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Nummer 2V5

Altensteig, Dienstag, den 3. September 1935

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Sr. GSbbels weiht 42 Berliner Srtsgruvvenfahnen

Berlin, 3. September. Die am Montagabend veran­staltete Ortsgruppenleitersitzung des Gaues Groß-Berlin der NSDAP, erhielt ihre besondere Bedeutung durch die Weihe von 42 neuen Ortsgruppen sahnen, die Gauleiter Dr. Göbbels im Kreise der Eauamts-, Kreis- und Ortsgruppenleiter der Reichshauptstadt vollzog. Nachdem der stellv. Gauleiter Eörlitzer die Veranstal­tung kurz eröffnet hatte, führte Dr. Göbbels u. a. aus:

Es gibt heute noch viele Leute, die sich vom Staate eine völlig falsche Vorstellung machen. Für sie ist der Staat der gute alte Großpapa, der ihnen nur Geschenke gibt. Sie wollen vom Staate nur Vorteile, ohne selbst eine Verantwortung zu übernehmen". Manche hielten es für eine soziale Ungerechtigkeit, daß es Fleißige und Faule, Kluge und Dumme gebe. Das sei nicht die Schuld des Nationalsozialismus, sondern eine Tatsache, mit der wir uns abfinden müssen. Wenn unter solchen Umständen Männer an die Führung des Staates kämen, dann nur durch Zähigkeit und Intelligenz.Die Nationalsozialisten haben sich diese Führung auch verdient, denn sie haben sie sich selbst erkämpft. Es kann nicht zum Wähle des Volkes sein, wenn eine große Menge durcheinanderredet» sondern es ist nötig, daß eine kleine Gruppe Verantwortlicher führt und bestimmt".

Diese Grundsätze habe die Partei stets betont, zuerst bei sich selbst erhärtet und dann automatisch auf den Staat übertragen. Bei einem 60 Millionenvolk werde es immer Unzulängliche geben, sie bilden aber die Ausnahmen, die die Regel der Zulänglichkeit unseres Volkes nur bestätigen können. Von einigen wenigen Fehlern und Schwächen einzelner aber auf eine Brüchigkeit des Prinzips zu schließen, sei falsch. Das hieße, das Kind mit dem Bade ausschütten.Nein", so betonte Dr. Göbbels,der Kern unseres Volkes und unserer Partei ist und bleibt intakt".

Der Gauleiter erinnerte an die Zwangsläufigkeit der Lage, die der Nationalsozialismus bei der Machtübernahme vorfand. Er schilderte das politische Vakuum, in dem sich Deutschland infolge des 15jährigen Bestehens der System­regierungen inmitten hochgerüsteter Staaten befand, wäh­rend Deutschland jede Aufrüstung verboten war. Zur

Durchsetzung der Freiheit gehörte Klugheit und Mut. Das war aber die primärste Aufgabe, hinter der alle anderen zurückstehen mußten. Denn zum Schutze unseres Aufbaues hatten wir eine Armee nötig. Für ihre Ausrüstung brauch­ten wir Rohstoffe. Wo sie uns fehlten, müssen wir sie unter Hintansetzung aller anderen Aufgaben beschaffen.

Dabei sei noch nebenher die Wirtschaft angekurbelt und dadurch allein schon die Arbeitslosenzahl im Ganzen um über 5 Millionen gesenkt worden. Dr. Göbbels zeigte an einem Beispiel aus der Kampfzeit den lächerlichen Klein­mut der wenigen Miesepeter von heute:Wenn uns vor zehn Jahren jemand erklärt hätte, 1935 habt ihr die Macht, aber in diesem Sommer wird für einige Wochen das Schweinefleisch knapp sein, dann wäre uns allen das sehr recht gewesen. Was ist dem gegenüber» so fragte Dr. Göb­bels, außen- und machtpolitisch geschehen? Der Minister führte als Beispiel dafür u. a. den Flottenvertrag mit England an. Die nationalsozialistische Regierung habe gearbeitet, die Partei brauche nicht in der Defensive zu stehen, sondern müsse zur Offensive übergehen. Denen, die sagen, die Regierung muß handeln, antworte er:Warum tust Du denn nichts, während wir arbeiten!" Man könne nicht für jede Kleinigkeit ein Gesetz machen, sondern nur über grundsätzliche Fragen.

