Nr. 35

Amts- und AnzeigeblM für dm Obeiamtsbezirk Calw.90. Jahrgang.

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Freitag, de« 12 Februar 181S.

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Erfolge ia Wrevtze«. Mzvg der Rüsse« iv dm Karpathen nnd der VWMN.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

(W.T.V.) Großes Hauptquartier, 11. Febr. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Ein Angriff in den Argonnen brachte uns den Gewinn von Bo­den. Dem Gegner wurden K Offiziere, 3V7 Mann, 2 Maschinengewehre und 6 kleine Geschütze abgenom­men. Auch in den Mittel- und Südvogesen hatten wir einige kleine örtliche Erfolge.

Oeftlicher Kriegsschauplatz. Die Kämpfe an der ostpreutzischen Grenze wurden auch gestern mit durch­weg erfreulichen Ausgängen für uns fortgesetzt, trotz­dem tiefer Schnee die Bewegungen der Truppen be­hinderte. Das Ergebnis der Zusammenstöße mit dem Gegner läßt sich noch nicht klar übersehen. Auf dem polnischen Kriegsschauplatz rechts der Weichsel brachte uns ein Vorstoß in der Gegend nordwestlich Sierpc, durch den der Gegner überall, wo er getroffen wurde, zurückgedrängt ist, einige Hundert Gefangene ein. Links der Weichsel find keine besonderen Ereignisse vorgefallen.

Oberste Heeresleitung.

Der öDrreichifch-nngarische Tagesbericht.

(W.T.V.) Wien, 11. Febr. Amtliche Mitteilung vom 11. Febr. mittags. In Russisch-Polen und West­galizien, abgesehen von Artilleriekämpfen, keine Er­eignisse. An der Karpathenfront wurden im Ab­schnitt westlich des Uzsoker Passes russische Angriffe und einzelne Vorstöße unter starken Verlusten des Feindes zurückgeschlagen. Im Waldgebirge und in der Bukowina find erneut Fortschritte zu verzeich­nen. Es wurden mehrere hundert Gefangene ge- maM sowie Maschinengewehre erbeutet.

Die Räumung der Bukowina und Karpathen durch die Russen.

(W.T.V.) Bukarest, 11. Febr. lieber die Kriegs­lage im Osten schreibt der Kritiker derJndepen- dence" . Die Russen räumen nicht nur die Bukowina, sondern nache eigenem Geständnis auch die Karpa­thenpässe. Dies bedeutet, daß der Druck der öfter- reichisch-ungarisch-deutschen Armeen sich so stark fjjhllmr macht, daß die Russen trotz numerischer Ueber- legenheit, die allerdings nicht mehr so groß ist, wie im August, sich zurückziehen müssen. Im allgemeinen bedeutet die lebhafte Tätigkeit in Galizien vermut­lich, daß diese Provinz vom Feind gesäubert werden soll. Wenn es richtig ist, daß die Verbündeten auch bei Kolomoa erfolgreich kämpfen, so wird man sich daran gewöhnen müssen, daß die russische Flagge auch in Lemberg in kurzem in Gefahr sein wird. Die Räumung der Bukowina und der Karpathen sind zwei wichtige Abschnitte des Krieges. Wenn die Russen nicht bedeutende Verstärkungen erhalten, sind beide Ereignisse berufen, großen Einfluß auf den weiteren Verlauf des Krieges auszuüben.

Die Kämpfe in den Westkarparthen.

