Nationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die Oberamtsbezirke Nagold, Calw, Freudenstadt und Neuenbür^

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Nummer 194

Altensteig, Mittwoch, den 21. August 1935

5 8.

Ser Tag von Großkühnau

An der Wiege des nationalsozialistischen Arbeitsdienstes

Dessau. 20. Aug. Das reizvolle Residenzstädlchen Dessau prangt im Schmuck ver Fahnen des neuen Deutschland. Der An- lah dieses Feiertages, an dem ganz Dessau Anteil nimmt, :st die dreijährige Wiederkehr des Tages, an dem im Schloß von Kühnau der damalige Beauftragte der NSDAP, für den Ar­beitsdienst, Oberst a. D. Hierl, vor den Gausachwaltern der NSDAP, für Arbeitsdienst die

Idee des staatlichen Arbeitsdienstes auf der Grundlage derallgemeinen, gleichen Arbeitsdienstpflicht für alle jungen Deutschen" verkündet hat.

Die eigentliche Feierstunde fand auf dem Hof des Schlosses statt, wo im Rechteck die Ehrenabteilungen aus den Erupven -es Arbeitsgaues 13. die Fahnenabordnungen aller 30 Gaue des Reiches und Abordnungen des Arbeitsdankes und des weiblichen Arbeitsdienstes aufmarschiert waren. Den Höhepunkt der Feier­stunde brachte die

Ansprache -es ReichsarSeitsfiihrers Hierl.

der zunächst einen geschichtlichen Rückblick gab, bei dem er darauf hikiwies, daß der Nationalsozialismus mit seinem Entschluß zur Beteiligung an dem damaligen freiwilligen Arbeitsdienst später kam als manche anderen Verbände, weil es ihm darum zu tun war, die nationalsozialistische Auffassung zum Arbeitsdienst rein und unverfälscht zu erhalten: entgegen der Aufastung der Sy­stemregierung. die den freiwilligen Arbeitsdienst lediglich als produktive Erwerbslosenfürsorge behandelte, betrachtete der Na­tionalsozialismus den freiwilligen Arbeitsdienst ausschließlich als Vorstufe und Vorschule für die allgemeine Arbeits- dienstpflicht und die allgemeine Arbeitsdienstpflicht als die große Lchule des Volkes zur Erziehung zu nationalsozialistischer Ar­beitsauffassung und nationalsozialistischer Weltanschauung.

Der Reichsarbeitsführer schilderte dann, wie die Uebernahme der Regierung durch Nationalsozialisten in einigen Ländern die Möglichkeit bot. die nationalsozialistische Auffassung vom Ar­beitsdienst in die Tat umzusetzen und damit für das Reich Ctamm- und Musterverbände zu schaffen. So wurde hier in A n- ha l t zum erstenmal in Deutschland ein staatlich organi­sierter freiwilliger Arbeitsdienst nach meinen Vorschlägen eingerichtet. Hier in Großkühnau wurde die erste btammabteilung und die erste Fllhrerschule des nationalsozia­listischen Arbeitsdienstes errichtet, die hier ganz anders arbeiten tonnte als in dem im Machtbereicht der schwarz-roten preußischen Regierung liegenden Hammerstein. Hier in Großkühnau wurde der Grundstein gelegt zu dem Gebäude, das der deutsche Reichs- arbeitsdienst heute darstellt. Das kleine Land Anhalt kann den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, die

Wiege des Reichsarbeitsdienstes zu sein. Zur Erinnerung an diese geschichtliche Tatsache habe ich der Gruppe für alle Zeiten das grün-rote Band mit der In­schriftAnhalt" verliehen.

Im Sommer 1932 konnte der Ausbau des freiwilligen natio­nalsozialistischen Arbeitsdienstes im großen Ziele und mit vollem Nachdruck beginnen. Zu dem Zweck wurden vor drei Jahren die Sachbearbeiter hierher berufen. Sie haben damals die Richt­linien für den Aufbau und die Tätigkeit des nationalsoziali'ti- jchen freiwilligen Arbeitsdienstes erhalten im Hinblick auf die allgemeine Arbeitsdienstpflicht als Ziel.

Dank dem Willen unseres Führers hat der 26. Juni 1938 uns die Erreichung unseres seit fünf Jahren heiß erstrebten Zieles, die allgemeine Arbeitsdien st Pflicht, gebracht. Die Erreichung dieses Zieles bedeutet für uns keine Abschluß unserer Arbeit, sondern einen neuen Anfang.

