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Alteuiteia. den 5. Juni 1936.

Eröffnung der neuen Arbeilsdefchaffnngslollerie

ln der Zeit vom 5. Juni bis 31. August 1936 führt die Reichs- ^ituna der NSDAP, die 7. Reichslotteri e für Arb ertö­te i La f f u n g durch. Die Lose werden wiederum rn Form einer Stratzenlotterie durchE lücksmänner" vertrieben.

Die offizielle Eröffnung der 7. Reichslotterie erfolgt diesmal « einem breiteren Rahmen als bisher. Die Berliner Losver- «uier werden am Freitag, den 5. Juni, vor der Schlotzrampe « einem Appell zusammengerufen. Im Lustgarten spielt von Uhr bis 11.30 Uhr eine Polizeikapelle. Die Eröffnung »lbst findet um 11 Uhr vormittags von München aus durch den «eichsschatzmeister der NSDAP.. Schwarz, statt. Die Rede vird über alle Sender verbreitet und auch zum Eemem- Haftsempfang nach dem Lustgarten übertragen.

Einheitliche Feuerniehruniform im Reich

Der Reichs- und preußische Innenminister hat eine einheit­liche Bekleidungsordnung für die anerkannten Berufs- und Frei- villigen Feuerwehren im ganzen Reich erlassen. Die vorhande- »en Uniformen und Ausrüstungsgegenstände dürfen aufgetra- zen werden, nur die Abzeichen find unverzüglich zu ändern. Di« Feuerwehruniform besteht aus einer Rockbluse in dunkelblauen Tuch mit weißen Knöpfen und roten Vorstößen und aus einei langen schwarzen Tuchhose mit roter Biese. Der Kragenspiege! ist bei den Verufsfeuerwehren aus schwarzem, bei den Frei­willigen aus rotem Samt. Um bei Arbeiten von längerer Dauei auf großen Brand- oder Unfallstellen eine leichte und praktisch« Mütze anstelle des Helmes zur Verfügung zu haben, wird da- Tragen einer Arbeitsmütze nach Art der bei der Luftwaffe ein­geführten Fliegermütze verfügt. Die Mütze ist aus schwarzen Tuch gefertigt und trägt auf der rechten Seite das Hoheitsab­zeichen. Für Feuerwehrführer wird ein graugrüner Rock Meinen bzw. goldenen Knöpfen und Achselstücken eingeführt allerdings nur zum Tragen innerhalb der Geschäftszimmer uni Feuerwachgrundstücke. Der Minister hat sich Vorbehalten, Per« Dnlichkeiten mit besonderen Verdiensten um das Fuerlöschwr- fen das Recht zum Tragen der Uniform eines höheren Feuer­wehrführers zu verleihen, sofern sie das Recht zum Tragen de, Aniform nicht schon von sich aus haben. Für die nicht anerkann­ten Feuerwehren und für die Pflichtfeuerwehren gelten bis weiteres die bisherigen Vorschriften.

Zn denGrünen Baum"-Lichtspielen läuft am Sams­tag und Sonntag der FilmK ön i g swalz er", ein lustiger Spielfilm mit viel guter Musik, der manchem über den verregneten Sonntag hinweghelfen wird.

Die Hexenprozesse im Mittelalter, mit ihren planmäßigen Verfolgungen der ats Hexen verdächtigen Frauen, mit ihren Foltern und Verbrennungen, muten uns heute sagenhaft an. Die unsinnigsten Selbstanschuldigungen wurden den Angeklag­ten durch Martern erpreßt. Der Prozeßgang lief blitzschnell mrt 35 Fragen ab, es konnte der Mann die Frau, die Kinder die Eltern,'der Bruder die Schwester als Hexe anklagen. Finster­ster Aberglaube, oft aber auch niedrigste Geldgier waren die Ursache der Anklage. In diese Zeit führt uns die Schilderung .Der Henker von Bernau" von Alfons v. Czibulka, die soeben in derNeuen J.Z." beginnt. Die Liebe eines opferbereiten Burgherrn überstrahlt die geschichtliche Handlung der Artikel­serie. Henker und Ritter, fahrend Volk und Reisige leben vor uns aus, ihr Denken und ihre Taten halten uns gefangen. Außerdem bringt die schöne Tiefdruck-Illustrierte,Neue Z.Z.", die wöchentlich 20 Rpf. kostet, und in der Buchhandlung Lauk zu haben ist, viele interessante Bildseiten, einen spannenden Roman, Humor und Rätsel.

