Ei« Protest der römischen Aerzte gegen die Verurteilung deutscher Kollege».

Berlin. 11. Fobr. DerLokalcmzeiger" meldet: Die Verurteilung deutscher Militärärzte durch das' Pariser Kriegsgericht hat die römischen Aerzte zu! einer eindrucksvollen Kundgebung für die zu Unrecht ! verurteilten deutschen Kollegen veranlaßt. Verschie-j dene bekannte römische Kliniker und Üniversitäts-! Professoren haben in dieser Angelegenheit an den j Vorsitzenden der Gesellschaft der Pariser Kranken-! Hausärzte eine Petition gerichtet, in der dagegen protestiert wird, daß Angehörige des Aerztestandes sich gemeinen Verbrechen schuldig gemacht haben könnten.

Unruhen in Tripolis.

(W.T.B.) Rom. 11. Febr. DieAgenzia Ste- sani" meldet aus Tripolis: Oberst Eianinazzi tele-! graphierte aus Bungeim, daß am 8. Febr. in früher Morgenstunde eine feindliche Streitmacht, die auf j mehr als 16VV Bewaffnete und ungefähr 90 Reiter! und Reguläre geschätzt wurde, ihn angriff, als die Kamele seiner Kolonne ohne Bürde und unter Be­wachung von 300 Infanteristen weideten. Der An­griff fand eine Stunde von Bungeim entfernt statt. Während diese Eskorte von 300 Mann mit dem Feind in Berührung blieb, sandte Gianinazzi als-i bald zur Berstärkung einige Abteilungen erythräi-! scher und libyscher Truppen mit einer Artillerieab-! teilung, die vom Oberst Willis befehligt wurden. > Der Kampf dauerte mit äußerster Heftigkeit bis zum l Abend an. Der Feind wurde endlich mit sehr schwe- j ren Verlusten auf viele Kilometer von Bungeim zurückgeworfen. Die Nacht machte sine weitere Ber- j folgung unmöglich. Die Italiener verloren an Offi-, zieren 3 Tote und 1 Verwundeten. Die erythräischen und libyschen Truppen hatten 28 Tote und 50 Ver­wundete. Die Haltung der Offiziere und Mannschaf­ten war glänzend.

Verletzung der holländischen Neutralität.

Vlissingen, 11. Febr. Heute früh um 10.15 Uhr passierte hier ein Zweidecker unbekannter Nationa- litöt. Er überflog den Hafen von Vlisfingen und warf zwei Bomben ab, die aber nur wenig Schaden anrichteten. Die Bombe fiel in unmittelbarer Nähe des deutschen DampfersMain" vom Norddeutschen Lloyd, der im Vlisfinger Hafen liegt. Es sind keine Personen verletzt worden. Das Flugzeug verschwand in südlicher Richtung. Die Blätter melden, daß das Flugzeug, das über dem Vlisfinger Hafen Bomben abgeworfen hat, wahrscheinlich französischer Herkunft sei.

Gin holländisches Orangebuch.

Köl«, 10. Februar. DieKölnisch« Zeitung" meldet von der holländischen Grenze: Die nieder­ländische Regierung wird demnächst ein Orangebuch über die Ereignisse der auswärtigen Politik während der letzten Monate veröffentlichen.

Ein neuer chimftscher Protest an Rußland.

Frankfurt, 11. Febr. DieFranks. Zeitung" mel­det aus Genf: Nach einer Meldung aus Petersburg soll die chinesische Regierung dem russischen Gesandten einen zweiten Protest wegen des russisch-mongoli­schen Vertrages über die Eisenbahnen und Telegra­phen in der Mongolei überreicht haben, da die Ant­wort Rußlands auf den ersten Protest nicht befrie­digte.

Zum Ankauf deutscher Schiffe.

London, 11. Febr.Central News" berichten aus Washington vom 9. Februar: Präsident Wilson erklärte, es sei seine Absicht, die Schiffkaufsbill nicht fallen zu lasten, wenn er auch eine besondere Sitzung einberufen müßte.

DieWilhelmina" beschlagnahmt.