Crund und Zweck ist die uns vom Führer übertragene Auf- zabe. eine Schule der Nation zu sein, zu nationalsozia­listischem Gemeinschaftsgeist, nationalsozialistischer Arbeitsaus­lastung, Weltanschauung und Lebenshaltung. Doppelt schwer ist ro, Liesen Aufgaben in der außerordentlich kurzen Zeit eines Hal­den Jahres zu entsprechen. Um so mehr müssen wir unsere Kräfte anspannen, um das höchstmögliche zu erreichen.

Die Einführung der allgemeinen Dienstpflicht in Deutschland wird in der Geschichte fortleben als ein Merkmal des 20. Jahr­hunderts, wie die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Preußen ein Merkmal des 19. Jahrhunderts und die der all­gemeinen Schulpflicht durch den Preußenkönig Friedrich Wil­helm I. ein Merkmal des 18. Jahrhunderts wurde.

Wir müssen darüber wachen, daß die Idee der allgemeinen Arbeitsdienstpflicht in der Zukunft nicht wieder verfälscht wird. Wir wollen uns immer dafür einsetzen, daß der Arbeitsdienst "> seiner weiteren Entwicklung diejenigen Lebensbedingungen arhält, die es ihm ermöglichen, seine Aufgaben als Schule der Nation in vollem Umfange zu erfüllen. Der Reichsarbeitsdienst wuß inner in aller Zukunft besten eingedenk bleiben, daß er aon Nationalsozialisten gezeugt und aus dem Schoß der national- lWalistischeri Partei geboren wurde. Er ist, wie ich wiederholt "klon! habe, ein Kind der Partei, und wenn dieses Kind "uch heute großjährig und staatsrechtlich selbständig geworden A> jo ändert dies nichts an unserem Verhältnis kindlicher An-

Eia »»weres EiaftmrmioM in Berlin

Berlin, 20. Aug. Dienstag mittag gegen 12.15 Uhr ereignete sich in der Hermann Göring-Straße ein schweres Einsturzun- gliick. Dort brach die Tunnelstrecke der S-Vah», die sich noch in Arbeit befand, in einer Länge von mehr als 50 Meter ein. Die Einbruchstelle bildet ein tiefes gähnendes Loch.

Die mit nahezu 20 Hilfszügen angerückte Feuerwehr ist mit Fiebereifer beschäftigt, an der Einbruchstelle die ersten Ret- tungsmaßnahmen zu treffen. Bei dem Unglück wurden der große Kran und die gesamte Konstruktion mit den darüberliegenden Straßenbahnschienen in die Tiefe gerissen. Auch ein starkes Wasserrohr zerbrach, das jedoch nur für kurze Zeit seine Wasser- masten in die Grube senden konnte, da die Zufuhr sofort abge­riegelt wurde. Zum Glück herrschte zurzeit des Unfalles Mit­tagspause. Die Hermann Göring-Straße, die vom Potsdamer Platz am Brandenburger Tor vorbei zum Reichstagsgebäude führt, ist sofort für jeden Verkehr gesperrt worden.

Unmittelbar nach dem Vekanntwerden des Unglücks begab sich Reichsminister Dr. Eöbbels sofort an die Unglücksstätte, an der alsbald auch Reichsminister Dr. Frick, Reichsleiter Dr. Ley und Generaldirektor Dorpmüller eintrafen, ebenso der zu­ständige Generalstaatsanwalt. Polizei und Pioniere beteiligten sich mit Energie an den sofort angeordneten Aufräumungsarbei­ten, die mit Erfolg weitergeführt werden. Der Garten des Mi­nisters Göbbels, ebenso seine ganze Wohnung, wurden auf seine persönliche Anweisung zu Sanitätszwecken zur Verfügung ge­stellt.

Die Aufräumungsarbeiten an der eingestürzten Baugrube der NordSüd-S-Bahn in der Hermann Göring-Straße wer­den mit äußerster Energie betrieben. Der Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn Dr. Dorpmüller hat schärfste Untersuchung angeordnet und läßt während der Aufräumungsarbeilen pho­tographisch jede einzelne Phase festlegen, um der Untersuchungs­kommission einen möglichst einwandfreien Einblick m die Vor­gänge, die zu dem bedauernswerten Unglück geführt haben, zu geben. Ehe die Aufräumungsarbeiten durchgeführt find, wird sich voraussichtlich die Entstehungsursache des Unglücks nicht feststellcn lassen.

