3. Wie die Amerikanische Note vorsieht, setzt die angegebene Beschränkung in der Verwendung der Unterseeboote voraus, das, sich die feindlichen Handelsschiffe des Gebrauchs der neutralen Flagge und anderer neutraler Abzeichen enthalten. Dabei dürfte es sich von selbst verstehen, datz sie auch von einer Bewaffnung sowie von der Leistung jeden tätlichen Widerstands absehen, da ein solches völkerrechtswidriges Verhalten ein dem Völkerrecht entsprechendes Vorgehen der Unterseeboots unmöglich macht.
4. Die von der Amerikanischen Regierung angeregte Regelung der legitimen Lebensmittelzufuhr nach Deutschland erscheint im allemeinen annehmbar; die Regelung würde sich selbstverständlich auf die Seezufuhr beschränken, andererseits aber auch die indirekte Zufuhr über neutrale Häfen umfassen. Die Deutsche Regierung würde daher bereit sein. Erklärungen der in der amerikanischen Note vorgesehenen Art abzugeben, sodatz die ausschließliche Verwendung der eingeführten Lebensmittel für die friedliche Zivilbevölkerung gewährleistet würde. Daneben mutz aber die Deutsche Regierung Wert darauf legen, datz ihr auch die Zufuhr anderer, der friedlichen Volkswirtschaft dienenden Rohstoffe einschließlich der Futtermittel ermöglicht wird. Zu diesem Zwecke hätten die feindlichen Regierungen die in der Freiliste dr Londoner Seekriegsrechtserklärung erwähnten Stoffe frei nach Deutschland gelangen zu lassen und die auf der Liste der relativen Konterbande stehenden Stoffe nach den gleichen Grundsätzen wie die Lebensmittel zu behandeln.
Die Deutsche Regierung gibt sich der Hoffnung hin, daß die von der Amerikanischen Regierung angebahnte Verständigung unter Berücksichtigung der vorstehenden Bemerkungen zustande kommt, und datz auf diese Weise die friedliche neutrale Schiffahrt und der friedliche neutrale Handel unter den Rückwirkungen des Seekriegs nicht mehr als unbedingt nötig zu leiden haben werden. Solche Rückwirkungen würden sich übrigens noch wesentlich verringern lassen, wenn — worauf bereits in der deutschen Note vom 16. d. Mts. hingewiesen worden ist — Mittel und Wege gefunden werden könnten, um die Zufuhr von Kriegsmaterial aus neutralen nach kriegführenden Staaten auf Schiffen irgend welcher Flagge auszuschlietzen.
Ihre definitive Stellungnahme mutz sich die deutsche Regierung selbstverständlich bis zu demjenigen Zeitpunkt Vorbehalten, in welchem sie auf Grund weiterer Mitteilungen der Amerikanischen Regierung in der Lage ist, zu übersehen, welche Verpflichtungen die Britische Regierung ihrerseits zu übernehmen bereit ist.
Die Repreffivmaßregeln Englands.
(W.T.V.) London. 2. März. Fm Oberhaus beantragte Asquith einen neuen Kriegskredit von 250 Millionen Pfund Sterling und führte hierbei aus: Die Kriegskosten aller Ärt sind auf 2 Millionen Pfund Sterling täglich gestiegen, aber England und das Britische Reich sind so fest entschlossen, wie je, den Krieg zu einem siegreichen Ende zu führen. Asquith sagte weiter, die Unternehmung gegen die Dardanellen sei sorgfältig vorbereitet und verfolge ein bestimmtes Ziel in politischer, strategischer und wirtschaftlicher Hinsicht. Die Unternehmung sei ein neues Beispiel des engen Zusammenwirkens der Verbündeten, die sich in die Gefahren und in den Ruhm des Unternehmens teilten. Asquith spottete über die angebliche deutsche Blockade Englands und sagte: Die Wahrheit ist, datz die deutsche Flotte die englische Küste nicht blockiert, nicht blockieren kann und niemals wird blockieren können. Deutschlands Handlungsweise ist eine Verletzung aller rechtlich anerkannten Verpflichtungen und Uebereinkommen. Die Verbündeten haben daher beschlossen, zu Repressivmatzregeln überzugehen, um zu verhindern, datz Güter irgendwelcher Art in Deutschland eingeführt oder von dort ausgeführt werden. Die englische und die französische Regierung behalten sich die Freiheit vor, Schiffe, für die eine Vermutung besteht, datz sie Güter mit feindlicher Bestimmung oder eines feindlichen Eigentümers, oder feindlichen Ursprungs an Bord haben, anzuhalten und nach englischen oder französischen Häfen zu bringen.
Amerika protestiert gegen die englisch- französische Seekriegführnng?
London, 3. Marz. Das ..Reutersche Bureau" meldet aus Newyork: Obwohl noch keine amtliche Erklärung über die englische Aktion vorliegt, wird folgendes Tommuniquä von Washington aus an die Presse gegeben: In amtlichen Kreisen herrscht allgemein der Eindruck, datz ein entschiedener Protest gegen die Aktion der Verbündete« erhoben werden wird. Man betrachtet diese als ohne Vorgang und hält es für wahrscheinlich, datz sie dem Handel der Bereinigten Staaten mit Ländern, mit denen die Bereinigten Staaten in Frieden leben, Schaden zufügen wird.
