Bekarmtgadede« K. stell«. Generalkommando»
vom 22. Februar 1915.
Das K. stellv. Generalkommando wird zur Bestellung der Felder und Weinberg« der landwirtschaftlichen Bevölkerung angehörige nur garnisondirnstsjihig« Mannschaften der Truppen im Lande beurlauben, soweit die dienstlichen Interessen dies irgendwie zulasten.
Die Gesuch« um Beurlaubung find durch Vermittelung der Ortsvorfteher, welche die Notwendigkeit der Unterstützung zu bescheinigen haben, unmittelbar an das stellv. Generalkommando Stuttgart, Büchsenstraße 62 l, schriftlich zu richten. Zn den Gesuchen ist anzugeben, ob im Land« stehende, nach Namen, Truppenteil und Standort genau zu bezeichnende Familienangehörige erbeten oder nur landwirtschaftliche Arbeiter im allgemeinen gewünscht werden. Ferner ist die Zeitdauer des Urlaubs mitzuteilen, wobei bemerkt wird, daß dieser aus militärdienstlichen Gründen auf höchstens 14 Tage bemessen werden kann. Gesuche um Nachurlaub zu berücksichtigen, ist nicht möglich. Bor dem Feinde stehende Mannschaften können vom stellv. Generalkommando nicht beurlaubt werden. Voraussetzung für die Beurlaubung ist ferner, daß die Beurlaubten nur zu landwirtschaftlichen Arbeiten verwendet werden.
Die Herren Ortsvorfteher wollen auf vorstehende Anordnung die beteiligten Kreise Hinweisen.
Es dürfte sich empfehlen, für die Deurlaubungsgesuche Vordrucke, welche in der Formulariendruckerei zu Salach erhältlich sind, zu verwenden.
Calw, den 25. Februar 1915.
K. Oberamt.
_ RegierungsraN Binder
Dl« Lunbwlkle
mache ich auf die in Nummer 9 des „Württ. Wochenblatts für Landwirtschaft" eischirnerikn Aussatz.
belr. Regelung des De'Lehr» mit Hafer,
unter dem Anfügen onsmerkfam, daß die auf diesen Gegen- stand sich beziehende Bundesrate Verordnung vom 13. d. M. nebst den Aussührungsbestimmungen des K. Ministeriums des Innern vom 23. d. M. — Beilage zum „Staatsanzeiger" Nr. 47 — in einer der nächsten NWuhieln des „Catwer Tagblatts" beLanr-t gegeben wird Calw, den 27. Februar 19t5. _ K. Oberamt: Binder.
Dre Gemein dedihördrn
werden auf die im „Staatsanzeigcr" Nr. 46 erschienenen Bekanntmachungen des K. Ministeriums des Innern vom 23. ds. Mts.,
betr. das Aus mahlen von Brotgetreide, und üetr. die Bereitung von Bnckwarr,
aufmerksam gemacht und angewiesen, den beteiligten Kreisen von den neuen Bestimmungen Kenntnis zu geben.
Calw, den 25. Februar 1915.
K. Oberamt.
Regierungsrat: Binder.
Dersteigkruvg von Pferden.
Rach Mitteilung des Kommandeurs des Etappentrains findet am Mittwoch, den 3. März d. Z„ vormittags 10 Uhr. in Bischweiler (Elsaß) eine Pferdeversteigerung statt. Unter diesen Tieren befinden sich mehrere trächtige Stuten sowie auch Fohlen. Auf die in Elsaß-Lothringen stattfindenden Pferdeversteigerungen finden die Bestimmungen für die Verkäufe von kriegsunbrauchbaren Militär- und Beutepferden, welche durch Vermittlung der Zentralstelle für die Landwirtschaft in Württemberg vorgenommen werden, keine Anwendung.
Calw, den 25. Februar 1915.
K. Oberamt.
Regierungsrat Binder.
