Ergründet 187/

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(begründet 1877

Nationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die Oberamtsbezirke Nagold, Ealw, Freudenstadt und Neuenbürg

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Nummer 295

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Altensteig, Freitag, den 18. Dezember 193k

Sr. Sibachl üb« SriMlaM SolmiMMm

Eine Plattform für eine fachliche Ausemanberiekmig

Befehl -es RelchsjugeadMrers

zur Sammelaktion der Jugend Berlin, 17. Dez. Der Jugendführer des Deutschen Reiches, Reichsleiter Baldur von Schirach, hat zur Straßensammlung der Hitlerjugend vom 18. bis 20. Dezember folgenden Tagesbefehl erlassen:

Alle Generationen unseres Volkes dienen im nationalsozia­listischen Staat einer gemeinsamen Aufgabe. Ihr, meine Kame­raden und Kameradinnen, sollt an diesem Tage erneut beweisen, daß Ihr diese Zusammengehörigkeit aller im Dienste am Werk des Führers begreift und beherzigt. Wir waren immer stolz da­rauf, unsere nationalsozialistische Gesinnung durch selbstlose Taten offenbaren zu dürfen. Das Winterhilfswerk 1936/37 ist uns eine neue, willkommene Gelegenheit, Deutschland zu zeigen, daß wir treu und selbstlos sind. Seht Eure Sammelbüchsen als Waffen egen Eigennutz und Zwietracht an! Kämpft mit ihnen für die rmeren Jungens und Mädels, für die ärmeren Eltern! Mag »ie Not groß sein die Kameradschaft ist lrößerk"

Ist AllftÜstlMS Englands

Alljährliche Einstellung von 29 999 Fliegern Schleuniger Aufbau der Kriegsflotte

London, 17. Dez. In einer Rede in London teilte der Luft­fahrtminister Lord Swinton am Mittwoch mit, daß unter dem Aufrüstungsprogramm der britischen Luftstreitkräfte jetzt 20 000 Flieger pro Jahr eingestellt würden. Roch vor einem oder zwei Jahren seien lediglich 1500 Mann zugelassen worden. Wenn das Programm nicht planmäßig durchgefuhrt werden könne und die Zahl der gelieferten Maschinen hinter dem Sollbestand zurückbleibe, so liege das daran, daß die bri­tischen Luftstreitkräfte nur die bestmöglichen Maschinen erhalte» sollten.

Auch der Erste Lord der Admiralität, SirSamuelHoare. der am Mittwoch vor dem Landesverband der englischen Fa­brikanten sprach, beschäftigte sich mit dem Aufrüstungsprogramm. Er bezeichnet sich als den größten Fabrikanten Englands, denn er baue eine neue Flotte. Obwohl mit der Durchführung des Programms erst vor kurzem begonnen worden sei, sei di« «eue Standarttonnage bereits um mehr als 200 000 Tonnen vermehrt worden, was fünfmal so viel sei als vor drei Jahre«. Die Hauptnutznießer, so erklärte er, würde« die englischen Not­standsgebiete sei«.

Vroßbritammn behalt Ws überalterte Kreuzer bei

Eine Erklärung des ersten Seelords im Unterhaus

London, 17. Dez. Der erste Lord der Admiralität, Sir Hoar e, kündigte am Donnerstag im Unterhaus an, daß

die britische Regierung die Vereinigten Staaten und Japan amtlich davon in Kenntnis setzen werde, daß Groß­britannien fünf seiner überalterten Kreuzer gemäß Art. 21 des Londoner Flottenvertrages nicht abwracken, sondern beibehalten würde.