Eia neutrale« Urteil.
Berlin. Der „Berliner Lokalanzeiger" meldet aus Amsterdam: Das „Handelsblad" schreibt: Wenn England sich an die Bestimmungen der Londoner Deklaration gehalten hätte, hätte sich die Seekrieg- führung ganz anders gestaltet. Die einseitige Aenderung der Londoner Deklaration durch Englarch hat die deutsche Maßregel zur Folge gehabt.
Die Lage auf den Kriegsschauplätze«.
Die deutsche amtliche Meldung.
(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 2. März. (Amtlich. Westlicher Kriegsschauplatz^ Erneute, wieder mit starken Kräften eingesetzte Angriffe in der Champagne brachen meist schon in unserem Feuer unter gewaltigen Verlusten für den Feind zusammen. Nahkämpfe an einzelnen Stellen waren durchweg für uns siegreich. Unsere Stellungen liegen fest in unserer Hand.
Im Argonnenwald eroberten wir mehrere Gräben, machten 80 Gefangene und erbeuteten 5 Minenwerfer. Angriffe aus Vauquois wurden blutig abgewiesen. Die in den Vogesen in den letzten Tagen von uns errungenen Vorteile wurden trotz heftiger Gegenangriffe festgehalten.
Gestrige Abendangriffe der Franzosen nordöstlich Celles waren für den Feind besonders verlustreich.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Russische Vorstöße südöstlich und südlich des Augustowwaldes waren erfolglos. Russische Nachtangriffe nordwestlich Lomsha und östlich Plock wurden zurückgeschlagen.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(W.T.V.) Wien. 2. März. Amtliche Mitteilung vom 2. März: In den Karpathen wurden am westlichen Abschnitt zahlreiche Gegenangriffe der Russen abgewiesen und die in den vorausgegangenen Kämpfen von unseren Truppen gewonnenen Stellungen und Höhen festgehalten. Südlich des Dnjestr dauern die Kämpfe an. Auch gestern wurden feindliche Angriffe blutig zurückgeschlagen und hierdurch erstrittenes Gebiet gegen numerisch oft überlegene gegnerische Kräfte behauptet. In Polen und Westgalizien nur Artilleriekampf. In der Bukowina herrscht Ruhe. Am südlichen Kriegsschauplatz ist die Situation unverändert.
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Frankreichs Verluste an Maschinengewehren.
Berlin, 2. März. Die „Nordd. Allg. Zeitung" schreibt: Es ist bekannt, daß die Franzosen gerade an Maschinengewehren besonders schwere Einbuße erlitten haben. Ein den deutschen Truppen in die Hände gefallener, von Joffre selbst gezeichneter Befehl aus dem französischen Hauptquartier vom 19. Dez. mit der Aktennummer 9100 bezeugt dies aufs neue. In wörtlicher Uebersetzung heißt es in dem Befehl: „Eine gewisse Anzahl der Ausfälle ist dem Mangel an Sorgfalt und an Unterhaltung zuzuschreiben. Der verhältnismäßig große Verlust ganzer Maschinengewehrzüge läßt den Schluß ziehen, datz viele Maschinengewehre dem Feinde in die Hand gefallen sind." Der Truppenteil, dem der Befehl zugegangen war, fügte diesem die Bemerkung zu: „Diese Anweisung konnte zu keiner gelegeneren Zeit kommen, da die schmachvolle Panik der 5. Komp, des 46. Regiments der Division den Verlust von zwei Maschinengewehrzügen gekostet hat." Dieser Zusatz ist vielleicht das Wichtigste an dem Schriftstück. Er zeigt, datz die moralische Kraft im französischen Heere zu versagen beginnt.
Gin russisches Luftschiff bei den KarpathenkSmpfen.
Frankfurt, 2. März. Aus Budapest erfährt die „Franks. Ztg.": In der Gegend des Uszoker Passes auf galizischem Boden haben die Russen vorgestern wieder unsere Truppen angegriffen. Sie wurden jedoch unter großen Verlusten zurückgeworfen. Die Lage unserer Truppen ist eine sehr günstige. — Gestern erschien ein russisches Luftschiff über unseren Truppen, um deren Stellung auszukundschaften. Das Luftschiff warf zwei Bomben ab, durch die aber niemand verletzt wurde.
Die englischen Schiffsverluste im Januar.
Haag. 2. März. Trotz aller amtlichen Beschönigungen Englands geht, wie die „Verl. N. Nachr." berichten, aus der Kundmachung der Liverpooler Versicherungs-Vereinigung hervor, daß im Januar 41 englische Dampfer zu Grunde gegangen sind, die, abgesehen von deren Ladung, einen Wert von 1 674 000 Pfund repräsentieren.
