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Rationales NachMtrn- und Anzeigenblatt für die OberamLsbezirLe Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbürg

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Bezugspr.: Monatl. d. Post -4t 1.20 einschl. 18 H Beförd.-Geb., zuz. 36 ^ Zustellungsgeb.; d. Ag. I Anzeigenpreis: Die einspaltige Millimeterzeile oder deren Raum 5 Pfennig, Text­et 1.10 einschl. 20 Austrägergeb.; Einzeln. 10 Bei Nichterscheinen der Zeit. ins. höh. Gewalt z millimeterzeile 15 Pfennig. Bei Wiederholung oder Mengenabfchluß Nachlaß nach Preisliste, «d. Vetriebsstör. besteht kein Anspruch auf Lieferung. Drahtanschrift: Tannenblatt. / Fernruf 321. > Erfüllungsort Al tensteig. Gerichtsstand Nagold.

Nummer 294 ^ Altensteig, Dienstag, den 17. Dezember 1935 ^ L 8. Z«hrK«^

Sie helmsltreuen Malmcdyer ausgkwiestll

Brüssel, 16. Dez. Die vier Heimattreuen Malmedyer Josef Dehottay, Peter Dehottay, Heinrich Dehottay und Paul Foxius, denen durch Urteil des Lütticher Appell­hofes im Oktober dieses Jahres die belgische Staatsangehörig­keit auf Grund des Ausbürgerungsgesetzes vom 30. Juli 1934 ^gesprochen worden ist, haben Montag früh den Auswei­sung sbefehl er halten.

Die vier Heimattreuen Männer müssen das belgische Staats­gebiet innerhalb von 48 Stunden verlassen. Es ist ihnen ver­boten worden, das Land wieder zu betreten.

Die Ausweisung erfolgt auf Grund einer königlichen Verord­nung vom 14. Dezember 1935 in Verbindung mit dem Gesetz vom 12. Februar 1897, das die Ausweisung von Personen vor­sieht, die gegen die ^k-ntlLLe Ruhe und Ordnung muAstze».

Was ist am richtig?

NSK. Emigranten verneinen alles. Es gibt keine ein­zige Maßnahme des nationalsozialistischen Deutschlands, die -er Kritik dieser Leute, die 15 Jahre lang die Möglichkeit hatten, rhre politische Befähigung nachzuweisen, standhaften könnte. Die Gehässigkeit in der Darstellung der innerdeut­schen Verhältnisse kennt keine Grenzen. Die Wahrheit ist ein Begriff, der mit den Erzeugnissen dieserGeister" nicht Las geringste zu tun hat.

Ein besonderer Gegenstand des Spottes ist von jeher für die jüdischen Emigranten die nationalsozialistische Bevölke- rungspolitik gewesen. Die Grundsätze, die von der natio­nalsozialistischen Bewegung bereits in der Kampfzeit mit aller Klarheit heausgestellt wurden, sind von dieser Seite auch vor der Machtübernahme abgelehnt worden. Man glaubte, diesen Anschauungen mit niedrigem Witz und den für das jüdische Wesen so bezeichnenden angeblichen Geist­reicheleien entgegenrreten zu können. Die jüdische Presse des November-Deutschlands war erfüllt mit derartigen Ar­tikeln, und die heutige Emigrantenpresse steht den damali­gen Erzeugnrssen in keiner Weise nach. Gerade in den letz­ten Tagen hat eines dieser Blättchen, ausgerechnet durch die Feder einer Frau, sich in der üblichen Form mit ser nationalsozialistischen Eheförderung auseinandergesetzt und sich mit jüdischem Witz über den Willen zum Kinds, der im deutschen Volke wieder vorhanden ist, lustig gemacht.

