Nr. 27. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw._ 90. Jahrgang.
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ÄrsEelsungSweise: Smal wöchentlich. Nnzelgenpret«: Im Oberamtr- S«te1 «-Iw Mi di« einspaltige Borgt«,eile 10 Pf,., «cherhald desselben 18 Psg., ««-men W Psg. Schluß sür Jnseratannahme 10 Uhr vormittag«. L-Ieson g.
Mittwoch, de« 3. Februar 1915.
Bezugspreis.- I» der Stadt mit TrLgerlohn Ml. I.2S vi«rretsüh«ltch, Post. bezugSprei« sür den Ort»- und NachbarortSverkehr Ml. 1.20. ün Fernverletzr Ml. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Psg., in Bagern und Reich 42 Psß.
Die VMllde der deutschen Unterseeboote gegen England -at begonnen.
Kriegstagnug des Mrueulbergischeu Landtages.
Die deutschen Unterseeboote im Kampf gegen England.
Berlin, 2. Febr. (Amtlich.) In seiner heutigen Ausgabe wird der Reichs- und Staatsanzeiger folgende amtliche Bekanntmachung bringen: Berlin, I. Februar 1915. Bekanntmachung. England ist im Begriff, zahlreiche Truppen und große Mengen von Kriegsbedarf nach Frankreich zu verschicken. Gegen diese Transporte wird mit allen zu Gebote stehenden Kriegsmitteln oorgeqangen. Die friedliche Schiffahrt wird vor der Annäherung an die französische Nord- und Westküste dringend gewarnt, da ihr bei Verwechslung mit Schiffen, die Kriegszwecken dienen, ernste Gefahr droht. Dem Handel nach der Nordsee wird der Weg um Schottland empfohlen. Der Chef des Admiralstabs der Marine:
gez. von Pohl.
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Die von Admiral v. Tirpitz aagekündigte Blockade der besonders im Bereich des Kanals gelegenen englischen und französischen Küste durch deutsche Unterseeboote hat mit einem guten Erfolg in der Irischen See begonnen. Der Schrecken über diese Tat ist nun anscheinend unfern unmittelbar betroffenen Feinden gehörig in den — Kopf gefahren, da sie in ihrer Ucberafchung nichts weiter vermochten, als eine gemeine Schimpfepistel gegen unsere Seeleute loszulassen, deren verleumderischen Inhalt sie am nächsten Tag der Not gehorchend widerrufen mutzten.
Wenn nun heute die deutsche Admiralität diese Blok- kade in voller Oeffcntlichleit ankündigt, so hat das etwas ganz Ungewöhnliches an sich, woraus man auf den ernsten Charakter dieses Vorgehens schlietzen darf. Die „Franks. Zeitung" spricht sich über die Pläne der Admiralität folgendermaßen aus:
Der Erlatz des deutschen Admiralstabs warnt die friedliche Schiffahrt, also in erster Reihe die Schiffahrt der Neutralen dringend vor der Annäherung an die französische Nord- und Westküste, da in diesen Mecrcsteilen in nächster Zeit sich vermutlich ernste kriegerische Aktionen abfpiele» werden. England hat bisher seine Transporte von Truppen und Kriegsmaterial unbehindert über den Kanal nach Frankreich bringen können. Das wird jetzt aufhöreu. Deutschland wird, wie der Chef des Admiralstabs ankündigt, „mit allen zu Gebote stehenden Mitteln" die Beförderung englischer Transporte zu hindern suchen. Es lätzt sich also erwarten, dah englische Transportschiffe ohne weiteres in den Grund gebohrt werden. Dabei wird man nach der Form der Ankündigung nicht nur an Unterseeboote denken dürfen, sondern an alle Mittel, die geeignet sind, feindliche Transportflotten zu vernichten. Es lätzt sich denken, datz die englische Marine- vermaltung Eegenmahregeln ergreift. Aber damit hat man auf deutscher Seite sicherlich bei dem Erlatz dieser Ankündigung gerechnet, die nicht in der Form, aber im Wesen einer Blockierung der französischen Nord- und Westhäfen gleich- lommt. Der deutsche Admiralstab hat durch seine Ankündigung, die, da sie auch der Feind erfährt, dem Zweck der kriegerischen Operationen eher nachteilig als förderlich ist, getan, was in seinen Kräften stand, um die friedliche Schiffahrt der Neutralen vor Schaden zu bewahren. Mau wird in den neutralen Ländern diese Methode, die in sichtbarem Gegensatz zu den englischen Rücksichtslosigkeiten steht, hoffentlich anerkennen. Datz auch so noch den Neutralen aus dieser Spannung manche Unbequemlichkeiten erwachsen werden, ist begreiflich. Aber Deutschlands Vorgehen, das seinem eigenen Schutze dient, ist durchaus korrekt und entspricht den Grundsätzen des Völkerrechts. Wir wehren uns mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Man horcht bei dieser dringenden Warnung auf und hält den Atem an. Für die nächsten Wochen scheinen sich ernste und folgenschwere Dinge vorzubereiten.
