Nationales Nachrichten- rmd Anzeigenblatt für die Oberamtsbezirke Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbürg
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Nummer 27V ^ Altensteig, Donnerstag, den 19. November 1S3K ^ k». F«HrU«*l
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durch Deutschland und Natten anerkannt
Selbstmord des
srmzWchrn SnnemniMers SalengrvS
Paris» 18. Nov. Der französische Innenminister Sa- lengro hat sich durch Gasvergiftung das Leben genommen.
Als die Haushälterin des Innenministers Salengro am Mittwoch morgen die Wohnung betrat, um ihren Dienst aufzunehmen, wurde sie auf starken Gasgeruch aufmerksam. Sie eilte sofort in das Schlafzimmer des Ministers, wo sie ihn totimBett auffand. Innenminister Salengro hatte Tür und Fenster verstopft »nd dann einen Eashahn geöffnet.
Der Bruder des Innenministers gab der Presse folgende Erklärung ab: „Mein Bruder war seit langer Zeit sehr mitgenommen, zunächst durch den Tod seiner Frau im Mai 1935, dann aber auch durch verschiedene Todesfälle, die sich kürzlich in unserer Familie ereignet haben. Sein Gesundheitszustand hat sich in der letzten Zeit noch verschlechtert. Der allgemeine Lüge-°eldz«g der letzthin gegen ihn unternommen wnrde» hat ihn verzweifeln lassen, obgleich nichts davon übrig geblieben ist. Er hat sich das Leben genommen".
Die Beisetzung Salengros findet am Samstagnachmittag m Lille statt.
Ministerpräsident Leon Blum ist Mittwochnachmittag in Me cingetroffen.
Roger Salengro wurde 1890 in Lille geboren. Er studierte die Rechte an der Pariser Universität. Sehr früh schloß er sich der sozialdemokratischen Partei in Lille an. Bei Kriegsausbruch ging Salengro als Radfahrer des 235. Inf.-Reg. an die Front. 1815 geriet er in deutsche Kriegsgefangenschaft und kam kurz vor Beendigung des Weltkrieges über die Schweiz mit einem Transport Schwerverletzter nach Frankreich zurück. 1925 wurde er zum Bürgermeister von Lille und im April 1928 erstmalig in die Kammer gewählt. Im Mai dieses Jahres wurde er in das Kabinett Leon Blum berufen. Als Innenminister hatte er mehrfach die Lohnstreitigkeiten zu regeln, die vor wenigen Monätcn in Frankreich zu außergewöhnlich langwierigen Streiks führten.
Bekanntlich wurde er feit Wochen von den Rechtsparteien wegen angeblicher Fahnenflucht im Oktober 1915 stark bekämpft. Dieser Vorwurf führte am vergangenen Freitag zu einer erregten Aussprache in der Kammer. Die Auseinandersetzung endete mit einer Entschließung, in der zum Ausdruck kam, daß die Kammer den Feldzug gegen Salengro verurteile. Trotzdem setzte die französische Rechtspresse den Feldzug gegen Salengro fort.
Der deutsche Geschäftsträger in Paris hat sofort nach Bekanntwerden des Ablebens des französischen Innenministers der französischen Regierung das Beileid der Reichsregierung ausgesprochen.
Erregung in den Wandelgängen der Kammer
Das Ableben Salengros hat in parlamentarischen und politischen Kreisen eine gewitterschwüle Stimmung geschaffen. Am Mittwochnachmittag gerieten in den Wandelgängen der Kammer zahlreiche Abgeordnete in eine erregte Aussprache mit den Pressevertretern. Die Gemüter erhitzten sich so, daß Drohungen ausgesprochen wurden.
Wie verlautet, wollen die marxistischen Gewerkschaften das Erscheinen der Wochenschrift „Gringoire" deren nächste Nummer am Freitag herauskommen soll, mit Gewalt verhindern.
Ministerpräsident Blum hat, bevor er nach Paris zurückkehrte, an die Arbeiterbevölkerung von Lille einen Aufruf erlassen, in dem es heißt:
„Selbst nach feinem Tode müßt ihr den Willen Salengros achten. Zweierlei würde er euch verboten haben: das Vergessen und die Rache. In seinem Namen beschwöre ich euch, ruhig zu bleiben und euren Zorn zu meistern!"
Letzte UeberseMrten der Lustschisse
Frankfurt a. M., 18. Nov. Das am Montag abend nach Frankfurt zurückgekehrte Luftschiff „Hindun bürg" wird in den Morgenstunden des 25. November zu seiner letzten diesjährigen Fahrt nach Südamerika starten. Nach der am 6. oder 7. Dezember zu erwartenden Rückkehr wird das Luftschiff auf dem Flug- und Luftschiffhafen Rhein-Mckin überwintern. Das Luftschiff „Graf Zeppelin", das augenblicklich in Rio de Janeiro weilt, unternimmt am Donnerstag eine Pendelfahrt Rio de Janeiro—Pernambuco -Bathurst und zurück nach Rio.