Neben den vier Verletzten, die in die Charite überführt worden sind, konnte bisher keiner von den vermutlich verschüt­teten 15 Arbeitern geborgen werden. Es ist damit zu rechnen, daß die Aufräumungsarbeiten trotz aller Beschleunigung min­destens noch einen vollen Tag in Anspruch nehmen werden.

An der llngliicksstelle in der Hermann Göring-Straße Schwierige Bergungsarbeiten im Scheinwerferlicht Berlin, 20. August. Seit Einbruch der Dunkelheit wird die Arbeit an der Unglücksstelle am Brandenburger Tor im Lichte vieler Scheinwerfer fortgeführt. Ein besonders schwieriges Stück der Bergungsarbeiten war die Bergung eines Schalthauses für die Straßenbeleuchtung, das irr einer gleichfalls in die Grube gestürzten Litfassäule ent­halten war. Infolge der Zerstörung dieser Säule lag vorerst der Hindenburg-Platz noch im Dunkel. Bis 21.00 Uhr war es immer noch nicht möglich, eine genaue Aus­kunft über die Zahl der Vermißten zu geben.

Gegen 20.00 Uhr wurde eine allgemeine Arbeitspause eingelegt. In Gegenwart des Reichsministers Dr. Göbbels und des Reichsorganisationsleiters Dr. Ley fand dann eine gemeinsame Besprechung der Führer der an den Ber­gungsarbeiten beteiligten Formationen statt, in der über den Einsatz der Kräfte während der Nacht und die allge­meine Fortführung der Bergungsarbeiten beraten wurde. Minister Dr. Göbbels ordnete an, daß zunächst einmal durch nochmaligen Aufruf der Arbeiter versucht wird, die Zahl der Vermißten feftzustellen.

Das Einsturz-Unglück in der Hermann Göring-Straße Berlin, 21. August. Eine genaue Feststellung der Zahl der bei dem Einsturz am Brandenburger Tor vermißten Arbeiter hat sich trotz des von Reichsminister Dr. Göbbels angeordneten nochmaligen Appells wegen des großen Ein­satzes von Arbeitern auf anderen Baustellen nicht ermög­lichen lassen. Man hofft nunmehr, am Mittwochfrüh um 7 Ühr beim Eintreffen der ersten Schicht die Zahl der Feh­lenden ermitteln zu können. Wie vorauszusehen war, nimmt die Beseitigung der Trümmer aus der Grube die ganze Nacht und wahrscheinlich auch noch den Mittwoch­vormittag in Anspruch.

Häuslichkeit und Treue gegenüber unserer Mutter, der Partei. Der Führer hat verfügt, daß der Reichsarbeitsdienst auch als staatliche Einrichtung die Kampfbinde der Partei weiter tragen darf. Damit ist systematisch zum Ausdruck gebracht, daß der Reichsarbeitsdienst auch als staatliche Einrichtung ein käm­pfendes Glied der nationalsozialistischen Be­wegung bildet.

Jer Brand der Funkausstellung

Die Räumungsarbeiten

Während noch ununterbrochen in das rauchende und zusam­mengebrochene Trümmerfeld der Halle 4 der Ausstellungshallen am Kaiserdamm Wasser gegeben wird, um die Schuttmassen ab­zulöschen, trefsen bereits kurz nach 3 Uhr nachts die ersten Hel­fer für die Aufräumungsarbeiten ein. Eine Pio­nierkompagnie wurde noch in der Nacht alarmiert und aus dem etwa 60 Kilometer entfernt liegenden Zossen nach dem Ber­liner Westen geschafft. Gleich nach ihrem Eintreffen traten sie in Tätigkeit und leisteten in mehreren Stunden angestrengtester Arbeit kaum Glaubliches.

Unter sachgemäßer Führung gingen sie dem Trümmerfeld zu Leibe, das zunächst vollkommen heruntergerissen wurde. Immer noch ragten angekohlte, zum Teil 10 Meter hohe Valkenteile i» die Luft und bildeten eine Gefahr für die aufräumenden Mann­schaften. Zunächst wurden diese Stümpfe niedergerissen und gleich auf einen Haufen am Rande der Halle aufgeschichtet.

