Berlin, 7 März. Aus Konstantmopel wird der K. Z." gemeldet: Hier herrscht die feste Hoffnung, das; Italien, ^llg der Feind das Bombardement der Dardanellen fortsetzt, für uns Stellung nimmt. Die russischen Wünsche betreffs der Balkanstaaten sind bescheiden geworden. Sie beschränken sich nur noch auf das Festhalten ihrer Neutralität.

Die Haltung Griechenlands.

Das griechische Kabinett demissioniert.

Athen» 8. Marz. Ministerpräsident Benize­los erklärte in der Kammer» datz das Kabinett demissioniere» da der König die Politik der Regierung nicht billige.

Griechenland bleibt vorläufig nentral.

(W.T.B.) Rom. 7. März. DerFranks. Zei­tung" wird aus Rom gemeldet: Das von der En- rentepresse vorausgesagte sofortige Eingreifen Grie­chenlands ist bisher ausgeblieben. In hiesigen diplo­matischen Kreisen ist man überwiegend der Ansicht, daß Athen ruhig bleiben wird. Ein Teil der Athener Presse fordert sogar ein Einschreiten gegen die En­tente. um zu verhindern, das; Rußland sich in Kon­stantinopel sestsetze. Aus russischer Quelle wurde die Skachricht lanciert, Griechenland habe sich das Wila- jet Smyrna versprechen lassen, doch wolle Benizelos alles mit Neutralität machen, während die Entente eine Aktion Griechenlands bei E-allipoli fordere. Vor allem aber hält Rußland Griechenland gegen Bul­garien bereit, dem es eine ihm genehme Entschei­dung aufnötigen inöchte.

Berlin, 7. März. DieDeutsche Tageszeitung" schreibt über Griechenlands Haltung: Es wird sich wahrscheinlich um eine Machtprobe zwischen dem all­mächtigen Benizelos und König Konstantin gehan­delt haben. Anscheinend hat Veniz-elos schon vor eini­ger Zeit versucht, die überaus beliebte und seit dem letzten Kriege in Griechenland immer mehr in den VordeiMUNd des politischen Lebens getretene Per­sönlichkeit des Königs zurückzuschieben. Die Ausschal­tung des bewährten Eeneralstabschefs der griechischen Armee, Generals Susmanis. der einige Wochen kalt- gestellt war, weil er sich dem Willen des Minister­präsidenten nicht fügen wollte, war wahrscheinlich die Einleitung zu dem großen Schlage gegen das griech­ische Königtum, den Benizelos jetzt geführt hat. Sus­manis hat in der riechischen Armee einen großen An­hang und ist der Vertraute König Konstantins. Wie sich die Dinge weiterentwickeln werden, kann man heute noch nicht sagen, da auch Benizelos einen gewaltigeit Einfluß im Lande hat und außerdem wohl in erheblichem Maße über die Presse verfügt. Immerhin dürfte wohl schon die nächste Zeit eine Klärung der Lage bringen.

Amsterdam. 7. März. DerNieuwe Rotterdam- sche Courant" verzeichnet, wie wir derVoss. Ztg." entnehmen, ohne Quellenangabe das Gerücht, daß Romanos, der griechische Gesandte in Paris, der zum Kronrate nach Athen gekommen war, Griechenland namens Englands und Frankreichs bedeutenden Ee- bietserwerb in Kleinasien und finanzielle Unter­stützung versprochen habe, wenn Griechenland an den Dardanellenangriffen teilnehme.

Der neue Ministerpräsident-

Athen» 7. März. DieAgence d'Athene" meldet: Der König hat Alexander Zaimis zu sich berufen und ihn mit der Kabinettsbildung beauftragt. Zaimis hat eine 24ftündige Frist erbeten, um sich zu ent- stheiden.

Kundgebungen griechischer Studenten.

Paris» 6. März.Echo de Paris" meldet aus Athen: Vorgestern abend veranstalteten Studenten eine Kundgebung zugunsten der Verbündeten. Sie durchzogen die Stadt und brachen vor den Gesandt­schaften der Verbündeten in Hochrufe aus.

Der Seekrieg.

Die »Repressalien* gegen Deutschland.

London. 6. März. In dem gestrigen Kabinetts- rnt wurden die Repressalien gegen Deutschland näher formuliert.

Weitere englische Minen.

London, 7. März. Die Admiralität hat mitge- reilt. baß die Regierung ein neues großes System von Minenfeldern angelegt hat. Zwischen Great yarmouth und dem Englischen Kanal müssen alle Schiffe Lotsen nehmen. Die südliche Grenze des Tei­les der Nordsee, der wegen deutscher Minen unsicher ist. wird mit 51 Grad 54 Minuten nördlicher Breite angegeben. Damit soll nicht gesagt sein, daß die süd­lich davon gelegenen Gemäßer der Nordsee sicher sind. In den in diesem Gebiet liegenden Häfen müssen

Schiffe mit einem Tiefgang von mehr als 8 Fuß bei der Ein- und Ansfahrt Lotsen nehmen.