^ In Bathurst gibt das Luftschiff die Südamerikapost an das Flugzeug der Deutschen Lufthansa ab und übernimmt die Europapost zur Weiterleitung nach Südamerika. Das Luftschiff wird am 30. ds. Mts. in Friedrichshafen zurückerwartet. Es hat dann sein diesjähriges Ueberseefahrten-Programm erledigt.
Berlin» 18. Nov. Nachdem die Regierung des Generals Franco von dem größten Teil des spanischen Staatsgebietes Besitz ergriffen und nachdem die Entwicklung in den letzten Wochen immer deutlicher gezeigt hat, daß in den übrigen Teilen Spaniens von der Ausübung einer verantwortliche«? Regierungsgewalt nicht mehr die Rede sein kann, hat sich die Reichsregierung entschlossen, die Regierung des Generals Franco anzuerkennen und zur Aufnahme der diplomatischen Beziehungen einen Geschäftsträger bei ihr zu bestellen. Der neue deutsche Geschäftsträger wird sich alsbald an den Sitz der Regierung des Generals Franco begeben.
Der bisherige deutscheGeschäftsträgerinAli- cante ist abberufen worden.
Der Geschäftsträger der srüheren spanischen Regierung hat Berlin auf eigenen Entschluß bereits Anfang November verlassen.
Regierung Frames auch von Natten anerkannt
Rom, 18. Rov. Amtlich wird mitgeteilt: „Nachdem die Regierung des Generals Franco vom größten Teil Spaniens Besitz genommen hat und nachdem die Entwicklung der Lage immer deutlicher zeigt, daß man in den übrigen Teilen Spaniens nicht mehr von der Ausübung einer oerantwortlicheu Regie- rnngsgewalt spreche« kann, hat die faschistische Regierung beschlossen, die Regierung Generals Franco an zuerkennen und einen Geschäftsträger zur Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zu entsenden. Der Geschäftsträger wird sich sofort nach Spanien begeben.
Die gegenwärtige diplomatische Vertretung Italiens ist abberufen worden"
Die Anerkennung der Regierung Franco durch Deutschland und Italien im Spiegel der Berliner Morgenblätter
Berlin, 19. Nov. Die drei Morgenblätter, die als einzige infolge des gestrigen Feiertages erschienen sind, würdigen eingehend die Bedeutung der Anerkennung der Regierung Franco durch Deutschland und Italien.
Unter der Ueberschrift „Notwendige Folgerungen" schreibt Karl Pfeifer im „Völkischen Beobachter" u. a.: Es ist mit der Würde und den einfachsten nationalen Verpflichtungen einer Regierung nicht zu vereinbaren, wenn sie einem System zur Aufrechterhaltung seiner Anerkennung nach autzenhin ver- hilft, das in Wirklichkeit über keine einzige Voraussetzung zu einer solchen Wertung inehr verfügt. In diese Lage hat sich Deutschland der sogenannten spanischen Regierung Caballero gegenüber versetzt gesehen und aus ihr die Folgerungen gezogen, die unserer Meinung nach «ine pflichtbewußte Regierung aus ihr ziehen muß. Es gibt eine Grenze der Selbstachtung — wie für jeden einzelnen, so auch für einen Staat. Diese Grenze ist für Deutschland in dem Augenblick erreicht, wo deutsche Menschen, deutscher Boden und deutsches Eigentum trotz oder gerade wegen ausdrücklicher Kennzeichnung «eicht mehr die Behandlung erfahren, die ihnen unserer Auffassung nach zukommen. Deutschland hat seit 1938 seine Politik auf Tatsachen und Wirklichkeiten gegründet in der Ueberzeugung, damit am besten einer notwendigen Zusammenarbeit zu dienen, die nur gedeihen kann, wenn auf allen Seiten der Wille zur Klarheit besteht. Im Sinne dieser Politik der Tatsachen hat Deutschland aus der Lage in Spanien die Folgerungen gezogen und jene Krästcgruppe anerkannt, die allein über eine wirkliche Autorität verfügt.
Im „Berliner Lokalanzeiger" heißt es: In der deutschen und italienischen Anerkennung der Regierung Franco kommt zum Ausdruck die Wirklichkeit, die seit geraumer Zeit aller Welt vertraut ist. Auf der einen Seite halten Franco und seine Nationalen den weitaus größten Teil Spaniens unbestritten unter ihrem Regiment, und niemand in der Welt bezweifelt, daß sie in Madrid Fuß gefaßt haben. Auf der anderen Seite ist ebenso unverkennbar die wachsende Niederlage und der völlige Zusammenbruch des Bolschewismus und dessen, was sich spanische ^Regierung" nannte und nichts war als der Exekutivaus- schuß des Moses Rosenberg.
Das „Berliner Tageblatt" schreibt: In den letzten Monaten haben sich zahlreiche Fälle ergeben, in denen die deutsche Regierung es erfahren mußte, daß die Regierung, die damals noch ihren Sitz in Madrid hatte, unfähig war, die deutschen Staatsangehörigen innerhalb ihres Machtkreises zu schützen. Die Madrider Regierung hat selbst zugestanden, daß sie gegen die tatsächlichen Gewalten, in deren Hand sie ist, nichts ausrichten könne. Der Druck, der diese einstmalige Regierung ihrer Machttribute beraubt und der von verschiedenen Seiten ausgeht, die
ihr auch Waffen zugeführt haben, hat sowohl den praktischen wie den rechtlichen Beziehungen zu ihr Len Sinn genommen. Der größte Teil des spanischen Gebietes ist in der Hand der Nationalisten. Ihre Truppen sind in Madrid eingedrungen. Der Schritt der deutschen Regierung folgt 'den Tatsachen.
