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Nationales Nachrichtm- und Anzeigenblatt für die OberamtsbezirLe Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbürg

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Nummer 292

Altensteig, Dienstag, den 15. Dezember 1938

Orkan lm Kanal

Fünf Todesopfer Großer Schaden

London, 11. Dez. Der schwere Sturm, der in der vergangenen Nacht über England hereingebrochen war, hielt den ganzen Tag über an und steigerte seine Geschwin­digkeit vielerorts bis auf 120 Kilometer pro Stunde. Zu Hunderten wurden Bäume umgebrochen oder entwurzelt, in vielen Fällen stürzten sie quer über die Landstraßen und versperrten den Verkehr. Die den Orkan begleitenden Wolkenbrüche haben in Lancashire, Porkshire, West- und Süd-Wales große Ueberschwemmungen verur­sacht und eine ganze Anzahl Straßen unpassierbar gemacht. Besonders umfangreich sind die vom Usk-Fluß in Süd- Wales angerichteten Ueberschwemmungen. Der Fluß hat bei Abergavenny die Dämme durchbrochen und die Felder der Niederung weithin unter Wasser gesetzt. Telephon- «nd Telegraphen-Leitungen sind vom Sturm vielerorts zer­rissen worden. Von überall her werden schwere Ge- ibäudeschäden gemeldet.

Auch die Schiffahrt hat unter dem Sturm schwer zu lei­den. Der K a n a l s ch i f f v er k eh r mußte heute abend in beiden Richtungen eingestellt werden, ebenfalls der Flugverkehr auf verschiedenen Linien. Bisher hat das Unwetter fünf Todesopfer gefordert. Eine Anzahl Per­sonen erlitten Verletzungen. Vater, Sohn und Tochter einer Familie verloren ihr Leben, als ihr Motorboot auf der Küstenfahrt von Dover nach London im Orkan kenterte. Eine zweite Tochter, die sich ebenfalls im Boot befand, wurde von einem Rettungsboot geborgen. Die Rettungs­stationen der Kanalküste wurden während der letzten Nächte auch in vielen anderen Fällen in Anspruch genommen und bewirkten eine Anzahl- -Rettungen, Die -ganze--TüdAfft«--' wird von riesigen Brandungswellen heimgesucht.

An der Küste von Kent wurden acht Kisten mit Kaviar angespült, die wahrscheinlich von einem sowjetrussischen Dampfer stammen, der im Kanal auf der Fahrt nach Newyork gesunken ist. Die Bahnstrecke aus dem Süden Englands nach Schottland wurde unterbrochen, da Fluten von Regenwasser den Damm unterspülen.

Das erwachende Maland

Am 15. Dezember begeht der Präsident der Finnijchen Republik, P. Evind von Svinhufvud, seinen 75. Geburts­tag. Inzwischen wurde bereits bekannt, daß er sich auch wieder bereit gefunden hat. für die nächste Präsidentschafts- Wahl zu kandidieren. In der Anfang dieser Woche erfolgten «ußcnpolitischen Aussprache im finnischen Reichstag ergab sich erneut die Zuversicht, die maßgebende Kreise Finnlands an eine Freundschaft mit Deutschland knüpfen. Für Deutsch­land ist es eine Genugtuung zu hören, daß die Zeit vor 18 Jahren noch nicht vergessen ist

Der Führer beglückwünscht Präsident Svinhufonb

Perlin, 15. Dsz. Der Führer und Reichskanzler hat dem Prä­sidenten der Republik Finnland Svinhufvud zum 75. Geburts­tag aufrichtige Glückwünsche telegraphisch übermittelt.