Im einzelnen erklärte Hoare, angesichts der Verschlech­terung der internationalen Lage sei jetzt zweifellos nicht 'der gegebene Augenblick, um noch kriegsfähige Schiffe ab­zuwracken. Die britische Regierung habe daher ihre An­sicht in dieser Frage mit den anderen Vertragspartnern vom Teil HI des Londoner Flottenvertrages ausgetauscht, ins­besondere mit den Regierungen der Vereinigten Staaten and Japan. Die Regierung der Vereinigten Staaten habe bereits zu verstehen gegeben, daß sie, falls Großbritannien von Artikel 21 des Londoner Flottenvertrages Gebrauch machen wolle, keinerlei Einwand erheben werde. Eine endgültige Antwort von der japanischen Regierung sei noch nicht eingegangen. Die britische Regierung habe jedoch allen Anlaß anzunehmen, daß diese Antwort zustimmend lauten werde.

Keine Einwendungen der Bereinigten Staaten gegen die britischen Flottenpläne

Washington, 17. Dez. Zu der Meldung, daß die britische Regierung die Beibehaltung von fünf Kreuzern plane, die nach der bisherigen Vertragslage überzählig wären, er­klärte das Außenministerium, daß der Vertrag, der die Kreuzerzahl begrenze, Ende dieses Monats ablaufe. Die Vereinigten Staaten hätten daher weder Veranlassung noch die Absicht, sich in die britischen Pläne hinsichtlich der Zahl ! der in Dienst befindlichen Kriegsschiffe zu mischen.

Jugend im Kampf gegen Hunger und Kälte. Die deutsche Jugend sammelt für das WHW. am 18.20. Dez.

Berlin, 17. Dez. Der Reichsbankpräsidenl und Reichswirt- schaftsminister Dr. Schacht hat Ser ZeitschriftForeign Af- fairs" einen längeren Aufsatz überDeutschlands Kolonialpro­blem" zur Verfügung gestellt, dem wir folgende Ausführungen entnehmen:

Angesichts des Zerfalls der internationalen Handelsbeziehun­gen sind wichtige Länder dazu übergegangen, den ihnen zur Ver­fügung stehenden Wirtschaftsraum intensiver auszunutzcn. Es ist heute so viel davon die Rede, daß Deutschland nach Autarkie strebt: aber man vergißt ganz, daß diese Autarkie längst von Ländern wie Frankreich und Großbritannien verwirklicht wird, ganz zu schweigen von Rußland und USA. Eine solche Autarkie läßt sich leicht verwirklichen, ja sie ist gewissermaßen natürlich vorhanden in Wirtschaftsgebieten, die über fast alle Rohstoffe verfügen, vorausgesetzt, daß sie unter der gleichen Währung le­ben. Die Abwertung der englischen Valuta hätte England nie­mals den Erfolg bringen können, den sie ihm gebracht hat, wenn es nicht gelungen wäre, sie Währung der britischen Do­minien auf die gleiche Basis mit England zu bringen: und auch Frankreich hätte niemals sein Kolonialreich so sehr ausnützen können, wenn nicht die Währung der französischen Kolonien auf der Währung des Mutterlandes aufgebaut wäre.

In welchem Umfange die Autarkie im großbritannischen und französischen Weltreich Fortschritte gemacht har, dafür müßte ich einige Zahlen geben: der Anteil der britischen Dominions, Ko­lonien und Protektorate an der Einfuhr Großbritanniens stieg in den letzten zwölf Jahren von rund 31 auf rund 42 o. H. und der Anteil an der Ausfuhr von rund 41 auf 49 v. H. Frankreichs Einfuhr aus seinen Kolonien stieg in den letz­te« zehn Jahren von rund 10 auf rund 26 v. H., seine Ausfuhr dorthin von rund 14 auf rund 32 v. H. Die geographische Aus­dehnung der Vereinigten Staate» von Amerika bietet ein Wirtschaftsgebiet dar, von gewaltigem Ausmaß und von größter Reichhaltigkeit, so daß USA. viel weniger auf den Warenaustausch mit der Außenwelt angewiesen ist als andere Staaten. Noch viel günstiger liegen die Verhältnisse natürlich für das noch weniger entwickelte, aber fast alle Rohstoffe in sich bergende Rußland.