„Deutschen Tageszeitung" berichtet wird, 800 Hindus alle die Häuser an, in denen deutsche Zivilisten kriegsgefangen gehalten werden. Nach Zerstörung dieser Häuser wurden die Deutschen besreit. Die Engländer erklären, die Hindus seien von den Deutschen (?) aufgehetzt worden. Es herrscht die Auffassung, daß die Hindus bei ihrem Vorgehen sich von Sympathien fite die Deutschen leiten ließen.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutsche amtliche Meldung.
(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 28. Februar. (Amtlich ) Von beiden Kriegsschauplätzen ist nichts Wesentliches zu melden.
Oberste Heeresleitung. Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(W.T.B.) Wien, 26. Febr. Amtlliche Mitteilung vom 26. Febr.. In Russisch-Polen war gestern in dem 8esechts<chsch»it1 östlich Przodberz lebhafter Geschützkampf im Gange. Au der übrige« Front, nördlich der Weichsel und in Westgalizien herrschte größtenteils Rohe. In den Karpathen scheiterten feindliche Angriffe im Mondevatal, sowie auf unsere Stellungen nördlich des Sattels von Velooeo. Bei Erstürmung einer Höhe wurden in den Kämpfen in Südost-Gali- zien neuerdings 1248 Russen gefangen.
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Die bisherigen Verluste Frankreichs.
Brüssel, 26. Febr. Aus guter Quelle gelungen Mitteilungen von hier an die „Deutsche Tugesztg.", wonach über die französischen Verluste während der ersten sechs Kriegsmonate folgende Angaben gemacht werden können: In einer vom französischen Kriegs- ministerium ungeordneten, vorläufig aber noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Zusummenstellung wird die Zahl der Gefallenen auf rund 250 000, die der Verwundeten auf etwa 700 000 und die der Gefangenen und Vermißten auf 200 OM Mann angegeben. Hinsichtlich dre Verwundeten heißt es, daß etwa 4M 000 leicht verwundet seien. Das Kriegsministerium nimmt an. daß von diesen ein großer Teil bald in der Luge sein werde, un die Front zu- rückzukehren. Danach würde sich der Eesumtverlust, den die Franzosen in der Zeit vom 1. August 1914 bis zum 1. Februar 1915 erlitten haben, auf nicht weniger als 1150 OM Mann stellen: das ist mehr als ein Drittel der Streitkrafte, über die die Republik überhaupt verfügt.
Feindliche Flieger über Konstanz.
Konstanz, 26. Febr. Wie die „Konst. Zeitung" in einer von der Zensur genehmigten Notiz berichtet, wurden um Dienstag abend >L7 Uhr ein oder M« Flugzeuge über Konstanz fliegend beobachtet. Tie flogen über den Bahnhof dem See zu. Nach telephonischer Erkundigung sind die Flugzeuge aber nicht nach Friedrichshafen gekommen, dagegen will man beobachtet haben, daß die Flieger über die Schweiz zurückgeflogeu seien. Sie seien mit Scheinwerfern gesichtet und beschossen worden.
Die vergebliche Dardanellenbefchsttzung.
(W.T.B.) Konstantinopel, 26. Febr. Das Hauptquartier teilt mit: 18 große Panzerschiffe haben gestern vormittag 10 Uhr ein Bombardement gegen die am Eingang der Dardanellen liegenden Forts eröffnet. Das Feuer dauerte bis ^6 Uhr nachmittags. Dann zogen sich die Schiffe in der Richtung der Insel Tenedos zurück. Nach den gemachten Beobachtungen find ein Schiff des Feindes vom Agamemnon- Typ und zwei andere Panzerschiffe durch die van den
Forts an der anatolischen Küste abgefeuerten Schüsse beschädigt worden.
Ein französisches Torpedoboot gesunken.
Poris, 27. Febr. Amtlich wird mitgeteilt: Das französische Torpedoboot „Dague", das einen Lebens- mitteltransport nach Aniivari begleitete, ist am 24. Februar, abends 9.30 Uhr, im Hasen von Anttvart auf eine österreichisch-ungarische Mine gestoßen und gesunken. 38 Mann weiden vermißt. Der Transport erlitt keine Unterbrechung. Der Transport- dampfer ist rechtzeitig zurückgekehrt.
