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Nationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die Oberamtsbezirke Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbürg

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Kummer 284

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Altensteig, Mittwoch, den 11. November 1838

Krmß MM den Mörder Willens

am 9. Dezember

Thur, 10. Nov. Die Hauptverhandlung im Mordprozeß David Frankfurter vor dem Kantonsgericht Graubünden beginnt am -.Dezember, 10 Uhr, im Saale des großen Rates im Staats- Mude. Sie dürste etwa drei Tage dauern.

Diese Meldung aus der Schweiz gibt nun endlich über den Verhandlungstermin gegen den Gustloff-Mörder David Frank- ^ surter Gewißheit. Man rechnete bekanntlich schon im September I mit einer Verhandlung, die dann aber wegen des Ablebens des zuständigen Schweizer Staatsanwalts verschoben werden mußte. Die Anklage wird nunmehr der Amtskläger Friedrich Vrügaer vertreten. Als Präsident des Gerichts wird Dr. Eanzoni genannt.

Wenn in der Meldung der Hoffnung Ausdruck gegeben wird, daß der Prozeß nur wenige Tage in Anspruch nehmen wird, so. ist diese Annahme angesichts des klaren Tatbestandes der Er­mordung berechtigt. Es erscheint aber fraglich, ob in so kurzer Zeit auch die Frage der Hintergründe der Tat und der Hinter­männer des Täters mit der Ausführlichkeit erörtert werden kann, die ein Attentat von so hochpolitischer Bedeutung wie die Mordtat von Davos erfordert. Die von der deutschen Presse »nd auch einigen Schweizer Zeitungen in den letzten Tagen an­geprangerten Versuche des internationalen Judentums in aller Welt, dem Mörder hilfreich zur Seite zu stehen und seine Ver­urteilung zu Hintertreiben, lasten erkennen, daß der Mörder nicht allein steht. Es wäre auch zu klären, ob er noch andere Mordtaten beabsichtigt hat.

Mit der Einreichung der Beweisanträge von deutscher Seite ist in den nächsten Tagen zu rechnen. Voraussichtlich wird auch j die Witwe des Ermordeten, Frau Hedwig Eustlosf, persönlich über die Mordhetze gegen ihren Mann und die Ereignisse am Mordtage vernommen werden.

Kommunistische Etreikhetze

im wallonischen Bergbaugebiet

Brüssel, 11. Nov. Im wallonischen Bergbau- gebiet macht sich seit einigen Tagen unter den Beleg­schaften lebhafte S t r ei k st i m m un g bemerkbar,

die durch starke Propaganda der Kommunisten und anderer liiiksradikaler Gruppen geschürt wird. An verschiedenen Stellen sind bereits Teilstreiks ausgebrochen. Am Montag «nd Dienstag haben in den Orten Boussu und Elouges Streikende zwei Gruben gewaltsam besetzt. Sie weigerten sich, beim Schichtwechsel aus den Schächten herauszusteigen. Lin Steiger, der von der Grubenleitung in die Grube ge­schickt worden war, um auf die Gefahren eines solchen Be­ginnens aufmerksam zu machen, wurde von den Streikenden gefangen genommen und erst nach mehreren Stunden wie­der freigelassen.

Die Grubenleitung lehnte unter Hinweis auf das Schick­sal des Steigers einen Vorschlag der Gewerkschaft ab, beim Schichtwechsel eine Abordnung zu den Eingeschlossenen zu schicken. Im Laufe des Nachmittags sind aus einem der leiden besetzten Schächte 60 Streikende wieder empor- gchiegen, nachdem ihnen angeblich von der Erubenleitung erklärt worden war, daß kein Strafverfahren gegen sie eingeleitet werden, würde. Die Arbeit ist jedoch nicht wie­der ausgenommen worden. Den anderen Schacht halten die Streikenden noch immer besetzt.

Inzwischen ist Gendarmerie eingetroffen, um für die Aufrechterhaltung der Ordnung in der Umgebung der Erube zu sorgen.

