MÜoaales Rachrichte»- rmd Anzeigenblatt für die Oberamtsbezirke Nagold, Calw. Freudenstadt und Neuenbür -

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Altensteig, Mittwoch, den 18. Oktober 1935 5 8. Z»hrG««G

MZ M« Kriegsakademie

Erbebende Feierstunte in Anwesenheit des Führers

Berlin, 15. Okt. Bei der Feier des 125jährigen Bestehens der s Kriegsakademie dankte der Kommandeur der Kriegsakademie,^ s General der Infanterie Liebmann, dem Führer, dem Ober» ' sten Befehlshaber der Wehrmacht, für sein Erscheinen an diesenr ! Ehrentage der Akademie, ebenso den anwesenden Reichsministern ! und den übrigen Gästen. Er dankte weiter dem Führer für sie , Wiederherstellung der deutschen Wehrfreiheit. ^

Weiter gedachte General Liebmann all der Männer, die ins ! schwerer, kritischer Zeit dafür gesorgt haben, daß die Kette, di» Vergangenes mit Zukünftigem verbinden mußte, niemals ge- j brachen sei, der Männer, die durchdrungen waren von beim ! Willen, das geistige Erbgut des Generalstabes und der Kriegs- ! akademie zu erhalten und bis zur Stunde des Anbruchs deut-- ! scher Wehrfreiheir und dem Auferstehungstage eines größeren s Heeres zu bewahren. Mit besonderer Freude und Genugtuung , begrüßte er die Gelegenheit, auch dem ehemaligen Chef der Heeresleitung, Generaloberst von Seeckt, gegenüber diese Dankesschuld bekennen zu können. Eine hohe Ehre und Freude sei es. in der Person des Eeneralfeldmarschall von Macken­sen den ältesten Repräsentanten der alten Armee zu begrüßen und mit ihm eine große Zahl ehemaliger Kommandeure und Lehrer der alten Kriegsakademie.

Der Chef des Generalstabes der Artillerie, Beck, beglück­wünschte die Kriegsakademie zu ihrem Jubeltage. Er gab einen Ueberblick über Entstehung und Entwicklung der Kriegsakademie. Militärisches Führertum und eine hochwertige Truppe seien die Faktoren gewesen, welche die gewaltige kriegerische Ueüer- legenheit der alten Armee ausgemacht hätten. Er hob ins­besondere die Verdienste des Generalobersten von Seeckt um den Neuaufbau der Wehrmacht unter den Fesseln des Versailler Dik­tates hervor und betonte die Wichtigkeit der Erziehung und geistigen Schulung der Offiziere:Wir brauchen Ofrfziere, die den Weg logischer Schlußfolgerung in geistiger Selbstzucht systematisch bis zu Ende gehen, deren Charakter und Nerven stark genug sind, das zu tun, was der Verstand diktiert." General Beck stellte Moltke als Vorbild für alle Offiziere in be­sonders verantwortlichen Stellungen hin. Die höchste und wtrif­tigste Aufgabe der Kriegsakademie erblickte er in der geistig­seelischen Erziehung des Führernachwuchses zu klarem logischen Denken und entschiedenem Handeln. 's

Reichskriegsminister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht, Ge­neraloberst von Blomberg, verwies auf das leuchtende sol­datische Vorbild des Gründers der Kriegsakademie, des Gene­rals von Scharnhorst, des Vorkämpfers der allgemeinen Wehrpflicht, dessen Testament erst heute, nach 125 Jahren, von dem Führer ganz verwirklicht wurde. Den Lehrern und Schülern der Kriegsakademie wie dem Eeneralstab als Ganzes sollte Liese Wahrheit Richtschnur des Denkens und Handelns sein. Man darf über dem Mittel nicht den Zweck, über dem Generalstab nicht die Truppe vergessen. Aus der Truppe erhält der Generalstab die Kraft. Der Truppe hat er zu dienen in selbst­loser Arbeit. Man darf aber Len einzelnen Gegenstand, das Heer, nicht ohne das Ganze, die Wehrmacht, betrachten. Alle Teile der Wehrmacht müssen aufeinander abgestimmt sein, um eine harmonische Gesamtleistung zu ergeben. Aus der Dreiheit von Heer, Marine und Luftwaffe ist die Dreieinigkeit Ser neuen Wehrmacht geschaffen worden. Das setzt wechselseitige Kennt­nis, gegenseitiges Verständnis und Zurückstellen von Sonder­interessen der einzelnen Wehrmachtsteile voraus. Die Tatsache der einheitlichen Wehrmacht weitet das Blickfeld uns stellt der Führung neue Aufgaben. Diese müssen im Frieden vorbereitet und erprobt sein, um im Kriege erfolgreich gelöst zu werden. Die Wehrmachtsakademie, zusammengesetzt aus Füh­rergehilfen der drei Wehrmachtsteile, beauftragt mit dem Stu­dium der großen Fragen der Eesamtkriegsführung, ist die Frucht