Budapest, 11. Febr. Der Kriegsberichterstatter derAz Eft", Franz Molnar, berichtet vom Schau­platz der Kämpfe am Dukla-Paß: Der Hauptzweck der dortigen russischen Offensive ist, unsere Erfolge in den Ostkarpathen zu paralysieren und anderer­seits die Eisenbahn Jasto-Lemberg. die für sie eine Lebensfrage ist, zu verteidigen. Ihr Hauptanqriff fand am Nachmittag des 3. Febr. bis zum Abend des 4. Februar statt. Am 3. Febr. kamen kleinere

Gruppen im dichten Nebel vom Berge herab, um unsere Stellungen zu stürmen. Wir warteten, bis eine größere Gruppe beisammen war, dann eröffneten wir das Feuer. Trotz ihrer Verluste unternahmen die Russen einen Sturm auf den Kastelikberg Wir antworteten mit Artilleriefeuer und einem Gegen­angriff. Am 4. Februar abends traten die Russen den Rückzug an. Der Angriff kostete ihnen 937 Tote und 2509 Gefangene von drei Regimentern. Das 198. russische Regiment wurde völlig anfgerieden. Unsere Verluste sind gering, weil unsere Deckung ausgezeichnet war. Gestern erneuerten die Russen den Angriff, jedoch viel schwächer. Die Gesamtzahl der Toten und Verwundeten wird von dem hiesigen Kommando auf 3000 geschätzt.

Vorbereitung der 2. russischen Verteidigungslinie.

Berlin, 11. Febr. Ein Berichterstatter derNa­tionalzeitung" erhält von einem Gewährsmanns, den er als verläßlich bezeichnet, folgende Mitteilun­gen: Die russische Heeresleitung hat Tausende von Arbeitern angeworben» um in größerem Umfange, als bisher, die Ausgestaltung der sogenannten zwei­ten Verteidigungslinie durchzuführen. Besonders werden die Festungen Kowno und Brest-Litowsk, aber auch Jwangorod, in unausgesetzter Arbeit be­deutend verstärkt. Bei Brest-Litowsk finden Ueber- schwemmungsanlagen Verwendung. Der Zuzug zu diesen Festungen und der Verkehr jeglicher Art sind untersagt. In den letzten Tagen sind strenge Anord­nungen der Gouverneure von Kowno und Brest- Litowsk ergangen. Die Proviantmagazine, die Ar­tilleriedepots werden mit Material gefüllt. Zn der Bevölkerung haben diese Maßnahmen große Beun­ruhigung hervorgerufen. Allgemein fürchtet man, der Rückzug der ruffischen Armee werde nicht mehr lange hinauszuschieben sein. Allerdings versuchen die russischen Behörden, der Bevölkerung einzureden, daß nicht die geringste Gefahr bestehe: selbst wenn Warschau eingenommen werden sollte, müßten sich die Deutschen an dem doppelt so starken Brest-Litowsk verbluten. Das Volk traut aber diesen Redensarten nicht mehr. Dagegen bringt man doch innerhalb weiter Kreise dem Großfürsten Nikolai und dem Ge­neral Rußkji Vertrauen entgegen. Alle Gerüchte über eine bevorstehende Absetzung des Großfürsten sind als hinfällig zu bezeichnen: er befindet sich noch immer auf dem Gipfel seiner Macht und we'ß recht wohl, sich Respekt zu erzwingen. Bei den Soldaten hat er sich Anhänglichkeit zu verschaffen gewußt, da er in manchen Beziehungen ihren Instinkten die Zü­gel schießen läßt. Das Ansehen des Zaren hingegen hat beim Volke durch diesen Krieg sehr gelitten. Immer deutlicher fühlt man, daß er nichts als ein schwacher Mann ist, der wohl das Gute will, aber nicht die Fähigkeit besitzt, seinen Willen durchzusetzen.

Luftschiffe über Finnland.

Frankfurt, 11. Febr. DieFranks. Zeitung" meldet aus Wien: Die KorrespondenzRundschau" meldet aus Stockholm: Die ruffischen Kriegsbericht­erstatter teilen mit, daß in den letzten Tagen unge­heure Luftschiffe über Finnland und den Baltischen Provinzen kreuzten. Diese Luftschiffe, offenbar Zep­peline, bewegten sich für ihre Größe unglaublich rasch und seien durch Schüsse nicht erreichbar. Da sie regel­mäßig erscheinen, könne man darauf schließen, daß sie sich recht sicher fühlen. Der Umstand, daß sie keine Bomben abwerfen, deutet darauf hin, da sie einst­weilen nur Beobachtungen vornehmen.

