Die französischen amtlichen Berichte über die Kriegsereignisse enthalten in letzter Zeit geradezu ungeheuerliche zu unfern Ungunsten entstellte, zum Teil auch völlig frei erfundene Angaben. Natürlich verzichtet die deutsche oberste Heeresleitung darauf, sich mit derartigen Darstellungen im Einzelnen zu befassen Jedermann ist in der Lage, ihren Wert an der Hand der amtlichen deutschen Mitteilungen selbst nachzuprüfen.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
fW.T.B.1 Wien, 2. Febr. Amtliche Mitteilung vom 2. Februar mittags: Die allgemeine Situation hat sich nicht geändert. Ein vereinzelter russischer Borstoh an der mittleren Pilica in Polen wurde abgewiesen. In den Karparthen dauern die Kämpfe im westlichen Frontabschnitt an. In der Mitte der Front kämpfen deutsche und unsere Truppen mit Erfolg.
Russische Blätter über die Lage im Osten.
Wien, 2. Febr. Die „Korrespondenz Rundschau" meldet nach einem Artikel der „Rußkoje Wjedomosti": Militärische Kreise Rußlands stellten den Beginn einer allgemeinen russischen Offensive an der österreichischen Front fest. Der Zweck derselben sei, die weitere Ausdehnung dieser Front zu vereiteln. „Rjctsch" und „Golos Moskowskj" führen aus, der mit überlegenen Kräften unternommene Borstoß der Oesterreicher habe die Russen gezwungen, die Operationen gegen Bochnia einzustellen und sich um Tarnow zu konzentrieren. Verborgene österreichische Batterien hätten durch ein vernichtendes Feuer ein Kosakenregiment beinahe aufgerieben, doch seien die Verluste aus beiden Seiten ungeheuer. Der „Nowoje Wremja" schreibt, in der Bukowina sei das siegreiche Vordringen der russischen Truppen deshalb aufgehalten worden, weil die österreichischen Truppen plötzlich zu energischem Eingreifen auf diesem bisher als nebensächlich behandelten Kriegstheater beordert wurden. Polen und Galizien schienen jetzt den Verbündeten gleichgültig zu sein; ihre Losung lautete: Ostpreußen und die Bukowina.
Don der Westfront.
Basel, 2. Febr. Nach Mitteilungen von hier an den „Lokalanzeiger" kam es im Larg-Tale in den letzten Tagen zu unbedeutenden Stellungskänrpfen der Artillerie. Französische Flieger flogen bis zum Rhein; ein Flugzeug wurde abgeschossen. Nach einem bei den „Basler Nachrichten" eingegangenen Privatbriefe ist Thann in den letzten Wochen zum größten Teile zvfammengefchosfen worden; mehrere Fabriken gingen in Flammen auf. Das berühmte Thanner Münster dagegen blieb fast unversehrt.
Haag, 2. Febr. Ein in Saint-Omer ausgegebener Bericht der französischen Heeresleitung spricht, wie wir der „Tägl. Rundschau" entnehmen, davon, datz bis Ende März 780 800 Engländer an der Front eingetroffen sein werden; der größte Teil davon sei bereits angelangt. Der Korrespondent des „Haag- schen Courant" bemerkt hierzu, daß an der Pser-Front die Verbündeten neuerdings noch keine Verstärkungen erhalten hätten.
Die Kämpfe am Kanal.
(M.T.B.) Berlin. 1. Febr. Das „Verl. Tageblatt" meldet aus Rotterdam: Die Flut der Berichte über die Kämpfe bei La Basste und B< thune am vorigen Montag hält an. Einige bemerkenswerte Einzelheiten teilt noch der Korrespondent des Haager „Vaderland" in Calais mit. Danach hatte die französische Artillerie, offenbar unterstützt durch die englische, vornehmlich bei Festubert gestanden. Indessen sei der größte Teil der Soldaten und Offiziere, die durch Calais gekommen seien, durch die Ermüdung infolge der übermenschlichen Anstrengungen und der überstandenen Gefahren derartig abgestumpft gewesen. daß ihnen alle Orientierung verloren gegangen sei. Bei La Basis müsse eine wirkliche Hölle bei den Angriffen auf die Schützengräben gewesen sein. Die deutsche Infanterie sei mit Gesang aus dem Kampfplatz erschienen und habe singend angegriffen.