dreier Erkenntnis. Ihre Geburtsstunde fällt mit dem 125. Wahres- jubiläum der Kriegsakademie zusammen. Mit ihr und den ent­scheidenden Einrichtungen der Luftwaffe und der Kriegsmarin« sollen sie alle künftig der Führerausbildung dienen. Die Wehr macht ist nur ein Teil, das Größere ist die Nation. Der Offi­zier mutz wissen, wo die Kraftquellen der Nation liegen. Das hat nichts mit politischer Betätigung zu tun, wohl aber fordert de« Blickpunkt aufs Ganze die Pflicht zu politischem Denken, zur Aufgeschlossenheit für die neue Grundlage unserer Lebensord- nung, zum freudigen Bekenntnis zur nationalsozialistischen Welt­anschauung. Wir müssen alle Bahnbrecher der Einheit und Ge­schlossenheit von Volk und Staat sein. Dann erst hat die Wehr­macht die feste Grundlage, die sie braucht, dann erst wird di« neue Wehrmacht das sein, was Scharnhorst aus ihr mache» wollte:Die Vereinigung aller moralischen und physischen Kräst« aller Staatsbürger." Der große politische Führer und die zu­sammengeballte Kraft der Nation, der ausgezeichnete Feldheu und die festgefügte Wehrmacht und in ihr ein Heer mit einen Generalstab und einer Truppe, die an kriegerischer Tüchtigkeil und soldatischer Haltung mit der alten Armee wetteifern können: Las ist das Ganze, und das sind die einzelnen Gegenstände: Das ist der große Rahmen, in den sich die Arbeit der Kriegs­akademie einfügen muß.

Den Geist der Armee zu erheben und zu beleben, die Arme« und Nation inniger zu vereinen und ihr die Richtung zu ihre« wesentlichen und großen Bestimmung zu geben, dies ist da« System, welches bei den neuen Einrichtungen zugrunde liegt Wir aber, so schloß der Reichskriegsminister, die wir an einei Aufgabe arbeiten dürfen, wie sie schöner und ehrenvoller ni< zuvor deutschen Soldaten gestellt war, wollen diese Feierstund« mit dem Gelöbnis unerschütterlicher Treue und Hingabe zu den Manne bekräftigen, der die Lebensziele Scharnhorsts verwirk licht. Unser Führer, Reichskanzler und Oberster Befehlshaber der Schöpfer des Dritten Reiches, der geeinten Nation und dei neuen Wehrmacht, Adolf Hitler, Sieg-Heil!

Diese höchste militärische Ausbildungsanstalt hat ihr neue» Heim gefunden in einem einfachen, prunklosen Gebäude ein« früheren Kaserne im Berliner Nordwesten, die einstmals da«

1. Gardefeldartillerieregiment beherbergte. Den einzigen äuße­ren Schmuck des Hauses bilden die am Hauptportal angebrachte» Synibole der verschiedenen Waffengattungen.

