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Nummer 2S3

Altensteig, Mittwoch, den 18. Dezember 1936

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Ser vrotze Marschall Wims

Moskaus Schlag gegen Tschiangkaischek

Der Sowjetbolschewismus ist überall dort zur Stelle, wo ein Volk sich mit seinen inneren Nöten auseinandersetzt, denn ernten kann er nur da, wo ungeklärte und unentwirrte Verhältnisse vorliegen. Tschiangkaischek war der Hort der Ordnung in China. Deshalb ging Moskau darauf aus, ihn zu beseitigen oder mindestens, ihn in die Hand zu bekom­men. Vielleicht als Geisel. Diese brutale Methode des poli­tischen Kampfes, die in Spanien gegen alle Gesetze der Menschlichkeit durch den roten Terror geübt wird, hat sofort auch in China Platz gegriffen.

Moskau weiß, zur Erreichung seiner dunklen Ziele auf allen Instrumenten zu spielen. In China benutzt es den un­klaren Nationalismus der extremen Kuomintangleute, zu denen Tschang Hsueh-Liang, der frühere Marschall der Man­dschurei, gehört. Er ist ihm deshalb besonders willkommen, Weil er radikal japanfeindlich ist, und Japan ist nun ein­mal der große Gegenspieler Sowjetrutzlands im Fernen Osten, Len es fürchtet und den es jetzt durch die neuen chi­nesischen Wirren zu binden hofft Denn Tokio kann auf die Dauer selbstverständlich nicht ruhig zusehen, wenn mit bol­schewistischer Unterstützung eine große antijapanische Bewe­gung, die bereits ganz offen den Krieg gegen das Jnsel- 2 eich proklamiert, das Heft in die Hand bekommt.

Tschiangkaischek, gewiß ein chinesischer Patriot wie irgend l .Mer, hat sich bisher^ obwohl das japanische Vorgehen in s den nordchinesischen Provinzen für ihn bitter genug war, dem Bruch mit Tokio immer widersetzt. Niemand wird sagen können, wie er sich die letzte Auseinandersetzung mit den za- s panischen Machtansprüchen auf dem Festlande gedacht hat. i Aber auf jeden Fall war die innere Einigung des Riefen­reiches und die Wiederherstellung seiner Kraft seine vor­dringliche Sorge. Als im vergangenen Sommer südchinesi? fche Generäle sich gegen Nanking erhoben, Men ein neuer -Bürgerkrieg zu drohen. Tschiangkaischek hat die Gefahr be­seitigt, ohne daß ein einziger Schutz abgegeben wurde. Die jungen Offiziere der SUdarmee weigerten sich einfach zu fechten.Gegen Japan jederzeit, wenn ihr es wollt sag­ten sie aber wir werden niemals gegen unsere chinesischen Landsleute kämpfen". Das ist der Ausdruck des neuen na­tionalen Geistes in China, der das Verdienst Tschiangs ist und der den Japanern im Grunde mehr Sorge bereitet als die gewaltigen sowjetrussischen Rüstungen in Ostsibirien.

Tschiangkaischek schloß sich im Jahre 1911 dem großen chi­nesischen Revolutionär Dr. Sun Pat-sen an, unterlag mit ihm in der zweiten Revolution im Jahre 1913 und lebte nun zehn Jahre in der Verbannung. Als Sun Pat-sen 1923 in Kanton eine Regierung errichtete, stellte sich ihm Tschi­angkaischek wieder zur Verfügung. Er reorganisierte dann die nationale Armee, deren Siegesmarsch nach Norden mit der völligen Unterwerfung des Marschalls Tschang So-lin und der Aufrichtung der nationalen Nankingre­gierung im Jahre 1928 endete. Tschiangkaischek ist ein Soldat von ganz außerordentlichen Qualitäten. Eine seiner Hauptleistungen für die chinesische Armee vollbrachte er in der Militärakademie von Kanton, die er leitete.