Freudenstadt, 4. Juni. (Die Obstfachleute des Kreises tag­ten.) In derSonne" in Freudenstadt fand am Pfingstmontag eine Arbeitstagung der Baumwarte statt, die unter der Leitung von Kreisbaumwart Mayer stand und der auch der Kreisfachberater Bliklen beiwohnte. Die Tagung diente in erster Linie dazu, den Warten Aufklärungen, Anregungen zu geben, sie zu schulen. Dazwischen hinein machte ein Rück- und Ausblick, gegeben vom Kreisbaumwart, die Tagung auch für den Obstzüchter interessant. Nach einem ausführlichen Referat über die Notwendigkeit der Schädlingsbekämpfung, die leider immer noch nicht voll erkannt werde, sprach Kreisbaumwart Mayer über den Handel mit Obst u. a. davon, daß sogenannte Sammel- oder Einzugs stellen errichtet würden, wobei drei bis vier Gemeinden, die geographisch günstig liegen, vorerst eine solche Stelle gemeinsam erhalten. Hier mutz Las Obst angeliefert werden und wird dann nach Güteklassen be­zahlt. Damit soll der wilde Handel ausgeschaltet werden. Ge­stattet ist nach wie vor der direkte Verkauf vom Er­zeuger zum Verbraucher und auch der Verkauf an La­dengeschäfte. Diese Maßnahmen stellen keine Schikane dar, son­dern sind absolut notwendig, um genaue Bestandserhebungen zu bekommen, die die Regierung in die Lage setzen, die Einfuhr genau regulieren zu können. Daß dies absolut notwendig, geht daraus hervor, daß die Regierung im Februar 200 Wagen Obst einführte und dann auf einmal allein im Bodenseegebiet noch 20000 Zentner ang-eboten wurden. Bei einer genauen ehrlichen Angabe wäre eben die Einfuhr um das noch im Inland lagernde Obst vermindert worden. Wie man vom Käufer Disziplin ver­langt, muß man als Erzeuger und Händler auch solche wahren. Zum Schluß wurde noch über Sommerdllngung, Düngung mit der Düngelanze gesprochen und beschlossen, an einem Lehraus­flug teilzunehmen.

Neubulach, 4. Juni. (Studentenbesuch.) Am Pfingstsonn­tag trafen mit einem Omnibus drei Hochschuldozenten und 25 Studenten aus Leipzig in Neubulach ein, um hier Quartier zu beziehen. Während am Sonntagabend ein gemeinsames Nachtessen im Gasthaus zurSonne" die Gäste vereinte, wurde am Pfingstmontag früh eine Besichtigung des Rathauses vor­genommen. Nach Begrüßung durch den Bürgermeister gab Oberrechnungsrat Holl von der Landesdienststelle Württem­berg des Deutschen Gemeindetages den Teilnehmern an Hand der Akten ausführliche Erläuterungen über die ländliche Ge­meindeverwaltung und das württ. Institut der Verwaltungs- aktuare. Später gingen die Gäste zu Fuß über Liebels-berg nach Bad Teinach, wo die Mineralquellen besichtigt wurden, und von dort über Zrvelstein nach Ealw. Dann ging die Fahrt über WildbadFreudenstadt nach Stuttgart weiter.