Wieder eiuerl
Paris, 2. Febr. „Petit Journal" meldet: Bei Morlaix an der Nordküste des Departements Fint- sterre trieb ein Rettungsboot an, in dem sich die Leichname zweier Neger befanden. Das Rettungsboot gehörte nach seiner Aufschrift zu dem Dampfer Liverpool, der vermutlich von einem Unterseeboot versenkt wurde. Die Behörden haben eine Untersuchung eingeleitel.
Die Beschießung der Dardanellen.
Athen, 2. März. (Agende d'Athenös). Die Beschießung der Dardanellen begann gestern um 10 Uhr vormittags von neuem. Sie wurde zwei Stunden lang mit verdoppelter Heftigkeit fortgesetzt. Das Ergebnis ist unbekannt. Die Abteiluuge« der Verbündeten» die beim Fort Kum Kaleh gelandet waren, hatten einen Zusammenstoß mit der türkischen Garnison. Ein englisches Kriegsschiff hat Jeniskeher beschoffen.
Athen, 2. März. Auf Grund von hiesigen Zet- tungsmeldungen wird an den „Lokalanzeiger" berichtet, daß heute hier die Fortsetzung des Angriffs auf wettere Jnnenforts der Dardanellen erwartet würde. Wie verlautet, haben die Verbündeten bereits beträchtliche Landungstruppen vor den Dardanellen vereinigt, die zum größten Teile aus Aegypten stammen oder aus australischen und französische» Kolonialtruppen bestehen. Es soll sich um vier Divisionen handeln. Das Oberkommando über diese ist dem General d'Amade übertragen. Auch die Türke» haben bedeutende Truppenmasse» konzentriert.
Mailand» 2. März. „Jtalia" meldet aus Athen: Vor den Dardanellen find zwei große Truppentransporte, begleitet von 12 Hilfskreuzern angekommen. Die Berbün»eten verfügen jetzt vor den Dardanellen über ein Geschwader von mehr als 70 Einheiten. — Embros schreibt, daß die Türken über die Pläne der verbündeten Flotten bei Kriegsausbruch genau informiert waren und inzwischen genügend Zeit gehabt haben, die Dardanellen in einen derartigen Verteidigungszustand zu setzen, daß ihre Bezwingung selbst bet Vernichtung der äußeren Forts nicht mehr wahrscheinlich sei.
London, 2. März. Das Reutersche Bureau meldet, daß ein Sturm eine Verzögerung der Operationen vor den Dardanellen zur Folge gehabt habe.
Rom. 2. März. Wenn auch von hiesigen Sachverständigen und von Kennern der Dardanelleu-Be- festigungen eine Forcierung für unmöglich gehalten wird, so haben doch, wie der „Lokalanzeiger" erfährt, die in die italienische Presse übergegangenen Pariser und Londoner Meldungen über die Zerstörung der Außenforts und das Eindringen französischer und englischer Schiffe in die Meerenge bewirkt, datz sich der italienischen Blätter eine große Nervosität bemächtigt. In vielen Artikeln wird die Möglichkeit des Falles von Konstantinopel erörtert und die Frage aufgeworfen, ob angesichts dieser Möglichkeit nicht Italien mit den Ententemächten in Verhandlungen über die ganz neue Situation eintreten müsse, die durch ein solches Ergebnis geschaffen werden würde. Aus Saloniki wird gemeldet, datz Segler, die dort aus Mytilene eintrafen, großen Transportschiffen unter französischer Flagge begegneten, die die Landungstruppen nach den Dardanellen brachten.
Eine Heldenfahrl deutscher Seeleute.
Konstantinopel, 28. Febr. Der Kapitän eines deutschen Handelsschiffes, der mit 15 Mann seiner Besatzung sein Schiff verlassen mutzte und sich von Massaua bis nach Damaskus mutig durchschlug, erzählt über die Heldenfahrt seiner Leute: „Wir erstanden anfangs September ein Floß, das wir mit Segeln versahen. Wir durchkreuzten damit von der afrikanischen Küste aus das Rote Meer und langten Ende Dezember glücklich in Dieddah (Arabien) an. Dort versahen wir uns mit Wasser und Munition. In Djeddah begegneten wir der herzlichsten Teilnahme der osmanisch-en Behörden und der Bevölkerung. Dann setzten wir unsere Flotzfahrt fort. Nach sechs Tagen trafen wir im Hafen von Aludja ein. Dort lauerte) uns ein englisches Kriegsschiff auf; wir entwischten ihm aber dank der englischen Dummheit. Kaum hatte nämlich das englische Schiff uns bemerkt, so steuerte es mit ganzer Kraft auf uns los. Es fand aber das Floß leer vor; wir hatten uns alle vorher ins Meer gestürzt und schwammen glücklich ans Land. In Aludja stellte uns die Bevölkerung Kamele zur Verfügung, die uns bis El Ala brachten." Von dort aus könnten die mutigen Deutschen später auf der Hedjasbahn Damaskus «reichen. Sie nahmen mit großer Tapferkeit an den Aufklärungsgefechten am Suezkanal teil. Fetzt sind sie nach Kön- stantinopel unterwegs, um sich hier den deutschen Behörden zur Verfügung zu stellen. Alle 15 sind Reservisten der deutschen Kriegsmarine. (Frkf. Ztg.)