Der Erfolg der Unterseebootblockade.
(W.T.V.s Berlin, 2. Febr. Nach einer Kopenhagener Meldung des „Berl. Tageblatt" berichtet „Berlingske Ti- dende" aus London, datz die Lloydgesellschaft gestern die Versicherungsprämien für die Schiffahrt auf allen Linien von 25 auf 50 Prozent, also um 1ül> Prozent erhöht hat. — Aus Kopenhagen meldet das „Berl. Tageblatt": Wie Reuter aus London meldet, haben einige regelmiitzigen Fracht- dampserlinien zwischen England und Irland den Betrieb unterbrochen. Die grotzen Passagierlinien setzen den Dienst fort im Vertrauen darauf, datz die Admiralität Matzregeln trifft, um die Angreifer fern zu halten. — Der „Verl. Lokalanzeiger" meldet aus Rotterdam: Der „Nieuwe Rotterdam- sche Courant" berichtet aus London: Lloyds teilt mit, datz infolge des Vorgehens der deutschen Unterseeboote gegen die Handelsflotte 7 Schisse gestern als überfällig bezeichnet wurden. In der vorigen Woche war die Kriegsrisikoprämie für Schiffe von London nach Liverpool 5 Schilling, jetzt beträgt sie 10—1B/» Schilling. Die Versicherungsprämien für grotze Ueberfeedampfer sind ebenso gestiegen.
London, 2. Febr. Die Dampfer Atreus und Ava, die gestern in Ereenock ankamen, wären beinahe einem deutschen Unterseeboot in der Irischen See zum Opfer gefallen. Die Ava fuhr von Liverpool nach Glasgow, etwa in der Höhe von More- cambe mehrere Meilen von Atreus entfernt, als zwischen beiden Schiffen ein deutsches Tauchboot erschien. Dieses war jedoch so sehr mit einem dritten Schiff beschäftigt, datz die beiden Dampfer unbehelligt davonkamen.
Eine neutrale Stimme.
Kopenhagen, 2. Febr. Politiken sagt in einem Leitartikel: Der Umeiseekrteg erweckt in den neutralen Ländern Unbehagen, da Schwierigkeiten für die neutralen Schiffe befürchtet werden. Selbstverständlich kann man es der deutschen Flotte nicht verdenken, datz sie mit allen Mitteln Englands Handel zu lähmen versucht. England will Deutschland aushungern; Deutschland antwortet darauf, fraglich ist nur, ob Deutschland mit den vorhandenen Seestreitkräften über genügend Mittel verfügt, datz seine Matzregeln gegen die englische Handelsschifffahrt einen Zweck haben.
Eine Blamage für unsere Feinde.
Paris, 2. Febr. Amtlich wird mitgeteilt: Den letzten Nachrichten zufolge haben die deutschen Unterseeboote, die am 31. Januar englische Handelsschiffe in der Irischen See anhielten, diese erst oe» senkt, nachdem sie von der Besatzung Verlagen worden waren.
Ein feindliches Lob für unsere Marine.