Der Gauleiter forderte die politischen Leiter auf, den Staatsfeinden, wo sie sich zeigen, entgegenzutreten; das sei eine Frage des Entschlusses, der Beständigkeit und des persönlichen Mutes. Dr. Göbbels schloß seine einstündige, immer wieder von stürmischem Beifall unterbrochene Rede mit der Aufforderung an die Berliner Nationalsozialisten, für jede politische Lage bereit zu sein: »^Dafiir brauchen wir eine intakte Partei und ein intaktes Volk. Das Volk bleibt intakt, wenn die Partei intakt bleibt und die Partei bleibt intakt, wenn Sie intakt bleiben."

Dann weihte der Gauleiter mit der Berliner Blutfahne, die Horst Wessel im einst roten Berliner Osten getragen, die neuen Ortsgruppenfahnen, die auf dem Nürnberger Parteitag vor ihren Ortsgruppen flattern werden, mit den Worten:Unsere Ziele sind unveränderlich. Unsere Fahnen sind ewig."

SlallenIMr Einmarsch in Abessinien?

London, 2. Sept. Reuter meldet am Montag aus Diredawa: Ein unbestätigter Bericht sagt, daß eine Vorhut von 1ÜÜV italienischen und 1599 Mann Ein­geborenentruppen die abessinische Grenze westlich von Assab überschritten hat und in die Provinz Da- nakil einmarschiert. Dem Bericht zufolge verlassen die Abes­sinier fluchtartig ihre Dörfer.

Reutermeldung über Einmarsch in Abessinien dementiert

Rom, 2. September. Von zuständiger italienischer Seite wird das in einer Reutermeldung verzeichnet« Ge­rücht entschieden in Abrede gestellt, wonach stärkere italienische Truppenkontingente nach einem kurzen Zwi­schenfall, bei dem ein kleiner italienischer Wachtposten von Abessiniern überfallen worden war, in abefsinisches Ge­biet eingedrungen seien. Im gegenwärtigen Augenblick seien keinerlei derartige Vorfälle in irgendwelchen Gebie­ten zwischen den italienischen Kolonien in Abessinen zu verzeichnen.

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RalienWrr Einspruch gegen den Konzessionsvrktrag

Addis Abeba, 2. September. Der Konzessionsvertrag beherrscht augenblicklich das politische Leben der abessinischen Hauptstadt. Am Montag hat der italienische Gesandte Graf Vinci im Auf­träge seiner Regierung beim Kaiser von Abessinien Einspruch gegen den Vertrag erhoben, durch den alle italienische Rechte verletzt würden. Auf abessinischer Seite ist man dagegen der Ansicht, daß dieser Einspruch auf Grund der Verträge nicht ge­rechtfertigt sei. Der britische Gesandte erhielt aus Lon­don Anweisung, den Kaiser zu veranlassen, den Vertrag aufzu­heben.

Wie hier weiter bekannt wird, wird der Konzesfionsverrrag sowohl im amerikanischen, wie im abessinischen Handelsregister eingetragen werden. Das Gesellschaftskapital wird als rein amerikanisch ausgewiesen. Der Unterzeichner des Vertrages, Rickett, wird an der Genfer Völkerbundsratssitzuna über die abessinische Frage teilnehmen, die wie man hier erfährt, vor­aussichtlich auf den 7. September verschoben werden wird.