Die »Times- orakelt.
Haag, 2. Febr. Der „Täglichen Rundschau" wird von hier über einen Artikel der „Times" berichtet. worin der militärische Mitarbeiter des Blattes darauf hinweist, es sei demnächst im Westen ein großer Durchbruchsversuch der Deutschen zu erwarten. Er betont die Wahrscheinlichkeit eines solchen Versuches, durch den die Deutschen Paris zu erreichen hoffen. Die Stärke der deutschen Truppen, die den Verbündeten gegenüber ständen, wird von ihm auf 2'/- Millionen oder 94 Divisionen geschätzt! die Stärke der gegen Rußland kämpfenden deutschen Heere berechnet er auf 43 Divisionen.
Der Islam und der Krieg.
Die Kämpfe der Türken.
lW.T.V.) Konstantivoprl, 2. Febr. Aus dem Großen Hauptquartier wird gemeldet: Oertlich beschränkte Zusam
L«ur«tzo rr» eannt»» M«tzr,ng««.
K. Oberamt Cal».
Die Schultheißenämter
werden aus die von der Formulardruckerei Salach heraos- gegebenen neuen Formulare und zwar:
Nr. 9l/S2 b. Bekanntmachung» betr. die Bereitung von Backwaren nebst Vollzugs-Bersügung, Preis Stück 15 Pfg., ausgezogen 40 Pfg.
Nr. 91 32 c. Bekanntmachung, betr. Ausmahle« von Brotgetreide nebst Vollzugs - Verfügung, Preis Stück 10 Pfg, aufgezogen 30 Pfg., Nr. 91/32 cl. Bekaunlmochung, betr. Derfütter« von Roggen, Weizen, Hafer, Mehl und Brot nebst Vollzugs-Verjügung, Preis Stück 10 Pfg., aufgezogen 30 Pfg.
Nr. 91/32 e. Kürzere Zusammenfassung von b und vollständiger Abdruck von ci, zur Ausfolge an die Houshalluvgs» und Diehhaltungs- Vorstände, Preis Stück 5 Pfg., det Meh» adnahme entsprechend billiger, hlngewiesen; deren Anschaffung wird empfohlen.
Den 1. Februar 1915.
Reg.-Rat Binder.
menstöße der letzten Tage auf der kaukasischen Front hatten einen für unsere Truppen erfolgreichen Ausgang. Eine feindliche Abteilung, die unsere Truppen bei Artwin angegriffen hatte, wurde mit schweren Verlusten zurückgeschlagen und ließj als sie verfolgt wurde, viel Kriegsmaterial in unfern Händen. — In der Gegend von Korna (Mesopotamien) überraschte in der Nacht vom 30. Januar eine kleine Abteilung zwei hinter Stacheldraht verschanzte feindliche Bataillone und brachte ihnen bedeutende Verluste bei. — Ein besonderer Korrespondent meldet der „Agence Milli" aus Bagdad: Eine türkische Abteilung von 100 Mann griff in der Nacht ein englisches Lager bei dem Leuchtturm von Korna überraschend an und schlug zwei englische Bataillone in die Flucht, welche dabei starke Verluste erlitten. Die Engländer verloren so sehr den Kops, daß sie, in Gruppen getrennt, einander zwei Stunden lang beschossen und so weitere Verluste erlitten.
Die Lage in Aegypten.