Agenbach, 3. Juni. Hauptlehrer Staib wurde an die Volksschule Weilimdorf versetzt. Der geschätzte Lehrer, der 10 Jahre lang in Agenbach wirkte, hat das Dorf be­reits verlassen.

Birkenfeld, 4. Juni. (86. Geburtstag.) Frau Luise Zück konnte am Pfingstsonntag im Kreise ihrer Ver-

Tch»«r»itt»«r Tageszeitung

wandten den 8 6. Geburtstag begehen. Die Jubilarin stammt aus dem benachbarten Feldrennach und nimmt noch regen Anteil am Ergehen ihrer Heimatgemeinde.

Horb, 3. Juni. Aus der Reichsstraße RottenburgHorb wurde am Pfingstsamstag zwischen Ergenzingen und Eutin­gen eine Radfahrerin von einem Kraftwagen angefahren und sieben Meter weit fortgeschleudert. Die Frau war auf der Stelle tot.

Eßlingen, 4. Juni. (Kind auf den Schienen.) Am Mittwoch nachmittag lief ein dreieinhalbfähriger Knabe in Mettingen auf den Bahndamm. Im selben Augenblick kam ein Vorortzug heran. Obwohl er sofort zum Stehen kam, war es zu spät, sodaß der Kleine verletzt wurde. Es ist ein Wunder, daß das Kind, Las nur zur Seite geworfen wurde, mit dem Leben davonkam.

Eßlingen, 4. Juni. (Ein jeltenesJubiläu m.) Di« Metallwarenfabrik Christian Wagner, Gebrüder Wagner und Wilhelm Wagner, zusammengeschlossen in der Wagner GmbH, in Eßlingen, feiern am 6. Juni ihr 400jähriges Be­stehen. Die Tatsache, daß bei diesen drei Firmen das Ku­pferschmiedehandwerk sich durch 13 Generationen vom Vater aus den Sohn vererbt hat, gibt berechtigten Anlaß, diesen Tag besonders zu begehen.

Pfullingen, 4. Juni. (Abgeftürzt.) Am Pfingstsonn­tag stürzte in der Nähe des Lichtensteins ein 18jähriger le­diger Mann aus Stuttgart von einem Felsen ab. Er truz eine doppelten Arm- und Beinbruch davon.

Balingen, 4. Juni. (Ein neuer Ortsname.), die beiden Kreisgemeinden Weilheim und Waldstetten, di« zusammengelegt wurden, ist anstelle des Doppelnamens ein vollständig neuer Name geschöpft worden. Sie führen künf, tig die BezeichnungLochen" nach dem über ihnen aufra. genden bekannten BergLochenstein" oder kurzLochelfi genannt.

Lausen» OA. Balingen, 4 Juni. (Arbeitsbeschaf­fung.) Unter Mithilfe der Gemeinde wird hier eine Mö­belfabrik errichtet, um für eine Reihe von Ortsangehöri­gen Gelegenheit zu Arbeit und Verdienst zu schaffen. Di« Gemeinde leistet zu dem Unternehmen einen Zuschuß von 7000 RM.

Winterlingen, OA. Balingen, 4. Juni. (1100-Jahr- feier.) Am 12. Juli ds. Js wird Winterlingen eine 1100- Jahrfeier abhalten, die vorbereitet wird. Glanzpunkte der Feier werden bilden ein historischer Festzug mit Bildern aus den verschiedensten Zeitaltern der Geschichte Winterlin- gens, sowie ein Festspiel.

Haigerloch, 4. Juni. (Todesfall.) In der Klinik in Tübingen ist Bürgermeister Pfister von Bittelbronn bei Haigerloch im Alter von 50 Jahren gestorben. Als stäm­miger großer Mann hat er seine Militärzeit bei der Garde in Berlin abgedient. Seit zirka 15 Jahren war der Verstor­bene Bürgermeister von Bittelbronn. Viele Jahre war er Abgeordneter im Hohenz. Kommunallandtag.

