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MMorraLes Nachrichten- nnd Anzeigenblatt für die Oberanrtsbezirke Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbm
d Post °4l 1.20 einschl. 18 ^ Beförd.-Geb., zuz. SS 4 Zustellungsgeb.; d. Ag. ^«0 einschl. 20 H «u,tragergeb.; Einzeln. 10 «ei Nichterscheinen der Zeit. ins. höh. Gewalt «d. «etriebrstor. besteht kein Anspruch auf Lieferung. Drahtanschrift: Tannenblatt. / Fernruf 321.
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Nummer 224
Altensteig» Mittwoch» den 25. September 1935
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Spiel um Kries und Mete«
Italienischer MWterrat auf Samstag vertagt - Englands Aottvort an Frankeelch
in die nsuerbaute Ernst
Berlin, 24. Sept. Nachdem der Umbau des Tannenverg- Nationaldenkmals beendet ist, wird die Ueberführung des verewigten Ecneralseldmarschalls und Reichspräsidenten am 2. Oktober, seinem 88. Geburtstag, um 10 Uhr vormittags aus dem Eckturm, in dem der Sarg provisorisch beigesetzt war, in die neuerbaute Gruft im Mittelturm erfolgen. Die Veranstaltung, zu welcher der Reichskriegsminister Ehrengäste der staatlichen Behörden, der Partei und der alten Armee eingeladen hat, findet in Form einer militärischen Trauerfeier mit Feldgottesdienst statt. Sie wird durch Rundfunk übertragen. Die Behörden des Reiches, der Länder und der Gemeinden werden aus diesem Anlaß am 2. Oktober halbmast flaggen. In den Standorten der Wehrmacht und in den Schulen wird der Bedeutung des Tages gedacht werden.
MrertlMilg in München
München, 24. Sept. Die „Nationalsozialistische Parteikorrespondenz "teilt mit: Heute fand in München wieder eine Führertagung der Partei statt. Sie wurde einberufen, um die Amtsleiter der Bewegung in Kenntnis zu setzen von den Ausfüh- rungsbe st immun gen der neuen Reichsbürgergesetze. Nach einem Vortrag des Pg. Dr. Wagner, der die erbbiologischen Grundlagen der neuen Verordnungen beleuchtete, sprach der Führer selbst über die grundsätzliche Seite des in Frage stehenden Problems. Pg. Heß beendete die Zusammenkunft mit einem Sieg-Heil auf den Führer und mit einem Dank für die in den neuen Verordnungen geleistete Arbeit
Wege- mb Zehrgeld
bei Einberufung und Entlassung zum Wehrdienst
Der Reichskriegsminister hat Bestimmungen über die Abfindung bei Einberufungen und Entlassungen aus Anlaß der Ableistung des aktiven Wehrdienstes erlassen, die versuchsweise sofort in Kraft treten. Danach erhalten die zum Ableisten des Wehrdienstes Eingestellten bei der Einberufung sür das Zurücklegen von Wegestrecken vom Aufenthalts- zum Bestimmungsort zunächst ein Wegegeld in Höhe des Fahrpreises für eine Militärfahrkarte oder für die zweite Schiffsklasse oder für das Benutzen anderer regelmäßiger Verkehrsmittel. Sofern es sich um Lanü- wegstrecken handelt, auf denen regelmäßige Beförderungsmittel nicht regelmäßig verkehren, wird für die 5 Kilometer übersteigende Strecke ein Wegegeld von 111 Pfg. für jeden Kilometer gezahlt. Zu dem Wegegeld tritt ein Zehrgeld, das bei einer Fahrtdauer von mehr als 6—8 Stunden 1 RM. beträgt, von mehr als 8—12 Stunden 1.50 RM. und für je angefangene 6 Stunden weiterer Fahrtdauer 1 RM. Sowohl Einzelreisende wie die im Transport beförderten Einberufenen sind unterwegs auf Selbstverpflegung angewiesen. Die Wehrmachtverpflegung beginnt erst mit dem Eintreffen bei ihrem Truppenteil. Für die Entlassung der Unteroffiziere und Mannschaften werden gleiche Abfindungen gezahlt. Wege- und Zehrgeld werden nach Eintreffen beim Truppenteil erstattet bezw. bei der Entlassung vok Antritt der Entlassungsreise ausgezahlt. Der Reichskriegsminister weist noch darauf hin, daß Dienstpflichtige, die ihre« Wohnsitz im Auslande haben, 1935 zum Wehrdienst nicht herangezogen werden. Ihre Abfindung bei späterer Einberufung und Entlassung wird besonders geregelt
ökgra Mißbrauch von EA.-Auktvrisen
München» 25. September. Der Chef des Stabes Lutze veröffentlicht im „Völk. Beobachter" folgende Anordnung:
Der SA.-Ausweis hat nur dann Gültigkeit, wenn er auf der Rückseite ordnungsgemäß für den laufenden Monat abgestempelt ist. Ein ungestempelter Ausweis oder ein Ausweis, auf dem die Beglaubigung in anderer Art, beispielsweise handschriftlich, oorgenommen ist, ist ungültig.
