Jan. Der Reichssührer L-S. und Chef der Deut­schen Polizei im Reichsministerium des Innern veröffentlich! eine Verlautbarung über den augenblicklichen Stand der Ver- kehrsunfallkurve:

Der Einsatz des NSKK.-Verkehrserziehungsdienstes erfolgt zn einem Zeitpunkt, an dem wir feststellen können, daß die Unfall­statistik, die in den Sommermonaten des vorigen Jahres durchschnittlich 145 Verkehrstote und 4228 Verletzte in der Woche oerzeichnete, in den letztenWochen des Jahres 1936 be­reits ein Abstoppen der Unfallkurve anzuzeigen be­ginnt. Der Durchschnitt der letzten Wochen Ses neuen Jahres verzeichnet 80 Tote und rund 2888 Verletzte als Opfer von Ver­kehrsunfällen. Obwohl sich also der Kraftsahrzeugbestand des Deutschen Reiches im letzten Jahr um mehr als 458 888 neue Kraftfahrzeuge vermehrte, hat sich demnach die Zahl der Ver­kehrsopfer gegenüber dem Winter des Vorjahres mindestens etwa auf dem gleichen Stand halten lassen.

SiiooslavW-buloarifKr FrelmdsKaftsMvmmen uoterreichM

Belgrad. 24. Januar. Die Unterzeichnung des jugosla- vijch-bulgarischen Abkommens, das die Bezeichnung Freundschaftspakt zwischen Jugoslawien und Bulgarien" trägt, erfolgte am Sonntagvormittag durch den jugoslavischen Ministerpräsidenten Dr. St 0 ja- dinowitsch und dem bulgarischen Ministerpräsidenten Dr. Kiosseiwanoff im hiesigen Außenministerium.

Der Pakt enthält nach der üblichen Präambel nur zwei Artikel. Artikel 1 lautet:Zwischen dem Königreich Jugo­slawien und dem Königreich Bulgarien wird unverletzlicher Friede und aufrichtige sowie ewige Freundschaft herrschen". Artikel 2 bestimmt, daß der Vertrag nach dem baldmöglichst in Belgrad vorzunehmenden Austausch der Ratifikations­urkunden in Kraft tritt.

Die Unterzeichnung des Freundschaftspaktes erfolgte unter stärkster Anteilnahme der ganzen Öffentlichkeit. Dem bulgarischen Ministerpräsidenten wurde, als er mit seiner Gattin am Sonntagfrüh in Belgrad eintraf, ein be­sonders freundschaftlicher Empfang bereitet.

Paris, 24. Jan. In Lyon fand am Sonntag Sie angeründigle Volksfrontkundgebung statt, die ihren Höhepunkt in der Rede des Ministerpräsidenten Blum fand. 15 Minister und Unter­staatssekretäre, darunter auch Außenminister Delbos, Parlamen­tarier und hohe Beamte hatten den Ministerpräsidenten nach Lyon begleitet. Die Straßen der Stadt boten ein ungewohnt lebhaftes Bild. Lson Blum begab sich zunächst in das Gewerk­schaftshaus, wo er an etwa 3860 Mitglieder der marxistischen Gewerkschaften eine kurze Ansprache richtete. Nach einem Besuch beim Bürgermeister Herriot begaben sich der Ministerpräsident und seine Begleiter zurArbeiterbörse", wo ein Festesten von 2800 Gedecken stattfand.

Nach Schluß des Essens nahmen die Vertreter der der Volks­front angehörigen Linksparteien und Verbände das Wort. Dar­unter auch Herriot und der Sekretär der Kommunistischen Par­tei Duclos. Herriot zollte dem Ministerpräsidenten Lob dafür, daß er den Frieden bewahrt habe. Die übrigen Volksfrontredner betonten, von häufigem Beifall unterbrochen, den festen Zu­sammenhang der Volksfront. Nun nahm Leon Blum das Wort vor etwa 6000 Personen

Er wies in seiner Rede in Lyon einleitend darauf hin, daß die Volksfront feststehc. Das ermutige die Volksfront, den beschrittenen Weg weiter zu verfolgen. Die Regierung werde das tun, indem sie dem Parlament Reformen, wie die Schaffung eines nationalen Arbeitslosenfonbs, eine Versicherung gegen landwirtschaftliche Schäden aller Art usw. vorlegen werde.

Ich gelange jetzt, so fuhr Ministerpräsident Blum fort, zu dem Teil meiner Rede, der, wie ich weiß, überall mit aufmerk­samstem Interesse erwartet wird. Nach den Pariser Zeitungen haben alle Zeitungen Europas und der Welt nach Belieben wie­derholt, daß ich am 24. Januar in Lyon

Die Beziehungen Deutschlands und Frankreichs behandeln werde. Ich werde sie also behandeln.