Hirschbronn» OA. Biberach, 4. Juni. (Brand.) Am Mittwoch brach in dem Einödhos des Bauern Börner ein Brand aus, dem sowohl Las Wohnhaus als auch das ange­baute und erst 1931 erstellte Oekonomiegebäude größten­teils zum Opfer fielen. Die Löscharbeiten der Feuerwehr von Steinhaufen gestalteten sich sehr schwierig. Bis aus die Stallungen steht vom Oekonomiegebäude nichts mehr; das Wohnhaus ist vollständig niedergebrannt. Während des Brandausbruchs waren nur die Kinder zu Hause. Die Vrandursache konnte noch nicht geklärt werden.

Kerkingen, OA. Neresheim, 4. Junt. (Berkehrsun- fall.) Auf der Staatsstraße Ellwangen-Nördlingen. zwi­schen Zöbingen und Wörsberg, wollten zwei Kraftwagen einander überholen. Hierbei wurde ein Lieferwagen an das rechte Straßenbankett gedrängt, in den Straßengraben ge­worfen und wieder auf die Straße geschleudert. Die im Füh­rersitz sich befindlichen beiden Personen kamen mit leichteren Verletzungen davon, während eine Frau und drei Kinder, die sich im Laderaum befanden, schwer verletzt wurden.

Leutkirch» 4. Juni. (Heimattag 1936.) Nach fünf­jähriger Pause hielt die Allgäustadt Leutkirch am Pfingst­sonntag wieder einen Heimattag. Bei der Festseier zu Ehren der Heimattreuen Gäste begrüßte Oberbürgermeister Dr. Ehrle sie namens der Stadt. Für die Gäste sprachen Ober- rechnungsrat Vogler-Stuttgart und Haßler-Stuttgart. Sän­gerkranz, Stadtkapelle und Solistinnen bestritten das Pro- aramm.

Vorsicht mit DeuerlöfchavVaraten!

Bei einem kürzlich stattgesundenen Brand nahm ein Mann einen Feuerlöschapparat im Eifer auf die Schulter und sprang damit an die Brandstelle. Durch die wagrechte Lage des Appa­rats flössen die darin enthaltenen flüssigen Chemikalien zu­sammen, so daß sich die Schaummenge aus dem Apparat schon ergoß, bevor der Mann an den Brandherd kam. Da er außer­dem noch den Apparat mit der Spritzdüse gegen den Boden drückte, verstopfte sich die Düse und der Apparat explodierte. Durch umherfliegende Metallteile wurde eine in dem gleichen Raum anwesende Person schwer verletzt. Dieser Unfall wäre vermieden worden, wenn die auf dem Apparat angebrachte Ge­brauchsanweisung, wonach der Apparat senkrecht getragen wer­den mutz, beachtet worden wäre. Der Vorfall zeigt, wie not­wendig es ist, die Gefolgschaften der Betriebe über die Hand­habung der Feuerlöschapparate dauernd zu unterrichten.

Siedlerschulen für Lehrsiedler

Am 15. Juni findet in Erlangen die feierliche Einweihung der Siedlerschule Süd des Deutschen Siedlerbundes statt. Gleichzeitig veranstaltet der Deutsche Siedlerbund eine Arbeits­tagung seiner Eaugrnppenleiter. An der Einweihungsfeier wer­den auch Reichsorganisationsleiter Dr. Ley und der Siedlungs­beauftragte und Leiter des Reichsheimstättenamtes, Dr. Ludo- wici, teilnehmen. Dies bedeutet den Auftakt für einen groß­zügigen Aufbau der Schulungsarbeit des Deutschen Siedlerbun­des. In allen Teilen des Reiches sollen derartige Siedlerschulen erstehen, die der Schulung von Lehrsiedlern dienen. In jeder Siedlungsgemeinschaft sollen solche Lehrsiedler sein, deren Auf­gabe es dann ist, die Heimstättensiedler zu schulen und ihnen mit ihrem sachkundigen Rat zur Seite zu stehen. Eine zweite Sied­lerschule, die Siedlerschule West bei Köln, befindet sich bereits im Ausbau. In Erlangen wird sofort »ach der Einweihung der erste Schulungskursus beginnen.