Die Armee wurde ihm Werkzeug, um das kommunistische Regime, das sich damals als Erbe des von Dr. Sun Pat-sen !in die Kuomintang-Partei hineingerufenen sowjetrufsisch- -bolschewistischen Einflußes in China breitmachte, völlig nie­derzuwerfen. Hätte er das nicht getan, dann würden die ^Sowjetrusfen heute China beherrschen, so wie sie es mit !der Aeußeren Mongolei und Singiang tun. Tschiangkaischek hat die Kuomintang gründlich gesäubert und reformiert.

Man mußte sich vielleicht schon seit einiger Zeit darüber im Zweifel sein, wie lange es Tschiangkaischek, dem Er- wecker des neuen chinesischen nationalen Geistes und dem Schöpfer einer höchst achtbaren Armee, gelingen würde, den heftigen, gegen Japan eingestellten Patriotismus vor einem unvorsichtigen Ausbruch zurückzuhalten. Das wußte auch Moskau und handelte entsprechend.

Miaagkaischrk noch gefangen

Schanghai, IS. Dez. Der stell». Präsident des Reichsooll zugsamtes, Dr. Knng, hat amtlich mitgeteilt, daß die Meldunc »ou dem Entkommen Tfchiangkaifcheks aus Sinns» «nzutreffenl fei. Marschall Tschiangkaischek hat von Sianfu ans feiner Fra» nach Nanking telegraphisch mitgeteilt, daß es ihm gut ging« »nd daß kein Grund zu Besorgnissen um seine persönliche Sicher­heit vorhanden fei.

Auch in Nanking eintreffend« Meldungen besage«, daß Marschall Tschiangkaischek iw Hauptquartier Ehanghfueliaugr in Sianfu noch in Gewahrsam ist. Es verlautet weiter» daß di« Truppen Ehanghsueliang» fieberhaft damit beschäftigt find, Ver­teidigungsanlage« außerhalb Sianfus herzustellen. Ihre Arbeii wird durch Regierungsflugzeuge gestört. Die Regierung setzt all« Bemühungen, um die Freilassung Tfchiangkaifcheks zu erreichen Planmäßig fort.

Mjlmgkmlchek in Echensi

Nanking, 15. Dez. (Ostasiendienst des DNB.) Der britische Be­rater des Marschalls Tschiangkaischek, der zur Unterhandlung nach Sianfu geflogen war, ist am Dienstag nach Loyang zurück­gekehrt und hat von dort aus der Gattin Tfchiangkaifcheks tele­fonisch mitgeteilt, daß Marschall Tschiangkaischek im Hauptquartier des Befriedungskommissars von Schensi weile. Er habe selbst zwei persönliche Unter­redungen mit ihm geführt. Der Marschall sei gesund und zuver­sichtlich.

In Nanking ist man auf Grund dieser Mitteilung wieder et­was optimistischer geworden und hofft, daß die Möglichkeiten für die Freilassung Tfchiangkaifcheks noch nicht erschöpft sind. Frau Tschiangkaischek soll beabsichtigen, nach Loyang und wenn möglich sogar nach Sianfu zu reisen.

Chinesische Regierungstruppeu vor Sianfu

Schanghai, 15. Dez. (Ostasiendienst des DNB.) Vortrupps der Regierungstruppen, die unter Anführung des General Fang- zungpu den Vormarsch auf Sianfu angetreten haben, standen am Dienstag etwa 25 Kilometer vor Sianfu, wo Tschang-Hsue-L-ang gemeinsam mit den Kommunisten sein Hauptquartier eingerichtet hat. Der General soll mitgeteilt ha­ben, daß bisher noch keine Anzeichen dafür vorhanden seien, daß s innerhalb der Stadt zu Kämpfen gekommen fei.

Die Meuterer m Etansu umzingelt

Schanghai, 10. Dez. (Ostafiendienst des DNB.) Die Trup­pen der Nankingregierung haben am Dienstagabend die Stadt Sianfu, den Sitz des aufständischen General Tschanghsueliang, vollkommen umzingelt. Die Regierungstruppen haben vorläu­fig Bereitschaftsstellungen bezogen und warten die Befehle der. Nankingregierung ab.

