Nr. 18.
Amts- und Anzeigeblatt für dm Oberamtsbezirk Calw.
90. Jahrgang.
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Samstag» den 23. Januar 1915.
Bezugspreis: In der Etadt mit Lriigerlohn Mk. 1.25 oiettelsährlich, Post- bezugSprei« für den Ott«- und RachbarortSverkehr Mt. ILO. im Fernverkehr Mk. 1.SO. vestellgeld in Württemberg SO Psg., in Payern und Reich «S Pfg.
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Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.
Die deutsche amtliche Meldung.
(W.T.B.) Grobes Hauptquartier» 22. Jan. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Anhaltender Regen schlob eine gröbere Gesechtstätigkeit zwischen Küste und La Bastee-Kanal aus. Bei Arras Artilleriekämpfe. Einer von den südwestlich Berry au Bac vorgestern genommenen Schützengraben wurde» da er durch die einstürzenden Mauern einer Fabrik teilweise verschüttet war» ausgegeben und gesprengt. Ei« französischer Angriff nördlich von Verdun wurde leicht abgewiesen. Nach den vorgestrigen Kämpfen südlich St. Mihiel bildeten sich kleinere französische Abteilungen unweit unserer Stellungen. Durch ei«eu Vorstotz wurde das Gelände vor unserer Front bis zur alten Stellung der Franzosen gesäubert. Der Kampf um Croix des Carmes nordwestlich Pont ä Mouston dauert noch fort. Ein starker französischer Angriff gegen den von uns wieder eroberten Teil unserer Stellung wurde unter schweren Verlusten für den Feind zurückgeschlagen. In den Vogesen nördlich Sennheim warfen unsere Truppen den Feind von den Höhen des Hartmannsweilerkopfes u«d machten 2 Offiziere und 125 Mann zu Gefangenen.
Oestlicher Kriegsschauplatz. In Ostpreuben Lage unverändert. Am Suchaabschnitt schritten unsere Angriffe langsam fort. Oestlich der Piliza nichts Neues.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(W.T.B.) Wien, 22. Jan. Amtliche Mitteilung vom 22. Jan. mittags: Nördlich der Weichsel entwickelte sich gestern lebhafter Geschützkampf. Unsere Artillerie wirkte namentlich in dem südlichen Nidaabschnitt und bei Chesiny, wo der Bahnverkehr der Russen durch Volltreffer auf eine Eisenbahnstation empfindlich gestört wurde, mit besonderem Erfolge. Auch südlich der Weichsel an Teilen der Front Geschützkampf mit wechselnder Stärke. Die Situation in den Karpathen ist unverändert.
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Der „Bund" über die militärische Lage.
(W.T.B.) Bern, 22. Jan. In seiner Erörterung über die Kriegslage hält es der „Bund" für offenbar, daß die russische Heeresleitung sich jetzt in der Defensive befindet, die ihr von den Verbündeten aufgenötigt worden ist. Damit habe sie selbst einen Schlußstrich unter ihre grotze Offensive gesetzt. Auch französische Quellen sprächen jetzt nur noch von einer glücklichen Defensive der Russen innerhalb des Weichselbogens. Es sei sehr wohl möglich, daß hie Russen von ihrer letzten exzentrischen Operation auf dem rechten Weichselufer ein Retablissement stratetique erhoffen. Im Westen habe sich die französische Offensive noch nicht ganz ausgelebt, obwohl sie im ganzen als gescheitert gelten könne. Es könne sich jetzt höchstens noch um die zweite Phase handeln, die, auf die Erfahrungen der ersten gestützt, jetzt verschleiert fortgefWrt werde zur Vorbereitung großer Operationen, die in noch sorgfältig gewahrten Plänen liegen. Die in der deutschen Generalstabsmeldung angegebenen Verlnstziffern hält der „Bund" für zutreffend. Das Blatt sagt ferner, der Elan, mit dem die Franzosen immer wieder anlanfen, sei bewundernswert. Die strategische Zweckmäßigkeit dieser verzettelten Offensive müsse mehr und mehr be
zweifelt werden. Sie passe vielleicht in gewisse politische Kombinationen, lasse sich aber mit der unbedingten Notwendigkeit, Menschen zu sparen, nicht in Einklang bringen. Es ist nicht gesagt, meint das Blatt, daß es vom Scheitern der französischen Offensive zum Ansturm der Deutschen nur ein Schritt ist, obwohl der Gegenstoß von Soissons dazu verführen könnte. Eins aber ist gewiß, die Dinge spitzen sich zur Krisis zu.
Die Russe» gestehen ihren Rückzug ein.
Wien, 22. Jan. Die Korrespondenz „Rundschau" meldet, der „Voss. Zeitung" zufolge, aus Krakau: Die amtlichen russischen Veröffentlichungen sprechen von einer verhältnismäßigen Ruhe an allen Fronten. Dann heißt es jedoch, daß sich die Verbündeten durchweg in der Offensive befänden, ohne dabei aber ihre Durchbruchsziele zu erreichen. Das Ufer der Skrwa hätten die Verbündeten nach hartnäckigem Kampfe zwar wieder besetzt, doch bestehe Aussicht, sie von dort wieder zu vertreiben. Am linken Weichselufer, insbesondere gegen die Fronten von Borzymow und Raum» fänden Vorstöße der Deutschen statt. Im Raume von Mlawa seien starke deutsche Truppenkörper zum Angriffe vorgegangen. Längs der Strecke Kozlow—Biskupi—Zaerzew— Sucha seien die Deutschen, gedeckt durch das Feuer ihrer schweren Artillerie, im Vorstoß begriffen. Ein deutscher Angriff gegen Gumin sei zwar gelungen, jedoch infolge der gescheiterten Aktionen in der Umgegend wirkungslos geblieben. — Die Kriegsberichterstatter der russischen Blätter telegraphieren, daß die Russen mit Rücksicht auf das schlechte Wetter ihre Offensive in Galizien eingestellt hätten. Straßen und Verbindungswege seien einfach unbenützbar. In den Karpathen hätten sich die Rüsten in bester'gelegene Positionen zurückgezogen, wo sie nun das weitere abwarten würden.