Mailand, 2. Febr. „Unione" meldet: Die Kriegslage in Aegypten ist bisher noch ungeklärt. Die Türken haben das ganze Oftufer des Kanals bis auf die 4 Kilometer breite Kanalzone besetzt. Die große türkische Aktion gegen Aegypten ist nicht vor Anfang Februar zu erwarten, da erst bis zu diesem Zeitpunkt die doppelgleisigen Feldbahnen nach den Hauptpunkten des Suezkanals fertiggestellt sein werden.
Keine Sperrung des Snezkanal«.
Haag, 2. Febr. Halbamtlich wird gemeldet: Von der Suezkanalgesellschaft ist folgendes Telegramm eingegangen: Die Suezkanalgesellschaft gibt bekannt, daß der Kanal für die Schiffahrt offen bleibe, wie auch aus der täglichen Veröffentlichung des Schiffsverkehrs erhelle. Der Verkehr findet tagsüber statt.
Unruhen in Indien.
Konstantinopel, 2. Febr. Offiziös wird, nach nach einer Meldung der „Vosfischen Ztg." bekanntgegeben, daß die waffenfähige Mannschaft des Stammes Hoftwal in Nordwest-Judien, die bisher von englischen Truppen besetzte Stadt Totschi überfallen, die Engländer vertrieben und sich mir den Afghanen verbündet habe. Diese und ähnliche Vorfälle haben die anglo-indische Regierung veranlaßt, den in ihrem Solde stehenden Jslamiten- führer Aga-Kban, den sie bisher in Aegypten verwandte, nach Indien zurückzurufen, damit er dort auf eine Besserung der Stimmung hinwirke.
Die Neutralen und der Krieg.
Gin spanisch-amerikanischer Schiedsgerichtsoertrag.
Paris, 2. Febr. Der „Newyork Herald" meldet aus Madrid: Die Blätter veröffentlichen den Wortlaut des spanisch amerikanischen Schiedsgerichts- Vertrages. Der Vertrag bestimmt, daß im Falle von Unstimmigkeiten zwischen beiden Staaten die strittige Angelegenheit einem besonderen Ausschuß unterbreitet weiden soll. Beide Regierungen ver- pfltchtn sich, keinerlei Feindseligkeiten zu unternehmen» bevor ein Bericht des Ausschusses vorliegt.
Unsere Feinde zum Ankauf deutscher Schiffe.
Paris» 2. Febr. Der Temps erklärt in einer offiziösen Note, die französische Regierung habe gleich der englischen keinen Protest gegen den von den Vereinigten Staaten beabsichtigten Ankauf deutscher Schiffe erhoben, sondern nur ihren der Londoner Erklärung entsprechenden Standpunkt klar gelegt, der eine Veränderung der Flagge grundsätzlich nicht anerkenne. Der Ankauf eines Schiffes, das einem Kriegführenden gehöre, durch einen neutralen Staat,
werde allgemein als den Gesetzen der Neutralität zuwiderlaufend betrachtet, da dadurch eine Kaperung des Schiffes durch den Feind verhindert werde.
Die Deutsch-Amerikaner.
Berliu, 3. Februar. In der „New-Pork« Etaatszeilung" veröffentlicht der Direktor Hermann Nidder einen Ausruf, daß jeder Deutsch-Amerikaner in diesem Augeublick Partei ergreifen und die große deutsche Gerechtigkeit und das Billigkeitsgefühl predigen wüffe. Auch das fei eine Art Dienstpflicht.
Die Deutschen in Amerika.