Ebenso wie bei dem Junistreik wenden sich auch jetzt wieder die sozialdemokratischen Gewerkschaften nach außen- hm gegen die Streiks. Aus verschiedenen Bergwerksorten wird gemeldet, daß die Arbeiter die Tarifverträge gekün­digt haben. Auch im Antwerpen«! Hasengebiet ist eine Areikbewegung im Gange.

Sechs Anordnungen Hermann Görlngs zur Durchführung des Vieriakresvlanes

DerReichsanzeiger" vom 9. 11. enthält sechs Anord­nungen des Beauftragten für den Vierjahresplan, Minister­präsident Göring, die für die Durchführung des Vierjahres­planes von einschneidener Bedeutung sind. Diese Anord­nungen finden unsere Leser auf Seite 2 unseres Blattes.

AundsuklmberikiWilg der Rede des ReitzserziehUM- ministers am u. November

Berlin, 1«. Nov. Die Rede des Reichserziehungsministers Rust N>r Eröffnung von sieben neu errichteten Hochschulen für Leh­rer- und Lehrerinnenbildung in Trier, Schneidemühl, Olden­burg, Saarbrücken, Würzbug, Bayreuth und in Karlsruhe am U. November wird in der Zeit von 11.IS bis 12 llhr vom Reichs­lender Frankfurt übertragen und vom Reichssender Stuttgart und vom Deutschlandsender übernommen.

Sie Beriestmge«

Verhandlungen über ein

Lonvon, 10. Nov. Die Aussichten für eine englisch-ita­lienische Verständigung über das Mittelmeer haben sich anscheinend in den letzten 48 Stunden merklich verbessert. So sagt der diplomatische Korrespondent derMorningpost", es be­stehe starke Wahrscheinlichkeit dafür, daß in Kürze ein gentle- man agreement (Abkommen unter Ehrenmännern) ab­geschlossen werde, dessen Aufgabe darin liege, das gegenseitige Mißtrauen zu beseitigen. Ein derartiges Abkommen könne in der Form eines Austausches von Briefen stattfinden, in denen die beiderseitigen Interessen im Mittelmeer gegenseitig an­erkannt würden. Außerdem könnte sich jede Regierung vielleicht verpflichten, keine zweiseitigen Flottenabmachungen mit anderen Ländern zu schließen, ähnlich den Vereinbarungen, die Groß­britannien während der Eanktionszeit mit Jugoslawien, Grie­chenland und der Türkei abgeschlossen hatte.Morningpost" er­klärt im Leitartikel, man nähere sich dem Augenblick, wo maa sagen könne:Das Eis ist gebrochen!" Die Rede Mussolinis in Mailand, die englische Antwort aus dem Munde von Lord Halifax, der Abschluß eines englisch-italienischen Handelsvertra­ges und der englische Entschluß, die indischen Truppen aus Addis Abeba zurückzuziehen, hätten zu dieser Entspannung der Atmosphäre geführt.

Am Schluß heißt es dann, es wäre voreilig, zu erwarten, daß nun alles über Nacht beigelegt werden könnte. Vis jetzt würden noch keine direkten diplomatischen Gespräche geführt. Alles, was man bisher erreicht habe, sei die Schaffung einer Atmosphäre, in der die Diplomatie praktisch arbeiten könne. Ueber Mussolinis Absichten sei bekannt geworden, daß er bereit sei, ein gentleman agreement über die beiderseitigen Belange

Englans-Mita

Abkommen bevorstehenb

uno üie Politik lm Mittelmeer abzuschließen. Das sei eine wirk­lichkeitsnähere Methode der Annäherung als die etwa einer Forderung eines umfastenden Paktes.

In derDaily Mail", in der Ward Price seine Unterredung mit Mussolini veröffentlichte, sagt der diplomatische Korrespon­dent, daß auf diese Erklärung Mussolinis hin man auch sofort handeln werde. So viel er hört, werde Mussolini gebeten wer­den, seine Ansichten über das neue Abkommen noch genauer zu umreißen. Dem britischen Botschafter in Nom seien entsprechende Anweisungen erteilt worden. Wenn alles gut gehe, bestehe die Möglichkeit, daß Graf Ciano z» einer allgemeinen Aussprache nach London eingeladen werde.