Falmouth, 12. Februar. Die englische Behörde hat die Ladung des DampfersWilhelmina" be­schlagnahmt. DieWilhelmina" ist bekanntlich ein von einem Amerikaner angekaufter deutscher Dampfer, der Lebensmittel für die Amerikaner nach Hamburg bringen sollte. Es wird sich nun fragen, was Amerika in diesem prinzipiellen Fall tut.

Die »Daria* in Norfolk.

London, 11. Febr. Das Reutersche Bureau meldet aus Norfolk vom 9. Febr.: DieDacia" konnte nicht abfahren, da 11 Mann der Besatzung streikten.

Vermischte Nachrichten.

Der Kaiser derBarbaren".

Frankfurt, 11. Febr. DieFranks. Zeitung" mel­det aus München: Der im Kriegsgefangenenlager

zu Bernau am Chiemsee internierte französische In­fanterist Raoul Davidot aus Moulins hat anläßlich der schweren Erkrankung seiner Mutter, die ihren Sohn noch einmal sehen wollte, an den deutschen Kaiser ein Bittgesuch um Beurlaubung gerichtet und sich ehrenwörtlich verpflichtet, bis zum 1. März wie­der in die Gefangenschaft zurückzukehren. Der Kaiser hat dieser Bitte entsprochen und Dovidot ist bereits über Lindau in seine Heimat abgereist.

Die deutschen Gefangenenlager.

(W.T.B.) Zürich, 11. Febr. Nach derNeuen Züricher Zeitung" ist der Nationalrat Artur Engster von seiner Reise durch deutsche Gefangenenlager zu­rückgekehrt. Gegenwärtig arbeitet er an dem offi­ziellen Bericht. Nach den bisherigen Mitteilungen ist die Aufnahme der Gefangenen in Deutschland eine recht gute. Die Unterkunft, Verpflegung und Behandlung entsprechen allen gerechten Ansprüchen irnd den internationalen Abmachungen. Die Orga­nisation sei vorbildlich. Sowohl für das physische wie das psychische Wohl der Gefangenen seien die verschiedensten Maßnahmen getroffen worden.

Austausch Schweroerwundeter.

(W.T.B.) Berlin, 11. Febr. (Amtlich.) Vom 12. Febr. ab werden die kriegsgefangenen Franzosen, die für den Schwerverwundeten-Austaufch in Frage kommen, für den späteren Abschub in Konstanz ver­einigt. Der Termin dieses Austausches steht noch nicht fest, da die französische Regierung immer noch keine zusagende Antwort erteilt hat. Die für den Austausch in Frage kommenden Engländer werden bis zum 15. Febr. in Lingen an der holländischen Grenze, bszw. in Lüttich vereinigt. Als Termin für den Austausch durch Vermittelung der Niederlande ist der englischen Regierung der 15. und 16. Februar vorgeschlagen.

Heine über Liebknecht und Genoffen.

Berlin, 11. Febr. Der sozialdemokratisch« Ab­geordnete Wolfgang Heine hat soeben eine Flug­schrift gegen die Quertreiber erscheinen losten, in der er sich mit der sonderbaren Gesellschaft von der Schattierung der Herren Liebknecht und Ledebour und der Dame Luxemburg beschäftigt. Heine tadelt die Haltung desVorwärts", dem ereine Zer­reißung der inneren Einheit der Partei" vorwirft und eineeinheitliche Förderung derjenigen, welche die Haltung der Partei in dieser Not Deutschlands mißbilligen". Der Krieg sei auf deutscher Seite kein imperialistisches Unternehmen und es sei Ver­rat der Interesten unseres Volkes, vom Frieden zu reden, so lange sich unsere Feinde diesen Frieden nicht anders denken können als einem am Boden liegenden Deutschland diktiert. Die Schrift klingt dann in die Worte aus:Die deutsche Sozialdemo­kratie hat eine große Stunde erlebt, und hat sich, wie zu erwarten war, ihrer würdig erwiesen. Möge sie auch weiter alles Halbe und Unwahre von sich abschütteln und wagen, groß zu sein.

Erhöhung des Syirituspreises.