Der Kolonialsekretär der italienischen Gesandtschaft, Vazzani, erklärte dem Vertreter des Deutschen Nachrichtenbüros, daß demnächst auch der letzte italienische Angestellte, sowie das gesamte Eesandschaftspersonal Abessinien ver­las s - n würden. Ferner teilte er mit, daß, bevor ein Luft­angriff auf Addis Abeba erfolge. 45 Stunden vorher eine War­nung an die Bevölkerung sowie an die Ausländer ergehen werde. Hierzu wird von abessinischer Seite erklärt, daß ein Bombenabwurf auf Addis Abeba gegen das Völkerrecht ver­stoßen würde, da es sich um eine offene Stadt handle.

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Die britische Regierung untersucht

London, 2. Sept. Wie in amtlichen Kreisen am Montag mit­tag erklärt wird, hat die britische Regierung eine strenge Unter­suchung angeorünet. um festzustellen, ob bei der durch den Be­vollmächtigten in Abessinien erlangten Konzession mittelbar oder unmittelbar britisches Kapital beteiligt ist. Der britische Ge­sandte in Addis Abeba. Sir Sidney Barton, har inzwischen das Foreign Office telegraphisch dahin unterrichtet, daß es sich bei der Konzession lediglich um einen Vertrag zwischen der abcssi- »ischen Regierung und einer amerikanischen Gesellschaft handle und daß irgend eine britische Beteiligung nicht erwähnt werde.

Rom, 2. Sept. Der britische Botschafter in Rom, Sir Eric Drummond, hat Staatssekretär Suvich offiziell in Kenntnis gesetzt, daß ihm und seiner Regierung nichts von dem Abschluß des anglo-amerikanischen Konzessionsvertrages in Abessinien be­kannt sei.

Hier wird an zuständiger Stelle erklärt, daß der Vertrag unter allen Umständen rückgängig gemacht wer­de n m ü s s e, da er jeder Rechtsgrundlage entbehre und die mit Italien eingegangenen Verpflichtungen mit Füßen trete. Italien werde und könne unter keinen Umständen dulden, daß durch die Manöver einer sog. Wirlschastsgesellschaft, deren Hintermänner vorläufig noch nicht ganz erkennbar seien, ihm die Gebiete, um derentwillen das ganze Vorgehen gegen Abessinien eingeleitet worden sei. im letzten Augenblick unerreichbar gemacht wer­den sollten.

Englische Kreuzer in Haifa eingelaufen

London, 2. Sept. In Haifa, der Endstation der Oelleitung aus dem Irak, sind am Montag die drei englischen leichten Kreu­zerArethusa".Delhi" undDurban" eingelrofsen. Außerdem wird die Ankunft von acht Zerstörern errvartel. DerStar" be­

richtet in diesem Zusammenhang, daß zum Schutze dieses wichti­gen Hafens besondere Vorsichtsmaßnahmen gegen überraschende Angriffe aus der Luft oder von der See her getroffen wor­den sind.

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Londoner Presfestrunnen

London, 2. September. Die Bedeutung der am Mittwoch be­ginnenden Sitzung des Völkerbundsrates wird von den meisten Blättern in Leitaufsätzen hervorgehoben DieTimes" sagt u. a., Eden habe in Genf einen verhältnismäßig geraden Weg vor sich. Hinter ihm stehe geschlossen das Kabinett und unfraglich auch die öffentliche Meinung des Landes. Das britische Volk glaube an den Völkerbund und dessen Methode, Ideale des Friedens und der Gerechtigkeit aufrechtzuerhalten. Das Foreign Office und die britische Presse Hütten eine kluge Gleichgültig­keit gegenüber dem erbärmlichen Strom englandfeindlicher Verleumdungen gezeigt, der sich aus der unter Staatsaufsicht stehenden Agentur in Rom ergossen habe.

