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Nationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die OderamtsbezirLe Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbürg
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Nummer 289
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Altensteig, Dienstag, den 17. November 1938
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RMstrjegsminiiter GmeraW-marfchall von Blomberg vor den Gauamtslettern
Berlin, 16. Noo. Die NSK. teilt mit: 2m Rahmen der Gau- i amtsleitertagung der NSDAP., die auf der nationalsozialisti- j scheu Ordensburg Vogelsang stattfindet, sprach am Montag Ge- s ueralfeldmarschall von Blomberg. Er betonte zunächst, daß es nicht gerade soldatische Art sei, viel Worte zu machen, denn ! die Schaffung der neuen nationalsozialistischen Wehrmacht spre- s che eine vernehmliche Sprache, die jeder, der Ohren hat zu hö- > ren, hören kann. Wenn er gerade vor den Gauamtsleitern der > NSDAP, das Wort ergreife, dann deswegen, weil die Ueber« ! einstimmung von Volk und Staat der eigentliche Kern des Nationalsozialismus fei. In diesem Zusammenhang betonte Gene« ralseldmarschall von Blomberg die Gemeinsamkeit der Aufgaben von Partei und Wehrmacht: Die Wehrmacht und die Partei gehören im neuen Deutschland zusammen.
„Sie wissen, daß der Führer das neue Deutschland auf zwei Grundpfeilern aufgebaut hat, die Partei einerseits, die als politischer Willensträger das Volk politisch führt, formt und erzieht, und der Wehrmacht andererseits, die als einziger Waffenträger die Nation militärisch zu betreuen hat. Diese klare Aufgabentrennung ist notwendig im Interesse der sachlichen Arbeit. So klar die Aufgaben von Partei und Wehrmacht getrennt sind, so fest und stark mutz das Vertrauen sein, das beide miteinander verbindet. Wir ziehen alle an einem Strang und arbeiten alle für das gleiche Ziel.
Die Grundlage des gemeinsamen Vertrauens aber kann nur die nationalsozialistische Weltanschauung sein, denn wir alle sind die Soldaten Adolf Hitlers. Nationalismus und Sozialismus sind ja in tiefstem Sinne dasselbe, und ein guter Soldat mutz auch ein guter Nationalsozialist sein".
Ob Vorgesetzte oder Führer, ob Untergebene oder Gefolgschaft, die Wehrmacht braucht st raff st e Manneszucht, blind»- sten Gehorsam, ja, Gehorsam gegen die eigene Ueberzeu- gung und Härte in der Lebensführung, mehr Härte und Gehorsam als jede andere Organisation. Unter all diesen Aeutzerlich-
keiten darf die Kameradschaft nicht leiden Nur soll man auch hier nicht in den Fehler verfallen. Kameradschaft gleichzusetzen mit Anbiederung, Formlosigkeit und Weichheit.
„Wir wollen gewih in der Wehrmacht Kameradschaft vom General bis zum jüngsten Rekruten, und wir haben sie. Wir sehen die Ehre des Offiziers nur in der Erfüllung größter Pflicht. Wir wollen einen Gehorsam, der auf das Vertrauen Zwischen Führung und Mannschaft beruht, aber auch jenen Gehorsam, der dem Inhaber des Amtes gilt, ganz gleich, ob er eine Kompagnie schon Jahre hindurch führt, oder ob er mitten in der Schlacht an die Stelle eines gefallenen Vorgängers tritt.
Ich glaube, dag die Erziehung unserer Soldaten nach diesen Grundsätzen nicht nur der Wehrmacht, sondern auch der Partei und dem ganzen deutschen Volke dient, da in dieser charakterlichen Schulung und Erziehung unserer Jugend der geätzte Nutzen der allgemeinen Wehrpflicht liegt."
Zum Schluß seiner Rede führte Gcneralfeldmarschall von Blomberg das Wort Friedrich des Großen an, daß nur die großen Beispiels und Vorbilder die Menschen erziehen unt- formen
..Wir haben das Glück, daß wir nicht um Jahrzehnte und i ch: aoerte zurückgreisen müssen, um ein Vorbild zu suchen. Mitten unter uns lebt ver Mann, dem das neue Deutschland, Partei und Wehrmacht ihr Dasein verdanken. 2hm nachzuleben und ihm zu folgen, ist einfach st e Dankes- und Ehrenpflicht. Es sollte in ganz Deutschland bei allen Menschen und bei Sen Organisationen aller Art kein anderer Raum für Ehrgeiz und Wettbewerb vorhanden sein als der, dem Vorbild Adolf Hitlers möglichst nahezukom- m e n. Darin sieht auch die Wehrmacht ihre Aufgabe und damit trifft sic sich mit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei.'
Gkineilislmitk PttlkstMiN?