Berlin, 11. Febr. Die Spirituszentr-ale gibt be­kannt: Nach Beschluß des Gesamtausschusses ist der Abschlagspreis von 54 auf 58, der Verkaufspreis für Primasprit von 74 auf 79, derjenige für vergällten Branntwein einschließlich des Vrennspiritus in Fla­schen, um etwa 4 Mark für das Hektoliter erhöht worden. Die Preissteigerung erfolgt, um die Auf­wendungen zu decken, die nach den neuerlichen Ver­ordnungen des Bundesrats dadurch entstehen, daß die Brennereien zur Ausdehnung ihres Betriebes vor­nehmlich auf die Verarbeitung von Zucker ange­wiesen werden.

Ein Attentat auf den Militärgouverneur von Aegypten?

Rom, 11. Februar. Einem Gerücht aus Athen zufolge sind auf den Militärgouverneur von Aegypten General Maxwell, auf der Straße fünf Schüsse ab­gegeben worden, der General soll verwundet, sein Adjutant, der neben ihm im Wagen saß, getötet worden sein. Der Täter soll ein indischer Soldat sein.

Englands Ausfuhr.

Amsterdam, 11. Febr. Die englische Ausfuhr betrug nach Rußland im letzten Quartal 2.20 (im Vorjahr 517), nach Chile 3 75 (i. V. 8.01), nach Brasilien 6.26 (i. V 12 46), nach Argentinien 14.59 (i. V. 22 64), nach Kanada 17.26 (i. V. 23.89), nach Britisch Indien 62.98 (i. V. 70.27) Millionen Pfund Sterling.

Aus Stadt und Land.

Cal», den 12. Februar ISIS. Das Gold zur Reichsbank.

Es steckt noch viel Gold im Land. Nach amt­licher Mitteilung betrug der Gesamtbetrag der ein­

gelieferten Goldmünzen bei der Reichsbank in Würt­temberg in der Zeit vom 1. August vorigen Jahres bis 3. Februar dieses Jahres im Reichsbankbezirk Stuttgart 38 Millionen Mk., im Reichsbankbezirk Ulm 10 Millonen Mk., zusammen 48 Millionen Mk., davon in Stuttgart allein 27 Millionen Mk. In­folge der kürzlichen Blätternotiz, daß nach dem Krieg neue Goldmünzen ausgegeben und die alten noch im Umlauf befindlichen oder versteckt gewesenen Gold­stücke nur mit Schaden anbringlich seien, wurden am 5. ds. Mts. allein in Stuttgart bei der Reichsbank 400 000 Mk. Gold eingebracht. Was es mit dem llm- prägen der Goldstücke auf sich Hut, ist heute nicht ge­nau zu sagen; wahrscheinlich wird etwas Derartiges nicht eintreten, aber ebenso wahrscheinlich ist es, daß eines Tages derjenige, der weiterhin Gold aus völ­liger Verständnislosigkeit daheim versteckt, dafür in irgend einer Form einen Schaden haben wird. Man kann nicht genug darauf Hinweisen, daß die deutschen Banknoten so gut sind wie das feinste Gold. Für jede Note ist zu einem Drittel bei der Reichsbank Gold als 1. Sicherheit hinterlegt; für die restlichen zwei Drittel gibt die Bank die Noten nur her, wenn sie dafür Gegenwerte (Handelswechsel, Effekten als Faustpfand u.s.w.) in voller Höhe erhält.

Verlustliste des Oberamtsbezirks Calw

(Amtliche württembergische Verlustliste Nr. 116.)

Berichtigung:

Feldartillerie-Regimeut Nr. 2g, Ludwigsbvrg.

Zu Verlustliste Nr. IS. Res. Karl Stauch, Möttlingen bisher schwer verwundet, gestorben.

Grenadier Regiment Nr. 118, Stuttgart.

Zu Verlustliste Nr. 105. Krgsfr. Walter Fischer, Zweren­berg, bisber verwundet, g> fallen. Gren. Adolf B l aich, Alt- hengstet.tz bisher vermißt, gefallen.

Eine Gefangenenzettung.

