Di« Störung des Schweizer Handel«.
(W.T.B.) Zürich, 22. Jan. Die „Neue Züricher Zeitung" gibt einen Auszug aus der Freiburger „Liberia" wieder, die u. a. der von westschweizeri- schea Blättern aufgeworfenen Frage der Rohstoffversorgung der Schweiz Aufmerksamkeit schenkt. Darin heißt es: In der Schweiz, wo man die seepolizeilichen Maßnahmen Englands sehr fühlt, beginnt man gegen die mißbräuchliche Beschlagnahme von Schiffen und Ladungen zu protestieren. Unsere Industrie hat bereits schwere Verluste erlitten. England müsse endlich das Recht der Neutralen auf Leben beachten. Das Recht, für seine Sicherheit zu sorgen. findet seine Grenze bei den Rechten des Anderen, zu leben.
Rumäniens Neutralität.
Berlin, 22. Jan. Aus Budapest wird der „Deutschen Tageszeitung" gemeldet: Der „Az Est" erfährt aus Bukarest: Mit Rücksicht darauf, daß russische Soldaten unlängst anläßlich eines Gefechtes an der Grenze der Bukowina und Rumänien die rumänische Grenze überschritten und die Neutralität Rumäniens verletzt haben, erließ der rumänische Kriegs- mrnister eine Verordnung, wodurch die die rumänische Grenze bewachenden Truppen erneut auf die strenge Neutralität Rumäniens jedermann gegenüber aufmerksam gemacht werden. Wenn ein Soldat, welcher kriegführenden Partei auch immer, die rumänische Grenze überschreite, soll er sofort entwaffnet werden, und wenn die Soldaten dem Befehl nicht folgen sollten, ist das rumänische Militär verpflichtet, von der Waffe Gebrauch zu machen.
Die Türkei und Rumänien.
Konstantinopel, 22. Jan. Der rumänische Gesandte Mauo überreichte gestern nachmittag dem Sultan in feierlicher Audienz anläßlich des Thronwechsels in Rumänien sein neues Beglaubigungsschreiben. Die hierbei gewechselten Ansprachen, die über den Rahmen von gewöhnlichen Formen hin- ausgingen, machen in allen hiesigen Kreisen ausgezeichneten Eindruck. In seiner Ansprache an den Sultan wies der Gesandte insbesondere darauf hin, daß im Laufe der letzten zwei Jahre, während deren er seine Sendung erfüllte, seine aufrichtigen Bemühungen unaufhörlich darauf gerichtet waren, zwischen bechen Ländern kraft der schon alten, auf gegenseitigen Sympathien der beiden Völker und vielfacher gemeinsamer Interessen begründeten Tradition bestehenden freundschaftlichen Beziehungen aufrechtzu- erhalten. Der Gesandte versicherte, er werde sich mich weiterhin dem gleichen Werke widmen. In seiner Erwiderung betonte der Sultan, er habe die feste Hoffnung, daß die Herzlichkeit, die in den Beziehungen zwischen beiden Ländern unter der Regierung des verblichenen Monarchen, dessen Hingang Rumänien betraurr, vorgeherrscht habe, unter der Regierung König Ferdinands fortdvuern und gefestigt werden würde. Der Sultan bat weiter den Gesandten, König Ferdinand seine Grütze zu übermitteln.
Spante«.
Madrid, 23. Jan. Ministerpräsident Dato hat erklärt, angesichts der augenblicklichen Lage werde Spanien den Kreuzer „Espana" nicht zur Einweihung des Panamakanals entsenden.
Madrid, 21. Jan. Gestern Abend um 7 Uhr 2 Minuten wurde das Bergland von Asturien, das last gar keine Postverbindungen hat, von einem starken Erdbeben heimgesucht. Etwa zwanzig Ortschaften erlitten schwere Beschädigungen; zahlreiche Häuser sind eingestürzt. In Genertaja kamen fünf Familien ums Lebe«, indem sie unter den Trümmern ihrer Wohnungen begraben wurden Wegen der erwähnten Isolierung des betroffenen Gebiets sind weitere Einzelheiten noch nicht bekannt.
Spannung zwischen England und Amerika.
Haag. 23 Jan. Nach einer Meldung von hier an den „Lokalanzeiger" berichtet die Pariser Ausgabe des „New York Herald", daß die Beziehungen zwischen Amerika und England gespannter werden. Es ist zu erwarten, daß die neue amerikanische Note, die die Mindestforderungen der Vereinigten Staaten enthält, noch im Laufe der nächsten Tage in London überreicht werde.
London. 23. Januar. Die Times melden aus Newyork: Die Besitzer der Dacia erklärten, sie hätten das Schiff bei Prioatversicherern versichert. Der Newyorker Agent von Lloyds telegraphierte am 21. Januar: Es heißt, daß die Dacia von Calveftone nach Norfolk abgereist ist und sich auf der Fahrt innerhalb der Dreimeilenzone gehalten hat. Der Besitzer der Dacia will das Schiff auf der Fahrt begleiten.