Nun passiert einem anderen dieser Blätter ausgerechnet am Tags darauf das Unglück, daß es aus einem großen internationalen Artikeldienst den Aufsatz eines früheren französischen Ministers überA k t i v e Bevölkerungs­politik" nachdruckr, der im Rahmen einer größeren Ar­tikelserie erscheint. Das Unglück will es, daß dieses Emi- grantenblatt durch den Abdruck dieses Artikels der eige­nen Hetzpropaganda aufs schärfste ins Ge­sicht schlägt. Der französische Politiker, der durchaus kein Freund des nationalsozialistischen Deutschlands ist, stellt mit aller Eindeutigkeit die Erfolge der nationalsozialisti­schen Bevölkerungspolitik dem französischen Volk als leuch­tendes Beispiel hin. Er zeigt, wie schon im faschistischen Italien, seit dem Marsch auf Rom, eine Wendung in der Bevölkerungspolitik eingetreten ist und fügt dann hinzu: Die Entwicklung in Deutschland ist noch überzeugender. Im Jahre 1934 gab es in Deutschland 215 000 Geburten mehr als 1933. Ein energischer Abwehrkampf hatte gegen dis Abtreibung eingesetzt und gleichzeitig eine großzügige staat­liche Propaganda für die Hebung der Geburtenziffer."

Dieser Aufsatz muß ausgerechnet in den Spalten einer Zeitung erscheinen, deren Herausgeber und verantwortlicher Leiter ein Jude ist, der vor der nationalsozialistischen Machtübernahme in Deutschland einer der übelsten Propa­gandisten der Abtreibung überhaupt war. Nun muß er sich durch einen französischen Politiker in seiner eigenen Zeitung indirekt bescheinigen lassen, daß er einer der schlimmsten Zersetzer der deutschen Volkskraft war, deren Beseitigung von diesem französischen Politiker als eine der anerkennens­wertesten Maßnahmen der nationalsozialistischen Staats­tührung bezeichnet wird. Der Aufsatz schließt mit der fol­genden'klaren Feststellung:

Als überzeugter Anhänger der persönlichen und politi­schen Freiheit bin ich natürlich weit davon entfernt, das faschistische Regime und noch viel weniger die national­sozialistische Diktatur zu bewundern. Aber das Beispiel Italiens und Deutschlands berechtigt zu der Feststellung, daß von einer mit Energie und Ausdauer geführten Kampagne zugunsten einer Geburten st eigerung günstige Er­gebnisse zu erwarten sind."

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Sur Nerllner Losung der ln -er Messe tütigen Kritiker

Berlin, 16. Dez. Am Samstag fand in Berlin ein« Tagung der in der deutschen Presse tätigen Kritiker statt. Gegen Mitrag wurden die an der Tagung Teilnehmenden von Reichsmrnister Dr. Eöbbels in seinem Ministerium empfangen. Auf diesem Empfang richtete Dr. Eöbbels wegweisende Worte an die Erschienenen.

Der Minister betonte u. a.: Fast drei Jahre nach der Macht­übernahme erscheine es angezeigt. die grundsätzliche Ausfassung, die der Nationalsozialismus über die fachmännische Kri- t i k habe, einer gewissen Klärung entgegenzuführen. Diese fach männische Kritik habe im wesentlichen die Aufgabe, das Gute und das Minderwertige voneinander zu scheiden und es miteinander in Vergleich zu setzen. Indessen sei der Beruf des Kritikers in erster Linie eine Sache der Be­rufung; der Kritiker dürfe sich also nicht in seinem Berus an sich erschöpfen, er werde immer dann auf eine große Gefolgschaft rech­nen können, wenn er es verstehe, den Instinkt der Zeit klar herauszustellen.

Obwohl der Kritiker an der Formung des künstlerischen Wer­kes in keiner Weise beteiligt sei, müsse er doch andererseits so oal künstlerisches Verständnis und so viel Einfühlungsvermögen mit­bringen, daß er es gerecht zu beurteilen vermöge. Gewiß solle die Kritik hart fern, den Dilettantismus abwehren und Rang- und Wertunterschiede machen. Aber auf der anderen Seite müsse sie sich in Erfüllung rhrer großen Aufgabe auch davor hüten, alles Las, was sie nicht als höcküwerttg empfinde, von vorn­herein abzulehnen und abzutöten

Die Kritik sei ja nie unfehlbar gewesen und werde es auch nie sein. Sie fei es auch heute nicht. Denn jeder Mensch sei eben der Träger einer bestimmten eigenen Geschmacksrichtung. Der Minister stellte zum Beweis ganz verschiedenartige Kritiken gleichartiger Blätter über ein und dieselbe künstlerisch« Dar­bietung sehr wirkungsvoll einander gegenüber. Es sei, so fuhr der Minister fort, ein verhängnisvoller Fehler der kritischen Be­tätigung, den Eindruck zu erwecken, als wäre das einmal gefällte Urteil endgültig und unantastbar. Die Kritik soll vielmehr den Leser zu eigenem Nachdenken anregen und ihn veranlassen, sich an Ort und Stelle selbst ein Urteil zu bilden.