Unmittelbare Aussprache mit Deutschland", was bedeutet das eigentlich? Wir haben stets un­mittelbare Besprechungen mit Deutschland durch Vermittlung des deutschen Botschafters in Paris oder des französischen Bot­schafters in Berlin, durch Fühlungnahme unserer Minister, wenn sie das Glück haben, einander zu treffen. Unmittelbare Verhand­lungen bestehen also: aber ich fürchte, wenn man von unmittel­barer Verhandlung spricht, denkt man in Wirklichkeit an etwas anderes. Unmittelbare Verhandlung bedeutet in der Auffassung der Männer, die diesen Ausdruck am liebsten brauchen, in Wirk­lichkeitgesonderte Regelun g". Man verstecht darunter, daß zwischen Deutschland und Frankreich nach einer Anssprache zu zweien ein festes Abkommen zustandcn kommen könnte, ohne daß andere Mächte an der Aussprache teilnechmen oder an die Lösung gebunden werden. Natürlich läuft diese Auftastung auf die von Reichskanzler Hitler befürwortete und angewandte Methode hinaus, die nach dem Abschluß von zweiseitigen Pakten abzielt, die gesondert von einem Staat mit jedem der Staaten abgeschlossen werden, die ihn umgeben oder interessieren, und die in ihrer Verhandlung wie in ihren Auswirkungen voneinander getrennt werden. Diese Methode befürwortet und wendet die französische Regierung nicht an.

Ich glaube Wirklichkeitssinn zn beweisen, wenn ich erkläre, daß wir die französische Sicherheit nicht vom europäischen Frie­den trennen wollen, und wir wollen das nicht, weil wir es nicht können. Wir find überzeugt, daß keine für Frankreich besonders geschaffene Verpflichtung die Sicherheit Frankreichs verbürgen würde. Das ist die Ueberzeugung, die durch die oft so falsch ver­standene Formel vom unteilbaren Frieden zum Ausdruck ge­bracht wird. Wir können in Europa nicht gleichgültige Zuschauer bleiben. Wir find Mitglieder des Völkerbundes. Wir sind sei­nen Grundsätzen und seinen Satzungen treu. Wir haben Freund­schaften angeknüpft, an denen wir voll und ganz sesthalten (Auch mit Moskau! Die Schriftleitung). Wir haben Verpflichtungen übernommen, denen wir uneingeschränkt treu bleiben. Unser Ziel bleibt, um eine Wendung der Londoner Verlautbarung vom Juli wieder aufzunehmen, die Gefamtregelnng der euro­päischen Probleme. Wir haben bewiesen, daß wir, um dazu zu gelangen, bereit sind, den freimütigsten, uneigennützigsten, ja ich möchte beinahe sagen, den vollsten Beitrag zu liefern,

Ader wir suchen im Hinblick auf eine allgemeine Regelung oder inmitten einer allgemeinen Regelung die Lösung des deutsch-französischen Problems. Ich halte die Regelung weiter­hin für möglich, wenn alle europäischen Nationen einen gleich guten Willen zeigen. Aber ich bin. wie cs Eden am Dienstag in seiner Rede gesagt hat, der Ansicht, daß diese Möglichkeit zur gegenwärtigen Stunde im wesentlichen von Deutschland abhängt. Ich möchte mich zu diesem Punkt mit einer uneingeschränkten Freimütigkeit äußern. Man sieht gerade in dieser Zeit, wie der deutsche Staat seine ganze Organisationsgabe und die ganze Macht feines nationalen Willens einsetzt, um ernste Schwierig­keiten wirtschaftlicher Art zu überwinden. In vielen Köpfen ist daher von selbst der Gedanke an eine Art Austausch, eine Art Vertrag wach geworden, durch den Deutschland auf wirt­

schaftlichem Gebiet eine Hilfe erhalten würde, die es durch eine befriedigende Teilnahme an der friedlichen Regelung der euro­päischen Lage wettmachen würde. Ich möchte mich nicht auf die­sen Boden stellen.

Ich bin nicht der Ansicht, daß wir Deutschland etwas vor« schlagen sollten, was einem Handel ähnelt. Wir find uns unse­rer nationalen Würde zu fuhr bewußt und wir sind zu sehr ent­schlossen, nötigenfalls deren Achtung dnrchzusetzen, um nicht selbst die Würde der anderen Nationen zu achten. Noch ferner liegt uns der falsche wie gefährliche Gedanke, daß die Verschlimme­rung de: wirtschaftlichen Schwierigkeiten Deutschland dieses eines Tages zwingen könnte, um Hilfe zn bitten und Bedingungen zu erdulden.

Schließlich hüten wir uns, einen Zweifel zu hegen an de« Friedenswillen, den Reichskanzler Hitler bei feierlichen Gelegen­heiten proklamiert hat. Wenn eines Tages Abkommen zustande» kommen sollten, so können und dürfen sie nur in einem Geiste des Vertrauens und auf einem Boden der Gleichheit abgeschlos­sen werden.