Die Rolle des Kommunisten Li Tientfais

Einem neuen Funkspruch aus dem Lager Tschanghjueliangs ist zu entnehmen, datz die Meuterer ihre feindselige Einste!» lunggegen die Nankinger Zentralregieruug verschärft haben. 2n diesem Funkfpruch wurde u. a. mitge­teilt, daß in Sianfu ein Zentralbiiro der Kommunistischen Par­tei Chinas eingerichtet worden sei. In Pcipinger politischen Kreisen will man in dieser Tatsache deutlich den Einfluß spüren können, den der Chef der geheimen Kanzlei des Marschalls Tschanghsueliangs Li Tientsai hinter den Kulissen ausübi.

Japan in Bereitschaft

Tokio, 15. Dez. (Ostasiendienst des DNB.) Außenminister Arita berichtete am Dienstag dem Kabinett und erklärte da­bei, daß die Lage zur Zeit noch nicht ganz klar zu übersehen sei. Japan müsse jedenfalls in Bereitschaft sein.

AlimM sltr StMiwerdkErii

Die letzte Gelegentzett nach Schließung -er Lmkea

Berlin, 18. Dez. Die Deutschland durch den Zusammen­bruch der Weltwirtschaft und der Weltwährungen aufgenö­tigte Devisenbewirtschaftung hat zu einer Reihe von Devi­senvorschriften geführt, in denen jeweils Strafbestimmun­gen für Zuwiderhandlungen enthalten sind. Diese Straf­bestimmungen haben ihren Zweck nicht voll erfüllt. Es ist bekannt, daß gewissenlose Elemente immer wieder versucht haben, Lücken in der Devisengesetzgebung auszunutzen und ihr Geld ins Ausland zu verbringen.

Um diesem Treiben endgültig einen Riegel vorzujchie- ben, ist kürzlich Las Gesetz zur Aenderung der Devisengesetze beschlossen worden, das die in den Devisenbestimmungen noch verbliebenen Lücken geschlossen hat. Gleichzeitig wurde das Gesetz über Wirtschaftssabotage verabschiedet, das bei Kapitalflucht in schweren Fällen sogar die Todesstrafe vorsieht.

Damit ist für jedermann klargestellt, daß das national­sozialistische Deutschland nicht gewillt ist, das weitere Trei­ben gemeingefährlicherWirtschaftsverbre- cher mit anzusehen. Wer Wirtschaftsverrat begeht, begeht Landesverrat und wird wie der Landesverräter bestraft.

Bevor aber die volle Schwere des Gesetzes zur Anwen­dung kommt, soll denjenigen, die sich wieder in die Front der anständigen Deutsche« eingliedern wollen, noch einmal Gelegenheit gegeben werden, sich zu besinnen und ihren devisenrechilicheu Pflichten nachzukommen, ohne die Strafe befürchten zu müssen. Deshalb hat ans Vorschlag des Be­auftragten für den Vierjahresplan, Ministerpräsident Generaloberst Göring, die Reichsregiernng ein Gesetz über die Gewährung von Straffreiheit bei Devisenzuwiderhand­lungen vom 15. 12. 1936 erlassen. Es sieht vor, daß der­jenige, der seine bisher unter Verletzung der Devisengesetze nicht angebotenen Vermögenswerte, gleichviel ob sie sich im Inland oder Ausland befinden, bis zum 31. Jan. 1937 der Reichsbank (unmittelbar oder durch Vermittlung einer Devisenbank) anbieiet, der Bestrafung ans dem Gesetz gegen Wirtschaftssabotage nicht verfällt und Straffreiheit für alle Strafen erlangt, die er bereits durch die Verletzung der Devisenvorschriften und mit ihr zusammenhängenden Taten verwirkt hat. Die Einzelheiten sind in den Durchführungs­bestimmungen geregelt, die gleichzeitig erlassen werden.

Jedermann, der diese letzte Gelegenheit, tätige Reue zu üben und sich wieder in die Volksgemeinschaft einzureihen ungenutzt vorübergelsen läßt, muß sich darüber klar sein, daß weitere Schonung nicht geübt wird, und gegen ihn die schweren Strafen, die die geltenden Gesetze androhen, zur Anwendung kommen.