Ser sinnlose Tod

Der Reichsverkehrsminister will sich an der Er-« ziehungzur Straßendisziplin maßgeblich betei­ligen. Er wird zu diesem Zweck nunmehr wöchentlich Stati­stiken über die Straßenverkehrsunfälle im Deutschen Reich herausgeben, in der Hoffnung, daß die erschreckenden Ziffern in ihrer, wie leider zu erwarten steht, ständigen Wieder­holung allmählich den unvorsichtigen und disziplinlosen Straßenpassanten die Warnung in den Kopf einhämmern, vorsichtig auf der Straße zu sein.

Es ist beabsichtigt, jeder Bekanntgabe einen Merksatz beizugeben, der auf die am meisten beobachteten Verkehrs­sünden hinweist. Das ist gut so, denn der Kampf gegen den rollenden Tod ist zu einer nationalen Angelegenheit ge­worden. Das Leben unserer Volksgenossen ist zu kostbar und wertvoll, als daß es Tag für Tag aufs neue aufs Spiel gesetzt werden darf. Der Staat tut durch seine Sicherheits­maßnahmen das möglichste, was in seinen Kräften steht. Daß ihm dabei Erfolg beschieden ist, zeigt die erfreulich« Feststellung, daß die tödlichen Unfälle an Bahnübergänge« nicht nur ständig sinken, sondern auch im Verhältnis zu tödlichen Unfällen auf den Straßen nur einen geringe« Hundertfatz darstellen. Die Hauptgefahrenzone ist und bleibt natürlich die Straße selbst. 1497 tödliche Unfälle in einem einzigen Vierteljahr und über 50 000 Unfälle im ganzen das sind so furchtbare Ziffern, daß sie allein zur abschreckenden Mahnung werden könnten, wenn nicht das leidige Eleichgültigwerden gegen die Gefahren des Verkehrs immer wieder zu neuen Nachlässigkeiten und Unvorsichtigkeiten führte.

Schon seit Jahren haben die Verkehrstechniker und sach­verständigen Statistiker darauf verwiesen, daß eine Stei­gerung des Verkehrs und die größere Zahl von Vefchäftia- ien, die eine Folge der erhöhten Wirtschaftstätigkeit sind, leider auch mit einer Zunahme der Verkehrs- und Betriebs­unfälle verbunden sind. Nun sagt man freilich, daß die Statistik unantastbar sei. Aber gerade bei den Verkehrs­unfällen hat es jeder in der Hand, mit dazu beizutragen, laß die Statistiker auch einmal Unrecht haben.

Der Reichsverkehrsminister hat jetzt gewissermaßen de« Kampf gegen die Ergebnisse der Statistik ausgenommen, und zwar führt er ihn bezeichnenderweise mit ihren eigenen Waffen, mit den Statistiken selbst. Außer den allgemeinen Lerkehrssicherungen wird er fein Augenmerk auch auf die Fälle lenken, bei denen der Unfall durch Fahrer unter Alkoholeinfluß hervorgerufen worden sind. Die neuere Rechtsprechung hat bei Verkehrsunfällen dieser Art bereit» nit exemplarischen Strafen Abhilfe zu schaffen versucht. Nit der Furcht vor der Strafe allein ist es aber nicht ge- an. Die Straßendisziplin aller, der Fahrer und der Fuß- länger, muß auf der besseren Erkenntnis beruhen, daß Vorbeugen und Selbsterziehung die wirklich wirkungsvolle» Waffen zur Besiegung des rollenden Todes darstellen. A« jeden ergeht daher die Mahnung: Seid vorsichtig auf der Straße!