London. 23. 3cm. «Daily Telegraph" meldet aus New-Yoik: Die englische Botschaft habe erklärt, daß dt« englische Regierung, wenn der Dampfer „Dacia" deschlag. nahmt und wenn bewiesen werden sollte, daß die Ladung Eigentum amerikanischer Bürger sei, entweder die Ladung ankaufen oder fie nach Rotterdam befördern «erde.
London, 24. Jan, Das „Reuter'sche Bureau" meldet aus New York: Der amerikanische Dampfer „Wilhelms" liegt bereit, um mit einer von einem amerikanischen Ausschuß an die amerikanischen Bürger gesandte« Ladung Lebensmittel nach Hamburg abzufahren. Staatssekretär Bryan hat sich geweigert zu erklären, was das Staatsdepartement im Falle einer Beschlagnahme der Ladung tun würde.
Vermischte Nachrichten.
Nach dem Kampf Lei den Falklandsinseln
Berlin, 24. Jan. Der „Vosfischen Zeitung" zw folge meldet die „Kölnische Zeitung" aus Madrid: Nachrichten aus Algectras zufolge ist der englische Panzerkreuzer „Jnoencible", der bei den Falklandsinseln mit dem deutschen Geschwader focht, in Gibraltar eingetroffen und sofort in Dock gegangen, um die schwere» Beschädigungen seines Schiffs- rvmpfes auszubessern. Noch drei andere Kreuzer, die gleichfalls an jener Schlacht beteiligt waren, werden in Gibraltar erwartet.
Bon der „Karlsruhe-.
Paris, 24. Januar. Nach einer Meldung aus Port-au-Prince konnte sich der deutsche Kreuzer „Karlsruhe" an der Mole von St. Nicolas bei Haiti verproviantieren und dort eine Basis errichten. Dampfer aus New York und New-Orleans laden Kohlen, um die „Karlsruhe" damit zu versorgen.
Munittonssparnis.
Rotterdam, 23 Jan. Der Rotterdamsche Courant stellt fest, daß der englische Dampfer Durmard weder torpediert, noch durch Kanonenschüsse in den Grund gebohrt worden ist. Die Deutschen halten beim Betreten des Schiffes zwei Bomben in den Maschiuenraum gelegt, die einige Zeit nach dem Verlassen des Schiffes explodierten.
Eine Sondersteuer in Belgien.
(W.T.B.) Brüssel, 21. Jan. Seit Ausbruch des Krieges waren ekoa eine halbe Million Belgier ins Ausland geflüchtet. Die Wohlhabenden unter ihnen sind bisher nicht zurückgekehrt und haben sich so nicht nur einer Reihe von Verpflichtungen entzogen, die ihren Mitbürgern im Laufe des Krieges erwuchsen, sondern sie schädigen auch die Interessen ihres Vaterlandes erheblich. Deshalb hat der Generalgouverneur einer Anregung der belgischen Stadtverwaltungen folgend, die Abwesenden mit einer Sondersteuer in Höhe des zehnfachen der für 1914 veranlagten Perfonalsteuer herangezogen. Der Ertrag fällt zur Hälfte den Gemeinden und zur Hälfte dem Generalgouvernement zum Zwecke der Verwaltung zu. Durch die Steuer sollen nur die Wohlhabenden betroffen werden.
Die Lewen des Schützengrabenkrieges.
Kopenhagen, 23. Jan. „National Tidende" meldet aus London: Ein alter englischer Linien- Offizier, der verwundet aus dem Schützengraben nach London kam, berichtete: Unsere Soldaten leiden fürchterlich. Außer gichtiqen Erkrankungen kamen auch viele Fälle nervöser Zusammenbrüche vor. In der letzten Zeit find Verwundungen durch Granaten weniger häufig geworden. Unzweifelhaft steht aber fest, daß die Soldaten sehr unter dem Aufenthalt in den nassen Schützengräben leiden.
Don Lodz «ach Lille.
Stettin» 23. Jan. Seit gestern Abend ist der Verkehr Ostrowo—Lodz ausgenommen worden, sodaß man nun auf deutschen Bahnen von Lodz nach Lille verkehren kann.
Eine Hilfsaktion für Russisch-Polen.
Krakau, 23. Jan. Das Blatt Czas meldet, daß der Papst durch Vermittlung des Wiener Nuntioses dem Fürstbischof von Krakau, Fürst Sapteha 10000 Lire für die polnische, durch die Kriegsereignisse betroffene Bevölkerung, übersandte. Das Kardinalkollegium spendete für denselben Zweck 3000 Lire.
Bern, 22 Januar. Bundespräsident Malta empfing eine polnische Delegation, bestehend aus dem Schriftsteller Sienkiewicz, dem Pianisten Paderswskr, dem Universitätsprofessor Kowalski- Freiburg (Schweiz) und dem Rechtsanwalt Osu- chowskt-Warschau, die dem Bundespräsidenten die Ansicht eröffneten, <.ur Linderung der großen Not in Polen eine internationale Sammlung zu veranstalten. Ihre Zentralstelle soll in der Schweiz sein.