Deutsche Luftschiffe über Warschau.
Kopenhagen, 22. Jan. Wie nach der „Täglichen Rundschau" die Blätter aus Petersburg melden, sind über Warschau in letzter Woche wieder fünf Mal deutsche Luftschiffe erschienen. Zwei von ihnen haben Bomben abgeworfen, über deren Wirkung nichts gemeldet wird.
Das Elend in Polen.
Mailand, 22. Jan. Der Kriegsberichterstatter des „Secolo", der die russische Front vor Warschau besucht, berichtet: Hunderte polnischer Bauern flüchteten in entsetzlickem Zustand und halb verhungert durch die sumpfigen und verregneten Gegenden nach Warschau. Alle erzählen von schrecklichem Elend, da es an Lebensmitteln fehlt und alles in Trümmer geschossen und verbrannt wurde. Zwischen Warschau und Rawka lagern mehr als 2VVVV Flüchtlinge.
Die Kämpfe am Kanal.
Amsterdam, 22. Januar. Eine Meldung aus Sluis an den hiesigen „Telegraaf", die von der „Voss. Zig." übernommen wird, besagt: Zwischen Nieuport und Ostende wird der Kampf trotz der ungünstigen Witterung fortgesetzt. Andauernd dröhnen die Kanonen. Hin und wieder hört man Minenexplofionen. Auf unbeschreiblich schlechten Weqen kommen und gehen Truppen von und nach der Front.
Ber in, 25. Jan. Zu den K ämpfen in Flandern meldet die „Vosfische Zeitung": Die Kämpfe be
schränkten sich auf Duelle zwischen der Artillerie und den Flugzeugen, die eine lebhafte Tätigkeit au den Tag legten. Tollkühne Flüge würden zu allen Tag- und Nachtzeiten unternommen.
Eine neue Offensive gegen Serbien.
Wien, 22. Jan. Die infolge des Rückzugs der österreichisch-ungarischen Truppen aus Serbien notwendig gewordenen Verschiebungen unserer Streitkräfte und die Neugruppierung der österreichischungarischen Südarmee find nun nach der „Franks. Zeitung" soweit vorangeschritten, daß die neue Offensive gegen Serbien für die nächste Zeit in Aussicht gestellt werden kann. Ern erfolgreicher Angriff und ein entscheidender Sieg der österreich-ungarischen Armee wird die beste Antwort auf die ruhmredigen Kommentare sein, die der Rückzug unserer Truppen und der Rücktritt ihres Führers in den Blättern des feindlichen Auslands gefunden haben.
Russisches Kriegsmaterial für Serbien.
Genf, 22. Jan. Nach einer Privatmeldung der Genfer „Tribüne" aus Panscova find die russischen Schiffe „Tschefesneco", „Patriot«^, „Bkssarabetz", ,Eomte Jgnatief", „Belgrad" und „Romania" in die Donau eingedrungen und steuern nach Serbien zu. Jedes Schiff führe mehrere Laftdampfer mit Kanonen und Munition im Schlepptau. Die Schiffe find von Offizieren der russischen Marine befehligt.
Der Islam und der Krieg.
Die Türke« erfolgreich.
Konstantinopel, 23. Jan. Das Hauptquartier veröffentlicht folgenden Bericht: Die Hauptstreit- kräste der Rüsten» denen es, wie gemeldet, nicht gelungen war, unseren linken Flügel zu umzingeln, zogen sich vor unserer Gegenoffensive zurück. Unsere Truppen verfolgen den Feind. Am 21. Januar versuchten englische Streitkräfte unter dem Schutz von 3 Kanonenbooten eine Offensive gegen unsere Truppen, die sich bei Korna befinden, wurden aber vollständig besiegt uud gezwungen, sich mit großen Verlusten zurückzuziehen. Unsere Verluste sind unbedeutend.
Der Heilige Krieg.
(W.T.B.) Konstantinopel, 22. Jan: Der Befehlshaber der türkischen Truppen in Mesopodanrien hat nach Blättermeldungen einen Aufruf an die Armee und die Bevölkerung erlasten, in dem er sie auffordert, den geweihten Boden gegen die Engländer zu verteidigen, die den Islam ausrotten wollten. Weitere aus Mesopotamien eingetroffene Meldungen besagen, daß arabische, kurdische und schiitische Krieger in großer Menge zur türkischen Armee stoßen.
Deutsche Unterseeboote in der Nordsee.
Berlin. 23. Jan. Aus Amsterdam erfährt das „Berliner Tageblatt": Der von dem deutschen Unterseeboot versenkte englische Dampfer „Durward" war mit ca. 1000 Tonnen Gütern beladen, darunter 300 Tonnen Steinkohle. Die übrige Ladung bestand aus Malzöl und Garnen. Die für den Dampfer „Durward" in Rotterdam liegende Ladung soll nunmehr von einem anderen englischen Dampfer übernommen werden. Infolge der Versenkung des Dampfers „Durward" haben zahlreiche englische Schiffe ihre Fahrten aufgegeben. Es dürste schwer