lMLVmrLes Nachrichten- rmd As-eigeublatt für die OberamtsbezirLe Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbürg

Ausöerr

MM

llhr

nen

k.

B^»,»pr M«««tl. d. Post 1.2» ei»fchl. 1» L »«förd.-Ged., »», »«L Zustellungsgeb.; L. Lg. -11.« eiuschl. 20 L L,»tri»«rged.; Giurel». 1« -H. «»1 Richttlsch«i»en »er Zeit. ins. höh. Gewalt «» Netrietrstör. besteht kei« U»f»r»ch ruf Liefe»»««. vr»htr»schrift: Trmrenblatt. / Fernruf 821.

Anzeigenpreis: Die einspaltige Millimeterzeile oder deren Raum 5 Pfennig, Terl- millimeterzeile IS Pfennig. Bei Wiederholung oder Mengenabschluß Nachlaß nach Preisliste. Erfüllungsort Altenstvig. Gerichtsstand Nagold.

Kummer 258

Altensteig, Mittwoch, den 4. November 1838

»r

A»hrß»,>

MMWWWWWWW«

ort

ei»

den

un­

ten

im-

>on

der

sti-

huh

L

om

>elt

ird

nd

ne

los

des

Mstvelt Wtt in is Bundesstaaten

Newyork, 4. November. Nach den bis 19 Uhr New- yorker Zeit (1 Uhr MEZ.) vorliegenden Teilergebnissen führte Roosevelt in 18 Bundesstaaten mit einer Wahl- mäimer-Stimmenzahl von 282, darunter in den wichtig­sten Staaten Illinois, Maryland und Missouri. London hat dagegen nur in den fünf Staaten Massachusetts, New- hamshire, Rhode Island, Vermont und Michigan mit A4 Wahlmännerstimmen die Mehrheit.

Aus den ersten Berichten aus Illinois geht hervor, daß Roosevelt dort eine Stimmenmehrheit von 15 900 oder 4:1 gegen Landon erzielt.

Roosevelt nimmt die Wahlergebnisse auf seinem Land­sitz in Hydepark im Staate Newyork im Kreise seiner Familie und seiner Freunde entgegen, Landon im Kreise von Freunden in seiner Amtswohnung in Topeka (Lansas).

In der an der Südküste der Antillen-Jnsel Porto Rico gelegenen Stadt Ponce ist es zu blutigen Wahlunruhen gekommen, in deren Verlauf zwei Personen erschossen und sechs schwer verwundet wurden. Die Einwohner von Porto Rico, die vom amerikanischen Kongreß im Jahre 1917 das amerikanische Bürgerrecht erhalten haben, haben am Sonntag nur die Mitglieder ihres Parlaments und die höheren örtlichen Beamten gewählt, da Porto Rico zwar amerikanischer Besitz ist, jedoch nicht zu den Staaten der Union zählt.

>.

a.

> a.

M,

aus

iter

«z.

lW

tig.

Ausgelassenste WaMMmmung in Neuyork

Neuyork, 3. Nov. Der Anbruch des Dienstag fand Neuyork für den ausgelassensten Wahltag seiner Geschichte gerüstet. Die Stimmung am Abend einer amerikanischen Präsidentschaftswahl kann mit europäischen Verhältnissen kaum verglichen werden. Hunderttausende von Menschen, die meisten in angeheitertem Zustande, alle mit Pfeifen, Trompeten und Jahrmarktsknarren ausgerüstet, vollführen einen Hellen Lärm. Aus dem Times- vyuare und den Nebenstraßen des Neuyorker Theaterviertels Weben und drängen sich die Menschenmassen. Der Verkehr kommt völlig zum Stillstand- Aus der Spitze des Ti- mes-Square-Turmes leuchten jeweils rote, blaue und grüne Lichter auf und verkünden den augenblicklichen Vorsprung der einen oder anderen Partei. Riesige laufende Lichtbänder an den Häuserfronten der großen Zeitungen melden die letzten Ergeb- uisse.