DieBlutsauger" Englands.

Haag, 6. März. DerEoening Standard" be­merkt, wie derTägl. Rundschau" weitergegeben wird, daß seit Beginn der deutschen Blockade Eng­lands durch die Unterseeboote nahezu drei Wochen vergangen sind, ehe ein einziges dieser Boote vernich­tet werden tonnte. Das Ereignis beweise aber, daß die gefährlichen kleinen Gegner für die große englische Kriegs- und Handelsflotte nicht gerade unauffindbar und unornichtbar seien. Drei Wochen lang aber sei Englands Schiffsverkehr nicht unerheblich behindert, die Postverbindung mit dem Festlande gestört und die Lebenshaltung verteuert worden, ohne daß es gelang, die Beule der Unterseebootspest an einer Stelle aufzustechen. Ob es Zufall oder das Ergebnis geschulter Methode ist. sagt das englische Blatt, wo­durch Torpedobooten die Zerstörung des deutschen Unterseebootes gelang, ist noch nicht festgestellt. Es ist jedoch erwiesen, daß Deutschland Dutzende von Un­terseebooten um Englands Küsten stationiert hat, weshalb eine beschleunigte Aktion gegen die Blut- fauger Englands driirgend gefordert wird.

Die Besatzung von »LI 8* in Dover.

London, 7. März. DieTimes" berichten, daß Offiziere und Mannschaften des deutschen Untersee­bootes17 8" am 5. März in Dover gelandet worden find.

Englische Handelsdawpfer gegen unsere LI"-Boote.

London, 7. Marz. Die Schiffahrtsgesellschaft Webster and Barraclough in Westhartlepool hat an den Herausgeber der ZeitschriftSyren and Ship­ping" telegraphiert, er möge die Auszahlung der Prämie für die Versenkung des ersten deutschen Unterseebootes, die dem Kapitän Bell zugesprochen worden war. aufhalten, da Kapitän Wyatt vom DampferAlston" auf der Ausreise nach dem La Plata signalisiert habe, er habe am 27. Februar im Kanal ein deutsches Unterseeboot versenkt. Hoffentlich werden die deutschen Unterseeboote sich jetzt weniger rücksichtsvoll gegen die englischen Handelsdampfer benehmen.

(W.T.B.) Berlin, 6. März. Von der englischen Presse ist die Nachricht verbreitet worden, daß der frühere norwegische, jetzt englische DampferThor- dis" am 28. Febr. bei Beachy Hoad ein deutsches Unterseeboot, das ihn angeblich angegriffen hat, ge­rammt und zum Sinken gebracht HÄe. Bei Besich­tigung des Dampfers im Dock seien wirkliche Beschä­digungen von Bodenplatten und Schraubenflügeln festgestellt worden. Wie uns von zuständiger Seite hierzu mitgetoilt wird, hat tasächlich am 28. Febr. ein Dampfer versucht, eines unserer Unterseeboote durch Rammen zum Sinken zu bringen. Das Unter­seeboot hat aber nur geringfügige Beschädigungen erlitten und ist wohlbehalten nach seinem Ausgangs­hafen zurückgekehrt.

Amerika und die deutsche Antwortnote.

(W.T.B.) Washington. 5. März.Daily Tele­graph" wird aus Washington gemeldet: Staatssekre­tär Bryan und die amtlichen Kreise sind von dem freundschaftlichen Tone der deutschen Antwort be­friedigt und betrachten sie als Grundlage für wei­tere Bemühungen der Regierung der Vereinigten Staaten, ein Üebereinkommen zwischen beiden Na­tionen zu erzielen. Man glaubt nicht, daß die eng­lische Regierung alle deutschen Vorschläge annehmen wird, aber, wenn sie nur einen Teil davon annehme, so würde dies Gelegenheit zu weiteren Verhandlun­gen geben und vielleicht zu einem Abkommen in et­was anderer Form führen.

Die österreich-ungarische Flotte in der Adria.

Berlin, 8. März. Nach einer Kopenhagener Mel­dung desBerliner Lokalanzeigers" ist in Paris eine Meldung aus Athen eingetroffen, wonach die öfterreich-ungarische Flotte, bestehend aus 4 Dread­noughts, 3 Kreuzern und 12 Unterseebooten, zwischen der Bucht von Triest und dem Kanal von Otranto kreuzt.

Vermischte Nachrichten.

Steigerung der Lebensmittel- und Kohlenpreise in England.

London» 7. März. Nach einem Artikel derLa- bour Gazette" hält die Preissteigerung für Mehl, Brot und Fleisch in Großbritannien an. Im Durch­schnitt sind die Preise für Lebensmittel im Januar im Kleinhandel um 34 Prozent, für Brot und Mehl um 912 Prozent gestiegen.

England braucht deutsche Ware«.

London, 7. März. Das Handelsamt hat in vier Fällen di« Erlaubnis erteilt, Waren» die in Eng­land nicht zu haben find, aus Deutschland einzuführen.