Diesen großen nationalen Wirischaftsräumeu gegenüber ste­he« nun die Länder, die über beschränkte Raumverhältnisse, aber gleichzeitig über eine große Bevölkerung verfügen und die in­folgedessen bei der Knappheit ihrer Bodenschätze auf den inter­nationalen Warenaustausch viel stärker angewiesen find. Die Haves" und dieHavenots", so hat man neuerdings die verschiedenen Länder klassifiziert.

Japan und Italien sind aus der Reihe der un­befriedigten Nationen, derHavenots", ausgeschie- de« und in die Reihe der gesättigten Nationen, derHaves", llbergetreten. Von den unbefriedigten Großmächten ist «klein Deutschland übriggeblieben. Solange daher das koloniale Roh­stoffproblem für Deutschland nicht gelöst ist, wird Deutschland ei« Unruheherd bleiben trotz aller seiner Friedensliebe, die es anf die Hoffnung nicht verzichten läßt, das kolouiale Problem ans friedlichem Wege zu lösen und damit in die Reihe der »Haves" einzutreten.

Rwn gibt es eine Reihe von Leute«, die der Meinung sind, daß man ja nur den internationalen Warenaustausch wieder herzustellen brauchte, um Deutschlands Absatz zu vergrößern und ihm damit die Möglichkeit zmn Ankauf von Rohstoffen wie­derzugeben. Das sind die Leute, die immer von der Herabsetzung der Zollsätze und von der Freiheit des Handels reden. Es gibt niemanden, der diesen Leute» nicht zustimmte, aber es ist noch niemals gelungen, die Ideale dieser Leute in die Wirklichkeit umzusetzen. Der Grund hierfür ist ein sehr einfacher. Er liegt in der Entdeckung, daß die wirtschaftlichen Kräfte einer Station eine außerordentliche Bedeutung haben, auch für die politische Stellung einer Ration.

So gut wie die willkürliche Veränderung -er Währungs- grnndlagen ein politisches Instrument geworden ist, ebenso ist der Besitz von Rohstoffen heute ei» politischer Faktor geworden^ Man glaubt, durch die Zurückhaltung oder die Zuteilung von Rohstoffen die politische Lage eines politi­schen Gegners oder Freundes entsprechend beeinflussen zu kön­nen. Ein großes Volk, daß sich solcher Gefahr ausgesetzt sieht, «erd alle Kräfte anspannen, um ihr zu entgehen. Wer den Frieden will, kann niemals solche Mittel billigen, wie sie di« Absperrung großer Nationen von den Naturschätzen der Erde darstellt.

Besonders lächerlich wirkt der Emwurf, den Deutschland so oft auf seine koloniale Forderung hären muß, daß Kolonien und insbesondere seine früheren Kolonien nichts wert seien und daß man ihm gar keinen Gefallen täte, wenn man ihm seine Kolonien zuriickgeben würde. Die Gegenfrage liegt auf der Hand: Wenn die Kolonien so schlecht sind, warum haltet ihr sie

fest? Auch der Hinweis auf die geringe Rolle, die die Koionien n Deutschland Vorkriegsaußenhandel gespielt haben, ist irre- iührend. Ich habe schon darauf verwiesen, daß vor dem Kriege :n der Welt ein freier Handel größten Ausmaßes herrschte und : Deutschland einen großen Besitz an Auslandsinvestitionen :attc. Infolgedessen hatte Deutschland es vor dem Kriege nicht ötig, seine Kolonien mit besonderer Eile aufzuschließen.

Dennoch ist es erstaunlich, was Deutschland vor dem Kriege rus seinen Kolonien ohne große Anstrengung gemacht hat. Man darf nicht vergessen, daß die deutschen Kolonien durchschnittlich nur rund 25 Jahre lang, nämlich seit Ende der 80er und An­sang der 90er Jahre in Deutschlands Besitz gewesen sind. Wenn Deutschland heute, wo die Welt keinen freien Handel mehr har, wo Deutschland von Auslandsschulden erdrückt wird, wo Roh- toff- und Devisennot es bedrängen, seine Kolonien zurücker- i.ielte, so würde esmrl ganz anderer Intensität an sie Entwickln»« seiner Kolonien Herangehen, und einen großen Teil seiner Nahrungsmittel und Rohstoffe, die ihm jetzt fehlen, würde es aus seinen Kolonien gewinnen kön­nen.