Wnischcr Presstseltzug gegen Danzig

Danzig, 3. Nov. Zu dem polnischen Pressefeldzug gegen Danzig «immt der Danziger Pressedienst wie folgt Stellung:

Die Vermutung, daß Polen den Völkerbundsauftrag gegen­über Danzig zur Stärkung seiner eigenen Position ausnutzen mochte, wird leider verstärkt durch den systematischen Presse- seldzug, den Polen in diesen Tagen gegen Danzig zu unter­nehmen für richtig befunden hat. Wenn es sich dabei nur um «ie Blätter der Opposition handeln würde, die gewohnheits­mäßig gegen Danzig Stimmung machten, könnte man darüber hinweggehen- Die Tatsache aber, das Blätter wie derKurjer Poranny" die Führung in diesem Pressefeldzug übernommen haben, hat in Danzig Besorgnis hervorgerusen.

, DerKurjer Poranny" hat eigens einen Berichterstatter nach ^ Danzig entsandt mit dem bestimmten Auftrag, Danzig den Vor­wurf der Illoyalität gegenüber Polen zu machen und diesen Borwurf durch Ereuelmärchen, deren Absurdität eine sachliche Entgegnung von selbst verbietet, zustützen" Dieser Korre­spondent hat seinen Auftrag dadurch zu erfüllen gesucht, daß er gegen die Danziger Regierung die ungeheuerlichsten Angriffe erhoben hat, so daß sich der Polizeipräsident von Danzig ge­tätigt gesehen hat, die betreffende Nummer des polnischen Blat­tes beschlagnahmen zu lassen. Dabei hat die polnische Presse auch wieder zu der Methode zurückgegriffen, innere Gegensätze Maschen Partei und Staat in Danzrg zu konstruieren und an­der Tatsache, daß der Präsident des Senats, Greiser, zu einem mehrwöchigen Kuraufenthalt nach Bad Wildungen fahren mußte die kühnsten Kombinationen herzuleiten.

Die polnische Pressepolemik erleichtert zweifellos nicht die Zu­sammenarbeit zwischen Danzig und Polen, an der beide Teile w gleicher Weise interessiert find, und zu der die Danziger Re­gierung stets loyal die Hand geboten hat. Die polnische Re­gierung müßte deshalb selbst ein Interesse daran haben, der­artige Ausfälle der Presse zu verhindern. Die Lage, in di« 1-olen durch den Auftrag des Völkerbundsrates gekommen ist, m ohnehin schwierig genug. Die polnische Regierung muß als« mn Interesse daran haben, diese Lage nicht noch mehr zu kompli- Mren durch eine Spannung zwischen Danzig und Polen, wie st« äan? offenbar von einem Teil der polnischen Presse gewünscht "der doch veranlaßt wird.

KabimNSumbklsmg ln SrstmM

Amtliches Lommlimoue über die Neubildung des Kabinetts

Wien, 4. November. Die bereits vor einigen Tagen angedeutete Möglichkeit einer Umbildung des Ka­binetts noch vor den kommenden außenpolitischen Ver­handlungen ist im Laufe des Dienstagabend in einen ent­scheidenden Abschnitt getreten.

Nach den letzten Informationen steht nunmehr fest, daß vier Minister aus der Regierung ausschei- den und Zwar der Vizekanzler Vaar-Varensels, der Fi­nanzminister Draxler, der Handelsminister Stockinger und der Zustizminister Hammerstein-Equord.

Dafür treten in das Kabinett ein:

Als Vizekanzler Feldmarschalleutnant Htil­ge rth, der vor kurzem zum Führer der Frontmiliz er­nannt wurde. Hülgerth war bisher Landeshauptmann von Kärnten.

Als Innenminister Glaise-Horstenau, der bisher Minister ohne Geschäftsbereich war.

Als Sicherheitsminister Neustädter- Stürmer, dieser war seinerzeit Sozialminister und wurde später Gesandter in Budapest.

Als Handelsminister der Grazer Universitäts­professor Dr. Taucher.