Der Kampf gegen England.
Wieder ein englischer Truppentransportdampfer gesunken?
(W.T.B.) Berlin, 26. Febr. Dem „Lokalanz." zufolge meldet der Mailänder „Corriere della Sera" aus London: Nach einem Telegramm aus Eastbournc au Lloyds ist am 24. Febr. nachmittags 4 Uhr einige Seemeilen vom Damm von Eastbourne ein Dampfe: mit 1866 Mann untergegangen.
Englische Beruhigurigsversuche.
(W.T.B.) London, 26. Febr. Die Admiralität gibt bekannt, daß seit dem 18. Febr. 7 (!) britische Schiffe durch deutsche Unterseeboote in den Grund gebohrt worden seien, während 708 Dampfer von über 3M Tonnen Gehalt jeder Nationalität in den britischen Häsen a-ngekommen seien. In der am 24. Febr. zu Ende gegangenen Woche haben 673 Schiffe England verlassen. In den 8 Wochen vor dem 24. Febr. betrug die Gesamtziffer der eingelaufenen Schiffe 5772, die der auslaufenden Schiffe 5507.
Sicherung des amerikanischen Handel«.
Berlin, 26. Febr. Aus Genf meldet der „Lokal- Anzeiger": Nach einer Privatmeldung aus Paris sollen alle Dampfer der Vereinigten Staaten, die Nahrungsmittel für Europa befördern, besondere Kennzeichen erhalten, deren Nachahmung man in Washington als feindseligen Akt betrachten würde.
In den auf die amerikanische Lebensmiteleinfuhr angewiesenen Ländern sollen gemischte Kommissionen die Verteilung überwachen, wobei den amerikanischen Konsulaten eine wesentliche Aufgabe zugedacht wäre.
England stütz Rußlands Dardanellenpolitik
London, 26 Febr. (Unterhaus) In Beant- wortuna einer Fraae berr>ffend die neu'ichs Rede des russischen Ministers des Aeußern Sasonow, in der dieser erklärte, daß die Ereignisse an der rus fisch türk scheu Grenze politische und wirtschaftliche Probleme in Verbindung mit der Frage eines Zu gangs Rußlands zu dem offenen Meer der Ver roirklichung näher bringen würden, erklärte Staats stkretär Erey: Dos ist ein Bestreben, mit dem wir volle Sympathie haben. Die genaue Form, in der es verwirklicht werden wird, wird zweifellos in den Friedensbedingungen bestimmt werden. — Wer bisher noch nicht recht gewußt hat, auf welcher Seite die Anstifter dieses Krieges fitzen, der wird sich wohl jetzt keinem Zweifel mehr darüber hingeben.
Französische Winkelzüge.
Berlin. 26. Febr. Eine Genfer Meldung des .Berliner Lokalanzeigers" besagt: Der französische Minister des Aeußern, Delcaffö. hat die Zeitungsredaktionen der Pariser Blätter ersucht, die an Deutschland gerichtete Note der Regierung der Bereinigten Staaten für allzu deutsch freundlich zu erklären. — Die eigentliche Ursache dieser Verstimmung ist wohl darauf zurückjuführen, daß die amerikanischen Kapitalisten sich weigern, den Voischlägen des russischen Finanzministers näher zu treten.
Die Kriegskundgebungen in Italien.