Jeder der einen ungültigen Ausweis oorzeigt, wird der Polizei übergeben, die gebeten ist, in solchen Fällen den Ausweis abzunehmen, die genauen Personalien festzustellen und der obersten SA.-Führung Mitteilung zu machen. Gegebenenfalls werden die Inhaber falscher oder unzureichender Ausweise zur Anzeige gebracht und zur Rechenschaft gezogen.
Die Streifen der SA. sind ausdrücklich befugt, in Ausübung ihres Dienstes von jedem Mann ohne Ansehen der Person und Stellung den SA.-Ausweis zu verlangen, wenn SA.-Dienstanzug oder das Zivilabzeichen getragen werden.
Träger des SA.-Sportabzeichens können gleichfalls jederzeit durch die Streifen der SA. auf die Berechtigung zum Tragen des SA.-Sportabzeichens hin kontrolliert werden.
Es ist schwer, sich aus den vielen Nachrichten, die aus Genf, aus Rom, aus Paris und London vorliegen und sich vielfach von Stunde zu Stunde widersprechen, ein klares Bild davon zu machen, wie es um Krieg und Frieden steht. Die Urteile, die in dieser Hinsicht von den einzelnen Berichterstattern abgegeben werden, sind häufig durch Temperament oder durch die interessengebundene Quelle beeinflußt. Man wird gut daran tun, einmal ganz nüchtern und sachlich nebeneinander zu stellen, was eine kriegerische Lösung befürchten läßt, und was trotzdem sür einen friedlichen Ausweg spricht.
Die Mitteilung über die Montagsitzung des Fünfer-Ausschusses bedeutet, daß der Fünfer-Ausschuß seinen Auftrag in die Hände des Völkerbundes zurücklegt und zwar, wie man annehmen muß, mit einer Feststellung, daß die Schuld am Scheitern der Verhandlungen bei Italien läge. Das könnte so gedeutet werden, als habe sich die Lage erneut verschärft und als seien nunmehr die Mittel zu einer friedlichen Lösung erschöpft.
Es gibt aber Gesichtspunkte, die eine andere Auslegung zulassen. Gewiß steht in der römischen Mitteilung über dem Beschluß des italienischen Ministerrats, er habe die Vorschläge als „unannehmbar "bezeichnet. Es wird aber nicht gesagt, daß man in Rom nicht bereit sei, neue Vorschläge zu prüfen und, was noch stärker ins Gewicht fällt, Baron Aloisi hat gleichzeitig mit der Uebergabe des Ablehnungsbeschlusses dem Vorsitzenden des Fünfer-Ausschusses gewisse Vorschläge Italiens für eine Regelung der abessinischen Angelegenheit unterbreitet. Man darf annehmen, daß sie nun allerdings für den Fünfer-Ausschuß unannehmbar sind.