Als Finanzminister der bisherige Finanzrefe­rent der Gemeinde Wien, Neumayer.

Als Zustizminister ward wahrscheinlich der Rat des obersten Gerichtshofes Pilz ernannt werden, doch steht diese Ernennung noch nicht fest.

Ferner wurde dem Sozialmiu.s.er ein Staatssekretär für Arbeiterwesen in der Person des Leiters der Post­gewerkschaft Hans Rott beigegeben.

Sas Lommulrigue über die Neubildung des österreichischen Kabinetts

Wien, 4. November. Am V-1 Uhr nachts wurde folgen­des amtliches Communiqus ausgegeben:

Bundeskanzler Dr. Schuschnigg hat am Dienstag dem Bundespräsidenten die Gesamtdemission der Bundesregie­

rung und der Staatssekretäre vorgeschlagen, die dieser an­genommen hat. Zugleich hat der Vundespräsident Dr. Schuschnigg zum Bundeskanzler und auf dessen Vorschlag den Generalkommandanten der Frontmiliz Feldmarschall­leutnant Ludwig Hülgerth zum Vizekanzler, den Rat des Bundesgerichtshofes Dr. Adolf Pilz zum Bundesminister für Justiz, den Sektionschef Dr. Pernter zum Bundesmini­ster für Unterricht, den Hofrat Dr. Josef Resch zum Bun­desminister für soziale Verwaltung, den Obersenatsrat der Gemeinde Wien Dr. Rudolf Neumayer zum Bundesmini­ster für Finanzen» den Oekonomierat Peter Mandorfer zum Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, den außerordentlichen Universitätsprofessor Dr. Wilhelm Tau­cher zum Bundesminister für Handel und Verkehr ernannt.

Ferner hat der Bundespräsident mit der Leitung des Bundesministeriums für Landesverteidigung den Bundes­kanzler Dr. Schuschnigg betraut und den Gesandten in Budapest Otto Neustädter-Stürmer, sowie den General­staatsarchivar Dr. h. c. Edmund Glaise-Horstenau, zu Bun­desministern ernannt, wobei in Aussicht genommen ist, dem crsteren die Angelegenheiten der öffentlichen Sicherheit» dem letzteren die übrigen Angelegenheiten der inneren Verwaltung zu übertragen.

Schließlich hat der Bundespräsident dem Bundeskanz­ler als Staatssekretäre Dr. Guido Schmidt für die auswär­tigen Angelegenheiten, den Bundeskulturrat Guido Zer- natto für die Angelegenheiten der Vaterländischen Front, den General d«r Infanterie Wilhelm Zehner für die An­gelegenheiten des Bundesministeriums für Landesvertei­digung und dem Bundesministerium für soziale Verwal­tung den Bundeswirtschaftsrat Hans Rott als Staats­sekretär beigegeben."

Die Minister Pernter, Mandorfer, Resch und Glaise- Horstenau gehörten bereits dem bisherigen Kabinett an, wobei Glaise-Horstenau nur Minister ohne Geschäftsbereich war. Von den neuen Ministern waren Hülgerth und Neuftädter-Stürmer Mitglieder der Heimwehr. Sie ziehen in das jetzige Kabinett als Fachminister ein.

Ile Meinest »es exglMea Königs

Sie Parlamentseröffnung unter -em üblichen Zeremoniell

London, 3. Nov. König Eduard VIII- fuhr am Dienstag we­gen des strömenden Regens ohne das seit zwei Generationen ge­übte Zeremoniell im Auto zum Oberhaus, um die erste Parla- mentseröfsnung seiner Regierungszeit vorzunehmen.

In der Thronrede des Königs wurden erneut die bereits be­kannten Richtlinien der englischen Politik darge­legt. Der König betonte, daß die britische Regierung ihre Poli­tik auf die Mitgliedschaft beim Völkerbund stütze, daß sie jedoch Vorschläge zu einer Reform des Völkerbundes bereits in Genf eingereicht habe. Die Befriedung Europas soll von England mit allen Mitteln gefördert und es soll auf einen Westpakt hingearbeitet werden. Die Flotte nabmachun- gen zwischen Amerika, Frankreich und England sollen nach der Thronrede Grundlage einer internationalen Flotten- vereinbarung bilden.

