Nr. 191

Schwarzwälder Tageszeitung

Seite I

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Altensteig, den 17. August 1935.

Amtliches. Hausverwalter Friedrich bei dem Amts­gericht Calw wurde auf feinen Antrag in den dauernden Ruhestand versetzt.

Teilnahme der Beamten am Neichsparteitag. Das

Staatsministerium hat auf Grund einer Verfügung des Herrn Reichs- und Preußischen Ministers des Innern un­geordnet, daß den Beamten, Angestellten und Arbeitern der Landesbehörden auf Antrag der erforderliche Urlaub zur Teilnahme an dem Reichsparteitag in Nürnberg vom 10 . bis 16. September 1935 ohne Anrechnung auf den Er­holungsurlaub und mit Fortzahlung der Gehalts- und Lohnbezllge gewährt werden kann. Die Gemeinden und Körperschaften des öffentlichen Rechts sind aufgefordert worden, in gleicher Weise zu verfahren.

Würden sie die Zeitung lesen . . . Gemeint ist eine Unzahl Landwirte aus Stammheim, Holzbronn, Neuheng- stett und Simmozheim, die sich am Mittwoch leicht hätten ein gut Stück vergeblicher Mühe, Aerger, Zeit und Kosten ersparen können. Sie waren nämlich mit Bauernvieh zum Calwer Viehmarkt gekommen, hatten es aber unterlassen, die vorgeschriebenen Ursprungszeugnisse mitzufllhren. Ihre Versicherungen, sie hätten von dieser Vorschrift keine Kenntnis gehabt, halfen ihnen nichts. Sie blieben vom Markt ausgeschlossen und mußten ihr Vieh unverrichteter Dinge wieder nach Hause bringen. Durch Schaden klug werden ist ärgerlich, wenn auch meist heilsam. Der um­sichtige Bauer erspart sich das: er liest seine Hei­matzeitung das ganze Jahr über und erfährt daraus alles, was man wissen muß.

Die neue Stadtfarbe. Am Fahnenmasten am Stausee weht neben dcr Hakenkreuz- und DT.-Fahne erstmals die neue Stadtfahne. Erfreulich ist, daß das düstere Vlau-Grüu durch das freundliche Grün-Gold abgelöst wurde.

Strnßenverbesserung. Wie wir hören, wird nun d i e Straß? zwischenAnker" und Bahnhof hier alsbald gemalzt und geteert. Mit den Arbeiten soll schon in kommender Woche begonnen werden. Neben d:u Be­mühungen unseres Bürgermeisters ist es besonders dem Rnchstagsabgeordneten Philipp Vätzner zu verdanken, wenn die üble Straßenstrecke nun alsbald in Ordnung ge­bracht wird Wir freuen uns dieser überaus notwendigen Straßenverbesserung.

Eine Großveranstaltung findet am morgigen Sonntag in Altensteig statt. Nachmittag 1.30 Uhr beginnend, ver­anstaltet die Turngemeinde Altensteig ein Schwimm­fest am Stausee unter Mitwirkung der hiesigen Stadtkapelle. Mit diesem sind allerlei turnerische Hebun­gen und unterhaltende Darbietungen verbunden, welche die Teilnehmer am Schwimmsest bestimmt auf ihre Rech­nung kommen lassen. Wenn nun beim Eintritt wärmerer Witterung das Badeleben wieder mehr in Fluß kommt, sei bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, daß die Stadtverwaltung Vorsorge getroffen hat, daß nun Wert- : fachen beim Baden am Stausee zur Verwahrung über- ^ geben werden können. Im Anschluß an das morgige Schwimmfest findet abends 8 Uhr im Stadtgarten ein Sommernachtsfest bei groß an gelegter Illumination statt, wobei wiederum Stadtkapelle und Turnverein Mitwirken. Es ist zu wünschen, daß das Wetter die Veranstaltung begünstigt, damit es gelingt, unseren Kurgästen undKraU durch Freude"-Urlaubern aus Nürnberg damit eine besondere Freude zu machen. Die Einwohnerschaft von hier und der Umgebung wird ebenfalls gerne an dieser Veranstaltung teilnehmen.