Mai« ZiichlhauS Air ira Mikter Frankfurt«

Professor Grimm zum urteil

'^hur, 11. Dez. Das Kantonsgericht Graubündcn in Chur -nt den Juden David Frankfurter wegen vorsätzlichen Nordes an dem Landesgruppenleiter Schweiz der NSDAP.. Wilhelm Gustlofj, zu der vom Ankläger beantragten Strafe von 18 Jahren Zuchthaus verurteilt. Aus die Strafe werden echt Monate Untersuchungshaft angerechnet. Die bürgerlichen Ehrenrechte sind ihm für die gleiche Zeitdauer aberkannt. Fer­ner wurde aus lebenslängliche Landesverweisung erkannt. Der Verurteilte wird grundsätzlich zum Ersatz des durch das Verbre­chen oerurjachteu Schadens verpflichtet. Er hat außerdem sämt­liche Untersuchungs-, Gerichts- und Strasvollzugskofteu zu tra­gen.

Mit diesem Urteil ist der kriminell-prozessuale Teil des Falles Frankfurter abgeschlossen. Verschiedene wichtige Fra­gen mußten ungeklärt bleiben, ohne daß dies ein Verschul­den des Schweizer Gerichtes wäre. Einer anderen Stelle muß es überlasten bleiben, diese Fragen zu klären. Wenn jetzt Deutschland sich dieser Seite der Angelegenheit an­nimmt, so kann niemand rhm den Vorwurf machen, daß es in ein schwebendes Verfahren eingreist.

Professor Grimm zum Nrtei!

Este«, 14. Dsz. Zu dem Urteil des Kantongerichts in Thur ge- 'OWr>h«L-Änden David Frankfurts nMnU^Prch.. .Grimm-Nie. folgt Stellung:

Dieses Urteil ist für jeden, der an der Verhandlung teil­nahm und Zeuge der Versuche wurde, das Gericht und die schweizer Öffentlichkeit mit den schmutzigsten Mitteln einer rücksichtslosen Propaganda für den Mörder Frankfurter einzu­nehmen, ein Beweis, für die objektive Einstellung des Gerichts, wenn auch das Rechtsempfinden des deutschen Volkes für eine solche Tat dis Höchststrafe mit Recht erwarten durfte. Das « richt, dessen Vorsitzender die Verhandlung mrt Ruhe und Sach­lichkeit zu führen bestrebt war, bat sich durch die unverantwort­liche politische Stimmungsmache, die die Verteidigung in den Prozeß hineintrug, nicht beeinflussen lasten. Ts ist der fachlichen Linie gefolgt, die der Amtskläger in anerkennenswerter Weise in diesem Prozeß innegehalten hat und die der schweizerischen Rechtspflege zur Ehre gereicht. So hat dieses Urteil eine Klä­rung and Luftreinigung gebracht, von der zu hoffen ist. daß sie sich auf die deutsch-schweizerischen Beziehungen günstig auswirlen wird. Die Frage der Hintermänner war nicht unmit­telbar Gegenstand des Prozeßes, in dem allein über die Schuld Frankfurters zu entscheiden war. Immerhin hat der Prozeh auch in dieser Richtung beachtliche Anhaltspunkte ergeben. Es wäre wünschenswert, wenn die Frage nach den Hintermännern jetzt, wo der Prozeß Frankfurter abgeschlossen ist, einer neue» Prüfung unterzogen werden würde

Ein positives Ergebnis hat der Prozeß unter alle» Umständen gezeitigt: Die erneute Feststellung der absoluten Le­galität der Tätigkeit der Auslandsorganisation der NSDAP.

und der makellosen Persönlichkeit Wilhelm Gustlofss, der als Vorbild der Pflichttreue und Hingebung gilt, getreu seiner ParoleDie Fahne muß und wird stehen, wenn der Mann auch fällt."

Iudenschaft feiert den Meuchelmord von Davos

Prag, 14. Dsz. 2n der in Prag erscheinenden jüdischen ZeitschriftMedina Iwrit" (Judenstaat") verherrlicht ein gewisser Dr. I. Eoldstein aus Wien unter dem TitelVer­beugt Euch vor Davrd Frankfurter!" in der schamlosesten Weise den Meuchelmörder Franksurter, indem er versucht, den verkommenen jüdischen Verbrecher alsMärtyrer" hin­zustellen.

