Rr. 170
Schwarzwälder Tageszeitung
Seite 3
tragen, die auf anderen Gebieten den folgenden Generationen vererbt wurden. Denn während wir in Zeiten des Friedens die Welt enger verbinden, nehmen wir im Kriegsfälle jeder Nation ihren Panzer. Es ist heute nicht mehr möglich, das Innere eines Landes mit der Armee zu schützen. Die Armee kann ebenso wenig einen Luftangriff abwehren, wie ein Panzerhemd eine Gewehrkugel.
Die Luftfahrt hat die grundlegendste Aenderung, die je für einen Krieg entstanden ist, hervorgerufen. Sie hat das zerstört, was wir bisher die Kriegsführung nennen. Sie hat Verteidigung in Angriff verwandelt. Wir können nicht mehr unsere Nächsten mit einem Heer schützen. Unsere Kulturgüter, überhaupt jede für uns wertvolle Einrichtung, liegen einem Luftangriff offen. Die Luftfahrt hat einen revolutionären Wechsel für eine Welt gebracht, die schon von Veränderungen wankte. Es liegt in unserer Verantwortung. daß wir durch die Weiterentwicklung der Luftfahrt nicht die Dinge zerstören, die wir schützen sollen. Wir haben die alte Verteidigung, die wahrscheinlich in der Vergangenheit die größte Sicherheit für die Zivilisation bedeutete, fortgenommen. Wir sind so schnell vorwärts gegangen, daß wir der militärischen Taktik die „Luftzeit" aufgezwungen haben.
Auf meiner Reise in Europa bin ich mehr als je beeindruckt von dem Ernst der Situation, die uns gegenübersteht. Wenn ich sehe, daß in ein bis zwei Tagen ein Schaden angerichtet werden kann, den keine Zeit je wieder ersetzen kann, verstehe ich, daß wir für eine neue Sicherheit sorgen müssen, eine Sicherheit, die dynamisch und nicht statisch ist, eine Sicherheit, die in dem Verstand und nicht in der Kraft beruht. Aber in der Tatsache, daß Verstand mit der Luftfahrt verbunden sein mutz, fühle ich wieder Hoffnung. Es bedarf mehr Vernunft, ein Flugzeug zu steuern, als einen Schützengraben zu muen oder mit einem Gewehr zu schießen. Die Erziehung, die m der Luftfahrt nötig ist, mutz also auch den Wert der zivili- ierten Einrichtungen lehren. Unsere Verantwortung beim Schafen einer starken zerstörenden Kraft wird uns erleichtert durch ,as Wissen, datz wir diese Kraft mit Verstand und Erziehung ikibunden und datz wir die Macht von der Unwissenheit weiter mtfernt haben. Ich finde Hoffnung in dem Glauben, datz Macht, >ie mit Misten verbunden ist, der Zivilisation nicht lefährlich werden wird. Die Verbindung von Kraft und Serband — das ist die Verantwortung und die Ausgabe -er Luftfahrt.
Nachdem Oberst Lindbergh vor seinem Besuch im Haus der flieger dem Aufziehen der Wache vor dem Reichsluftfahrtmini- ierium beigewohnt hatte, folgte er einer Einladung der Reichs- «uptstadt in das Berliner Rathaus, wo er von Staatskommissar or. Lippert empfangen wurde. Nachdem er sich in das Golden^ 8uch der Reichshauptstadt eingetragen hatte, überreichte ihm der staatskommistar die Olympia-Plakette der Stadt Berlin und die khrengabe für die olympischen Gäste, den Sonderdruck „Berlin ;inst und jetzt".
In Tempelhof war Oberst Lindbergh mit seiner Gattin Käst der Deutschen Lufthansa. Nachdem er die Anlagen des zrötzten deutschen Flughafens besichtigt hatte, lud ihn Direktor Freiherr von Eablenz zu einem Bakenfluge mit einer dreimotorigen Ju 52 ein.