Wieder ei« indische» Attentat.

London, 7. März. Das Reutersche Bureau mel­det aus Kalkutta vom 5. März: Der Direktor der Zillaschule in Komillo (Bengalen) ist gestern auf offener Straße erschaffen worden. Sein Kutscher und sein Diener wurden verwundet. Zwei Studenten sind verhaftet worden.

Auch Italien erhält Kriegsbrot.

Rom» 7. März. Eine amtliche Verfügung be­stimmt, daß vom 22. März ds. Js. ab nur noch eine einzige Sorte Brot mit einer Mischung von 80 Pro­zent Weizenmehl gebacken werden darf. Dieses Brot entspreche den Anforderungen der Ernährungshygiene und werde einen bemerkenswert geringeren Ver­brauch von Weizen bewirken. Daß Italien nicht genügend Brotgetreide hat, ist ein Beweis dafür, daß England den Italienern nicht traut.

Deutsche Kohlen für Italien.

Mailand, 5. März. In Italien treffen zahlreiche Kohlenzüge aus Deutschland ein.

Grubenunglück in Amerika.

Leyland (Westvirginia), 5. März. 171 Berg­leute wurden infolge einer Gasexplosion in einer Grube eingeschloffen. Ausbrechendes Feuer hinderte das Rettungswerk. Nur 2 schwerverletzte Arbeiter wurden geborgen. Für die übrigen wird das Schlimmste befürchtet.

Ein neutrales Zeugnis für serbische Zustände.

Berlin, 7. März. Aus Sofia berichtet derBer­liner Lokalanzeiger": Die holländische Sanitäts- abordnnng verläßt Serbien wegen unfreundlicher Behandlung von seiten der serbischen Behörden. Die Mitglieder der Abordnung erzählen Ungeheuerlich­keiten über die Gesundheitsverhältnisse des serbischen Heeres.

Au» Stadl und Land.

Talw» den 8. März 1915.

Winter» Abschied.

" Nachdem einige Tage wärmeres Wetter einge­treten war, und der Schnee überall durch Regen und Sonne verdrängt wurde, hat seit gestern Abend wie­der im ganzen Lande ein starkes Schneetreiben ein­gesetzt. Nun haben wir wieder eine Winterlandschaft. Alle Flüsse und Bäche im Lande führen starkes Hoch­wasser, und der große Schneefall wird den Wasser­stau- natürlich nur noch erhöhen. Wenn aber auch der Winter nun noch einmal sein griesgrämiges Ge­sicht aufgesetzt hat, wir lasten uns nicht mehr entmu­tigen. Haben wir doch in den letzten Tagen schon der Singvögel fröhliches Gezwitscher vernommen, und die lauen Lüste haben uns so ein frohes Ahnen ein­gegeben, daß wir das Empfinden haben, es kann nicht lange mehr mit der Herrschaft des Winters anstehen! Und dräuht der Winter noch so sehr Mit trotzigen Gebärden.

Und streut er Eis und Schnee umher,

Es m u ß doch Frühling werden.

Erustmühl, 8. März. In der bochgehenden Nagold ertrank gestern nachmittag das 7 Jahre alte Töch- terchen des Sägers Calmbach, der zur Zeit zum Militär einberusen ist. Ein Verschulden von irgend welcher Seite soll nicht vorliegen.

** Neubulach, 7. März. Auch hier hielt gestern abend vor zahlreicher Zuhörerschaft von hier und aus den umliegenden Orten sowie von Martinsmoos und Zwerenberg im Gasthaus zur Sonne Herr Ge­werbelehrer Aldinger aus Calw seinen Vortrag über die englische Aushungerungspolitik. Unter Schilde­rung der Verhältnisse begründete er die Maßregeln der Reichsregierung in betreff des Verkehrs mit Ge­treide und Mehl, und forderte die Anwesenden auf, in patriotischem Geiste auch in ihrem Teil zum Miß­lingen des Plans der Aushungerung beizutragen. Bei weiser Sparsamkeit und Einteilung der noch dem Volke zur Verfügung stehenden Mengen und Arten von Ernährungsmitteln liege eine Gefahr für die Bevölkerung nicht vor. Die Versammlung zollte dem Redner dankbaren Beifall für seine inter­essanten Ausführungen. Cs ist wohl anzunehmen, daß sich auch die Bevölkerung auf dem oberen Walde angelegen sein läßt, das Nötige zur Erfüllung der vaterländischen Pflicht der Sparsamkeit zu tun.

Herrenberg, 6. März. Auf den heutigen Schweine» markt waren zugeführt: 90 Stück Milchschweine: Erlös pro Paar 2540 Mark. 70 Stück Läuferschweine: Erlös pro Paar 60100 Mark. Verkauf: schlecht. _

die Schriftleitung verantwort!.: Otto S eltmann, Calw S und Verlag der A. OelschlSger'schen Buchdruckerei, Cal».