Wir haben in der Geschichte Beweise genug dafür, daß sich dis Kritik in den fundamentalsten Fragen über Wert und Unwert eines Künstlers geirrt hat, und den gleichen Jrrtumsmöglich- keiten ist auch die zeitgenössische Kritikerschaft unterworfen. Ts gilt darum, abzurücken von dem Hochmut und der Unfehlbarkeit, der schon manchem wahren Künstler das Leben und Schaffen verleidet hat. Der Kritiker, der ja immer nur ein persönliches Urteil abgeben kann, muß seine Ausstellungen mit einem ge­wissen Matze von Reserve und innerer Vornehmheit vortrage-r. Diese Verantwortung liegt in seinem Recht zur Kritik ein­geschlossen.

Andererseits sei es durchaus unangebracht, von den Kritikern zu verlangen, daß sie es dochselbst besser machen" sollen. Es ist nicht an dem, so betonte Dr. Eöbbels, daß ein wirklich schöpferi­scher Kritiker zugleich auch ein genialer schöpferischer Künstler sein müsse Es gibt im Gegenteil Menschen, die auf dem speziel­len Gebiet der Auswertung eine ganz außerordentliche Bega­bung besitzen, daß man sich manchmal fragt, ob nun das Kunst­werk wertvoller sei oder die Kritik. Diese Menschen haben eine Witterung für das Künstlerische, aber es ist die Frage, ob sie

! aucy die Kraft besitzen, die künstlerische Form zu gestalten. Im ! übrigen ist es eine selbstverständliche Voraussetzung, daß sich der Kritiker aus sein Fach versteht. Es darf nicht dahin kommen» j daß der Laie zum Kritiker erhoben wird, wie sich z. B. niemand , anmaßen sollte, eine Oper zu kritisieren, wenn er nicht selbst di» I Partitur lesen kann und sie gelesen hat. Kritik erfordert als« , ein unerhörtes Vertiefen in die Probleme der Kunstgestaltung.

: Weitere Ausführungen des Ministers galten dem Maß und

i dem Maß st ab des Urteils.Der Kritiker soll ein gereif- ; res und gerechtes, vornehmes und fachliches Urteil abgeben, ei» ! Urteil, das den Mut nicht raubt und Ehrfurcht vor der Leistung ! zeigt, das nicht abschließt, sondern anregt. In seiner innere» Einstellung muß er dem praktischen Arzt gleichen, der zu einge- j bildeten und wirklichen Kranken geführt wird und dessen Haupt- ! mgend darin besteht, sich niemals eine Ungeduld anmerkcn z» ! laßen. Er solle sich peinlich davor hüten, momentanen Stim- ! mungen zu unterliegen, fällt er doch sein Urteil nicht für sich, i sondern für die Oeffentlichkeii.

- Darüber hinaus aber soll der Kritiker bei aller Schärfe des § Urteils eines auch nicht außer Betracht laßen: Das gute, ehr­liche und anständige Wollen! So wie die Nation ne­ben der hervorragenden Leistung auch das gute Wollen als et­was Unentbehrliches empfindet, so muß auch die Kritik diese» gute Wollen in den Kreis ihrer Berechnungen mit hineinbezie» hen. Sie soll da Nachsicht üben, wo sie den Umständen entspricht." ; Der Minister gab in diesem Zusammenhang den Kritiker» i mit sehr eindringlichen Worten zu bedenken, dag sich letzten En» i des manchmal selbst im primitivsten Dilettantismus der spiele» > rische Wille des Volkes äußert, und daß >o mancher Künstler j von Ruf und Rang einmal durch die Schmiere gegangen ist. s Wäre er dort nicht entdeckt und entwickelt worden, er wäre i vielleicht nie in em Staatstheater gekommen! Es gehe schon s deshalb nicht an, überall die gleicki harten Maßstäbe anzulegen,

I weil die Künstler gar nicht da seien, um alle Werke der Kunst mit guten und besten Kräften zu besetzen.