Frankreich stehe vor der Wahl, entweder ein wichtiges Glied in der Kette seiner Freundschaften preiszugeben, oder den völli­gen Zusammenbruch des Völkerbundes zu riskieren. Der Fall, der vor den Völkerbund komme, sei ein Probefall in einem viel entschiedenerem Sinne als die Besetzung von Mandschnkno oder Deutschlands Aufrüstung. Es handle sich um einen vorsätzlichen Angriff eines Mitgliedes, nicht um die einseitige Verwerfung eines aufgezwungenen Vertrages. Wenn Italien den Frieden breche und ein Teil der großen Nationen des Völkerbundes diese Handlungsweise verteidigen würden, so würde dies eine unbe­grenzte Aussicht ausgeduldete Plünderungen" eröffnen. Das ganze Kollektivsystem würde verwässert. Diesen Erwägungen könnten sich die logisch denkenden Franzosen nicht entziehen.

2mDaily Telegraph" wird ausgeführt, wenn Mussolini an seinem entschlossenen Willen festhalte, den Krieg zu beginnen, so sei die britische Regierung ebenso entschlossen, den Appa­rat des Völkerbundes in Anwendung zu brin­gen. Dieser Apparat könne nicht in Tätigkeit rieten, wenn die Stimmabgabe der Nationen nicht einhellig sei. Falls Frank­reich in Genf nicht mit England Zusammengehen sollte, werde der Völkerbund seinen Zweck verfehlt haben. Mit einem solchen Fehlschlag aber sei die kollektive Sicherheit verbunden

.Daily Expreß" vertritt die Ansicht, daß es keinenKrieg geben werde. Italien sei im Falle der Anwendung von Sühnemaßnahmen Großbritannien, Frankreich und den kleine­ren Staaten, einschließlich Jugoslawien nicht gewachsen. Wen« keine Sühnemaßnahmen Zustandekommen, werde es ebenso kei­nen Krieg geben, soweit Erotzbrittannien in Betracht komme, denn es könne nicht allein im Namen des Völkerbundes handeln.

Die Besprechung Edeu-Laval

Paris, 2. Sept. Die Unterredung, die Eden am Montag nach­mittag mit Ministerpräsident Laval in Gegenwart des eng­lischen Botschafters in Paris und des Unterstaatsfekretärs Van- sittard hatte, dauerte fast anderthalb Stunden. Nach der Be­sprechung erklärte man an zuständiger Stelle, es seien die ver­schiedenen Möglichkeiten für die Abwicklung der bevorstehenden Genfer Beratungen geprüft worden. Außerdem habe man ein­gehend die Frage behandelt, in welcher Form dem Völkerbunds­rat der Bericht über den Verlauf der Pariser Dreier-Konferenz vorgelegt werden solle. Der französische Ministerpräsident hat noch im Laufe des Montags den italienischen Botschafter ein« vfangen, um sich auch mit ihm über diese Frage zu unterhalten.

Besprechungen Lavals mit Stojadinowitsch

Paris, 2. Sept. Im Anschluß an den Empfang des südslawi­schen Ministerpräsidenten Stojadinowitsch bei Laval fand am Quai d'Orsay am Montag ein Frühstück starr, an dem alle diplo­matischen Vertreter der Kleinen Entente und des Balkanbundes rn Paris teilnahmen. Ueber den Ausgang der Besprechungen zwischen Laval und Stojadinowitsch ist bisher nichts bekannt geworden. Man geht aber nicht fehl in der Annahme, daß bei den Beratungen der Kleinen Entente vor allem die Habsbur­ger Frage, der Donaupakt und nicht zuletzt der italienisch- abessinische Streitfall behandelt worden sind.

Paris, 2. Sept. Der französische Ministerpräsident gab im An­schluß an diese Unterredung der Presse eine Erklärung ab, in der er u. a. betonte, er habe mit dem jugoslawischen Außen­minister alle Fragen besprochen, die die beiden Länder interes­sieren. Da Stojadinowitsch auch Vorsitzender der Kleinen Enteate sei, habe man daneben auch die Fragen geprüft, die mit dem Abschluß des Donaupaktes in Verbindung ständen. Es bestehe

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