Tannen
Ausöen
Nachrichten- und Anzeigenblatt für die OberamtsbezirLe Nagold, Calw.
Freudenstadt und Neuenbürg
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»d. Letriedsstor. besteht kein Anspruch auf Lieferung. Drichtanschrist: Tannenblatt. / Fernruf 321. Erfüllungsort Altensteig. Gerichtsstand Nagold.
Nummer 254 j Alte ns teig, Mittwoch, den 3V. Oktober 1935 58.J,hr,»»,
Dr. Wacht zum .Nationalen Spartag"
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Sicherung de» Kirchensriedens ln Gemeinden
Eine wichtige Entschließung des Reichskirchenausschusses
Berlin, 2g. Okt. Der Reichskirchenausschutz hat in einem Rund- rrlaß an die Landeskirchen zu der vielumstrittenen Frage der Benutzung der kirchlichen Einrichtungen Stellung genommen. Er hat betont, daß die besonderen Umstände zwar eine Not- regelung erforderten, hierbei aber der Gesichtspunkt der unbedingten Einheit der evangelischen Gemeinde beachtet bleiben müsse.
Im einzelnen wird betont, daß jeder ordinierte Geistliche, der in einer Gemeinde fest angestellt ist, das Recht auf Benutzung der kirchlichen Gebäude seiner Gemeinde zu gottesdienstlichen Zwecken hat. Ferner wird der Grundsatz aufgestellt, daß die Entscheidungen der Eemeindekörperschasten über die Einräumung der Kirchen zuSondergottesdiensten jederzeit von einer höheren Instanz überprüft werden können.
Mit Nachdruck wird endlich hervorgehoben, daß alle Gottesdienste innerlich wie äußerlich so zu gestalten find, daß sie als ordentliche Gottesdien st e der ganzen Gemeinde dienen. Jeder Mißbrauch der Gottesdienste für kirchenpolitische Zwecke soll vermieden werden.
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Der Landeskirchenausschuß für die evangelische Kirche der Lltpreußischen Union hat in einem Runderlaß an die Konsistorien eine grundsätzliche Entscheidung in dem Sinne getroffen, daß Disziplinarverfahren und Disziplinarmaßnahmen kirchlich-politischer Art sofort zu überprüfen und auszusetzen sind. Von der Verhängung von Ordnungsstrafen im Verwaltungswege ist abzusehcn; bereits verhängte Strafen sind nicht mehr einzuziehen, bereits bezahlte Strafen sind zurückzuzahlen. Beurlaubungen, die gegen Geistliche und Superintendenten wegen ihrer Stellungnahme im Kirchenstreit ausgesprochen worden sind, sind grundsätzlich aufzuheben. In dem Erlaß werden die besonderen Fälle aufgezählt, und eine lleberprüfung in dem angeführten Sinne zur Pflicht gemacht.
Ser größle Sevlfenprozeß
gegen katholische Ordensangehörige
Berlin, 28. Okt. Vor der 4. Größen Strafkammer des Berliner Landgerichts begann der bisher größte Devisenprozeß gegen katholische Ordensangehörige. Die Anklage richtet sich gegen die Generalprokuratorin in der „Genossenschaft der Schwestern Unserer lieben Frau G.m.b.H., Renilde Romen u. Lo", Anna Schroers (Schwester Libora) aus Mülhausen bei Kempen am Rhein. Mitangeklagt war ursprünglich auch die Heimleiterin Anna Gerdemann aus Lharlottenburg. Das Verfahren gegen sie rst aber inzwischen eingestellt worden.
Die Gesamtsumme der von der Angeklagten Schroers ins Ausland verbrachten Beträge soll sich laut Anklage auf 825 080 RM belaufen. Der weitaus größte Teil dieser Summe — 645 000 RM. — wurde in den Jahren 1932 bis 1934 unter Mißbrauch der Ordenskleidung in Reichsbanknoten nach Holland geschafft und hier angelegt, und zwar 345 000 RM. für da- Liebfrauen-Mutrerhaus in Mühlhausen und die restlichen 300 000 RM. im Interesse anderer Klöster. Ein weiterer Teilbetrag o»n 180 000 RM. gelangte auf dem Wege über die Universum-Bant in Münster zur Univerium-Vank in Amsterdam.
