dag die Schiffe einige Zeit dem konzentrischen Feuer! des Feindes nusgesetzt waren. Besonders „Lion" hatte sehr darunter zu leiden. Als unsere anderen Schiffe herankamen, mutzte der Feind auch ihnen Aufmerksamkeit schenken. Lin Angriff der deutschen Zerstörer wurde abgewiesen. Gegen 11 Uhr beschädigte ein glücklicher Schutz des Feindes unglücklicherweise den Kessel des „Lion", wodurch die Maschine an Backbord außer Tätigkeit gesetzt wurde. Zugleich wurden feindliche Unterseeboote am Steuerbord signalisiert, so daß der Kurs geändert werden mutzte, um ihnen zu entgehen. Der „Blücher" befand sich jetzt in kritischer Lage und „Jndomitable" erhielt Befehl, ihn in den Grund zu bohren. Der Rest des Geschwaders griff darauf die Nachhut des Feindes an. „Lion" dampfte mit Eskorte in nordwestlicher Richtung. Admiral Beatty ließ die Admiralsflagge auf die „Princetz Royal" bringen. Der dem „Lion" beige- brachte Schaden hat uns offenbar verhindert, einen größeren Sieg zu erfechten. (!!) Die Anwesenheit feindlicher Unterseeboote nötigte uns sodann, das Gefecht abzubrechen. Das Ergebnis der Seeschlacht ist, daß der „Blücher" zum Sinken gebracht wurde und zwei andere Schlachtkreuzer, die in Brand standen. ernstlich beschädigt wurden. Da der Schaden an den Maschinen und an der Steuerbordseite des „Lion" uns in Schwierigkeiten hätte bringen können, so schleppte der „Jndomitable" den „Lion" nach dem Hafen. Die Beschädigung des „Tiger" ist nicht ernstlich. Das Schiff kann binnen kurzem wieder hergestellt sein. Der Rest des Geschwaders wurde nur leicht beschädigt, während Menschenverluste auf den Schiffen nicht zu beklagen sind.
Der englische „Sieg" sieht also doch ein wenig anders aus. als die dortigen Zeitungen meldeten. Erstens haben die englischen Schiffe ernstliche Beschädigungen erhallen — abgesehen von der deutschen Feststellung, daß ein englisches Schlachtschiff vernichtet wurde —, und dann gesteht auch der Admiralitätsbericht den Abbruch des Gefechts seitens der Engländer zu.
(W.T.B.) London. 28. Jan. (Reuter.) Ein in Edinburg befragter englischer Matrose erklärte, daß die deutsche Flotte 30 Meilen von der englischen Küste in Sicht kam. Der Schietzabstand betrug während der Schlacht immer mindestens 14 Kilometer. Die britischen Zerstörer hatten stets die Angriffe der deutschen Unterseeboote abzuwehren.
Die Helden des »Blücher".
London, 28. Januar. Daily News meldet aus Harwich vom 26. Januar: Die britischen Matrosen zahlen der Mannschaft des „Blücher" für ihre seemännische Tapferkeit, mit der sie ihrem Ende ent- gegenglng, großes Lob. Das Schiff leistete bis z»m letzen Augenblick Widerstand und ging ohne jede Panik unter, selbst als jedermann sah, daß das Ende gekommen war. Die Kanonen des Hinterschiffes feuerten noch in der letzten Sekunde.
(W.T.B.) Berlin. 29. Jan. Aus Rotterdam wird dem „Berliner Lokalanzeiger" gemeldet: Der Kommandant des „Blücher" ist in einem englischen Hospital untergebracht worden, da er an einer Nervenerschütterung leidet.
Unsere Feinde und der Krieg.
Die Bewachung von Paris.