Calw, 16. August. (Gegen Miesmacher und Staats­feinde!) Vergangenen Montag wurden drei Bewoh­ner von Altburg in Haft genommen, weil sie in öffentlicher Wirtschaft glaubten, ihre Ansicht über das Kommen desvierten" Reiches propagieren zu müssen. Am gestrigen Donnerstag wurde ein Calwer ver­haftet, der ein von der NSDAP, angebrachtes Plakat Deutsches Volk horch auf!" abgerissen hat.

Calw, 16. August. (Sommerfest des Turnvereins. Mannschaftskampf Tv. Freudenstadt Tv. Calw.) Am . Sonntag findet auf dem hiesigen Turn- und Spielplatz ein s Mannschaftskampf im Volks- und Geräte- s turnen gegen den Turnverein Freudenstadt statt, dem : auch der Kreisfllhrer des Turnkreises 8 Nagold, Dr. Eisele- ^ Dornstetten beiwohnen wird. Vormittags schon beginnen j die Wettkämpfe, nachmittags findet ein Werbeumzug statt, dem sich turnerische und sportliche Vorführungen an- schließen. Es ist eine Großveranstaltung mit einem reichen Programm.

Vom Kreis Freudenstadt. 16. August. (KdF.-Urlauber aus Oberbayern.) Heute nachmittag trafen in einem Sonderzug etwa 800 Urlauber aus dem Gau München-Oberbayern in Dornstetten ein, ! die dort, in Pfalzgrafenweiler, Glatten, Hallwangen, Loßburg und der Rest in Alpirsbach untergebracht wur­den. Ihre Unterbringung war in der jetzigen Hochsaison nicht einfach.

Freudenftadt, 16. August. (Der Bau des Finanzamts.) In Freudenstadt wird bekanntlich ein neues Finanzamtgebaut und zwar kommt es an die Ecke der Musbacher- und Mörikestraße, also ganz in die Nähe des seitherigen. Die Gründe für den Neubau: 1. Für den heutigen Eeschäftsumfang für die 31 Beamten auf dem Finanzamt Freudenstadt sind dessen Räumlichkeiten unge­nügend geworden. Die Dienstzimmer sind in der Zahl zu wenig und räumlich zu eng. Mit welcher Beschränkung der Dienstbetrieb aufrechterhalten werden muß, bewerft ^ am besten die Tatsache, daß sogar im Dachstock des heutigen ! Finanzamtes ein Dienstzimmer untergebracht werden Mußte, das zein Tageslicht nur durch eine Dachlucke erhält 2. In absehbarer Zeit, spätestens ab Frühjahr 1937, wird das Finanzamt nicht nur die Reichssteuern, sondern auch die Gemeindesteuern einziehen. Der Eeschäftsanfall wird damit wesentlich größer und damit erhöht sich auch die , Zahl der Finanzbeamten um ein Drittel des heutigen

Bestandes. Für die weiteren Beamten müssen dann auch Diensträume beschafft werden. In dem Neubau wird auch das Bezirkszollamt Freudenstadt Aufnahme finden, das bis jetzt in gemieteten Räumen untergebracht ist. Die Bauleitung liegt in den Häitden des Reichsbauamtes in Ludwigsburg. Die Ausführung der Tiefbauarbeiten hat Unternehmer Adam Frey, in die Beton- und Maurerarbeiten usw. teilen lich die Firmen Bruder, Haug L Ziegler und Chr. Schaber, sämtliche von Freudenstadt. Die übrigen Arbeiten sind noch nicht ver­geben. Am 1. September 1936 soll der Neubau bezugsfertig sein. Der Rohbau soll noch in diesem Herbst unter Dach und Fach kommen, damit für den Innen­ausbau genügend Zeit bleibt. Die Baukosten werden mit 500 000 RM. nicht zu hoch angegeben sein.

Wildbad, 16. August. (Ein falscher Prinz festgenom­men.) Ende Juli hatte sich in Neckarsulm ein junger Mann unter falschem Namen Herumgetrieben und Be­trügereien verübt. Er stellte sich alsPrinz von Bent­heim" vor, ließ sich als East aufnehmen undstandes­gemäß" bedienen. Nach Verübung einiger Diebstähle und Betrügereien hat ec dann die gastfreundlichen Häuser ver­lassen. DerP r i n z" wurde jetzt in Wildbad fest­genommen, wo er offenbar ebenfalls ein Gastspiel geben wollte. Es handelt sich um einen 20 Jahre alten Lehrling aus Pommern.

