Ministerium Schatzfcheine in ausländischer Währung ansgegeben und sie mehreren Banken angeboten, von denen es einigen gelang, sie im Auslände unterzu- bringen und so dem Staate die Franken zu beschos­sen, die er brauchte. Gegenwärtig werden die Cou­pons in Frankreich und der Schweiz, sowie alle in Franken zu zahlenden Coupons regelmäßig bezahlt. Dies ist der Ursprung der sensationellen Nachricht von den Hunderten von Millionen. Wir sind gegen­wärtig mit nur etwa 10 zufrieden.

Rumänischer Protest gegen Rußland.

Frankfurt. 1. Febr. DieFranks. Zeitung" mel­det aus Rotterdam: Wie derNieuwe Rotterdamsche Courant" aus rumänischer Quelle meldet, hat in Bukarest die 'Nationalliga eine Volksversammlung abgehalten, um gegen die sämtlichen Greueltaten der Russen in der Bukowina zu protestieren, wo eine große Anzahl von rumänischen Geistlichen aufge­hängt und andere nach Sibirien verbracht worden sind. Von der gleichen Quelle wird gemeldet, daß die Niederlagen der russischen Streitkriiste in Kirli- baba und Jakobeny in der rumänischen Hauptstadt tiefen Eindruck gemacht halten, wie aus den Artikeln der rumänischen Presse hervorgehe.

Eine bulgarische Anleihe in Berlin?

Mailand, 1. Febr. Nach besonderen Informa­tionen desCorriere della Sera" aus Rom soll Bulgarien wegen der Aufnahme einer Anleihe in Berlin verhandeln, was dieses Ententeblatt wegen der politischen Rückschlüsse zu den erregtesten Aus­führungen veranlaßt.

Bulgarien protestiert.

(W.T.B.) Sofia, 1. Febr. Die häufigen Zwi­schenfälle an der serbisch-bulgarischen Grenze, bei

denen serbische Soldaten auf unglückliche mazedonische Flüchtlinge schießen, rufen in der öffentlichen Mei­nung tiefe Erregung hervor. Bei den letzten Zwi­schenfällen wurden Flüchtlinge aus bulgarischem Ge­biet von serbischen Soldaten in Haft genommen und zwei Männer von ihnen getötet. Infolge dieses Zwischenfalles hat die bulgarische Regierung der serbischen Gesandtschaft einen energischen Protest überreicht, damit die strengsten Maßnahmen getrof­fen würden, um ein für allemal den Grenzzwischen­fällen ein Ende zu setzen. Die Regierung verlangt die Auslieferung der Flüchtlinge und exemplarische Bestrafung der Schuldigen, sowie Zuerkennung von Entschädigungen für die Familien der bei dem Zwi­schenfall getöteten Opfer.

Aus Griechenland.

Athen» 1. Febr. Da die griechische Regierung aus besonderen Gründen die kontraktlich festaesetzten Raten für den auf der Bulkanwerft im Bau be­findlichen DreadnoughtGeorg der Erste" nicht ge­zahlt hat, teilte ihr die Werft mit, daß sie den Bau des Schiffes einstelle. Die Regierung hat deshalb ihre in Deutschland befindliche Kommission von Marineoffizieren abberufen. Eine andere Kommis­sion in Amerika, welche die Herstellung des Panzers und der Geschütze für das Schiff in den Bethlehem­werken beaufsichtigt, bleibt noch daselbst, da sie mit einer anderen Mission betraut ist.

Konstantinopel. 1. Febr. Gegenwärtig wird hier, wie dasBerliner Tageblatt" erfährt, die Haltung Griechenlands mit großer Spannung verfolgt. Grie­chenland trifft eifrig Vorbereitungen für eine etwa­ige Mobilmachung und setzt die Befestigung seiner Grenzen fort.

Die Zustände in Portugal.