" Nltllvlew über ioo««Mmeter
Der Reichssportführer telephoniert mit Tokio
Berlin, 23. Juli. Aus Anlatz der 11. Olympischen Spiele führte ein Vertreter der japanischen Nachrichtenagentur Domei am Donnerstag von Tokio aus ein Telephon-Interview mit dem Reichssportführer von Tschammer und Osten, der sich im Hau?« des Deutschen Sports in Berlin befand. Die Verständigung über die 10 000 Kilometer weite Entfernung war auf beiden Seiten sehr gut. Der kühne-technische Fortschritt, dem diese Fernunter- haltung zu verdanken war, hat sich bei dieser Gelegenheit im schönsten Sinne in den Dienst der Völkerverbundenheit gestellt.
Der Reichssportführer wies darauf hin, datz die 11. Olympischen Spiele mit einer Beteiligung von 53 Nationen und mehr als 6000 Olympia-Kämpfern das größte Sportereignis aller Zeiten geworden sind. Der ohympische Gedanke hat einen triumphalen Sieg davongetragen. Die Spiele sollen, wie im alten Griechenland, eine Synthese von Kraft, Schönheit und Geist werden. Der Reichssortführer schilderte dann die gigantische Größe der Olympia-Kampfstätten. Es ist gewiß nicht übertrieben, wenn wir bei den sportlichen und künstlerischen Wettbewerben mit einer Zuschauerzahl von 200 000 bis 300 000 täglich rechnen. Der Reichssportführer berichtete weiter über die einzigartige Unterbringung der Kämpfer im Olympischen Dorf, in dem sie sich in einer prächtigen Landschaft und abgeschiedener Ruhe ungestört auf die schweren Kämpfe vorbereiten können. Die japanische Mannschaft hat in diesem Dorf zwei große Häuser bezogen, die ganz nach den Wünschen der japanischen Teilnehmer eingerichtet wurden. Auf eine entsprechende Frage erklärte von Tschammer und Osten, datz die japanische Mannschaft durch ihr vorbildliches sportliches Verhalten, durch ihre musterhafte Disziplin und den beispiellosen Eifer, mit dem sie sich auf die Wettkämpfe vorbereitet, allseitige Bewunderung erregt. Mit einem ' solchen Geiste und mit den Leistungen, die sie beim Training gezeigt hat, können ihr die Erfolge nicht versagt bleiben. Der Reichssportführer schloß die telephonische Unterhaltung mit einem Trutz der deutschen Sportler und des deutschen Volkes an dar japanische Volk. Die deutsche Sportwelt versichert die japanischen Sportler ihrer Verehrung, Hochachtung und aufrichtigen Kameradschaft.
»
Olympia-Banner ans deutschem Boden
Bremerhaven, 23. Juli. Unter strahlendem Himmel, vom Si renengeheul aller im Hafen liegenden Schiffe und den Will kommensgrützen einer nach Tausenden zählenden Menge empfan, gen, lief am Donnerstag vormittag der Schnelldampfer „Bremen", der mehrere tausend Olympiagäste aus den Vereinigter Staaten mitgebracht hat, in Bremerhaven ein.
Vom Heck des Riesenschiffes flatterte die olympisch, Fahne mit den fünf verschlungen Ringen im Winde. An Bari befand sich auch Oberst W. M. Earland, das älteste Mitgliel des Olympischen Komitees, der mit der Sonderausgabe betraui wurde, das Olympia-Banner zu überbringen, das während der Olympischen Spiele in der Zeit vom 1. bis 18. Augus! am Olympia-Mast der Hauptkampfbahn des Reichssportfelde; wehen wird.
Das Olympische Banner, das nach dem Abschluß -er 10. Olympischen Spiele 1932 in Los Angeles von har Stadtverwaltung
Los Angeles treu behütet wurde, ist in einem Zinkkasten eingelötet. Der Kasten ist in das Sternenbanner eingehüllt.