In den übrigen Staaten sollen Nationalkomitees gebildet werden. Der Zweck der Audienz war, dem Bundespräsidenten das Vorhaben milzuteilen und zu hören, ob die politischen Behörden der Schweiz irgend ein Bedenken gegen dieses Vorhaben hegen. Der Bundespräfident erklärte der Delegation, dieses humanitäre Werk könne der wärmsten Sympathie der Behörden und der Bevölkerung der Schweiz sicher sein. Ehrenpräsident des Hilfskomitees ist Sienkiewicz.
Aus Stadt und Land.
Cal», den 25. Januar 1815
Kriegsauszeichnung.
Wilhelm Reißer I aus Deckenpfronn hat die silberne Verdienstmedaille für Tapferkeit und Treue vor dem Feinde erhalten.
Feldpostpakele für die 119er.
Mitte dieser Woche wird sich wiederum Gelegenheit zur Paketbeförderung an Angehörige des Landwehrinfanterieregiments 119 bieten. Pakete zur Weiterbeförderung von auswärts sind doppelt verpackt (auf der inneren Adresse genaue Angabe von Dienstgrad, Namen, Bataillon,'Kompagnie!) baldmöglichst, spätestens bis Mittwoch, den 27. Januar, an das Geschäftszimmer des Ersatzbataillons Landwehrtn- santerteregiments 119 in Stuttgart (Karlsgymna- fium, Tüdingerstraße 38) einzusenden.
Der Feldpostoerkehr.
Wie bereits am 21. ds. Mts. bekannt geworden ist. findet im Januar keine Annahme von Feld- paketen durch die Militärpaketdepots statt. Veranlaßt wurde diese Maßregel durch die überreiche Versorgung der Truppen mit Feldpaketen und Liebesgaben anläßlich des Weihnachtsfestes. Durch die Miliiärpaketdepots gingen nicht weniger als 8'/- Millionen Weihnachtspakete. Dazu kamen Millionen von Liebesgabenpaketen. Vielfach konnten die Truppen die ihnen zngegangenen Pakete kaum bewältigen. Da ferner im Osten bisher noch nicht einmal alle Pakete den Truppen zugeleitet werden konnten, hat sich das Kriegsministerium veranlaßt gesehen, die im Januar beabsichtigte Annahme von Feldpaketen nicht stattfinden zu lallen. Etwa Mitte Februar werden dagegen die Miliiärpaketdepots dauernd geöffnet werden. Die darauf bezüglichen Bekanntmachungen werden in Kürze erfolgen.
Konfirmation.
Die Konfirmation findet in diesem Jahr in den Kirchen unseres Landes um 11. April statt. Wo zwei Feiern notwendig find (also auch in Stuttgart), werden sie an den Sonntagen 11. und 18. April gehalten.
Geburtstagsfeier des Kaisers.
Wie der „Staatsanzeiger" hört wird das k»e vorstehende Eeburtsfest des Kaisers in diesem Jahr nicht bloß in den Gasnisonsorten, sondern auch in allen Orten, die gegenwärtig Standorte von Ersatztruppenteilen find, am Tag des Geburisfestes selbst durch eine militärische Feier begangen werden. Im übrigen verbleibt es hinsichtlich der kirchlichen Feier des kaiserlichen Geburisfestes bei der bisherigen Hebung, wonach an dem dem Geburtstage vorangehenden Sonntag des Kaisers im Kirchengebet besonders gedacht wird. Auch die Schulen werden den Tag wie seither festlich begehen. Daß neben den Kirchen- und Schulfeiern von sonstigen festlichen Veranstaltungen abgesehen wird, entspricht dem Wunsche des Kaisers, wie er in dem an den Reichskanzler gerichteten Erlaß vom 13. Januar ds. Js. ausgesprochen worden ist.
Dom Roten Kreuz.
Die eben ausgeaebene 12. Kriegsnummer der „Mitteilung" des Württ. Landesvereins bringt zusammenfassende Angaben über die Tätigkeit des Roten Kreuzes vom Kriegsbeginn bis zum Schluß des Jahres: In das Etappengebiet wurden seit Kriegsbeginn entsendet: 603 Pfleger, 280 Pflegeschwestern, 11 Laborantinnen und 20 Köchinnen. In den Reservelazaretten des 13. Armeekorps im Heimatgebiet sind z. Zt. verwendet: 44 Diakonen und 294 Vollschwestern; das ergibt insgesamt 647 männliche und 540 weibliche Pslegpersonen, wozu noch ca. 600 in den Vereinslazaretten tätige Schwestern kommen. Die Abteilung für Verpflegungs- und Verbandstationen hat für Einrichtung und Betrieb der sämtlichen V.E.St. sowie für das für diese erforderliche Verbandszeug im ganzen 37 923 Mk. aufgewendet; für die Erfrischungsstelle des Stuttgarter Haupt- 'bahnhofes wurden zudem 5645 Mk. und erhebliche 'Vorräte von Nahrungsmitteln gespendet. 151 Ge- ! legenheiten wurden benützt, um Liebesgaben an die