(W.T.B.) Reggio nell Emilia, 26. Febr. Gestern abend fand im Theater Ariosto auf Veranlafiung der nationalistischen Gruppe eine geschloffene Versammlung statt, in der der österreichische Reichstagsabgeordnete Dr. Cäsare Vattisti (Soz.) sprechen sollte. Als die Eingeladenen in großer Zahl zu der Versammlung strömten, füllte sich der Theaterplatz mit einer feindseligen Menge, deren Haltung bald drohend wurde. Während eine Abteilung Carabinieri Absperrungen vornahm, wurde sie das Ziel eines lebhaften Steinbombardements. Hierbei wurden zahlreiche Carabinieri, 1 Polizeikommiffar, 1 Hauptmann und 1 Major der Carabinieri, der letztere schwer, verwundet. Als eine Abteilung von Carabinieri bei dem Transpotte eines verwundeten Kameraden mit Steinen beworfen wurde, gab sie Feuer, Durch die Schüsse wurde eine Person getötet und 5 Personen verwundet, von denen eine in der Nacht gestorben ist. Es find ferner 3 Carabinieri verwundet und 11 leichter verletzt worden. 2 Schutzleute erlitten Wunden, 2 Quetschungen. Zur Wiederherstellung der Ordnung wurden Abteilungen von Ca- rabinieri gesandt und der Genevalinspettor des Ministeriums des Innern mit einer Untersuchung beauftragt. Die Staatsanwaltschaft hat die Untersuchung eingeleitet.
(W.T.B.) Rom, 26. Febr. „Agenzia Stefani" meldet: Mit Rücksicht auf die internationale Lage beschloß der Ministerrat. den Präfetten die Anweisung zu erteilen, Versammlungen, sowie alle die öffentliche Ordnung gefährdende Demonstrationen zu untersagen, auch in Lokalen, die sonst für das Publikum bestimmt sind.
Au» Stadl und Land.
Lal». dev 27. Februar ISIS. Das Eiserne Kreuz.
Oberpostossistent Rau, Leutnant im Jnf-Regt. Nr. 119, hat das Eiserne Kreuz erhalten.
Beförderung.
Untoffz. Hoydtder Ersatz Eskadron desDragoner- Regim.nis Königin Olga Nr. 25 wurde zum Bize- wachtmeister befördert.
Vom Rathaus.
Oeffentliche Sitzung des Eemeinderats am Mittwoch den 24. Febr., nachmittags 5 Uhr und von 6 Uhr an gemeinsame Sitzung der beiden Kollegien. Anwesend sind außer dem Vorsitzenden G.R. Eugen Dreist 1V Gemeinderäte und 16 Vürgerausschußmitglieder.
Die Wahlperiode des Stiftungspflegers läuft mit dem 1. April ab. Die Neuwahl hat auf 3 Jahre zu geschehen. Gewählt wird ohne Abstimmung der seitherige Sttstungs- pfleger Oberamtsgeometer a. D. Ludwig Bühner. Dte Kaution wird wie seither in gleicher Höhe angesetzt. Der Ankauf einiger Parzellen auf dem Muckberg (Acker und Steinbruch) im Meßgehalt von 64 Ar von Oekonom W. Dingler, Oekonom H. Oettinger und Wirt Emil Moros um den Preis von 750 wird genehmigt. — Die Verteilung von Stiftungsgeldern (darunter 50 -4t an den Fabrikarbetter- innenverein) wird gutgeheitzen. — Forstwart Koch in Oberreichenbach ist zum Stellvertreter für Forstwart Wintterle bestellt worden. Die Aufteilung des Gartens beim alten Krankenhaus in 10 und des früher Kirnschen Gartens in 3 Lose zur Verpachtung wird genehmigt.
Der Vorsitzende erstattet Bericht über seine Bemühungen um Karlossel- und Fleischbeschaffung. Zur Kartoffellieferung wurden die Landesproduktenhändler Ott und Rehm aufgefordert; die Möglichkeit zum Ankauf von Kartoffeln ist bereits gegeben und ist auch fernerhin in Aussicht zu nehmen. Die Metzgerinnung hat als Antwort auf eine Anfrage des Vorsitzenden ein Exemplar der Fleischerzeitung übergeben, in der ein Bericht des badischen Metzgerobermeisters über Beschaffung von Fleisch- und Wurstdauerwaren enthalten ist. Die badischen Metzger halten eine Anhäufung von großen Flcischvorräten nicht für angezeigt, da eine Fleijchknappheit in Deutschland nicht eintreten werde. Es