Zugleich mit Oberst Earland traf auch das japanische Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, Professor Ji- goro Kano, ein. Professor Kano wird auf der Sitzung des JOK am 29. Juli in Berlin den Antrag der Stadt Tokio auf Vergebung der 12. Olympischen Spiele nach Tokio vertreten und den Nationen besondere Vorschläge Japans unterbreiten. Bon den übrigen Olympiagästen des Schnelldampfers „Bremen" sind die kanadischen Sportstudenten — 39 an der Zahl — zu nennen. In Berlin fand ebenfalls ein Empfang statt.
Laa-MimllnMrrr Arnold bet den SktSbmlrrnMrern m Zttubkilstabt
Wir meinen es ehrlich mit dem Bauer und dem deutschen Volk!
Freudenstadt» 23. Juli. Letzte Woche fand im „Dreikönig" in Freudenstadt eine Arbeitstagung der Ortsbauernführer des Kreises Freudenstadt statt, der erhöhte Bedeutung zukam durch die Anwesenheit des Landesbauernführers Pg. Arnold. Außer ihm konnte Bezirksbauernführer Haas noch den Landeshauptabteilungsleiter Pg. v. Wrangel, ferner als Vertreter des Oberamtes Rechnungsrat Steeb und Kreisbauernführer Kalmbach begrüßen.
Als erster Redner sprach Landeshauptabteilungsleiter I, Pg. v. Wrangel. Dann sprach Landesbauernführer Pg. Arnold. Die Anregung, eine Ortsbauernführertagung zusam- menzurufen, sei von ihm ausgegangen. Er wollte vor der Ernte die Ortsbauernführer noch einmal beieinander haben, um schwebende Fragen und Anstände durchzusprechen. Vorweg benützte Landesbauernführer Arnold noch einmal die Gelegenheit, den Ortsbauernführern zu sagen, datz viele von ihnen wohl fleißig und pflichtbewußt Mitarbeiten, einige aber doch oberflächlich in ihrer Arbeit seien. Er möchte darum betonen: „Sie, meine Ortsbauernführer, sind nicht etwa Vertreter eines landwirtschaftlichen Vereins, Sie sind Vertreter einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft: Wer da glaubt, nicht mit uns gehen zu sollen und zu können, der soll sein Amt nieder l e g e n. Ich glaube a b e r, d a ß Sie alle mit uns gehen, den Sie werden erkannt haben, datz wir es sowohl mit dem Bauern als auch mit dem gesamten deutschen Volk ehrlich meinen." Der Landesbauernführer führte nachdrücklich aus, datz die heutige Marktordnung nichts anderes als uralte Ueberlieferung sei. Es kommt nicht so sehr darauf an, kleinlich jede Preisschwankung zu verfolgen und darauf zu reagieren. Darüber wird die Geschichte nicht schreiben; sie wird aber darüber schreiben, ob wir unsere Pflicht erfüllt haben.
Dann kam Landesbauernführer Pg. Arnold auf die Erzeugungsschlacht zu sprechen, er ermahnte dringend, dafür besorgt zu sein, daß die Ernte gut einkomme. Darüber hinaus gelte es auch schon jetzt wieder an die Vorarbeiten für die nächste Erzeugungsschlacht zu denken, zu überlegen, was ich mit meinem Acker mache, wenn die Ernte vorüber ist. „Wir müssen uns immer dessen bewußt sein, datz wir nie zuviel erzeugen, daß wir nie in die Verlegenheit kommen, unsere Ware nicht an den Mann zu bringen. Ob es sich nun um Getreide, Kartoffeln, Milch oder Vieh handelt, immer wird dafür gesorgt sein, daß die Ware verkauft und verbraucht wird. Wenn es manchem fälschlich scheint, als ob die Preise keinen Anreiz zur erhöhten Erzeugung geben, dann müssen wir uns darüber im klaren sein, wieviel erstens in den letzten drei Jahren aus dem Gebiete der Marktordnung geschaffen'worden ist. Zweitens müssen wir bedenken, datz unsere Gesetze für die Marktordnung nationalsozialistische Gesetze seien, deren ganze Bedeutung wir erst in fünf oder zehn Jahren erkennen werden — ganz abgesehen davon, daß wir die Erfolge doch tatsächlich schon heute sehen. Und drittens dürfen wir unsere Preise auf keinen Fall hinaufschrauben. Vielmehr hoffen wir, daß die übrige Wirtschaft sich nach uns einrichtet. Es mutz dafür gesorgt werden, daß die Preise für Kunstdünger, Maschinen usw. billiger werden." Zum Schluß ermahnte der Landesbauernführer seine Mitarbeiter, auf ihre Standesgenos- sen dahin einzuwirken, nicht das Verdienen, sondern das Dienen in den Vordergrund alles Tuns zu rücken.