Die Leitung der finanziellen Angelegenheiten des Ordens lag m den Händen der Angeklagten Schroers. Sie har nach Sen Ermittlungen ferner durch unrichtige und unvollständige Angaben Devisengenehmigungen rn Höhe von 360 000 RM. erschlichen. Das Geld diente in der Hauptsache zum Rückkauf von Obligationen der ausländischen Ordensanleihen. Bei einem Tilgungsgeschäft in Dollarbonds verdiente das Mutterhaus rund »OÜOO RM.
In Amsterdam wurden die für das Mutterchaus des Lieb- stauenordens verschobenen Reichsmarkbeträge bei der Universum- Bank unter verschiedenen Decknamen angelegt. Die Angeklagte Schroers hal in der Voruntersuchung bereits eingeräumt, daß bi« Scheinkonten seit 1932 hauptsächlich auf ihr Betreiben eingerichtet worden seien, „damit der Orden sich in Notzeiten besser helfen könnte". Insgesamt wurden für 366 500 RM. ausländisthe Wertpapiere erworben, und zwar 96 000 Gulden der eigenen Holland-Anleihe, 131 000 Dollarbonds der römisch-katholischen Wohlfahrtsanleihe und 15 000 Gulden in Aktien der Univerium- Bank.
Bezeichnend für die Einstellung der Angeklagten ist vor allem der Umstand daß sie di« ganzen verbotenen Devisengeschälte durchgeführt hat, nachdem und obwohl ihr mündlich gestellter Antrag auf Genehmigung des Rückkaufs eigener Obligationen von der Devisenstelle abgelehnt worden war. Auch hier war wieder der Wunsch bestimmend, „die verhältnismäßig hohen Schulden mit möglichst geringen Mitteln zu tilgen". Die Verhandlung wird voraussichtlich zwei Tage dauern. Die Zeugen sind für Donnerstag, den zweiten Berhandlungstag, geladen.
Auch in diesem Falle ist wieder der berüchtigte Baukdirektor Dr. Hofius als „Sachberater" ausgetreten.
Berlin, 29. Ott. Reichsbankpräsident Dr. Schacht sprach am Dienstag abend im deutschen Rundfunk zum „Nationalen Sparlag". Der Reichsbankpräsident führte u. a. aus:
Frerheil und Brot: unter diesen kurzen Stichworten wurden die beiden großen Ziele des Nationalsozialismus für das deutsche Volk zusammengefaßt. Eie bedeuten auf der eimn Seite die Sicherung unserer politischen Selbständigkeit und nationalen Unabhängigkeit und auf der anderen Seite die Beschaffung ausreichender Arbeitsmöglichkeiten, um unser wirtschaftliches Dasein zu sichern und unsere kulturelle Lebensführung auf einen möglichst hohen Stand zu bringen. Das erste Ziel, Sie Freiheit, verwirklicht der Nationalsozialismus durch die Wie- derwehrhaftmachung des deutschen Volkes: das zweite Ziel, das Brot, wird Lurch die unter Führung Adolf Hitlers eingeleitete Wirtschaftspolitik gesichert.
Mil vollem Recht ist bei Len beiden Worten die Freiheit vorangestellt. Denn es ist unmöglich, Brot zu erlangen, ohne die Freiheit zu besitzen. Wir haben es am eigenen Leibe erfahren, was es für unseren Broterwerb bedeutete, daß wir unsere politische Freiheit verloren hatten. Wir haben die furchtbare Geißel der Arbeitslosigkeit in der Zeit unserer Wehrlosigkeit kennengelernt. Das marxistische System hatte geglaubt, durch Unterwürfigkeit an das Ausland und durch Verzicht auf die Freiheit uns wenigstens den Broterwerb zu sichern, aber es erreichte nichts als eine Schuldenwirtschaft, an der wir heute noch zu tragen haben. Die Wehrhaftmachung erst, die uns Adolf Hitler wieder gegeben hat, sichert uns Len Broterwerb jetzt und für die Zukunft. Es gibt keine Arbeitsbeschaffung ohne Wehrhaftmachung.