(W.T.B.) London, 1 . Febr. DieDaily Mail" meldet aus Lissabon vom 27. Januar: Die Blätter drucken das von den Offizieren der Lissaboner Gar­nison an General Castro gerichtete Schreiben ab, das vier Forderungen enthält: 1. Die Regierung solle amtlich erklären, daß die letzte Bewegung in der Ar­mee keine monarchische gewesen sei; 2. sie solle alle in andere Regimenter versetzten Offiziere wieder in ihre früheren Truppen einstellen; 3. sie solle eine Amnestie erlaßen und 4. solle sie die im Amtsblatt veröffentlichte Belobung der Zivilbevölkerung für eine Unterstützung der Demokraten gegen die ändere Partei zurücknehmen. (Das ist recht viel auf einmal.) Diario de Noticias" meldet, daß Ministerpräsi­dent General Piments Castro beabsichtigen solle, den dem Ministerium des Innern angehörigen Aus­schuß für die öffentliche Sicherheit aufzulösen.

Schwedens Sympathien für Deutschland.

Frankfurt, 1. Febr. DieFranks. Ztg." erfährt aus Stockholm: Die auf die Wahrung einer strengen, absoluten und dauernden Neutralität nach allen Seiten gewährenden Politik der schwedischen Regie­rung wird zwar von der überwiegenden Zahl ver­antwortlicher Persönlichkeiten von Schweden unter­stützt, immerhin aber gibt es nicht wenige Vertreter

der Auffassung, daß Schweden besser täte, wenn es> unter vorläufiger Wahrung seiner neutralen Stellung noch in deutlicherer Weise seine Sympathie für Deutschland an den Tag legte. Diese Ansicht wird dieser Tage sehr bestimmt von dem bekannten poli­tischen Schriftsteller Dr. Adrian Molin in der Zeit­schriftEin Sverige" ausgedrückt. Der Aufsatz er­regt? das größte Aufsehen, und seine Ansicht wird, wieAston Bladed" schreibt, von einer großen An­zahl Schweden geteilt werden.

China und Japan.

Paris, 1. Febr. DemPetit Persien" zufolge hat China und Japan die Aufhebung der ihm während der Operationen zugestandenen Kriegszone und damit die Räumung der Eisenbahn von Tsinansu verlangt, ferner die Anerkennung der Hoheitsrechte Chinas über Kiautschou. Japan sei von dem Vor­gehen Chinas sehr unangenehm berührt und habe erklärt, die Frage lasse sich erst beim Friedensschlüsse regeln. China müsse sich bis dahin ruhig verhallen.

Das amerikanische Einwavderuvgsgesetz.

(W.T.B.) Washington, 1. Febr. Das Einwan- derungskomitee des Repräsentantenhauses hat be­schlossen, die Einwanderungsbill, gegen die Präsident Wilso sein Veto ein legte, an das Haus zurückzusen­den mit der Empfehlung, sie trotz des Vetos des Prä­sidenten anzunehmen. Der Vorsitzende des Komites glaubt, daß die Bill die erforderliche Zweidrittel­mehrheit finden wird.

Vermischte Nachrichten.

Vorschläge zur Hinterbliebenenversorgung.