Der große Festsaal, in dem am Dienstag die Feier des 125- jährigen Bestehens begangen wurde, ist ebenfalls militärisch ein­fach ausgestaltet. Fünf lebensgroße Bilder an Len Wände» des Saales zeigen die markantesten Männer der preußisch-deut­schen Militärgeschichte von den Befreiungskriegen bis zur Gegen­wart: General von Scharnhorst, den Schöpfer der Kriegsakade­mie, dem die preußische Armee ihre glorreiche Wiedererstehung verdankte, Len Eeneralfeldmarschall von Moltke, Sieger von Königgrätz und Sedan, Graf von Schlieffen, den Meister der Kriegskunst, Eeneralfeldmarschall von Hindenburg, den großen Heerführer des Weltkrieges, und schließlich den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler, der dem deutschen Volke die Frei­heit, die nationale Einigung, die Selbstachtung und den sozialen Frieden gab. Im Festsaal hatten sich die Vertreter der Reichs- cegierung und anderer Behörden, die Generalität des alten und neuen Heeres, ehemalige Kommandeure, Lehrer und Schüler der Kriegsakademie versammelt, llm 10 Uhr ertönte von der Straße her der Präsentiermarsch und wenige Minuten später be­trat der Führer und Reichskanzler, geleitet vom Reichskriegs- minister und dem Kommandeur der Kriegsakademie, den Fest­saal. Die Versammlung der hohen Militärs und der Ehrengäste begrüßte ehrfurchtsvoll den obersten Befehlshaber der deutschen Wehrmacht.

Nummer 212 ^

Englische Minister zum Mlien-Konslikt

Der britische Schatzkanzler eröffnet den Wahlkampf

London, 15. Okt. Am Montag eröffnete Schatzkanzler Ne- ville Chamberlain mit einer großen Rede in Glasgow den konservativen Wahlkampf. Er verteidigte hierbei den Be­schluß der Regierung, Parlamentswahlen noch in diesem Jahre zu veranstalten. Der Schatzkanzler erklärte, daß die britische Regierung gegenüber Italien eine hilfsbereite Haltung gezeigt habe. Sogar jetzt, nachdem Italien die Feind­seligkeiten eröffnet habe, sei die Tür keineswegs geschlossen wor­den. Der vormalige Dominionminister Amery habe neulich in Birmingham gesagt, kein junger Engländer dürfe wegen Abessi­nien in den Tod gesandt werden. Dies sei eine bösartige Ent­stellung der wahren Lage. Niemand werde in den Tod gesanot. England suche einem Krieg Einhalt zu tun, der bereits nn Gange sei. Und wenn dies auch nur teilweise gelange, werde es wahrscheinlich die Rettung vieler Tausende von Menschen­leben bedeuten. Es gehe nicht nur um das Schicksal Abes­siniens. sondern auch um das des Völkerbundes. Wenn zugelassen werde, daß Nationen, nachdem sie sich verpflich­tet hätten, nicht zum Kriege zu schreiten und das Gebiet von Bundesmitgliedern nicht zu verletzen, ungestraft diese beiden Versprechen brechen dürften, dann werde niemand mehr Ver­trauen zum Völkerbund haben. Die erstaunliche Bekundung von Einigkeit in Genf sei eine Folge der Einsicht, daß es um grund­legende Fragen gehe.

Chamberlain erklärte: Wir stehen vor der Wahl, entweder in Genf eine letzte Anstrengung für Frieden und Sicherheit zu unternehmen, oder durch eine feige Ka­pitulation ein von uns gegebenes Versprechen zu brechen und uns der Verachtung unserer Nachkommen auszusetzen. Er wies auch darauf hin, welche Einigkeit zwischen Konservativen. Gewerkschaften, Geistlichen aller Konfessionen, Atheisten und so­gar bei dem größten Teil der Arbeiterpartei in der Frage der Sühnemaßnahmen herrsche. Die Regierung müsse die Ansicht des Landes nicht nur bezüglich ihrer Genfer Politik, sondern auch be­züglich der Wehrfrage in Erfahrung bringen. Sie sei zu der Entscheidung gekommen, daß England nicht länger auf die Ab­rüstung anderer Nationen warten dürfe, sondern die Mängel sei­ner eigenen Wehrmacht ausbessern müsse.

Lord CeciI erklärte in einer Rede in Petersfield, es sei die Pflicht des Völkerbundes, jenes Mittel zu gebrauchen, das not­wendig sei. um einem Krieg ein Ende zu machen. Das beste Mittel sei die Unterbrechung der Verbindungs­wege zwischen Italien und Afrika.