Diese beiden Grundlagen unseres Volkslebens stelle ich Ihnen allen, meine deutschen Volksgenossen, vor Augen, wenn ich nun zur Einleitung des Spartages an Sie alle als Sparer das Wort richte. Denn die Erlangung von Freiheit und Brot ist ohne die Arbeit des Sparers nicht denkbar. Sparen heißt, Las, was man erwirbt, nicht sofort und restlos wieder verzehren,^ sondern es bei Sparkassen, Banken, Versicherungen usw. anzusammeln, auf Laß damit die Beschäftigungsmöglichkeiten vermehrt und Ka- vitalgüter geschaffen werden, die uns die Arbeit erleichtern und das Leben angenehm gestalten. Wohnungen, Straßen. Verkehrsmittel, Werkzeuge usw., fast alles, was uns ernährt und Kultur verbürgt, sind Kapitalgüter, die über den augenblicklichen Verzehr hinaus zu erarbeiten und zu ersparen sind. Diese Güter kann kein Kulturvolk missen und darum kann kein Kulturvolk das Sparen entbehren.
Sparen aber kann und darf nicht eine Angelegenheit weniger Bevorzugter sein. Wenn die Erfolge des Sparens dem ganzen Volk und nicht nur wenigen Bevorzugten zugute kommen sollen, so mutz
Las Sparen Aufgabe aller Volksgenossen
sein. Nur wer spart und durch seine Ersparnisse zum Aufbau des deutschen Volkes beiträgt, hat ein moralisches Anrecht darauf, an dem wachsenden allgemeinen Wohlstand unseres Volkes teilzunehmen. Er erwirbt damit aber auch das Recht, daß der Staat über seinen Ersparnissen wacht und ihn vor Verlusten schützt.
Der Nationalsozialismus hat daher den Schutz des Sparers immer wieder vorangestellt. Er hat deshalb durch die ganze Neugestaltung der Wirtschaftspolitik dafür gesorgt, Laß die Erfolge det Wirtschaft nicht mehr wie früher nur einzelnen bevorzugten Klassen, sondern dem Volksganzen zugute kommen. Das ist der Sistn aller jener Gesetze und Maßnahmen, durch die der nationalsozialistische Staat nicht nur die Aufsicht über die Banken und Kreditinstitute an sich genommen hal, sondern durch die er die gesamte Wirtschaftsführung unter seine Führung gestellt hat.
Was die Wirtschaft leistet und erwirbt, soll ihr nicht genom- men werden, aber sie soll die Erträge so wieder verwenden, daß dem Volksganzen dadurch gedient wird. Sonder- interessen einzelner Schichten und Klassen gibt es im Nationalsozialismus nicht. Diese aus das Wohlergehen des Volksgannm und aller Schichten des Volkes gerichtete Politik ist es, die o-r Staatsführung Adolf Hitlers das große Vertrauen sichert, das im ganzen Volk heute zu unserem Führer vorhanden ist und das immer wieder den Neid unserer Gegner erweckt. Immer wieder versuchen sie, dieses Vertrauen, in dem die Stärke des deutschen Volkes liegt, zu erschüttern. Das geschieht mit besonderer Vorliebe auf finanziellem Gebiet. Unsere Gegner zweifeln an unserer Kraft und unserem Willen und haben doch bisher nicht vermocht, diese Kraft und diesen Willen zu mindern. In
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müssen Sie unsere Zeitung für November bestelle».
dem Wirbelsturm, in den die ausländischen Wahrungen ge-ü raten sind, steht
unsere Währung unerschütterlich.
Unsere Gemeinüefinanzen, die unter dem marxistischen, System zerrüttet wurden, gesunden sichtlich von Tag zu Tag. Die Finanzgebarung des Reiches ist in Ordnung, und wird die großen Aufgaben, die noch vor uns liegen, durch sinnvolle Maßnahmen auch weiter bewältigen, wenn Sie alle, meine deutschen Volksgenossen, sich Ihrer Aufgaben und Ihrer Mitwirkung bewußl bleiben. Und warum sollten Sie sich dessen nicht bewußt sein? Ihr Schicksal, das Schicksal jedes Einzelnen von Ihnen, ist unlöslich verknüpft mit dem Gesamtschick» sal unseres Volkes. Verlust unserer Freiheit bedeutet Verlust des Broterwerbs. Wir wollen weder das eine noch das andere verlieren.