Berlin, 2 Febr. In den letzten Wochen haben Erörterungen über die Versorgung der Hinterblie­benen von Kriegsteilnehmern zwischen Vertretern des Bundes der Landwirte und des Hansabundes (Kriegszentrale) stattgefunden, welche zu gemein­samer Vorlegung von Gesetzesvorschliigen beim Kriegsministerium geführt haben. Man ging dabei von folgenden Erwägungen aus: Die Versorgung der Hinterbliebenen regelt das Gesetz vom 17. Mai 1907. Die Höhe der Bezüge richtet sich nach der letzten militärischen Stellung des Verstorbenen. Demnach erhält die Witwe eines gemeinen Soldaten jährlich 400, die Witwe eines Unteroffiziers jährlich 500 -N, die vaterlosen Kinder jährlich 168 -N. Diese Bezüge werden in vielen Fällen den Bedürfnissen gerecht. Sie stellen aber eine Härte gegenüber den Hinter­bliebenen solcher Personen dar, die aus gehobener Lebensstellung als Arbeiter, Kaufleute, Handwerker, Landwirte und Angehörige der freien Berufe in das Heer eingetreten sind. Die Vorschläge der beiden Verbände gehen deshalb von dem Grundgedanken aus. daß es erforderlich ist, zu den Renten des Ge­setzes vom 17. Mai 1907 den Hinterbliebenen Zu­satzrenten zu gewähren. Diese Zusatzrenten sollen auf der Grundlage des letzten Einkommens des Ge­fallenen, und zwar des reinen Arbeitseinkommens, mit der Maßgabe bestimmt werden, daß ein ange­messener Höchstsatz für die Gesamtrente einer Familie festgesetzt wird. Es soll verhindert werden, daß durch den Krieg die soziale Lage unseres Volkes sich wesent­lich verschlechtert. Angesichts der Notwendigkeit schneller Hilfe steht zu hoffen, daß die zuständigen Behörden die gestellten Anträge günstig aufnehmen und bereits dem im März zusammentretenden Reichs­tag ein Notgesetz solchen Inhaltes vorlegen werden.

Die Ostseefchlffahrl nicht gefährdet.

Hamburg, 1. Febr. Die Deputation für Handel. Schiffahrt und Gewerbe in Hamburg teilt mit. daß von verschiedenen Reedereien auf Grund der Nack­richten über einen feindlichen Unterseebooisangriff auf den KreuzerG"zelle" Anfragen über die Sicherheit der Ostseeschiffahrt eingelaufen seien, aus denen eine Beunruhigung dieser Kreise hervorgehe. Der Befehlshaber der Marinestation der Ostsee habe nunmehr telegraphisch mitgeteilt, daß die Schiffahrt auf dem bisher empfohlenen Wege nach wie vor ausreichend sicher sei.

Die Geretteten vomBlücher".

Berlin, 1. Febr. Wie dieVossische Zeitung" berichtet, kamen 287 Gerettete desBlücher" am Freitag in dem Konzentrationslager von Hand- forth an.

Feindliches Urteil über dieBarbaren."

Paris. 1. Febr. Die halbamtlicheAgeuce Ha- oas" gibt Schilderungen mehrerer französischer Mili­tärärzte wieder ,die von den Deutschen in Saint- Quentin festgehalten wurden. Diese Berichte stellen die unter deutscher Verwaltung bestehende Lage wie folgt dar: Die Situation ist durchaus gut. In Ab­wesenheit des Bürgermeisters wird die Verwaltung der Stadt vom ersten Magistralssekretär geführt. Die

Verpflegung erfolgt in durchaus normaler Weise durch die Vermittlung einer Kommission. Die Preise für Lebensmittel sind beinahe normal. Die Stim­mung der Bevölkerung ist ausgezeichnet. Mit Aus­nahme der üblichen Kriegskontribution, die die Deut­schen erhoben haben, hat keinerlei Eigentumsver­letzung stattgefunden. Ebensowenig sind irgend welche Fälle von Plünderung bekannt geworden; auch ist kein einziges Gebäude zerstört oder in Brand gesteckt worden.

Auszeichnung eines Iägerbataillous.

Halle a. S., 1. Febr. Der Kaiser verlieh, wie derLokalanzeiger" auf Grund einer Meldung des Naumburger Kreisblattes" mitteilt, dem 21. Re- serve-Jäger-Vataillon für seine Heldentaten beim Lodzer Durchbruch den Totenkopf für die Fahne und die Tschakos, sowie die Gardelitzen. Generalfeldmar­schall v. Hindenburg sprach in einem Armeebefehle aus. das Bataillon habe so viel geleistet, wie eine Division.

Bierpreiserhöhung.

Berlin, 1. Febr. Der Deutsche Brauerbnnd hat in einer aus allen Teilen Deutschlands besuch­ten Versammlung einstimmig die Ueberzeugung zum Ausdruck gebracht, daß die bedeutende« Mehr­ausgaben der Brauereien, insbesondere für Gerste, eine Erhöhung der Bierpreise notwendig machet DemBerliner Tageblatt" zufolge, wird der Berliner Eaftwirtsverband im Laufe dieser Woche zu diesem Beschluß Stellung nehmen.