(W.T.B.) Paris, 28. Jan. Die „Agence Havas" teilt mit: Französische lenkbare Luftschiffe werden demnächst tagsüber in der Umgebung von Paris Fahrten unternehmen. Die französischen Luftschiffe dürfen nicht mit den deutschen verwechselt werden. Die französischen sind gelb, die deutschen grau. Die französischen führen eine blau-weiß-rcte Wimpel und blau-weitz-rote Kokarde. Das Erscheinen dieser Luftschiffe darf demnach keinerlei Beunruhigung Hervorrufen. Sollten deutsche Luftschiffe auf der Fahrt nach Paris gemeldet werden, so würden die vorgesehenen Maßnahmen, insbesondere die Verfolgung durch ein Flugzeuggeschwader, das das befestigte Lager von Paris schützt, sofort Anwendung finden.
2600 neue französische Aeroplane.
Rom, 28. Jan. Wie hierher gemeldet wird, stellt Frankreich 2800 Aeroplane mit einem Budget von über 20 Millionen in Dienst.
Die letzte« Hoffnungen.
Paris, 28. Januar. Nach dem „Eoulois" hat Krlegsminister Millerand in der Heereskommission des Senats ausführliche Mitteilungen über seinen Londoner Besuch gemacht und erklärt, die militärischen Borbereituugen überstiegen alle seine Hoff- »nugen.
»Belogenes, betrogenes Frankreich."
Aus Genf meldet der „Lokal-Anzeiger": Eine von angeblich gutunterrichteter Seite herrührende,
einer Druckerei außerhalb Paris entstammende Broschüre mit diesem Titel wurde seit Neujahr mit einem, die Staatspolizei verblüffenden Raffinement in ganz Frankreich verbreitet.
Die Zensur untersagt den Zeitungen alle Auszüge, besonders die militärische Kritik und Angriffe gegen die verbündeten Staatschefs. Die von Viviani persönlich geleitete Untersuchung nach dem Ursprung der Schrift ist fruchtlos geblieben.
Die Bergarbeiterbewegung in England.
London, 28. Jan. Die Abstimmung unter den Bergleuten in Westyorkshire hat eine Zweidrittelmehrheit für den Streik ergeben.
Kohlen für Frankreich.
Paris, 28. Jan. Der Matin meldet: Die englische Admiralität hat beschlossen, Frankreich Kohlen zu liefern. Der Beschluß ist die Folge langer Unterhandlungen zwischen den französischen und den englischen Ministerien.
Italien und Serbien.
(W.T.B.) Berlin, 29. Jan. Aus Mailand wird dem „Berliner Lokalanzeiger" berichtet: Aus Athen wird hierher gemeldet, daß Prinz Georg von Serbien hier eingetroffen sei. Er werde sich nach Rom begeben, um dort der Tätigkeit Ghenadiews (Bulgarien) entgegenzuarbeiten.
Die Lage in Montenegro.
Berlin. 29. Jan. Der „Berliner Lokalanzeiaer" meldet aus Wien: Hier sind Nachrichten eingetroffen, die die Lage Montenegros als verzweifelt schildern. Hunger und der harte Winter nehmen die Bevölkerung sehr mit. Die erhöhte Wachsamkeit der österreichischen Flotte hindere die Zufuhr über An- tivari sehr, zumal auch die französische Besatzung von dem Berge Lovzen abgezogen sei.
Die Neutralen und der Krieg.
Die Stimmung in Italien.
Rom, 28. Jan. Angesichts der anhaltenden französischen Propaganda in Italien schreibt die „Concordia", wie das „Berl. Tageblatt" sich drahten läßt: Ein Italiener, der nicht Abenteurerblut in den Adern hat, ein ehrlicher Italiener, der sich der länger als dreißig Jahre zwischen Italien und Deutschland gepflogenen Freundschaft erinnert und an der Deutschland geschworenen Treue festhält, kann nicht den Wunsch haben, zur Vernichtung Deutschlands beizutragen und jene Bande meineidiger Schurken, die Deutschlands geschworene Feinde sind, zu unterstützen. Um Italiens Ehre und Würde, um seines Glückes und seiner Zukunft willen beschwören wir Italien, sich nicht auf den Weg der Unehre fortreitzen zu lassen, nicht die Zahl der Meuchelmörder zu vermehren, die einen Riesen erdrosseln wollen, der sich nicht erdrosseln läßt.