Es heißt da u. a.: Es wäre Pflicht aller Aufrechten gewe­sen und allen voran die Pflicht der Juden die An­klage gegen Frankfurter zu einer Anklage gegen das Ziel feines Revolverlaufss zu machen. Denn nicht der Mörder, sondern der Ermordete ist hier schuldig. Der Prozeß wird nur dann das Wesen der Sache ersaßt haben, wenn er über den äußeren Tatbestand hinausgehend Las Problem in feiner ganzen Tiefe und Tragik aufrollen wird. Wer in David Frankfurter einen Mörder sieht, hat über sich selbst das Urteil menschlicher Kleinheit und Jämmerlichkeit ge­sprochen. David Franksurter ist ein Held, ein glühender Kämpfer für Menschenwürde und gegen Barbarei, ein stol­zer Sohn seines Volkes und eine Hand des Schicksals. In Frankfurter ist heule Menschenwürde und Freiheit, jüdi­sche Ehre und Kampf gegen Barbarei verkörpert, und eine Verurteilung Frankfurters bedeutet Justizmord am Recht und an der Wahrheit, bedeutet Sieg des Nazismus. Vor der Welt mutz der Fall Frankfurter als das dastehen, was er ist: Nicht um Weltanschauungen und die Austragung ei­ner politischen Leidenschaft gehe es und ging es. Wir wer­den nie zulasten, daß Frankfurter von einer gewissen Seit« requiriert und zum Symbol des Kampfes gegen irgendei­nen Nationalismus oder irgendein Staatssystem oder Staatsregime gemacht wird.

Der Jude Frankfurter hat geschossen: eiistunjerDa- vid Frankfurter. Das Ziel feiner Kugel war das Herz, das Judenhaß gewählt, das Hirn, das Progrom und unsägliche Peinigung der Juden ausgedacht hat. Er ist un­ser David Franksurter. Nicht nur, daß wir uns seiner nicht schämen: wir sind stolz auf ihn. Wenn unsere Stu­denten wieder zu nationalem Kamps erwacht und unsere künftigen Legionäre groß sein werden, wird vor ihnen der Name Frankfurter in einem Atemzuge mit den Helden des nationalen Freiheitskampses genannt werden. Es geht ein Ru? an die gesamte jüdrsche und nichtjüoische Welt, die noch Sinn hat für Ehre und Menschlichkeit: Rettet Frankfurter, kämpft für seine Freiheit! Morgen wird David Frankfurter Legende sein. Heute aber verbeugt Euch vor dem stillen, schlichten, großen, mutigen Sohn unseres Volkes!

Englische Stimme zur Kolonral-Rede Schachts

Loado», 14. Dez. In einer Zuschrift an dieTimes" über die kürzliche Kolonial-Rede Dr. Schachts verlangt Dr. Lecil prak­tische Vorschläge Englands zur Lösung dieser Frage. Ueber das Kolonialproblem hinaus bestünden zwischen Deutschland und England keine unmittelbaren Streitigkeiten. Es wäre höchst närrisch, wenn England sich einen mächtigen Feind scyaffen würde in einer Sache, die geregelt werden sollte. Nach den Gesetzen der Geschichte sei es natürlich, daß ein so lebenskräftiges Land wie Deutschland ein friedliches Ventil für seine Tatkraft u«d Begeisterung besitze.

Sowjetruffische Unterseeboote vor Palma

London, 14. Dez. Reuter meldet aus Gibraltar, daß am Sonn­tag morgen in der Nähe von Valma auf Mallorca eine sowjet­russische Unterseeboots-Flottille gesichtet worden sei. Die Agen­tur fügt ausdrücklich hinzu, die Meldung stamme aus einer zu­verlässigen Quelle.