Englischer Miiielmeer-Borschlag Ciano überreicht?

Paris, 10. Nov. Der Berichterstatter desExcelsior" in Lon­don glaubt zu wissen, daß der englische Botschafter in Rom dem Außenminister Graf Ciano kurz vor seiner Abreise nach Wien bereits den Entwurf eines Abkommens zur Nor­malisierung der englisch-italienischen Be­ziehungen unterbreitet habe. Vorgeschlagen sei unter Be­rufung auf die Interessengemeinschaft beider Länder im Mittel­meer ein englisch-italienischer gegenseitiger Beistandspakt, der folgende Punkte betreffe: 1. Flottenstützpunkts, 2. Verstärkung beider Flotten, 3. Zusammenwirken beider Flotten, um dem Mittelmeer-Status Achtung zu verschaffen, 4. England würde bereit sein, die Eroberung Abessiniens auzuerkennen, sobald d« Völkerbund sie gutheißen werde.

Baldwin M rngllschen AnßriwolM

Gegen den..ummWMchen Wahnsinn -er Ausrüstung ganz Europas

London, 10. Nov. Am Montag abend wurde wie alljährlich am 9. November in der Euildhall das Bankett des neuen Lord­majors von London veranstaltet, an dem sich Ministerpräsident Baldwin als Hauptredner beteiligte. Zu der glanzvollen Ver­anstaltung waren beinahe lämtliche Kabinettsmitglieder, das diplomatische Corps, die obersten englischen Richter und füh­rende Persönlichkeiten der englischen Wehrmacht sowie der Kirche erschienen. Auch Botschafter von Ribbentrop befand sich unter den geladenen Gästen.

Als erster Bankettredner dankte Außenminister Eden in überlieferter Weise den ausländischen Botschaftern für ihre Bemühungen um die Aufrechterhaltung guter Beziehungen zwi­schen ihren Ländern und England. Er sprach dann von dem Verlust, den der Tod des früheren deutschen Botschafters von Hoesch bedeutet habe, und hieß anschließend den neuen deut­schen Botschafter von Ribbentrop unter dem herzlichen Beifall der Tischgäste rn London willkommen. Von dem ebenfalls an­wesenden polnischen Außenminister B e ck sagte Eden, daß er so­wohl seinem Lande als auch der Sache des Friedens große Dienste erwiesen habe.

Darauf ergriff

Ministerpräsident Baldwin

das Wort, der zunächst über Finanz- und Wirtschaftsfragen sprach. Er erklärte, daß in Zukunft eine Zusammenarbeit mit anderen großen Ländern in der Frage der Kreditregelung zu er­hoffen sei. Die Wiederbelebung des internationalen Handels laste noch viel zu wünschen übrig. Eine teilweise Erholung könne durch zweiseitige Handelsabkommen mit einzelnen Ländern er­zielt werden, die völlige Erholung sei jedoch nur durch Maß­nahmen für die allgemeine Wiederbelebung des internationalen Handels herbeizuführen. Die britische Regierung werde deshalb alle Versuche, die Hindernisse des internationalen Handels zu verringern, unterstützen. Nach einem Hinweis auf die Verbesse­rung der innerenglischen Wirtschaftslage stprach Baldwin seine Befriedigung über das vor wenigen Tagen abgeschlossene Clearing- und Handelsabkommen mit der ita­lienischen Regierung aus, das, wie man hoffe, eine schrittweise Rückkehr zu normalen Handelsbeziehungen zwischen den beiden Staaten ermöglichen werde. Er freue sich darüber, daß die Versicherung Edens, die englisch-italienischen Interessen im Mittelmeer seien nicht auseinanderlaufend, sondern sich er­gänzen», in Italien gut ausgenommen worden sei.