Paris zur deutschen Erklärung über -ie internationalen Stromakte
Verschärfter Protest in Moskau
Berlin, 16. Noo. Wie aus zahlreichen Mitteilungen der Sow- jemgierung an die deutsche Botschaft in Moskau heroorgeht, smd nunmehr in der Sowjetunion in den letzten Tagen insgesamt 23 Reichsdeutsche verhaftet worden, nämlich 8 in Moskau, 12 in Leningrad, einer in Harkow und einer in Nowosibirsk. Den zuständigen deutschen Vertretungen ist es bisher trotz aller Bemühungen nicht gelungen, die Verhafteten durch einen deutschen Beamten besuchen zu lasten. Erst auf fortgesetztes Drängen hat das sowjetrussische Außenkommistariat der deutschen Botschaft heute die Namen von 14 der Verhafteten und die Artikel des Strafgesetzbuches mitgeteilt, deren Verletzung ihnen vorgeworfen wird. Es handelt sich angeblich um Spionage, terroristische Akte und Organisierung staatsfeindlicher Tätigkeit.
Diese amtliche Auskunft der sowjetrustischeu Regierung mutz deutscherseits als völlig unzureichend bezeichnet werden. Denn selbst zehn Tage nach der Verhaftung und trotz mehrfacher Vorstellungen der deutschen Botschaft war die fowjetrussische Regierung bisher nicht in der Lage, konkrete Angaben über die den Verhafteten zur Last gelegten strafbaren Handlungen zu machen. Die deutsche Botschaft in Moskau hat diese» Punkt im Außenkommistariat ausdrücklich hervorgehoben, die Beschuldigungen in Anbetracht der ihr bekannten Persönlichkeiten und »rch Lage der Umstünde als völlig unglaubwürdig berechnet und in aller Form Protest wegen der Masten- oer-astnng ossensichtlich unschuldiger Reichsdeutscher eingelegt.
Das sowjetrussische Außenkommistariat versuchte zwar, diesen Protest mit sormaljuristischen Ausführungen zu- rückzuweisen, doch wurde deutscherseits der Protest gegen das Vorgehen der Sowjetorgane in vollem Umfange aufrecht erhalten.
Pulverfabrik explodiert
Bisher 3V Tote und 200 Verletzte
Marseille, 18. Nov. Die Pulverfabrik von Saint Chamas bei Marseille, die für die nationale Verteidigung arbeitet, ist heute nachmittag in die Luft geflogen. Die Verluste werden bisher vom Eene- ralstab des XV. Armeekorps auf 3V Tote und über Lvv Verletzte geschätzt.
Die Gewalt der Explosion war so groß, daß sie nur mit einem starken Erdbeben zu vergleichen war. Im Umkreis von vielen Kilometern wurden die Häuser in ihren Grundfesten erschüttert. Die Erde bebte. Von weitem konnte man eine mächtige Rauchwolke aufsteigen sehen.
Da die Pulverfabrik Saint Chamas für die Landesverteidigung arbeitet, wurde außer den Rettungsmannschaften Md amtlichen Personen niemand an die Unfallstelle heran- gelasten. Nicht einmal die Frauen und Kinder der Arbeiter, die zur Belegschaft der Fabrik gehören.
Einzelheiten zum Explosionsunglück von St. Chamas Auch der Fabrikdirektor unter den Toten
Paris, 17. Nov. lieber das Explosionsunglück in der Pulverfabrik von St. Chamas bei Marseille werden am späten Abend noch folgende Einzelheiten bekannt:
Um 16.30 Uhr brach in einer Werkstätte der Pulverfabrik Feuer aus und zwar in einem Raum, in dem Gelb- pulver hergestellt wird. Die Sirenen der Pulverfabrik verkündeten Feueralarm, und der Fabrikdirektor, zahlreiche Ingenieure und die meisten Arbeiter begaben sich zur Brandstelle. Kaum hatten sie sich dort eingefunden, als eine ungeheure Explosion erfolgte. Unter den Toten befindet sich auch der Direktor der Pulverfabrik. Die genaue Zahl der Verletzten kann noch nicht angegeben werden, da sie auf die Krankenhäuser von Aix, Marseille und Salon verteilt sind und zum Teil auch nach Anlegen von Notver- dänden nach Hause gehen konnten. Die Anfräumungs- arbeiten und Bergungsbemühungen dauerten gegen Mitternacht noch an.
Dr. Schacht in Ankara
Ankara, 16. Nov. Reichsbankpräfident Dr. Schacht ist am Montag vormittag um 16.10 Uhr Ortszeit im Flugzeug in An- mra eingetroffen. Er wurde auf dem Flugplatz von Vertretern «Mischer Behörden empfangen und begab sich anschließend m var Ankara Palace-Hotel, wo er für die Dauer feines Aufenthaltes Wohnung genommen hat.