In Amerika, wo man die Dinge etwas sehr aus der Entfernung sieht, ist man hoffnungslos und überschreibt die Meldungen aus Europa mit Schlagzeilen wie „Krieg wird sichtbar". In den europäischen Hauptstäten ist man ziemlich sicher, daß zunächst einmal mindestens eineAtempause eintreten wird, und daß man weiter verhandeln kann. Das hindert nicht, daß italienische Truppen- und Materialtransportschiffe und Unterseeboote weiter durch den Suez-Kanal nach Ostafrika geleitet werden, daß England neue militärische Einheiten nach Gibraltar und Malta befördert, daß die Türkei ihre Küstenverteidigung instandsetzt und in Griechenland Kriegsminister, Marineminster und Eeneralstäbe zusammentreten, um Vorsichtsmaßnahmen zu beraten. In Libyen marschieren italienische Truppen an der ägyptischen Grenze auf und Aegypten trifft unter englischer Führung Abwehrmaßnahmen dagegen Man könnte zweifellos den Eindruck bekommen, daß binnen weniger Tage der Schauplatz eines erbitterten Krieges sich auftun müßte. Man braucht sich nur zwei Zahlen vor Augen zu halten: Die um die Küsten Italiens und Siziliens zusammengezogene italienische Flotte hat eine Gesamtstärke von 348 000 Tonnen. Ihr stehen, verteilt auf die verschiedenen Stützpunkte des britischen Weltreiches im Mittelmeer. 1276 000 Tonnen an englischen Streitkräften gegenüber.
Und doch würde das alles, wenn die Hoffnungen von Genf sich verwirklichen, nichts weiter sein als die Bereitstellung von vielleicht etwas eigenartigen, möglicherweise aber wirksamen Mitteln diplomatischer Verhandlungstechnik. Man spielt am grünen Tisch in Genf sozusagen mit offenen Karten, indem jeder die Trümpfe, die er in der Hand hat, vor den Augen seiner Mitspieler ausbreitet, um sie davor zu bewahren, eine aussichtslose Partie erst zu beginnen. Eine Methode, die vielleicht weder mit der Völkerbundssatzung, noch mit dem Kelloggpakt, den beiden in diesen Tagen soviel zitierten Friedensgarantieverträgen, zu vereinbaren ist, dis aber unter Umständen wirksamer sein kann als papierne Paragraphen und ein auf sie gestütztes langwieriges Verfahren.
Die Wirtschaft regiert auf diese Methoden allerdings mit ziemlicher Nervosität. An den Wertpapierbörsen der Welt ist eine starke Beunruhigung eingetreten, die namentlich die Staatsrenten erfaßt hat. Der internationale Handel zieht im Augenblick noch seinen Nutzen aus den Befürchtungen. Auf gewissen Gebieten ist seine Tätigkeit sogar fieberhaft gesteigert. Große Verschiffungen von Lebensmitteln und Rohstoffen erfolgen in der Erwartung, daß sie eines Tages unterbunden sein könnten. Der europäische Kohlenmarkt zeigt durch die italienische Nachfrage eine außerordentliche Belebung. In Niederländisch-Jndien steigen dis Kautschukpreise, weil Italien große Aufkäufe vornimmt, Aber Lloyds in London kündigt die Kriegsklausel in den Transportversicherungs-Policen, die deutschen, schweizerischen und französischen Versicherungsgesellschaften haben, soweit Mittelmeerstransporte in Betracht kommen, dem folgen müssen und die amerikanischen Versicherer haben zunächst einmal die Prämiensätze für alle nach Ostafrika verschifften Güter auf das Zehnfache erhöht.
2m übrigen ist das Gold der Welt von der durch die polirische Lage ausgelösten Nervosität ergriffen worden. Es wandert wieder einmal von Europa nach Amerika. Durch die im Laufe des Monats September erfolgten verstärkten Goldverschiffungen aus Europa sind die reinen Goldzuflüsse nach den Vereinigten Staaten, die im Februar sinsetzten, aus zwei Milliarden Dollar angewachseu. Und schau sollen in London wieder Geldsendungen im Werte von einer Milliarde Dollar zur Verschiffung nach Neuyork hereitliegeu.