Chamberlain droht den Franzosen

Paris, 15. Okt.Paris Soir" veröffentlicht ein Interview Sir Austen Chamberlains, das Bertrand de Jouvenel gewährt wurde, de Jouvenel faßt seine Eindrücke wie folgt zusammen: Fm Grunde genommen hat mir Sir Austen Chamberlain gesagt: Wenn ihr Franzosen heute nicht eure Freundschaft zu Italien plrückstellt und uns nachdrücklich bei den Sühnemaßnahmen unterstützt, dann dürft ihr nicht allzu sehr auf uns Engländer rechnen, falls ihr mit Deutschland in Streit geratet.

Aus den Erklärungen Sir Austen Chamberlains, die in der französischen Öffentlichkeit besonders auffallend wirken müssen, da Chamberlain aus der früheren Zeit als franzosenfreundlicher Engländer bekannt ist. seien folgende Stellen angeführt:

Niemand in England wolle mit Italien Händel anfangen. Wenn man aber untätig bliebe, würde man viel mehr opfern als Abessinien, nämlich den Grundsatz, daß die zwischenstaatlichen Beziehungen nach einem zwischenstaatlichen Gesetz geregelt wer­den müssen. Seien die Völkerbundssatzungen etwa ein Papier- fetzen, auf Len man sich berufe, wenn man das bequem finde, und den man verleugne, wenn er hinderlich sei?

England sei erstaunt und gekränkt, da Frankreichs Hal­tung im vorliegenden Falle von offenkundigem Zö­gern und von Sorgen um das eigene Ich getra­gen zu sein scheine.

Die Gegenfrage des Berichterstatters, warum England unter Cir Austen Chamberlain als Außenminister das Genfer Proto­koll von 1924 mit seinen scharfen Sühnebestimmungen abgelehnt habe, beantwortete Sir Austen Chamberlain, England pflege sich nicht im voraus festzulegen. Es sei aber falsch, ihm im abes- finischen Falle machiavellistische Absichten unterzuschieben.

Wenn die Völkerbundssatzungen triumphieren, werde ein Echulfall geschaffen sein, nach dem Großbritannien seine Hal­tung in künftigen Fällen einrichten werde. Wenn aber andere Völker, die die Satzungen mit unterschrieben haben, ihre Ver­pflichtungen nicht einhalten, dann werde sich Großbritannien von seinen Verpflichtungen entbunden ansehen.

Akts über mseblichk

London glaubt nicht

London» 15. Oktober. Berichte aus Paris, wonach Laval Erklärungen Mussolinis erhalten habe, in denen sich letzterer zur Erörterung von Fricdensbedingungen auf einer neuen Grundlage bereit erklärt habe, werden in London, wie der diplomatische Mitarbeiter von Reuter erfährt, für falsch gehal­ten. Dem britischen Botschafter in Paris, Sir George Clerk, der am Montag Laval aussuchte, sei hiervon nichts mitgeteilt worden. Die Vorschläge, die Mussolini Laval gemacht haben soll, können einer hiesigen Agenturmeldung zufolge wie folgt zusammengefaßt werden:

1. Italien hält seine Truppen in den jetzigen Stellungen.

2. Es wird ein selbständiger Staat unter italienischer Schutz­herrschaft in der Provinz Tigre geschaffen.

3. Die Provinz Harrar und Ogaden werden an Italien ab­getreten.

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4. Italien stimmt dem britischen Vorschlag zu, wonach der Freihafen von Zeila an Abessinien abgetreten wird, wofür Abessinien Italien eine Eisenbahnzone zu gewähren hat, die Eritrea und Jtalienisch-Somaliland verbindet.

5. Der übrige Teil Abessiniens wird einem System inter­nationaler Kontrolle unterstellt, das dem vom Fünferausschuß im September vorgeschlagenen ähnlich sieht, in dem jedoch Italiens Einfluß vorherrschend sein soll.

6. Italien erklärt sich mit der Regelung der Angelegenheit durch den Völkcrbundsrat einverstanden.

Reuter berichtet dazu aus Rom, inwohl unterrichteten Kreisen verberge man die Ansicht nicht", daß die Schwierigkei­ten für eine friedliche Regelung zur Zeit unüberwindlich scheinen. In keinem Falle, so werde in Rom festgestellt, werde Italien Verhandlungen zustimmen, so lange es Gegenstand von Sühne­maßnahmen sei.