Auf dem Domplatze in Mailand wollten die Interventionisten eiue Kundgebung für ein Eingreifen Italiens in den Krieg veranstalten. Es erschienen indessen auch Sozialisten in großer Anzahl und verprügelten die Kriegsschreier, von denen über fünfhundert verhaftet, aber wieder freigelassen wurden. Die Sozialisten haben sich nun vorgenommen, allabendlich nach dem Domplatze zu ziehen, um eine Wiederholung solcher Kundgebungen zu Hintertreiben. — Die „Agenzia Nazionale" teilt mit, die Re- gierunq sei entschlossen, energische Maßnahmen zu ergreifen, damit dem Getreidemaugel und der Arbeitslosigkeit abgeholfen werde, wie sie in einzelnen Teilen von Sizilien, Sardinien und Apulien ausgetreten sind und bereits bedenkliche Folgen gezeitigt haben. Namentlich soll in Sizilien und Apulien Hilfe dringend nötig sein.
Ein Attentat auf de» König von Griechenland.
Berlin, 28. Januar. Eine Konstantinopeler Meldung des „Berl. Tageblattes" besagt: Aus Dedeagatsch eingetroffene Reifende berichten, daß vor einigen Tagen in Patras ein Attentat gegen König Konstantin versucht worden ist. Als der König von einer Truppenbefichtigung nach der Präfektur zurückkehrte, hat ein Mann zwei Revol- oerschüsfe gegen ihn abgefeuert, ohne ihn jedoch zu treffen
(W.T.B.) Berlin. 29. Jam Das „Berl. Tageblatt" meldet: Die hiesige griechische Gesandtschaft teilt mit, daß die Gerüchte über ein Attentat auf den König von Griechenland völlig unbegründet sind.
Die Revolution in Portugal.
(W.T.B.) London. 28. Jan. „Daily Mail" meldet aus Lissabon vom 25. Jan.: In der gestrigen Versammlung der demokratischen Partei würde beschlossen, der neuen Regierung eine starke Opposition zu bieten. General Castro hat die Freilassung aller
verhafteten Offiziere augeordnet, ferner die Rückgabe der Säbel an alle Regimenter und Einheiten, sowie an einzelne Personen, die sie freiwillig ab legten oder dem Kriegsamt zugesandt hatten. Die Siegel, die an die Geschäftsräume des republikanischen Organs, sowie der „Ducta" und „Intransigente" gelegt worden waren, sind entfernt worden. Castro hat dem Eorrespondenten der „Daily Mail" eine Unterredung gewährt, in der er sagte, es sei seine Absicht, energisch vorzugehen, sich aber innerhalb der Gesetze zu halten. Es sei notwendig, beruhigend zu wirken. Nach den Wahlen werde die Regierung wahrscheinlich wieder mit Zivilpersonen besetzt werden.
Da« amerikanische Probierschiff.
Amsterdam, 28. Jan. „Nieuws van den Dag" meldet aus Neuyork: Der Dampfer »Dacia* ist gestern bei Tagesanbruch von Ealveston abgefahren. Sein Kapitän erklärte, er werde die gewöhnliche Route einschlagen und keine besondere Mühe aaf- wenden, um einer eventuellen Beschlagnahme des Schiffes durch die Engländer zu entgehen.
Aus Stadt und Land.
Cal», den 29. Januar 1918.
Kriegsanleihe. Wir machen auch an dieser Stelle auf die Bekanntmachung des Reichsbank- direktoriums über den Umtausch der Zwischenscheine zu den Neichsschotzanweisungen und Schuldverschreibungen aufmerksam.
Das Eiserne Kreuz 2. und 1. Klaffe.