Der König legte Nachdruck darauf, daß die britische Regie­rung die politische Lage im Fernen Osten mit Sorge verfolge. Dort sei Friede und Ruhe wesentlich für wichtige Inter­essen des britischen Volkes. Er hoffe auf eine friedliche Lösung zwischen China und Japan

Weiter bekannte sich Eduard VIH. zu dem Gedanken des Nichteinmischungsabkommens in Spanien. Den Bündnisvertrag zwischen Aegvpten und England hofft er noch vor Ende des Jahres ratifizieren zu können.

Im Mai nächsten Jahres soll anläßlich der Krönungsfeier- lichkeiten eine britische R e i ch s k o n f e r e n z stattfinden. Im Anschluß an die Krönungsfeierlichkeiten will der König zur Kaiserkrönung nach Indien reisen. Erwähnt wurden in der Thronrede auch die geplante Neuregelung der Verfas­sung in Indien. Zur P a l ä st i n a f r a g e teilte der König mit, daß die Kgl. Untersuchungskommission noch in dieser Woche aus- reisen wird.

Die britische Aufrüstung soll nach der Thronrede mit äußerster Tatkraft vorwärtsgetrieben werden, und zwar sowobl der Verteidigung des Empire willen als auch zur Jnnehaltung der internationalen Verpflichtungen Englands. Gleichzeitig be­kannte sich der englische König jedoch zur Förderung einer all­gemeinen internationalen Befriedung, durch die eine Begren­zung der Rüstungsausgaben möglich wäre.

Schließlich wandte sich Eduard VIII innerpolitischen Proble­men zu. unter denen auch die Frage der Bergbauabgaben wieder i

auslaua)te. AvesentUch ist die Ankündigung einer Eesetzesvorlage zur Sicherung der inneren Ruhe und Ordnung. Die bestehenden Gesetze seien abänderungsbedürftig. In dem neuen Gesetz soll jedoch der Rede- und Versammlungsfreiheit nicht Abbruch getan werden.

»

Antrag der Churchill-Gruppe im Unterhaus auf . Rüstungs-Aussprache

London, 3. November. Die Ehurchillgruppe brachte heute im Unterhaus einen Antrag auf Abänderung der Thronrede ein, der darauf abzielt, eine Aussprache über die Rüstungen herbeizuführen. Zu diesem Zweck wird in diesem Antrag die englische Aufrüstung als ungenügend bezeichnet. Der Antrag, dem voraussichtlich stattgegeben werden soll, verfolgt den Zweck, das Problem der Auf­rüstung in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses zu stellen.

Englische Semeinsewahlen

Schwere Niederlage der Opposition Laudon, 3. Nov. Am Montag fanden in ganz England und Wales mit Ausnahme von London die Gemeindewahlen statt. Obwohl bei diesen Wahlen nicht allein Fragen der großen Po­litik den Ausschlag geben, ist es stimmungsmäßig doch bezeich­nend. daß die oppositionelle Labour-Party, die sich in »er letzten Zeit immer mehr in das bolschewistische Fahrwasser begeben hatte, eine starke Niederlage erlitt. Wenn ruch noch nicht alle Abstimmungsergebnisse aus dem Lande oor- liegen, so können die restlichen Ergebnisse auch nichts mehr daran ändern, daß die Konservativen die Sieger, die Opposition aber die Unterlegenen sind. Sie dürfte rund 100 Sitze verloren haben.

Nach den bisher vorliegenden Meldungen haben in England und Wales die Konservativen 44 Sitze gewonnen, die Labonr- Party 81 Sitze verloren. Auch die Liberalen haben eine Ein­buße von S Sitzen zu verzeichnen. Allerdings haben die Konser­vativen der Labour-Party nur rund diesHälfte der verlorenen Sitze abnehmen können.