Die Landeswafferverforgung wird ausgevaul

Nicht allgemein bekannt ist, daß der Wasserreichtum der Riede und Moore südlich der Linie Langenau-Sontheim seinen Ursprung nicht dem Donaudruckwasser, sondern dem mächtigen Erundwasserstrom verdankt, der aus den nahen Vorbergen der Alv herborsickert. Infolge des Kiesgehalts des Bodens, der sich als natürliches Filter aüswirkt, ist die Beschaffenheit des Was­sers derart vorzüglich, daß es für den menschlichen Genuß keiner weiteren Reinigung mehr bedarf. So ist es verständlich, daß die staatliche Landeswasserversoroung in Ausnützung dieses Wasserreichtums seit geraumer Zeit eine unterirdische Rohr­leitung bis zur Landeshauptstadt durchgeführt hat, die neben Stuttgart u. a. auch die Städte Aalen, Ellwangen, Gmünd. Göp»

- pingcn, Luüwigsburg, Schorndorf und zahlreiche kleinere Ge­meinden mit Wasser versorgt.

Um den erhöhten neuzeitlichen Anforderungen zu genügen, wurde im Rahmen des großen Arbeitsbeschaffungsprogramms von 1933 die zweite Hauptleitung der Landeswasserversorgung in Angriff genommen. Infolge der großen Ausdehnung des Erundwasserstroms wird sich die geäußerte Befürchtung, die wei­tere Wasserentnahme werde die Landwirtschaft schädigen, als grundlos enthüllen. Zudem fließt der Erundwasserstrom nur mit einer Tagesgeschwindigkeit von 2.50 bis 3 Meter.

Die Arbeiten bei der Baustelle der Fassung Sontheim mit zugehörigem neuem Pumpwerk der Landeswasser­versorgung sind gegenwärtig in vollem Gange. Die Brun­nenschächte werden ausgeworfen und die Rohrleitung gegraben. In 57 Filterbrunnen, die geschlitzte Röhren aufweisen, wird das Master in einer Tiefe von 7 bis 12 Meter gesammelt. In einer gußeisernen Rohrleitung wird es dem Pumpwerk zugeleitet, das elektrische Fernsteuerung aufweisen wird. Das Legen der Leitung verlangt infolge des großen Wasterandrangs besondere Sorgfalt. Um die Baugrube des Pumpwerks trockenzulegen, wurde in ihrer Umgebung eine vorübergehende Senkung des Grundwasserspiegels um 1.60 Meter vorgenommen. Wenn heule die Leistung der Landeswasterversorgung 86 600 Kubikmeter für den Tag beträgt, so wird sie nach völliaem Ausbau der zweiten Hauptleitung auf rund 160 000 Kubikmeter erhöht. Die Deckung des Wasserbedarfs von Stuttgart durch die Landeswasterverior- gung in derzeitiger Höhe von rund 60 bis 65 Prozent könnte auf rund 100 Prozent gesteigert werden. Volksgenossen aus Heidelberg sind es zumeist, die bei der schweren Arbeit an der Baustelle tätig sind.

Aus Va-eu

Pforzheim, 4. Juni. Ein Strafgericht irr der Natur konnte man vorgestern in der Pelikanstraße im Stadtteil Brötzingen beobachten. Ohrenbetäubendes Ge­kreisch erregte die Aufmerksamkeit der Vorbeigehenden. Man sah etwa zwei Dutzend Sperlinge aus eine Katze eindringen, die einen getöteten Vogel im Maul hielt. Die Vögel setzten der Ränberin mit Schnabelhieben so zu, daß sie sich nicht zur Wehr setzen konnte. Ganz und gar eingeschüchtert, drückte sich das Tier nahe an den Erdboden. Erft als jemand Steine in das Gewirrs warf, jagte di« Katze nahe an der Häuserfront davon, verfolgt von der er­regten Vogelschar.