Ich möchte zwciBedingungen hier nennen, diefürdie Lösung des deutschen Rohstoffproblems unerlätz- ich sind. Erstens muß Deutschland seine Rohstoffe aus eine«! Territorium erzeugen können, das unter seiner eigenen Ver­mattung steht, und zweitens muß in diesem kolonialen Territ» rium dre deutsche Währung umlaufen.

Wer koloniale Rohstoffe entwickeln will, der muß erheblich« Investitionen machen. Die kolonialen Märkte find keine Märkte, die auf dem planmäßigen Bedarf der eingeborenen Bevölke­rung beruhen. Hemden und Hüte für die Neger und Schmuck- fachen für die Negerfrauen find kein ausreichender Markt. Ko­loniale Gebiete werden entwickelt durch den Vau von Eisenbah­nen und Straßen, durch Automobilverkshr, Radio, elektrisch« Kraft, große Plantagen usw. Von dem Augenblick an, wo die deutschen Kolonien unter die Verwaltung der Mandatsmächte gekommen sind, ist Deutschland von der Belieferung von Ware» für alle diese Investitionen ausgeschlossen worden. Der Export Deutschlands «ach Tanganjika z. V. betrug im Jahre 1913 52,K Prozent und im Jahre 1935 nur 10,7 Prozent der gesamten Tan­ganjika-Einfuhr. Das ist der Grund, warum Deutschland kolo­niale Territorien braucht, in denen es selbst die Verwaltung hat. Da aber die Entwicklung der Kolonien von langfristige» Investitionen abhängig ist, und diese Investitionen nicht von der eingeborenen Negerbevölkerung bezahlt werden können, so muß die eigene deutsche Währung in den kolonialen Gebieten umlau­fen, damit diese Investitionen mit deutschem Kredit gemacht werden können. Daher sind die beiden Bedingungen, deutsche Verwaltung und deutsche Währung in den koloniale» Gebieten, die Deutschland beansprucht, unerläßlich.

Das deutsche koloniale Problem ist kein imperialistisches Problem, kein bloßes Prestige-Problem, sondern einzig n»b allein ei« Problem der wirtschaftlichen Existenz. Aber ge­rade deshalb wird hier»»« die Znknnst des europäische» Friedens abhange«.

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Der Aussatz stellt noch «»mal die Grundsätze des deutsche» Kolonialproblems eindeutig heraus und widerlegt die falsche» Argumente, die über dis deutschen Kolonialforderungen i» Auslande leider immer noch gebräuchlich sind. Wir können e» nicht dulden, daß man die deutsche Forderung mit alltägliche« Schlagworten und bequemen Hinweisen anf Welthandel und Weltwirtschaft abtut. Für Deutschland ist, wie der Reichsbank­präsident vor aller Weltöffentlichkeit überzeugend dargetan hat, die koloniale Frage kein imperialistisches Problem. Zum ersten Mal find in diesem Artikel die beiden grundlegenden Bedingungen festgelegt worden, die Mindesterfordernisse für eine koloniale Betätigung des deutschen Volkes find. Hier bie­tet sich eine Plattform für eine sachliche Ausspra­che.

Reo» Buxtvn zur Kolomalsrage

London, 17. Dez. Der englische Politiker und Publizist Neon Kuxton weist in einer Zuschrift an dieTimes" auf die Dring- kichkeit einer Lösung des Kolonialproblems hin, das sowohl vom »irtschaftlichcn, als auch vom psychologischen Standpunkt au» angesehen werden müsse. Es wäre fehl am Platze, so sagt er, wenn man annehmen wollte, daß die Kolonialfrage von der deutschen Regierung lediglich ans Gründen der hohen Politik genährt würde. England müsse einsehen, daß Kolonial-Bestrw düngen in einem große» «nd sich selbst achtende» Jndnstriemllk etwas natürliches seien.