Dann sprach noch Kreisbauern führer Kalmbach. Er ermahnte seine Ortsbauernfllhrer, die Fragebogen über Viehzählung und Bodenerhebung nicht als Schikane zu betrachten, sondern sie gewissenhaft auszufüllen. Wenn hier geflunkert würde, wären die Folgen nicht abzusehen. Er streifte dann kurz die Tauben- und Hühnerplage und bat den Vertreter des Oberamts, in dieser Angelegenheit Abhilfe zu schaffen. Weiter wies Kreisbauernführer Kalmbach darauf hin, daß jetzt die achte Verordnung zum Entschuldungsgesetz herauskomme. Die Anmeldefrist laufe bis zum 31. 12. 1936. Bezüglich des Einsatzes von Landhelfern müsse gesagt werden, datz diejenigen Bauern, bei denen über unsoziales Verhalten geklagt würde, von zukünftigen Zuweisungen ausgeschaltet würden. Wichtig war dann folgendes: der Handel mit Juden ist den Ortsbauernführern bei Androhung der Entlassung aus dem Amte streng verboten.
Zur Sprache kam noch die Getreideablieserungspflicht und das neue Körgesetz, das auf 1. Sept. 1936 herauskommt. Die Milchleistungskontrolle, welche eingeführt wird, und die Kuhhalter von 5 Kühen ab sind zur Teilnahme gesetzlich verpflichtet. Ferner wurde noch einmal der Wert eines Grünfuttersilos betont.
Zum Schluß sprach der Kreisbauernführer über die Verhältnisse auf dem Schlachtviehmarkt, über die Wildschäden, über die Bodenschätzungen, Schneebruchschäden und Aufforstung von Schneebruchschäden. Bezüglich des letzteren wurde darauf hingewiesen, daß für die Herbstbepflanzung noch Zuschüsse gewährt werden könnten. Entsprechende Anträge seien an die Hauptabteilung II der Landesbauernschaft zu richten.
Eln Kurorllltma AliMuß im NorMworzwald
Baden-Baden, 23. Juli. Bei der in diesen Tagen in Baden-Baden unter dem Vorsitz von Kurdirektor a. D. Graf stattgefundenen Besprechung der Vertreter der beteiligten Bäder und Kurorte über den neu einzurichtenden Kurortklimadienst im Kreis Nordschwarzwald wurde eist Kurortk-lim «-Ausschuß bestimmt, dem Kurdirektor, Regierungsrat a. D. Graf, Baden-Baden, als Vorsitzender und Vertreter der badischen Kurorte und Bäder Bürgermeister Klepser, Bad Liebenzell, als Vertreter der württembergischen Bäder und Kurorte Dr. med. Haack, Baden-Baden, Dr. med. Iosenhans, Bad Wildbad, als medizinische Vertrauensmänner und Frl. Dr. Lammert als Leiterin der Kurortklimakreisstelle Baden-Baden angehören. Es wurde ferner beschlossen, die Kurorte und Bäder zu einer Arbeitsgemeinschaft für Kurortklimoforschung zusammenzuschließen und in nächster Zeit etwas sechs Ve- obachtungsstationen im Nordschwarzwald zu gründen.
Aus NlM
Altensteig, den 24. Juli 1936.