Unabhängigkeit des Saudfchak Alexandrette

Ankara, 14. Dez. Der türkische Ministerpräsident Jnörii Leschäs- tigte stch im Verlaufe einer Rede auch mit der Lage im Sandschak Alexandrette und erklärte, daß die Türkei sie Unabhängigkeit res Sandschal fordere. Vis zur Lösung dieser Frage halte sie 's für notwendig bestimmte Sicherheitsmaßnahmen in »iejer Zone zu ergreifen. Zur Begründung führte er an. daß 'ie Lage jo gespannt sei. Saß ein unvorhergesehener Zwischen- all unerwüiychte Rückwirkungen habe und zu einer sehr jchwie- Igen Situation führen könne. Man müsse daher Sicherheit chajfen. um die Verhandlungen in Ruhe führen zu können.

Link MeiwoWche Rete EdkNs

London, 14. Dez. Außenminister Eden sprach Mon­tagabend in B r a ds or d, wo er sich besonders mit Fragen der Außenpolitik befaßte. Einleitend gedachte der Außen­minister des früheren und des jetzigen Königs und dankte besonders Baldwin für seine Haltung in den schweren Tagen. Als politische Tatsache dieser Zeit hob Eden her­vor, daß England in den Tagen der Krise eine Haltung ge­zeigt habe, die in der ganzen Welt Achtung und Erstaunen hervorgerufen habe.

klebergehend zu außenpolitischen Fragen lehnte Eden i Doktrinen ab, Lurch die die Welt in Diktaturen der Rechten ! und der Linken geschieden werden könne. Nach englischer I Auffassung sei für die Zusammenarbeit in außenpolitischen i Fragen nicht die Regierungsform dieses oder jenes Landes ausschlaggebend, sondern die Bereitschaft, ehrlich für den ! internationalen Frieden mitzuarbeiten, i Daraus wandte sich Eden der Erklärung des sranzö- sischenAußenministersDelboszu und erklärte dazu wörtlich:Weder die Erklärung Delbos' noch meine eigene (in Leamington) bedeutet einen Wendepunkt, noch ! enthalten sie irgendeine verborgene Absicht, ein ausschließ­liches Bündnis zu bilden, noch bedeuten sie die Absicht, eine Blockpolitik zu treiben. Ich muß nochmals mit allem Nach­druck betonen, daß es nicht in unserer Absicht liegt, noch, wie ich überzeugt bin, in der der französischen Regierung, zu irgendeiner ausschließlichen Regelung zu kommen.

Wir wünschen vielmehr die Mitarbeit Deutschlands, die wir herzlich begrüßen würden, nicht nur an einem West- abkommcn, sondern in europäischen Angelegenheiten ganz allgemein. England hat das in de« Nachkriegsjahren nicht nur oftmals klarzumachen versucht, sondern durch Tate« bewiesen. Wir sind von dem Wunsche einer Einkreisung Deutschlands so weit entfernt, daß wir mit anderen Natio­nen zusammen seine Mitarbeit auf wirtschaftlichem, finan­ziellem und politischem Gebiet suchen. Wir wünschen weder Blocks noch Schranken in Europa."

Eden betonte dann, daß seine Rede in Leamington dazu habe dienen sollen, die Welt misten zu lasten, wo und wan» die englischen Waffen eingesetzt werden könnten. Englands Interessen ließe« sich aber nicht geographisch beschränken^ sein Interesse am Frieden sei weltweit. Und das deswegen, weil die Welt so klein geworden sei, daß ei» Funke sie ganz in Flammen setzen könne. England könne sich daher auch nicht in diesem oder jenem Teil der Welt für uninteressiert erklären in der vagen Hoffnung, daß dieses Gebiet England nicht berühren werde. Nachdem Eden sich darüber beklagt hatte, daß ein viel zu großer Teil des Welteinkom­mens heute für Rüstungen ausgegeben werde, beleuchtete er nochmals den Zweck des Nichtein- mischungsabkommens, wobei er erklärte, daß es sich nicht so bewährt habe, wie man gewünscht habe. Die aber, die heute seine Aufgabe befürworteten, müßten auch die uner­meßlichen, ernsten Folgen berücksichtigen. Blum habe sei­ner Ueberzeugung dahin Ausdruck gegeben, daß das Nicht-