Mn Genugtuung kann es uns alle erfüllen, daß die kürzlich aufgelegte Anleihe von einer Milliarde RM. zur Hälfte durch die Banken im öffentlichen Markt, zur anderen Hälfte Lurch die Sparkassen untergebracht ist. Ich möchte Ihnen in diesem Zusammenhang einige Mitteilungen machen, die für Sie als Sparer von besonderer Bedeutung sind. Für Sparkassen bedeutet die Anlage in Reichsanleihe eure Steigerung ihrer Flüssigkeit. Die Reichsbank hat sich nämlich bereit erklärt, jeder Sparkasse gegen Hinterlegung Ser gezeichneten Reichsanleihe jederzeit Geld zur Verfügung zu stellen, wenn sie dieses zur Auszahlung von Guthaben an die Sparer braucht. Es ist also nicht so. daß wenn eine Sparkasse Reichsanleihe zeichnet, dadurch der Sparer selbst sein Guthaben in Reichsanleihe festlegt. Im Gegenteil, die Sparkasse kann sich, wenn sie Reichsanleihe gezeichnet hat, um so leichter von der Reichsbank alle Mittel beschaffen, di« sie zur Auszahlung von Sparguthaben braucht. Die Anlage der Sparkasse in Reichsanleihe bedeutet also eine verstärkte Sicherheit für den Sparer, der jederzeit über sein Sparguthaben verfügen kann.
Ein Zweites: Alle deutschen Sparkassen zusammen, bei denen über 13 Milliarden Sparguthaben angelegt sind, haben bisher davon nur 1ZL Milliarden RM. in Anleihen des Reiches und der Länder angelegt. Dagegen haben die Sparkassen in vielen anderen Ländern, z. B. in Frankreich, und Italien, viel größere Teile in Forderungen an den Staat angelegt. Unter anderem besitzen selbst die fünf Londoner Großbanken über 5 Milliarden RM. an englischen Staatspapieren. Dieser Vergleich ist ein schlagender Beweis für die außerordentlich vorsichtige und solide Finanzpolitik der national- sozialistischen Staatsführung.
Die erste Milliarde, die wir aufgelegt haben, war ein guter Anfang. Wollen wir auf dem Wege des Schutzes der Währung. des Schutzes der Sparguthaben, des Schutzes solider Finanz- führung weiter fortfahren, so werden wir auch weiterhin das Vertrauen und den Sparsinn unserer Bevölkerung anruien müssen. Es ist selbstverständlich, daß der nationalsozialistische Staat auch seinerseits für sparsame Verwaltung und Ausgabenwirtschaft Sorge trägt. Während wir den größeren Einkommen und Vermögen auch ditekte Lasten zumuten, wollen wir den breiten Sparerkreisen keine Lasten auferlegen, sondern ihnen und ihren Sparkassen die Möglichkeit geben. Ersparnisse in zinsbringenden Anleihen anzulegen und dadurch bei der Durchführung der großen Staatsaufgaben mitzuwirken. Wir haben durch das Anleihe st ockgesetz dafür gesorgt, daß auch die anonymen Kapitalgesellschaften ihrer vaterländischen Pflicht genügen. Im übrigen aber soll es keinen Zwang geben. Das Dritte Reich wird nur stark sein, wenn es auf das Vertrauen und auf das freiwillige Zusammenwirken Aller bauen kann. Hierzu kann Deutschland die in ihrer Zusammenfassung erfreulich steigende Masse der Spargroschen von Bauern, Arbeitern. Handwerkern, Beamten nicht entbehren. Das neue Deutschland sorgt nicht nur für den Eroßkapitalisten, sondern für die Volksgemeinschaft Der Segen aus Wirtschaftsbelebung und Arbeitsbeschaffung kommt jedem Volksgenossen zugute. Unsere neu geschaffene Rüstung schützt jeden Deutschen in seinem Arbeitseinkommen und sichert ihm seine erarbeiteten Ersparnisse. Freiheit und Bror werden uns nicht geschenkt, wir müssen sie durch Pflichterfüllung erringen. Sparen mit Pflichterfül- lung für unser Volk, für uns selbst und für unsere Kinder! Die Losung für den Nationalen Spattag 19As heißt:
Sparen für Freiheit und Brot.