Einem Privatbrief an eine hiesige Dame entnehmen wir folgende Schilderung:
Sei versichert, hier wird viel gebetet für Deutschland und Oesterreich. Hast du von den großartigen Massen-Demonstrationen gehört, die in Chicago. St. Louis, Philadelphia, Newyork und anderen Orten abgehalten werden, um der Ausfuhr von Waffen an die Allierten ein Ende zu bereiten? Unser Präsident hatte auf den 4. Okt. 1914 einen allgemeinen „Bettag" anberaumt, und in den Kirchen betete man um Frieden für Europa. Und zur selben Zeit werden von gewinnsüchtigen Leuten Unterhandlungen gepflogen zur Einfuhr von allerlei Kriegsmaterial, und England, Frankreich und Rußland soll damit bedacht werden. Ist dies nicht ein Hohn? Eine gerechte Entrüstung durchfuhr die Deutschen und Irländer der Bereinigten Staten. In Chicago hielt man eine Massendemonstration ab, und begeistert wurden Resolutionen gefaßt, und unfern Gesetzgebern in Washington zugesandt. Andere Städe taten dasselbe; Zeitungen forderten die Leser auf. an die Vertreter in Washington zu schreiben. Ich habe an beide Senatoren Iowa's, und an den Kongreß-Repräsentanten meines Distriktes geschrieben. Ein Senator und der Vertreter meines Distrikts haben mir geantwortet, daß sie für ein Ausfuhrverbot stimmen werden. Wir Deutsch-Amerikaner ärgern uns, daß unser Staatssekretär Bryan so knieschwach ist vor den Engländern; er HM nämlich einen Schwiegersohn, der ein höherer Offizier ist in der englischen Armee. Und unser Präsident kommt vom Süden unseres Landes, und England hat im amerikanischen Bürgerkrieg stets auf alle nur erdenkliche Weise die Südstaaten gegen die Rord- staaten unterstützt. Da liegt der Hase im Pfeffer. Wir sehen mit Spannung dem weiteren Verlauf des Krieges zu. Hiesige Zeitungen reden vom Eingreifen Rumäniens, auch Italiens und möglicherweise Griechenlands. Da die hiesigen englischen Zeitungen ins „Horn Englands" blasen, sind naturgemäß diese Länder auf der Seite der Allierten. Letzthin brachten die Zeitungen, daß in Transkaukasien ein türkisches Armeekorps kapituliert habe, ein anderes sei aus der Flucht. Ich sagte, abroarten, es wird wohl anders kommen. Und einige Tage hernach hieß es, daß 15900 gefangene Russen auf dem Weg nach Konstantinopel seien! Wir sehen klar, daß Gott den Deutschen und Oesterreichern zum Siege verhilft. Herr von Jagows Prophezeiung ist: Bis Ende Februar werden die Russen zerschmettert sein; Ende März werden die Franzosen besiegt sein; im April qeht's an die Engländer und bis Juni werden alle Feinde Deutschlands besiegt sein.
Der Versoff« des Briefe» ist seit 40 Jahren in Amerika als Pfarrer tätig, ist also mit den Verhältnissen in den Bereinigten Staaten wohl vertraut.
China und seine Widerfacher.
Kopenhagen, 2. Febr. Die Petersburger „Nowoje Wremja" meldet, wie wir dem „Lokalanzeiqer" entnehmen, aus Peking, daß die diplomatischen Kreise mit Spannung die Entwicklung des japanisch-chinesischen Konflikts erwarten. Da China die letzte japanische Note nicht beantwortete, so erzwang der japanische Gesandte sich eine längere Unterredung mit dem Präsidenten Jun-Shi-Kai, worin er kategorisch davor warnte, die bisher in der Shantung-Frage eingeschtagene Richtung beizubehalten. Die chinesischen Blätter machen in den schärfsten Wendungen England für Japans Auftreten verantwortlich. - Nach einer Pekinger Meldung des „Rjstsch" überreichte China dem russischen Gesandten eine zweite Protestnote gegen die russisch-mongolischen Vereinbarungen über die Eisenbahnen und Telegraphen in der Mongolei.
Vermischte Nachrichten.
Der Kaiser nach Wilhelmshaven.
Berlin, 2. Febr. (Amtlich.) Seine Majestät werden sich im Laufe des morgigen Tages zu Besichtigungen nach Wilhelmhaven begeben.
Die Reichswollwoche.
Noch immer liegen abschließende Ziffern über das Ergebnis der Reichswollwoche nicht vor, doch