Paris, 16. Rov. Das französische Außenministerium gibt bekannt:
„Die deutsche Kündigung der Bestimmungen des Versailler Vertrages, die sich auf die deutschen Ströme beziehen, sowie der Flußschiffahrtakre, die auf diesen Bestimmungen aufgebaut sind, erfolgt in dem Augenblick, in dem die zentrale Nheinschisfahrts- kommission, die in Straßburg versammelt ist, im Begriffe stand, Bestimmungen in Kraft zu setzen, die an die Stelle der betreffenden Klauseln des Versailler Vertrages treten sollten. Diese Bestimmungen waren aus Grund eines deutsch-französischen Abkommens festgesetzt worden, zu dem das Deutsche Reich die Initiative ergriffen hatte Ein entsprechendes Abkommen war bereits für die Elbe zustandegekommen, und die Verhandlungen über die Oder befanden sich auf gutem Wege.
Die sranzöstsche Regierung verständigt sich mit den anderen interessierten Regierungen. Sie hat im übrigen ihrer Abordnung in Straßburg Weisungen erteilt, damit der modus vivendi gekündigt wird, der ain 4. Mai 1836 von der zentralen Rhein- chisfahrtskoinmission sestgelegt worden war. Dieser modus vivendi, der das eben erwähnte deutsch-französische Abkommen bestätigte, sollte am 1. Januar 1937 in Kraft treten."
Bezüglich der Kündigung der Flußschiffahrtbeschränkungen des Versailler Vertrages, durch Deutschland nimmt man in französi- jchen politischen Kreisen an, daß die Pariser Regierung ihre diplomatischen Vertreter in den ebenfalls interessierten Ländern beauftragt hat, wegen eines gemeinsamen Protestschrittes in Berlin vorzufühlen. Eine Entscheidung werde der Quai d'Orsay aber erst treffen, wenn die Berichte der französischen diplomati» schen Auslandsvertreter vorliegcn.
Eben zur deutschen Erklärung über dte internationalen Stromakte
London, 16. Nov. Der Führer der arbeiterparteilichen Opposition, Major Attlee, richtete am Montag im Unterhaus an den Außenminister die Frage, ob er eine Erklärung über das Vorgehen der deutschen Regierung in der Wasserstraßenfrage abgeben könne.
Außenminister Eden antwortete, daß er am 14. Nov. von der deutschen Regierung eine Note erhalten habe, in der erklärt werde, daß Deutschland sich nicht mehr an die
Artikel des Vertrages von Versailles» die sich auf die in- ternationalisierung der Flußläufe und die Verwaltung des Kieler Kanals bezogen, gebunden erachte. Die Note schließe mit der Feststellung, daß in Zukunft auf den deutschen Wasserstraßen auf der Grundlage der Gegenseitigkeit den Schiffen aller Staaten, mit denen Deutschland in Frieden lebe, die gleiche Behandlung zuteil würde, wie den deutschen Schiffen. Die deutsche Regierung habe seit der Unterzeichnung des Vertrages von Versailles bei vielen Gelegenheiten ihre Unzufriedenheit über zahlreiche Gesichtspunkte der Jnternationalisierung der Flußläufe kundgetan. Eden erinnerte an die Erklärung des Führers vom 21. Mai 1935, daß hinsichtlich der verbleibenden Artikel des Vertrages die deutsche Regierung Revisionen, die sich im Laufe der Zeit als unvermeidlich erweisen würden, nur mittels friedlicher Verständigung durchführen wolle. Seit vielen Zähren seien Verhandlungen im Gange gewesen, um die deutschen Wünsche mit den Interessen der anderen Beteiligten in Einklang zu bringen, und zwar mit beträchtlichem Erfolg.
Unter diesen Umständen, so fuhr Eden fort, bedauere es die britische Regierung, daß die deutsche Regierung in einer Zeit, in der die Verhandlungen im Gange gewesen seien, trotz der im vergangenen Jahr abgegebenen Versicherungen erneut auf das Verhandlungsverfahren zu Gunsten einer einseitigen Maßnahme verzichtet habe. Dieses Bedauern sei nicht auf Befürchtungen zurückzusühren, daß irgendwelche wichtigen britischen Handelsinteressen durch die Entscheidung der deutschen Regierung gefährdet wären, sondern auch die Tatsache, daß eine Maßnahme dieser Art die Handhabung der internationalen Beziehungen etwas schwieriger machen müsse. (Beifalls.
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Bei den Einwendungen des englischen Außenministers gegen die Art des deutschen Vorgehens dürfte übersehen worden sein, daß deutscherseits in langwierigen Verhandlungen immer wieder vergeblich versucht worden ist, durch Ilebereinkommen zu einer Beseitigung der einseitigen Diskriminierungen Deutschlands durch die Bestimmungen des Versailler Vertrages über die deutschen Ströme zu gelangen. Erst als an der Erfolglosigkeit wei-