SCB. Stuttgart, 10. Februar. Mt dem Datum des 31. Januar ist Dank den Bemühungen des Hofwerkmeisters Hangleiter eine Gefaugeuevzettuug, die den Titel führt: bs Ouerre, journsl pärioclrque psrsisosnt ckursnt 1s guerre cke 1914/15." (Der Krieg, von Zeit zu Zelt er­scheinende Zeitung für die Dauer des Krieges 1914/15.), ins Leben gerufen worden. Die Schriftleitung hat Dr. Otto Güntter, den Druck und Verlag Karl Grüninger inne. Die erste Nummer umfaßt 18 Seiten und enthält ein Geleitwort An unser« Leser", in dem die Versicherung zum Ausdruck kommt, daß die Zeitung es sich zur Pflicht macht, objektiv über die Borqrsch'chte, den Ursprung und den Verlauf der kriegerischen Ereignisse zu Land und zur See die Wahrheit zu sagen. Der Stoff wird den amtlichen Veröffentlichungen der Diplomatie und des Generalstabs entnommen. Auch aus den Zeitungen des ueutraten Auslands sind Artikel ver­öffentlicht. 'Den Schluß bilden Kriegsnachrtchten vom Ioffre- scken Tagesbefehl bis zum Zeppelinangrlff auf die englische Küste.

(S.C.B.) Rottenburg, 8. Febr. Die Kirchenkol­lekte für das Rote Kreuz, die am 30. August v. Js. veranstaltet wurde, hat die Summe von 47 509 -41 eingebrächt. In den einzelnen Dekanaten wurden gleichfalls Sammlungen unter dem katholischen Kle­rus eingeleitet, die dem bischöflichen Ordinariat zur freien Verfügung eingesandt wurden. Die Summen beliefen sich auf 66 533 -41, wovon das bischöfliche Ordinariat 1533 -st zur Beschaffung von Lesestoff für die Truppen zurückbehielt, wogegen 65 000 -.st der Zentralleitung für Wohltätigkeit in Stuttgart als Kriegsspende der katholischen Geistlichkeit übergeben wurden und zwar für den Zweck der Fürsorge für Kriegswaisen ohne jeden Unterschied ber Konfession. Auch unmittelbar ist der Klerus am Krieg beteiligt. 119 Studierende der Theologie dienen im Heer und 21 Alumnen des Priesterseminars. Ausgerückt sind 10 Feld- und Hilfsgeistliche. Im Sanitätsdienst find insgesamt 36 Geistliche verwendet, außerdem 2 in der Pastoration der Gefangenen. Von den Feldgeist­lichen sind 5 mit dem Eisernen Kreuz und zwei über­dies noch mit dem Ritterkreuz des Friedrichsordens mit Schwertern ausgezeichnet worden.

Evangelische Gottesdienste.

Sonntag Estomihi, 14. Febr. Vom Turm: 325. Pre­digtlied: 417, Lasset uns mit Jesu rc. 9'/- Uhr: Vorm.-Predigt, StadtpfarrerSchmid. 1 Uhr: Christenlehre mit den Söhnen, ältere Abteilung. 8 Ubr: Kriegsbetstunde, Missionar Schaible. Donnerstag, 18. Febr. 8 Uhr: abends: Kriegsbetstunde, Stadt­pfarrer Schmid. Samstag. 20. Febr. 8 Uhr abends: Vor- bercitungsrede und Beichte im Vereinshaus, Stadtpfarrer Schmid.

Katholische Gottesdienste.

Sonntag Quinquagefima«. 14. Febr. S'/> Uhr: Predigt und Amt. 1 Uhr Christenlehre. 1'/, Uhr Kriegsandacht. Werktags Pfarrmesse täglich um 7 V» Uhr; am Aschermittwoch um 8 Uhr mit Aschenwcihe. Freitag 7'/- Uhr Lazarettgottesdienst. Abends 7 Uhr Kriegsbetstunde.

Gottesdienste der Methodistengemeinde.

Sonntag. 14. Febr. 9'/, Uhr vormittags: Predigt, Prediger Rücker. 5 Uhr abends: Predigt, Prediger Rücker. Mittwoch abends 8'/« Uhr: Gebetstunde.

!ür die Schriftleitung verantwort!.: Otto S eltmann, Calw d:«ck «ick Nrrlrz »» ». Oelschllier'schen Nachdrucke«!. C«l».