Aus Stadt und Land.

Cal», den 2. Februar 1915.

Das Eiserne Kreuz.

Dem Regimentskommandeur Oberst Scholl, seit­heriger Vezirkskommandeur in Cal«, wurde das Eiserne Kreuz verliehen; ebenso dem Leutnant d. R. Siegfried Trautwein (Calw) im 5. Res.-Armeek., 10. Res.-Dtv., Rtngkanonenbatt. Lierau, 3. Batt.

Verlustliste de« Oberamtsbezirks Calw

(Aus der preußischen Verlustliste Nr. 128.)

Infanterie-Regiment Nr. 114.

Musk. Emil Hauser, Calw, l. verw.

Müsse für unsere Soldaten im Osten.

Das Rote Kreuz tritt mit einer neuen Bitte an die Oeffentlichkeit. die die Beschaffung von warmen Müsse« sür unsere Soldaten auf dem Kriegsschauplatz im kalte« Osten zum Gegenstand hat und in Anbetracht des ebenso dringlichen wie praktischen Zweckes zweifellos williges Ver­ständnis und erfolgreichen Widerhall finden wird. Entbehr­liche getragene Müsse jeder Art find ebenso willkommen wie Stoffe für ihre Herstellung, und wer nicht selbst eine« oder m hrrre praktische Müsse Herstellen kann, sich aber doch an diesem besonderen Liebeswerke beteiligen will, sollte seine entsprech nde Geldspende an die Liebesgabenabteiluug im Königsbau in Stuttgart mit dem ausdrücklichen Vermerk Zur Herstellung von Müssen" so schnell wie möglich «insende».

Ratgeber zur Berufswahl.

Die Handwerkskammer Reutlingen hat dieser Tag« an die Volksschulen sowie an die höheren Lehranstalten ihres Bezirks die neue Auflage ihresRatgebers zur Berufs­wahl" zum Zweck der Verteilung an die zur Schulentlassung kommenden Knaben versandt. Das Büchlein ist dieses Mal vollständig neu bearbeitet und auf den neuesten Stand ergänzt worden und dürste in dieser Form manchem Vater oder Vor­mund nützliche Winke sür die Berufswahl der ins Leben tretenden Knaben geben. Vom Wert ist insbesondere auch das am Schluß angehängte Verzeichnis der für die Hand- werker in Betracht kommenden Fachschulen und sonstigen Weiterbildungsgelegenheiten. Die Lehrstelleuvermiitlnng der Handwerkskammer in Reutlingen steht Jedermann unentgeltlich zur Beifügung, woraus wir noch ganz de- sonders Hinweisen möchten.

Die Landtagserfatzwahle«.

Stuttgart» 1. Febr. Da die Sozialdemokratie» wie heute dieTagwacht" mitteilt, in Heilbron« keinen eigenen Kandidaten aufstellt, so dürste die Frage in einem dem allgemeinen Burgfrieden ent­sprechenden Sinn erledigt sein. Der Sitz Heilbro««- Stadt wird also der Vollspartei, Cannstatt der Sozialdemokratie verbleiben.

Aus der sozialdemokratischen Partei.

(S.C.V.) Stuttgart, 1. Febr. Auf der letzten Landeskonferenz des Landesvorstandes, an der 45 Personen teilnahmen, wurden je gegen eine Stimme folgende Entschließungen angenommen:Die heutige Konferenz spricht ihr volles Einverständnis mit der Haltung der Reichstagsfraktion zum Kriege aus. Die Maßnahmen des Landesvorstands zur Verhin­derung der Zerstörung der württembergischen Partei­organisation waren nach der Ueberzeugung der Kon­ferenz dringend notwendig. Das bekanntgewordene Vorgehen der Separatisten in Stuttgart legt dem Landesvorstand die Pflicht auf, in Gemeinschaft mit dem Kreisvorstand ein geordnetes, sachliches Zu-