Da die Mauerfront der Halle 4 zur Straße hin sich als zu standhaft erwies, wurden gegen 7 Uhr die Arbeiten zunächst ein­gestellt und Material zur Sprengung dieser Mauer herbei­geschafft. Eine lange Kette Lastkraftwagen sammelte sich am Ausstellungsgelände. Wagen für Wagen fuhr an der Halle 4 auf und wurde zunächst von den Pionieren beladen. Kurze Zeit darauf rollten die ersten mit Schutt, Balken und traurigen Ueber- resten der schönen Jndustrieschau beladenen Wagen durch die Halle 5 zum Ausstellungsgelände heraus nach einem in der Nähe gelegenen Sportplatz, der behelfsmäßig als Schuttabladeplatz be­nutzt wird.

Auch am Funkturm-Restaurant haben bereits in der Nacht die Aufräumungsarbeiten begonnen, die sich allerdings etwas schwie­riger gestalteten, da die Brandstelle etwa 50 Meter über der Erde liegt.

Die anderen, gestern zum Teil vorsichtshalber geräumten Hal­len waren letzt wieder in Ordnuna aebrackrt. Sie lieaen schon

aufgeräumt da. Die ersten Aussteller trafen alsbald ein, um ihre Erzeugnisse neu aufzubauen. Von draußen ist nur nach der Ostseite hin die Wirkung des Brandes zu spüren: von den anderen Seiten aus bemerkt man nichts von dem Riesen- drand, der gestern seine verheerene Wirkung ausübte.

Rundfunkausstellung wieder eröffnet

Die 12. große Deutsche Rundfunkausstellung ist Dienstag mor­gen 9 Uhr zu gewohnter Stunde wieder geöffnet worden. Drau­ßen hatte sich wie an früheren Ausstellungstagen bereits wieder eine nach Hunderten zählende Menge eingesunden, die auf die Oeffnung wartete. Kurze Zeit nach der Oeffnung waren die frei­gegebenen Hallen bereits wieder von einer mehrtausendköpfi­gen Besucherzahl belebt.

Gegen ausländische Lügennachrichten

2m Rahmen der 5. Volkssendung nahm Reichssendeleiter Ha- damowsky das Wort, um sich mit ausländischen Lügennach­richten über die Rundfunkausstellung auseinanderzusetzen. Er führte dabei u. a. aus: In anderen Ausstellungen muß man draußen Reklame machen, damit das Volk sie besucht. Wir hat­ten für heute vormittag und für Mittwoch vormittag die Aus­stellung gesperrt und die Eintrittspreise um ein Vielfaches er­höht, damit überhaupt für den Handel und die Industrie die Möglichkeit gegeben war, hier in dieser überfüllten Ausstellung ihre Verkäufe tätigen zu können. Ausländische Sender haben sich nicht geschämt, heute morgen noch die Meldung durchzuge­ben, daß die Berliner Rundfunkausstellung vernichtet sei. Nein, die Berliner Rundfunkausstellung steht und das Volk besucht sie.

Es ist in diesen lügnerischen Meldungen gesagt worden, daß auch die Halle 3, die Fernsehstraße und weitere Jndustriehallen dem Brande zum Opfer gefallen wären, obgleich sich jeder durch eigenen Augenschein vom Gegenteil überzeugen konnte. Heute kann ich Ihnen, jedenfalls als den Willen der Regierung und den Willen der Ausstellungsleitung bekanntgeben, daß die Aus­stellung in demselben Umfange wie früher fortgeführt wird. Sie können jetzt hinausgehen aus dieser Halle des Volkssenders und hineingehen in die Fernsehhalle, und Sie werden sich überzeu­gen können, daß die Halle und die Fernsehstraße unversehrt ge­blieben sind. Mittwoch früh bereits wird alles in Ordnung sein.

Draußen gehen währenddessen die Aufräumungsarbeiten in­mitten der immer noch schwelenden Trümmer der Halle 4 rüstig vorwärts. Dabei stellte es sich heraus, daß die noch stehen geblie­benen, vom Feuer aber stark angegriffenen Mauern der Halle 4 von den Reichswehrpionieren gesprengt werden muhten