Die Kämpfe bei Pfetterhaufe« und die Schweizer Neutralität.

Köln, 11. Febr. D.ieKöln. Zeitung" meldet aus Zürich: Die schweizerische Presse beschäftigt sich mit der durch westschweizerische Blätter verbreiteten Meldung, daß letzten Samstag schwere deutsche Ar­tillerie wieder die französischen Stellungen bei Pfet- terhausen beschossen hätte, wobei 11 Granaten auf schweizerisches Gebiet unweit des Zollhauses von Beurne Vesin gefallen seien. Gleichzeitig wird ferner bekannt, daß die Franzosen ganz nahe der schweize­rischen Grenze beim Dreiländerstein zwischen RSchvsy und Pfetterhausen eine Batterie aufgestellt haben.

In verschiedenen maßgebenden Schweizer Blät­tern wird, gestützt auf die zweite Tatsache, festgestellt, daß unter diesen Umständen deutsche Geschosse in Er­widerung des französischen Feuers auf schweizerisches Gebiet fallen können, und daß so der Fall eintrete, daß die Deutschen tatsächlich schweizerisches Gebiet verletzen, wozu sie aber durch die Aufstellung fran­zösischer Geschütze nahe der Schweizer Grenze veran­laßt worden sind. Man vernimmt aus Bern, daß die schweizerische Militärbehörde den französischen Mili­tärattache auf diesen Umstand hingewiesen habe. Nur eine endgültige Wegziehung der französischen Batterie kann hier Wandel schaffen und man hofft hier, daß dem Schweizer Verlangen von französischer Seite entsprochen wird.

Der Islam und der Krieg.

8000 mohamedanische Neberläufer.

Mailand, 11. Febr. Eigene Meldungen der mischenZtalia" aus Kairo bestätigen, daß die 5900 Mann starke Sudantruppe, die als Vorhut am Suez­kanal aufgestellt war, zu den Türken übergegangen ist. Die Zahl der für die Türken eintretenden Se- nussitruppe wird auf 35 000 Mann beziffert.Jta- lia" schreibt, daß die vorliegenden Berichte keinen Zweifel mehr daran lassen, daß mit einem weiteren Verrücken der Türken der Ausbruch des Volksfana­tismus bevorstehe.

Kämpfe an der russisch-türkischen Grenze.

Konstantinopel, 12 Febr. Ein halbamtliches Telegramm aus Jseban an der türkisch russischen Grenze meldet, daß die Russen am Dienstag und Mittwoch mehrere Anariffe auf Egrikliffa und Lespik unternahmen. Die Angriffe wurden unter große« Verlusten des Feindes durch die kraftvolle Offensive der türkischen Truppen zurückgewiesen. Die Russen zogen sich in Unordnung zurück und ließen eine große Menge Kriegsmaterial zurück.

Die Russen beschieße« neutrale Schiffe.

Konstantia opel, 11. Febr. Eine halbamtliche Mitteilung besagt, daß zwei russische Torpedoboote, die am 8. Februar in den Hafen von Travezunt kamen, auf den amerikanischen Dampfer Washing­ton, der dort vor Anker lag, Fever gaben «nd ihn am Vorder- und Hinterschiff beschädigten. Zwei später gekommene russische Kreuzer eröffneten ein heftiges Feuer aus schweren Geschützen auf die Washington und versenkten sie in wenigen Augen­blicken. Die amerikanische Flagge steht noch über die Fluten und ist ein Zeuge von diesem Akt der Barbarei. Nach dieser Heldentat richtete der Feind sein Feuer auf die Stadt, besonders auf das Hos­pital, wo er den Tod zweier Verwundeter und an­derer Kranker herbeiführte. Diese Handlungsweise