Altensteig auf der Deutschland-Ausstellung in Berlin. Mit anderen Kurorten des Schwarzwaldes, die im Nagoldbahn-Ausschuß vertreten sind, ist auch Altensteig mit zwei großen, prachtvollen Bildern bei der Deutschland-Ausstellung in Berlin vertreten. Ebenso in einem gemeinsam herausgegebenen Prospekt, der bei der Ausstellung in 20 000 Exemplaren zur Verteilung kommt. Wir wollen hoffen, daß diese Reklame eine gute Wirkung hat und daß sich mancher Landsmann, der die Ausstellung besichtigt, an den prachtvollen Bildern aus seiner Heimat freut.
Vom Turnkreis V Nagold. Am kommenden Sonntag findet auf der Schildwach bei Geislingen das Gauberg - fest statt, an welchem vom Kreis fünf Wettkämpfer, Kampfrichter und Riegenführer teilnehmen. Im August führt der Gau im Otto Hoffmeister-Haus Lehrgänge im Jugend-, Männer- und Frauenturnen durch und im September werden innerhalb der Vereine Mannschafts-Volks- turn- und Gerätekämpfe ausgetragen. Nicht zu vergessen die Handballspiele, die in Bälde wieder beginnen und auf welche sich die Freunde des Ballspiels freuen werden.
Jetzt werden Milchleistungsprämien bezahlt. Der Vorsitzende der Hauptvereinigung der deutschen Milchwirtschaft hat den Milchwirtschaftsverband Württemberg angewiesen, vom 1. Juli 1936 ab Milchleistungsprämien zu bezahlen, die allen Bauern und Landwirten den Anreiz geben sollen, im Rahmen des betriebswirtschaftlich Möglichen die Milchleistung zu steigern. Alle Milcherzeuger, welche ihre Milch an eine Molkerei, Milchsammelstelle oder Rahmstation abliefern, erhalten solche Milchleistungsprämien, und zwar wird vierteljährlich festgestellt, wieviel Milch zur Anlieferung kam und wieviel Milch im gleichen Zeitraum des Vorjahres zur Anlieferung gekommen ist. Für eine Mehranlieferung gegenüber dem Vorjahr wird die Prämie bezahlt. Sie beträgt im 1. Vierteljahr von Juli bis September 1936 1,5 Rpfg. je Liter und wird von Vierteljahr zu Vierteljahr neu festgesetzt. Einzelheiten erfahren die Milcherzeuger durch ihre zuständigen Molkereien, Milchsammelstellen und Rahmstationen.
Wildbad, 23. Juli. (Aufführung eines Volksoratoriums in Wildbad.) Die Aufführung des bekannten Volksoratoriums „Die heilige Elisabeth" von Josef Haas gestaltete sich am letzten Sonntag zu einem musikalischen Ereignis erste« Ranges. Die neue Trinkhalle inmitten der prachtvollen Enz- anlagen war für diese große musikalische Veranstaltung wie geschaffen, und um 8 Uhr, als der Leiter der Aufführung, Musikdirektor Walter Hennig - Pforzheim, den Taktstock hob, nahezu bis auf den letzten Platz besetzt. Der gute Besuch seitens der Kurgäste und von auswärts spricht am deutlichsten für die große Beachtung, die der Erstaufführung eines Oratoriums in der Thermalstadt Wildbad geschenkt wurde. Es war eine schöne Ausgabe, die sich der Männergesangverein „Liederkranz-Freundschaft" gestellt und die er dank der zielsicheren Führung in so glanzvoller Weise gelöst hat. Seit vielen Wochen sah man in Neuenbürg den großen Gemischten Chor und den Kinderchor eifrig bei den Proben. Ein nie erlahmender Wille und eine tiefe Liebe zu Musik und Gesang war bei den Mitwirkenden eine wichtige Voraussetzung, um über die großen Opfer und Mühen den hohen, ideellen Wert der Sache zu stellen. Mit dieser