Nachdem der Minister dann betont hatte, daß er mit aller s Schärfe in Fällen einschreiten werde, wo sich eine Verquickung ! von Geschäft und Kritik bemerkbar mache, umriß er zum Schlich die positiven Aufgaben der deutschen Kritiker.Eine große ! und auch schwere Aufgabe", so betonte Dr. Eöbbels, ^hat der Kritiker zu erfüllen. Er hat mit richtiger Witterung i und ohne dabei den Dilettantismus zu schonen, den Werdenden den Weg frei zu machen. Wo er immer er Großes aufspürt, mutz er als warmherziger Freund und Förderer auf den Plan trete»,

! als Wegweiser und Wegbereiter des kommenden Genies."

? Im Anschluß an den Empfang fand rm Haufe der Presse eine Aussprache statt, an der sich außer zahlreichen Kritikern die Präsidenten der Reichsmusikkammer, Prof. Dr. Raabe, der Reichstheaterkammer, Dr. Reiner Schlösser, der Reichsfilmkam­mer, Staatsminister Prof. Letztlich, der Vizepräsident der Reichs­musikkammer, Prof. Eraener, die Präsidialräte Ihlert und Rasch, der Direktor der Hochschule für Musik, Prof. Dr. Fritz Stein, der Leiter des Reichsverbandes der Deutschen Presse, i Hauptschriftleiter Weiß, der Leiter der Fachfchaft Kritiker im I RDP. C. M. Köhn und bekannte Mitglieder des Reichskultur­senats beteiligten.

Die bkvorslchklitt MechllUs'AMpMt

übrr dr» Fmdtnkplan TM Eden MM? öoare wk-er ln London

London, 16. Dez. Der politische Mitarbeiter derDaily Mail" behauptet, daß der Rücktritt Edens unmittelbar be­vor st ehe, und daß auch mit weiteren Rücktrittserklärungen zu rechnen sei. Dem Mitarbeiter zufolge zerfalle das Kabinett in folgende zwei Gruppen:

1. Gegner einer scharfen Sühnepolitik: Minister­präsident Baldwin, Schatzkanzler Chamberlain, Lordkanzler Lord Hailsham, Marineminister Lord Monsell. Präsident des Handels- amtes Runciman und Außenminister Sir Samuel Hoare.

2. Gegner des Pariser Friedensvlanes: Völkor- bundsminister Eden, Landwirtschaftsminister Elliot, Unterrichts­minister Oliver Stanley. Kriegsminister Duss Looper und Mini­ster für öffentliche Arbeiten Ormsby Gore.

Anstelle der für Montag angekündigten Kabinettssitzung fand eine Ministerb-sprechung statt, an der sich in der Haupt­sache diejenigen Kabinettsmitglieder beteiligten, deren Arbeits­gebiete mittelbar oder unmittelbar von dem italienisch-abesfin:- schen Konflikt berührt werden. Außer Baldwin waren u. a. Ser Minister für Völkerbundscingeleaenheiten Eden, der Erste Lord der Admiralität, der Kriegsminister und der Wirtschastsminister anwesend.

Eine Vollsitzung des britischen Kabinetts ist vorläufig für Dienstag früh in Aussicht genommen, d h. unmittelbar vor de, Abreise Edens nach Genf zur Teilnahme an der Sitzung de» Völkerbundsrates, der bekanntlich über bas Schicksal der Fri«. densvorschläge entscheiden soll.

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Soare ln London elngelroffrn

London, 16. Dezember. Außenminister Hoare traf Montagnachmittag aus Zürich im Flugzeug in London ein. Er berichtete noch am Abend den anderen Ministern aus­führlich über die Pariser Friedensvorschläg-e. Hoare, der auf der Nase ein Pflaster trug, machte bei seiner Ankunft trotz feines Unfalls beim Eislauf einen gesunden Eindruck.

Zn unterrichteten Kreisen verstärkt sich die Meinung, daß die britische Regierung in der Unterhaus-Aussprache am Donnerstag die Vorbereitung der Pariser Friedens­vorschläge mit Nachdruck verteidigen wird. Diele Abgeord­nete hoffen, daß der Ministerpräsident die Erläuterungen geben werde, die er in der vorigen Woche abgelehnt hat