Wie tonn man sich beim gegenwärtigen Stand Europas, wäh­rend die Empfindsamkeit der Völker seit langen Monaten einer Herrschaft zeitweilig wiederkehrender Erschütterungen ausgesetzt ist, und während das Wettrüsten überall in beschleunigterem Tempo als vor dem Kriege fortgesetzt wird, Wirtschaftsabkom­men unabhängig von der politischen Regelung denken? Welches Volk würde einwilligen, mit einem anderen Volk zusammenzu­wirken, sei es durch Eröffnung von Krediten, sei es durch Besse­rung seiner Rohstoffversorgung, sei es durch Erleichterungen für die Siedlung oder Kolonisierung, wenn es auch im geringsten Maße Bedenken haben müßte, daß die von ihm geleistete Hilfe Gefahr läuft, sich eines Tages gegen es zu richten, daß die Kre­dite die Rohstoffe, die auswärtigen Niederlassungen noch eine militärische Stärke und eine militärische Möglichkeit (potentiell) steigern würden, deren Opfer es selbst oder seine Freunde sein würden?

Es besteht also eine notwendige Verbindung, ein unvermeid­licher Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Zusammen­arbeit einerseits, die friedlichen Organisierung und dem Aufhal­ten des Wettrüstens auf der anderen Seite. Um gemeinsam zu arbeiten, muß man in Frieden arbeiten können. Dieser Zusam­menhang ist ebenso offenkundig, wenn man das Problem um­kehrt. Ich habe die innere Ueberzeugung, daß gerade die über­triebenen Rüstungen Europa zwingen werden, die Frage der Ab­rüstung einer erneuten Prüfung zu unterziehen. Ein Abkom­men über die Begrenzung und allmähliche Beschränkung der Rü­stungen mutz notwendigerweise wichtiger Bestandteil einer allge­meinen Regelung der europäischen Probleme sein. Aber die Kriegsmaterialherstcllung nimmt heutzutage einen solchen Platz in der Erzeugung der industriellen Völker ein, daß es wahrschein­lich unmöglich wäre, einfach ihren Stillstand anznordnen, ohne sich der Gefahr schwerer innerer Krisen auszufetzen.

Vielleicht ist es nicht mehr möglich, ein internationales poli­tisches Abrüstnngsctbkominen ins Auge zu fassen, das nicht ein internationales Wirtschaftsabkommen zum Gegenstand Hüfte, das Ersatzabsatzmöglichkeiten für die Unternehmen und für die Ar­beitskräfte bereitstem. So würden ganz natürlich die Fragen der Ausrüstung und großer Arbeiten in Europa, in den Kolo­nien und in der Welt auf den Plan treten, d. h. die Fragen der materiellen und technischen Zusammenarbeit, die Kreditftagen, die finanzielle Zusammenarbeit. Ich komme hier auf gewisse Anregungen des Planes, den zu Beginn der Krise Las inter­nationale Arbeitsamt im Einvernehmen mit den Gewcrkschasts- verbänden aufgestellt hatte, und ich komme damit auch auf die Gedanken, die meine Freunde und ich nach dem Kriege für die Lösung des Rcparationsproblems angeregt hatten.

Enge Verbindung des deutsch-sranzösischen Problems mit dem gesamteuropäischen Problem, notwendiger Zusammenhang der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit der politischen Regelung und der Organisierung des Friedens, das sind meine Schlußfol­gerungen. Ich weiß, daß sie banal sind. Aber ich hafte Sie vor der Enttäuschung gewarnt. Ich brauche wohl kaum hinzuzufii- gen. daß die französische Regierung heute ebenso bereit ist, wie sic morgen bereit sein wird, durch Handlungen ihren heißen Willen zu bekunden, Europa und der Welt die wahre Sicherheit wiederzugeden, d. h. das innere tiefe Gefühl, daß die Welt wie­der friedlich geworden ist, daß keine Befürchtung mehr auf ihr lastet, daß sie die Ruhe ihrer Arbeit und ihres Schlafes wieder- gcfundcn hat. Eden hat in der Rede, auf die ich mehrmals zu­rückgegriffen habe, und mit der ich gedanklich und gefühlsmäßig einverstanden bin, gesagt,wir können die Welt nicht durch Pakte und Verträge heilen, auch nicht durch noch so schöne und von Friedensgeist durchdrungene Reden. Was nötig ist, das ist der Wille, der unbestreitbare Wille zur Zusammenarbeit." Die­ser Wille ist in Frankreich einmütig vorhanden. Er ist so offen­kundig und hat sich so offen gezeigt, daß ihn wohl niemand in der Welt anzuzwcifeln denkt. Aber wie wir es wünschen und hoffen, daß auch Deutschland seinen Willen der Zusammenarbeit