Neuenbürg, 16. August. Heute feierte Frau Karo- line Palotschka im Kreise ihrer Kinder und Enkel in körperlicher und geistiger Frische ihren 9 0. Geburts­tag. Sie wurde als erstes von acht Kindern des Fritz Lustnauer, Metzgers und Wirts hier, geboren.

Neuenbürg, 16. August. (Zur Warnung!) Ein in Birkenseld wohnhafter Arbeitsloser, der feine Unter­stützung vertrank, wurde durch Strafbefehl des Amts­gerichts Neuenbürg am 18. Juli 1935 wegen Vergeudung öffentlicher Unterstützung zu einer Haftstrafe von einem Monat, zu verbüßen im Landesgefängnis Hall, verurteilt.

Calmbach, 17. August. (Ein alter Hotzfachmann.) Ein weithin bekannter Fachmann der Sägewerksindustrie, Prokurist Friedrich Körner in Calmbach, seien heute am 17. August seinen 7 0. Geburtstag. Herr Körner steht auch heute noch in alter Arbeitsfreudigkeit auf seinem Posten im Sägewerk Friedrich Keppler.

Reutlingen, 16. A»:g. (Vom Zug überfahren.) Ein bedauerlicher Vorfall, dem ein Menschenleben zum Opfer fiel, ereignete sich am Freitag in der Nähe des Stell­werks 1 aus dem Bahngelände. Ein 25 Jahre alter Elektro­monteur sprang beim Herannahen des Schnelltriebwagens dem Zug in die Fahrbahn und wurde obwohl der Füh­rer sofort versuchte, diesen zu bremsen überfahren und mitgeschleift. Der Bedauernswerte, der zweifellos Selbst­mord verüben wollte, konnte nur noch als Leiche geborgen werden und war bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt.

Urach. 16. Aug. (I n e i n a n d e r g e r a ft.) Am Don­nerstag stießen auf der Straßenabzwecgung Urach-Münsin- gen-Sirchingen zwei Krafträder mit einer derartigen Wucht aufeinander, daß beide Fahrzeuge nicht unerheblich beschä­digt und die Fahrzeugführer schwer verletzt und bewußtlos in das hiesige Vezirksk rankenhaus eingeliefert werden muß­ten.

Stuttgart, 16. Aug. (2000Schwabenfahrennach Berlin.) In zwei Sonderzllgen des Reichsverbands Deutscher Rundfunkteilnehmer (NDR.) fuhren am Freitag 2000 Volksgenossen aus allen Teilen Wiirttemberas in die Reichshauptstadt zum Besuche der 12. Großen Deutschen Rundfunkausstellung und der damit verbundenen großen Rundfunkkundgebungen. Die 2000 Schwaben werden vier volle Tage in Berlin bleiben und am nächsten Mittwoch mit denselben beiden Sonderzügen zurückkehren.

Tettnang, 16. Aug (Verkehrsunglück.) Am Don­nerstag abend geschah in der scharfen Kurve bei Walches­reute ein folgenschweres Verkehrsunglück, das ein Todes­opfer forderte. Von Tettnang her kam ein Motorrad, ge­steuert von dem 26 Jahre alten Mechaniker Thomas Maier von Langenargen Aus dem Sozius saß ebenfalls ein jun­ger Mann von Langenargen. Durch die hohe Geschwindig­keit wurde die Maschine der Fahrbahnmitte zu Herausge­trieben. Im gleichen Augenblick kam aus Richtung Loch­brücke ein, Kraftwagen von Frieürichsbafen Der Motor­radfahrer'fuhr mit voller Wucht auf das linke Vorderrad des Kraftwagens aus. Der Lenker des Motorrads, Thomas Maier, wurde kopfüber aus die Straße geschleudert und blieb tot aus der Straße liegen Der Soziusfahrer, der un­ter dem Motorrad lag, wurde mit schweren Verletzungen hervorgezogen und ins Bezirkskrankenhaus Tettnana über- geführt

Deuchelried, OA. Wangen, 16. Aug (Arbeitsun­fall.) Der dortige Sägewerksbesitzer Albert Zeh von Grub wollte, nachdem er das Wasser seiner Sägemllhle in den Leerlauf abgeleitet hatte, noch den schweren Riehmen vom Hauptrad des Werkes auf das der elektrischen Stromerzeu­gung legen. Dabei muß er von dem Riemen ersaßt und, wie die Blutspuren zeigen, zuerst an die Decke und dann nach unten geschleudert worden lein. Kurz nach dem furcht­baren Vorkommnis wurde er, mit den Füßen zwischen dem -Getriebe hängend, den zerschmetterten Kops auf einem Be­tonsockel, vom Dienstmädchen aufgefunden Aüßer der über­aus schweren Kopfverletzung hatte er auch noch einen dop­pelten Bruch beider Arme erlitten Nachts starb er. ohne das Bewußtsein noch einmal erlangt zu haben.