Bakvwin streifte dann die in Gang befindlichen Vorberei­tungen für eine Konferenz zwischen den fünf Welt­mächten zur Aushandlung eines neuen Vertrages anstelle des früheren Locarnovertrages. Die englische Regierung hoffe, daß dieser Pakt der erste Schritt zu einer europäischen Regelung fei» werde.

Die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Amerika seien, wie von jeher, ausgezeichnet, und die britische Regierung rechne mit einem weiteren Abschnitt freundlicher Zusammen­arbeit mit der Regierung Roosevelt. Die englische Re­

gierung fei über die Lösung der ägyptischen Frage sehr befrie­digt und hoffe, daß der Bündnisvertrag mit Aegyp­ten etn ständiges Element der Festigkeit der internationalen Lage im östlichen Mittelmeer sein werde. England begrüße Aegypten als seinen neuen Verbündeten. Hinsichtlich der spa­nischen Frage erklärte Baldwin, die Regierung habe nichts unversucht gelassen, durch ihre aktive Unterstützung der Richtern- mischungspoiiiil eine Ausdehnung des Konfliktes über die Greir- zen Spaniens hinaus zu verhüten. England werde weiterhin eine führende Rolle bei den Bemühungen spielen, die beide» kämpfenden Parteien zur Vermeidung unnötiger Leiden der spanischen Zivilbevölkerung zu veranlassen.

Zu dem polnischen Außenminister Beck gewandt, sagte Bald» apin, daß Polen stets die Sympathie der Engländer genösse» Habe. In der Vergangenheit habe Polen mehr als irgend ei»« andere Nation für die Sache der nationalen Freiheit gelitten, und das heutige Polen habe ein großes Werk der nationale» Wiederbelebung vollbracht. Unter der Führung jenes große» Soldaten, des Marschalls Pilsudski, habe es seinen Platz in der Reihe der Großmächte gewonnen. Polen besitze ferner die neuest« Marine im heutigen Europa, der England als eine der älteste» Flottenmächte seine Grütze entbiete. Polnische Handelsschiff« seien in allen Meeren zu finden. Das Sinnbild der Leistungen Polens zur See und im Handel sei der Bau und die Entwick­lung des großen Hafens von Edingen gewesen. Auf diese« Gebiet wie auf allen anderen rechne England mit der Entwick­lung einer engeren Zusammenarbeit zwischen den beiden Länder«.

Der Ministerpräsident wandte sich gegen den, wie er sich aus- drückte. ..unverständlichen Wahnsinn" der Aufrüstung ganz Europas, die eine Verbesserung des Lebensstandards der Völ­ker verzögere und einen Krieg wahrscheinlich mache Es gebe aber niemand im heutigen Europa, der nicht wisse, was ein Krieg auf die Dauer bedeute. Desbalb gebe es nur ein- Pflicht für alle, nämlich sich zusammenzuschließen und Europa zu retten. Mit Recht widme England jetzt seine Aufmerk samkeit seiner eigenen Verteidigung: Ich bin bereit, unsere gam zen Anstrengungen, ungeachtet der Kosten an Menschen uni! Geld, dem ,,u widmen, was notwendig ist. Gleichzeitig bin ick mir aber des Wahnsinns von uns allen bewußt Z Ich erkläre, daß die Verteidigung unserer Nation in der gegen­wärtigen Weltlage unvermeidlich ist. und wir sind entschlossen in dieser Hinsicht nichts unversucht zu lasten.

Baldwin äußerte hierauf die Ansicht, baß zukünftige Krieg« möglicherweise den Charakter vonR e l i g i o ns k r i e g e n" (?) haben könnten, wie man sie im Mittelalter gekannt habe. Ei gebe heute geistige Auftastungen, deren Vertreter ihre Welt­anschauungbis zum Tode erzwingen" möchten. Man fitze hier »jemals zu Gericht über die Ereignisse in ausländischen Stau­net, aber er sei entschlossen, daß in England keine dieser ..Ge­walten" jemals triumphieren sollen. In England sei kein Rau« für irgend eine Form einerorganisierten Welt­anschauung" England glaube, ohne über irgend jemand zu Gericht zu sitzen, daß es einen Beitrag zu den heutigen Be-