„Eiornale d'Jtalia" zur Anerkennung der Franco-Regierung
Rom, 19. Nov. Zur Anerkennung der Regierung des Generals Franco schreibt das halbamtliche „Giornale d'Jtalia" in einer Extraausgabe, diese Maßnahme bildet die logische diplomatische und internationale Lösung der Entwicklung der letzten Ereignisse in Spanien. Alles spreche dafür, daß die Regierung Franco die wirkliche Mehrheit der spanischen Nation besitze und nicht nur den größten Teil Spaniens in ihren tatsächlichen Besitz genommen habe.
Die Anerkennung trage dieser Tatsache Rechnung und sei von Ftalien in jenem realistischen Geist gegeben worden, der allen Kundgebungen der faschistischen Politik zu Grunde liege. Im übrigen sei bereits bei den deutsch-italienischen Besprechungen in Berlin die Frage der Anerkennung der Regierung Franco in dem Sinne gelöst worden, der jetzt durch das amtliche Com- munique in endgültiger Form bekräftigt worden sei.
Paris und die Anerkennung der Franco-Regierung
Paris, 18. Nov. Die Nachricht von der Anerkennung der Franco-Regierung durch die Reichsregierung und - die italienische Regierung hak in Paris, obwohl sie an sich erwartet wurde, insofern überrascht, als man diese Anerkennung erst für den Zeitpunkt voraussah, wo die Truppen des Generals Franco Madrid eingenommen hätten. Im übrigen ist die Nachricht in Paris in« allgemeinen ruhig ausgenommen worden.
Reuter über die Anerkennung der Franco-Regierung durch Deutschland und Italien
London, 16. Nov. Die Wirkung der Anerkennung 'der Regierung des Generals Franco durch Deutschland und Italien auf die Arbeiten des Nichteinmischungsausschusses wird in diplomatischen Kreisen Londons eingehend erörtert. In britischen Kreisen wird, wie Reuter erfahren hat, die Frage als rein akademisch angesehen. Der deutsche und der italienische Schritt würden die Politik des Nichteinmischungsausschusses kaum ändern. Die Tatsache, daß früher allein die Madrider Regierung anerkannt gewesen fei, sei niemals als Einmischung als solche betrachtet und durch die Erklärung Deutschlands und Italiens werde vom Standpunkt des Nichteinmischungsausschusses aus keine neue Lage geschaffen. Diesen Standpunkt werde England wahrscheinlich auch beibehalten, wenn die Sowjets die Angelegenheit vor den Ausschuß bringen sollten; mit anderen Worten, sie würden bei der britischen Regierung keine Unterstützung finden.
Zentrum Madrids unter Artilterteseuer
An der Front vor Madrid, l7. Nov. (Vom Sonderberichterstatter des DRV.) Die im Nordwesten über den Manzanares in das Weichbild Madrids eingedrungenen nationalen Truppen der Oberstleutnants Asensio und Del- gada haben am Montag ihre neuen Stellungen in der Universitätsstadt befestigt. Sie begnügten sich nicht mit diesem Er- folg und kämpften sich in südlicher Richtung bis zum größten Gefängnis Madrids, dem Carcel Model o. weiter vor. In diesem Gefängnis hatten die Kommunisten zu Beginn der nationalen Erhebung unglaubliche Verbrechen verübt. Viels bekannte rechtspolitische Persönlichkeiten wurden hier ermordet.
Am Montag setzte die nationalistische Artillerie, deren Batterien wie ein Gürtel um den Stadtkern liegen, das Feuer aus die befestigten Häuserblocks im Süden und im Zentrum Madrids lort. Außer den 10,5-Zentimeter- und 15.5-Zentiineter-Eeschiitzen schoß auch eine 21-Zentimeter-Kanone Granaten auf eine im Stadtteil Rosales gelegene Befestigung der Roten. Die rote Artillerie schwieg fast den ganzen Tag über und setzte lediglich einige 7,5-Zentimeter-Eranaten planlos auf das gegenüberliegende rechte User des Manzanares. Die Granaten krepierten größtenteils nicht, was auf eine Sabotage bei den Kommunisten zurückgeführt wird.
Am Montag nachmittag belegten acht nationalistische Bombenflugzeuge die roten Befestigungen in der Universitätsstadt abermals mit Bomben. Zwischen den sie begleitenden Jagdfliegern und roten Flugzeugen entwickelten sich Luftkämpfe, die aber ergebnislos verliefen. Die riesigen Rauchschwaden, die sich als Folge des Bombardements ergaben, bildeten infolge des windstillen Wetters eine grauschwarze Wolkenwand über Madrid die noch bei Eintritt der Dämmerung sichtbar war.