Befugnisse des Reichskommissms sür die Preisbildung

Berlin, 15. Dez. Der Reichskommissar sür die Preisbildung veröffentlicht im Reichsanzeiger vom 14. Dezember 1936 ein« erste Anordnung über die Wahrnehmung seiner Aufgaben «nd Befugnisse. Die aus die Ueberleitungsvorschriften gegrün­deten Vorschriften enthalten organisatorische und versahrens- rechtliche Bestimmungen. Es wird in ihnen unterschieden zwi­

schen dem Recht der Preisbildung und der Preisüberwachung einschließlich der bei Maßnahmen der Preisüberwachung gegebe­nen Strafverfahren.

Die Preisbildung nimmt grundsätzlich der Reichskom­missar für die Preisbildung selbst vor. bei der Festsetzung der Kohlenpreise immer. Handelt es sich um Preise mit räumlich vegrenzter Auswirkung, sann sind für ihre Bildung in Preußen Sie Oberprästdenten und in den übrigen Ländern die Oberste» Landesbehörden zuständig. Die im Spinnstoffgesetz geregelt«. Preisermittlung erfolgt nach den Vorschriften dieses Gesetzes

Die Preisüberwachungsstellen könne» Ordnungsstrafen ver­hängen, Geschäfte schließen, Strafantrag stellen und hierbei 'Ver­handlungen vor dem Sondergericht bei schweren Zuwiderhand­lungen beantragen. Ihre Befugnisse können sie auch den ihnen Nachgeordneten unteren Verwaltungsbehörden weiter übertrag«», soweit die festzusetzende Ordnungsstrase 500 RM. nicht über­schreitet und Strafantrag vor dem ordentlichen Gericht w stellen ist. Neben der Befugnis für Geschäftsschlietzung auf Grund von Preisübertretungen bleiben die Maßnahmen aus der Ver­ordnung über Handelsbeschränkungen sachlich und verfahrens­rechtlich unberührt. Die Entscheidung über das Rechtsmittel m Ordnungsstraf- und Eeschästsschließungssachen ist in die Hand der Preisbildungsstellen gelegt. Nur bei Zuwiderhandlungen gegen die Preisregelung des Spinnstoffgesetzes, der Leder- und Silberverordnungen und der Verordnungen für unedle Metalle und ausländische Waren ist der Reichskommissar für die Preis­bildung Beschwerdeinstanz. Nur er entscheidet auch, ob bei Zu­widerhandlungen gegen Preisvorschriften ein Tätigkeitsverbol verhängt wird, das in seinen Auswirkungen der Vernichtung der wirtschaftlichen Existenz des Volksgenossen gleichkommt. Wege« Rückwirkungen auf die Produktion hat er sich auch das Recht der Betriebsschließung bei Erzeugerbetrieben Vorbehalten.

Krofta sür wirischaWAe zuiammen- orbrii mit Deutschland in Mitteleuropa

Prag, 15. Dez. Der tschechoslowakische Außenminister Dr. Krosta hielt im Prager Jndustriellenklub am Diens­tagabend einen Vortrag über die Wirtschafts­beziehungen in Mitteleuropa vom Stand­punkt der Tschechoslowakei aus. Die Tschecho­slowakei, so sagte der Minister u. a., sei immer für eine Zu­sammenarbeit der mitteleuropäischen Staaten eingetreten. Sie habe aber «den Wunsch, daß diese Zusammenarbeit eine rein wirtschaftliche sei, frei von allen besonderen poli­tischen Einflüssen, und daß sie bei allen westeuropäischen Großmächten, cklso nicht nur bei Frankreich und Großbri­tannien, sondern auch beim Deutschen Reich und Italien Zustimmung finde. Daß die Lösung schwierig sei, beweise das Mißlingen des Planes der französischen Regierung vom Jahre 1933. Den ersten praktischen Schritt habe die Kleine Entente durch ihren wirtschaftlichen Organisationspakt vom Jahre 1933 unternommen, durch den der Wirtschaftsrat der Kleinen Entente geschaffen wurde. Gleichzeitig mit dem Streben nach gemeinschaftlicher Wirtschaftstätigkeit der Staaten der Kleinen Entente vergesse die Tschechoslowakei aber nicht die Notwendigkeit einer wirtschaftlichen Annähe-