in allen Teilen wohlgelungenen musikalischen Aufführung stellte sich der Verein ein anerkennendes Zeugnis seiner Leistungsfähigkeit aus. Zu dem schönen Erfolg baff man nicht nur den Verein, sondern die Oberamtsstadt Neuenbürg selbst von Herzen beglückwünschen, Es war eine Tat, die zu neuen Hoffnungen begeistert, die zugleich aber auch in beredtem Sinne dafür zeugt, welche hervorragenden Kräfte in unserem heimischen Volkstum schlummern. Sie zu entfalten, in den hohen, weihevollen Dienst unserer deutschen Kultur zu stellen, das ist mit eine der vordringlichsten Ausgaben, die unsere gesangs- und musikpflegenden Vereine zu erfüllen haben. Von dem Haas'schen Oratorium darf gesagt werden, daß es inhaltlich als auch in seiner musikalischen Ausdeutung zeitnah ist und einen gottbegnadeten schöpferischen Komponisten offenbart, der mit Vorbedacht Elisabeth, die große hilfsbereite Gräfin von Thüringen als Erundmotiv für sein musikalisches Werk wählte, das die 1000 Besucher von Anfang bis Schluß mit Ergriffenheit miterlebten, ist ein in allen Akkorden tönendes Laudamus auf die helfende Nächstenliebe. Maßgebend an der Aufführung beteiligt war das Kurorchester, das durchweg ein hohes musikalisches Können bewies. Mit präziser Sicherheit sang der Gemischte Chor, der Männerchor und Kinderchor die einzelnen Ehorfätze. Frl. Elisabeth Barth- Pforzheim hatte das Sopransolo übernommen und sang es mit künstlerischem Empfinden. Schauspieler Plankemann meisterte mit Treffsicherheit die Rolle als Sprecher, wobei ihm seine gute stimmliche Begabung wertvolle Dienste leistete. Eines in allem: diese Aufführung wird in Wildbad zu den ersten un- besten musikalischen Darbietungen der diesjährigen Saison gerechnet und es besteht allgemein der Wunsch, die Aufführung möge entweder in Wildbad oder an einem andern geeigneten Platze ein zweites Mal aufgeführt werden. —ör—
Calw, 23. Juli. (22 Prozent Umlage.) Der Haus- h a l t p l a n der Stadt Calw für das Rechnungsjahr 36 (1. 4. 1936 bis 31. 3. 1937) wurde dieser Tage beraten. Dieser weist inEinnahme 379 764 RM. und inAusgabe 593 282 RM. aus. Der Abmangel mit 213518 RM. wird gedeckt durch eine 1lmlageinHöhevon22Pro- zent (Vorjahr 21 Prozent) auf die Ertragskataster, und zwar aus 36 896 RM. Grundsteuerkataster, 428 704 RM. Gebäudesteuerkataster und 385 000 RM. Gewerbesteuerkataster, mit einem Gesamtertrag von 187 132 RM. Der Restbetrag mit 26 386 RM. soll durch einen Zuschuß aus dem Ausgleichstock und durch einen Stratsbeitrag zu dem Aufwand auf die Volksschulen gedeckt werden.
Bad Liebenzell, 23. Juli. (Vorbildlicher Wegweiser.) Das Stratzenbild von Bad Liebenzell hat wieder eine Bereicherung erfahren, ein monumentaler Wegweiser ist an der Kreuzung der Bahnhof- und Wilhelm-Straße aus einem Forchenstamm von der Hand des Calwer Künstlers^ Roller entstanden, der zur Kurverwaltung und zu den Thermalquellen" im oberen und unteren Bad und in Kleinwildbad hinweist. Gekrönt wird die Säule vom Wappenbild der Stadt, dem Kurgast im Badzüberle. Der Wegweiser hat bereits zwei kleinere Vorgänger, mit denen das obere und das untere Bad ruf ihre Gaststätten aufmerksam machen. Alle drei sind schöne Beweise des Kunstgewerbes aus unserem heimischen Werkstoff, dem Schwarzwaldholz.