Von Herrn Strecker, der früher Briefträger in Calw war, und seit einigen Jahren als Angestellter der Luftschiffhalle in Baden-Oos ansaßig ist, ist uns die Mitteilung zugegangen, daß ein Sohn seines ältesten Bruders als Meldereiter auf dem östlichen Kriegsschauplatz sich das Eiserne Kreuz 2. und 1. Klaffe erworben hat. Der Bruder von Herrn Strecker war schon in den 80er Jahren von hier nach Rußland ausgewandert, hatte jedoch seine deutsche Staatsangetörigkeit beibehalten, und seine Söhne haben ihre Militärpflicht in Deutschland abgeleistet.
Steigeruvg des Feld- und Gartenertrags durch Latrtnedüngung.
Die Latrine stellt infolge ihres verhältnismäßig hohen Gehalts an den wichtigsten Pflanzennährstoffen ein nicht zu unterschätzendes Düngemittel dar.
Die vielfach bestehende Abneigung gegen die Verwendung der Latrine als Düngemittel hat ihren Grund wohl in erster Linie in der Beschaffenheit des Düngemittels. Dem gegenüber sei aber darauf htngewiesen, daß man gerade in diesem Jahre bei der Knappheit der Kunstdünger alle erreichbaren und verwertbaren Dungstoffe heranziehen muß, um die nächste Ernte auf der seitherigen Höhe zu erhalten und wenn möglich, noch zu erhöhen.
Von den verschiedenen Kulturpflanzen eignen sich für die Latrinedüngung besonders die Futter- und Stoppelrübe, Grünfuttermais, Eemengfutter, Futtergerfte, Gemüse, Wiesen und Weiden und Obstbäume. Eine allzu reichliche Düngung ist zu vermeiden. Beim Ackerfeld ist es vorteilhaft, wenn die Latrine bald nach dem Ausbringen unterge- pflügt wird, weil dadurch Stickftoffoerlufte vermieden werden. Besonders geeignet ist die Latrine auch zur Aufschüttung und Vermischung mit Kompost und zur Vermengung mit Gülle, wodurch das Düngemittel auch dann, wenn es nicht sofort auf die Felder ausgebracht werden kann, der Landwirtschaft nutzbar zu machen ist.
Liebenzell. 28. Jan. Vor einigen Tagen bekam die hiesige Mtsfionsinspektion einige in der zweiten Hafte des Oktobers geschriebene Briefe aus Ponape, Ost-Karolinen. Dieselben waren mit einer Postgelegenheit über Tokio gegangen und daselbst abgestempelt worden. Unsere Missionare schreiben, daß es ihnen gut gehe und daß die Japaner sie in ihrer Arbeit gelassen hätten. Nur scheinen fie keinen deutschen Unterricht mehr geben zu dürfen.
Evangelische Gottesdienste.
Sonntag Sepluagefimae, 31. Jan. Vom Turm: 89. Pre- digilied: 283, Der Herr ist gut re. 9'/» Uhr: Vorm.-Predtgt, Dekan Ro o s. 1>Uhr: Christenlehre mit denSöhnen, jüngere Abteilung, s Uhr: Kriegsbetstunde, Stadtpfarrer Schmid. Donnerstag, 4. Febr. 8 Uhr abends: Krugsbetstunde, Stadtpfarrer Schmid.
Katholische Gottesdienste.
Sonntag Sepluagefimae, 3I.Jan. SV» Uhr: Predigt und Amt, 1 Uhr Christenlehre, IV» Uhr Kriegsandachi, desgleichen Freitag abends 7 Uhr. Werktags ist die Pfarrmesse täglich um 8 Uhr. Dienstag (Lichtmeß) ist Gottesdienst für die Ausmarschierten. Freitag 7V» Uhr Lazarettgottesdienst.
Gottesdienste der Methodistengemeinde.
Sonntag, 31. Jan. SV, Uhr vormittags: Predigt, Prediger ^Rücker. 5 Uhr abends: Predigt, Prediger Rücker. Mittwoch ^ abends 8 V« Uhr: Gebetstunde.
Für die Schriftleitung verantwortl.: Otto Srltmann, Calw Druck und Berlag der A. Oelschliger'schen Buchdruckerei, Tal«.