Ulm» 16. Aug. (Bärenjagd.) Am Mittwoch abend sind die beiden Bären aus dem Bärenzwinger in der Fried­richsau ausgebrochen. Die schon älteren unberechenbaren Tiere gingen schnurstracks aus zwei Zvckerwarenstände zu, die aus Anlaß der Ulmer Festwoche ausgejchlagen waren. Die Verkäuferinnen flohen erschreckt, woraus sich die Bären mitten in dem einen Stand an den Zuckerwaren gütlich ta­ten. Dann schleiften sie einen Sack mit 1000 Zuckerbroten ins Freie. Einer Polizeistreife gelang es, unter Mitwir­kung einiger Zivilpersonen die wütenden Bären einzusan- nen und an Stricken in ihren Zwinger zurückzubringen. Ein Mann, der unvorsichtigerweise durch das Gitter griff, um einem Bären den Strick vom Halse zu nehmen, wurde von dem Tier in den Arm gebissen

WS vaben

Pforzheim, 16. August. (Ein Selbstmörder springt vom Aussichtsturm.) Wieder einmal hat sich ein Verzweifel­ter in Selbstmordabsicht von dem 25 Meter hohen Büchen- bronner Aussichtsturm herab in die Tiefe gestürzt. Personen, die sich gestern nachmittag gegen 1 Uhr in der Nähe des Aussichtsturms aufhielten, fanden den Selbst­mörder noch lebend auf. Er war schwer verletzt und stöhnte. Es wurde die Ueberführung des Unglücklichen ins Städt. Krankenhaus nach Pforzheim veranlaßt. Unter­wegs hauchte der Selbstmörder sein Leben aus. Es han­delt sich um einen etwa 50 Jahre alten Mann aus dem Stadtteil Brötzingen.

Mecrsburg, 16. August. (Der Wirt vomBecher" in Meersburg in Schutzhaft genommen.) Als am Montag­abend einige alte Parteigenossen aus Karlsruhe sich von dem Wirt imBecher" verabschiedeten mit dem deutschen Gruß, erwiderte Karl Benz denselben jedem einzelnen gegenüber mitGuten Abend", was dem letzten der Herren auffiel, so daß er den deutschen Gruß wiederholte. Auch jetzt hatte der Wirt nur einenGuten Abend" für seinen East. Hierauf stellte der East den Wirt mit den Worten Heil Hitler" habe ich gesagt, worauf der Wirt mit beson­derer Betonung antwortete:Und ich habe guten Abend gesagt". Der Wirt vomBecher" ist wegen seiner Einstel­lung zum nationalsozialistischen Staat bekannt. Da eine Demonstration befürchtet wurde, schritt die Kreisleitung der NSDAP, ein und auch die Staatsbehörde sah sich ge­zwungen im Interesse der Sicherheit des Karl Benz, ihn in Schutzhaft zu nehmen. Seine Verhaftung und die Ueberführung in das Amtsgerichtsgesängnis in Ueber- lingen erfolgte dann am Dienstagabend.

«Klm ZWSMlk» a»S aller Well

Wiiey Post tödlich abgestürzt. Der bekannte Amerikaflie­ger Wiley Post und der Humorist Will Rohers, die am 7. August einen Flug nach Alaska antraten, sind tödlich ab- gestürzt. Das Signal-Corps in Seattle hat mitgeteilt, daß das Flugzeug zwischen Fairbanks und Pointbarrow (Alaska) aus bisher unbekannter Ursache abgestürzt ist.

Keine Teilnahme an Erercitien. Wie der Neichskriegs- Pittister in einer Verfügung mitteilt, besteht infolge der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht und angesichts der Kürze der für oie Ausübung zur Verfügung stehenden Dienstzeit keine Möglichkeit mehr. Wehrmachtsangehörige zuExercitien" beider Konfessionen zu beurlauben. Der Minister ordnet daber an, daß derartige Beurlaubungen Zukunft unterbleiben.