London, 2. Jebr. Daily Chronicle sagt in einem Bericht aus Fleedwood: Datz der deutsche Untersee- dootsdienst ebenso wagemutig wie tüchtig ist, braucht nicht erst bewiesen zu werden, man kann es überall von britischen Seeoffizieren hören Es ist um so angenehmer, das zu sagen, als die Offiziere und Mannschaften der deutschen Unterseeboote stets vornehm und sportsmännisch vorgegangen sind
Die Berichte der französischen und englischen Admiralität lauten etwas anders.
Phantasien.
Rom, 2. Febr. Wie sich die „Voss. Ztg." Mitteilen lätzt, wird aus London nach hierher berichtet: Zur Erklärung der erfolgreichen Fahrt der deutschen
Unterseeboote, 1200 Seemeilen von der heimatlichen Basis, werden phantastische Vermutungen aufgestellt, darunter die, daß eine neue Operationsbafis in den versteckten Buchten der irischen Küste (!) geschaffen worden sei, wobei angenommen wird, datz irisch- nationalistisch gesinnte Grundbesitzer, vielleicht eigens zu diesem Zwecke aus Amerika zurückgekehrte, den deutschen Unterseebooten ihre Hilfe geliehen hätten. Auch die Admiralität lätzt eine solche Möglichkeit gelten und hat genaue Nachforschungen und strenge Ueberwachung der irischen Küste angeordnet.
Ei« «menschlicher- Borschlag.
London, 2. Febr. Die Times schreiben Die Bevölkerung England darf nicht vergessen, dah die deutsche Admiralität mit dem Unterseebootkrieg beabsichtigt, die englische Bevölkerung aufzuregen und der Admiralität Schwierigkeiten zu machen. Daher mutz hier jedem Versuch, die öffentliche Meinung gegen die Admiralität zu erhitzen, Widerstand geleistet werden. Die Flotte empfiehlt den Handelsschiffen, den Kampf mit den Unterseebooten aufzunehmen, indem sie versuchen, in voller Fahrt die Boote in den Grund zu fahren. Sie mögen den Befehlen der Unterseeboote keine Folge geben, sondern mit Schnelligkeit dem Kampfplätze entgehen. (Was zur Folge haben wird, datz die Besatzungen der Handelsschiffe nicht gerettet werden!)
Da« Völkerrecht und die Taten der deutsche« Unterseebote.
In der „Leipziger Zeitschrift für Deutsches Recht" (München, Berlin und Leipzig, I. Schweizer, Verlag), untersucht der Strahborger Staatsrechtslehrer Prof. Dr. Rehm das Recht des deutschen Unterseebootskriegs gegen die feindlichen Handelsschiffe. Er kommt dabet zu folgendem Ergebnis:
Die Voraussetzungen, im Wege der Vergeltung über Großbritannien und Frankreich die Unterseebootblockade zu verhängen, sind vorhanden. Die britisch französische Regierung versucht, nicht durch Blockade, aber durch die größte Mißachtung der Schranken des Konterbanderechtes die deutsche Volkswirtschaft zu schädigen. Antworten wir mit einem rücksichtslosen Zerstörungskriege gegen die britische Handelsschiffahrt. Wir bleiben dabei im Rahmen des Völkerrechts. Das Völkerrecht erlaubt, sich gegen Verletzung seiner Regeln im Wege der Selbsthilfe zu verteidigen. Selbsthilfe ist das einzige wirksame Mittel, das Völkerrecht durchzusetzen. Greifen wir zu ihr in ihrer rücksichtslosesten Form, zur Tauchbootblockade.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutsche amtliche Meldung.
(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 2. Februar. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Außer Artilleriekämpfen an verschiedenen Stellen keine besonderen Vorkommnisse.
Oestlicher Kriegsschauplatz. An der ostpreutzi- schen Grenze hat sich nichts Wesentliches ereignet. In Polen nördlich der Weichsel fanden in der Gegend Lipno und nordwestlich Sierpc Zusammenstöße mit russischer Kavallerie statt. Südlich der Weichsel sind unsere Angriffe im weiteren Fortschreiten.