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Das diplomatische Spiel um Abessinieu
Die Besprechungen Eden-Laval
Paris, 24. Sepl. Im Zusammenhang mit Der Unterredung, die der französische Ministerpräsident mit dem englischen Minister Eden hatte, wird in der Presse hervorgehoben, daß Die französische Anfrage über die Haltung Englands im Falle einer europäischen Gefahr dabei eingehend besprochen worden sei. Der „Jour" fügt hinzu, daß man besonders eingehend über den Abschluß eines Lustpaktes und über Sie „österreichische Unabhängigkeit" gesprochen gäbe. Der englische Minister habe, so behauptet das Blatt. Lava! mitgeteilt, daß seine Regierung bereit sei. eine ganze Reibe von Abkommen mit Frankreich zu treffen, um eine dauernde und aktive französisch-englische Zusammenarbeit in Europa zu gewährleisten. Eben habe zugegeben, daß die englische Diplomatie im Laufe der letzten Jahre eine Reihe von Jrr- tüweru begangen hätte. England, so habe er im großen und ganzen erklärt, habe zwar lange gebraucht, um den Wert Der kollekt-oen Sicherheit zu erkennen, die letzten Ereignisse hätren ihm jedoch die Augen geöffnet, und man erkenne jetzt die Notwendigkeit einer solchen Politik sowohl in Afrika als auch in Europa an und sei bereit, in dieser Richtung sehr weitgehende Verpflichtungen Zu übernehmen.
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Besuch Drmnmouds Sei Mussolini
London, 24. Sept. Zu dem Besuch des britischen Botschafters Sir Eric Drummond am Montag abend bei Mussolini meldet Reuter aus Rom, man glaube, daß der Botschafter die Zusicherungen wiederholt habe, die bereits in voriger Woche dem italienischen Unterstaatssekretär des Aeußeren, Suvich, über die Bewegungen britischer Kriegsschiffe im Mittelländischen Meer gegeben worden sind.
Ward Price meldet der „Daily Mail". Suvich habe ihm mit- geteilt, Der britische Botschafter habe nicht nur die neulichs Zusicherung wiederholt, sondern auch Mussolini erklärt, daß die britische Regierung keinerlei Feindseligkeiten gegenüber Italic« empfinde; sie bekümmere sich lediglich um die Aufrechterhaltung des Ansehens des Völkerbundes. Die Frage unmittelbarer Verhandlungen zwischen Großbritannien und Italien sei nicht aufgeworfen worden.
Italienischer Miaisterrat aus Saimlag vertagt
Nom, 24. Sept. Der italienische M'misterrat hat sich auf nächsten Samstag vertagt. Die heutige Sitzung galt zum größten Teil laufenden Regierungsgeschäften, doch hat Mussolini auch eine neue Erklärung zum italienisch-abesstnischen Streitfall abgegeben, über die die amtliche Mitteilung folgendes besagt:
„Mussolini erstattete einen kurzen Bericht über die Entwicklung der politischen Lage von Samstag bis heute, wobei er feststellte, daß Italien in Genf keine Gegenvorschläge unterbreitet hat. sonder« lediglich mündlich die Motive auseinandersetzen ließ, aus denen die Vorschläge des Fünfer-Ausschusses uua»nehmbar waren. Alles, was seit Samstag vor sich gegangen tst, ist ein Beweis dafür, daß die Haltung der italienischen Regierung nicht anders sein konnte. Anschließend erörterte Mussolini an Hand einiger Artikel des Bölterbundspattes die Möglichkeiten der weitere» Entwicklung der Lage und die Haltung, die Italien je nach den Umständen einnehmen wird."
Ae Auffassung englischer «reise in Senf nach dem
Mtnisterrat
Gegen Drei-Miichtekonferenz — Befassung der Völkerbunds- Vollversammlung ?
Genf, 24. September. Zu der amtlichen Verlautbarung über den italienischen Ministerrat erklärt man in englischen Kreisen, der Ton sei in Rom maßvoller geworden, jedoch lägen keine Anzeichen sür eine Aendcrung der sachlichen Haltung vor.