EEtSlaal

weiangnts sur einen Kanzetyetzer Stuttgart, 16 Äag Das Sonüergericht verurteilte den 26jäh- rigen katholischen Vikar Benedikt Schmidt in Dewangen OA. Aalen wegen polinicher Verleumdung zu neun Monaten Gefäng­nis. Der Angeklagle danc nicht nur die Kirche, sondern auch die Schule und der Biertisch im Wirtshaus als Schuttabladeplatz für seine Hetzlügen benützt, die er hauptsächlich von deutschfeind­lichen Sendern Lurch den Lautsprecher zu beziehen pflegte. Zur Vergrößerung seines Greucimärchen-Repertoires hatte er eine Reise in die Schweiz unternommen und die dort gepflückten Lese- und Hörfrllchre eilfertig an den Mann gebracht, vor allem wieder die mit den verrücktesten Einzelheiten verzierte Schauer­mär vom Reichstagsbrand. Bor dem Untersuchungsrichter und dem Sondergerichl hatte ihn lein Mut verlassen, wogegen er noch bei seiner Vernehmung vor der Polizei erklärt hatte, es schade gar nichts, wenn die Leute in Deutschland erführen, was im Auslande über das Dritte Reich gesprochen werde, und er persönlich sei fest davon überzeugt, daß die NSDAP, den Reichs­tag in Brand gesteckt habe.

Zusammenbruch der Mainhardter BausparkasseWiwa" Heilbronn. 16. Aug. Unter.einem Aufgebot von 37 Zeugen wird in drei Tagen vor der Großen Strafkammer gegen die An­geklagten Hammer. Gleich und Aicher. die Geschäftsführer der Mainhardter BausparkasseWiwa" (Wirtschaftlicher Aufbau) wegen Untreue u a. verhandelt. Di«Wiwa" wurde am 23. März 1931 in-t einem Stammkapital von 2Ü0V6 RM. ge­gründet. Schon bei der Eintragung in das Handelsregister ver­sicherten sie, es sei ein Viertel einbezahlt, was falsch war. So­dann entnahmen sie statt genehmigter 3 Prozent 3.5 Prozent Provision, und zwar von sämtlichen Sparverträgen, statt nur von den tatsächlich erfüllten, was mindestens 8096 RM. zu viel aus­machte. Später bezogen sie statt Provision feste Gehälter und ließen dieie erst nach einem Halden Jahr genehmigen unter Täu­schung der Gesellschafter. Eure Irreführung war auch die Auf­wandsentschädigung von 300 RM. monatlich an Gleich, die über ein Jahr, bezahlt wurde als Ersatz für das Büro etc. und Entschä­digung an Aicher, Ser aut dem Büro des Gleich war bis zu dessen Uebernahme am dieWiwa" Tatsächlich hatte Aicher aber gleich von Anfang an Provision bezogen. Ebenso widerrechtlich war eine Abfindung von 1000 RM. an Aickfer bei besten Ueber­nahme. außerdem hat Aicher selbst noch im Mm 1933 widerrecht­lich der Kaste 300 RM entnommen. Da die Quellen bald ver­siegten. wurden die Sperrkonten angegriffen, die Sparer bis 31. Dezember 1931 mit über 20 000 RM. Verwaltungskosten im voraus belastet und zwar angeblich auf Weisung des Reichsauf­sichtsamtes: die Zinsgutschriften an die Sparer wurden nicht rechtzeitig gemacht Nur um Provision zu verdienen, wurden Zwischenkredtle bewilligt zum Teil als reine Karussellgeschäfre. Zum selben Zweck wurden faule Sparer der Darlehenskasse Mainhardt unter Zusage früherer Zuteilung aut dieWiwa" übernommen, wobei es Len meisten nur auf Sen Kredit ankam: in Wirklichkeit erfolgte häufig gar keine Zuteilung und wenn, dann bezahlten viele Sparer nicht mehr weiter Die Bilanzen mußten fristen werden. Am 10. August 1934 erfolgte dann die Liquidation, die außer dem Verlust des noch nicht einmal voll rtnbezahlten Stammkapitals einen vorläufigen Verlust für die Sparer von 67 000 RM. ergab, der sich ober wegen der Un- kündbarkeit der Hypotheken u. a. noch erhöhen kann.