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Begriff des Verbrauchers und Kleinhändlers im Sinne der Höchstpreisverordnungen.

In der Bekanntmachung über die Höchstpreise für Ge­treide und Kleie vom 28. Oktober 1914 waren die Erotz- handelshöchstpreise insbesondere für den Berkehr zwischen Erzeuger, Verarbeiter und Händler festgelcgt. Dabei war als Verarbeiter an Mühlen, Eriesfabriken, Brauereien, Mälzereien, Roggen- oder Eerstekaffcefabriken, Haferflocken­fabriken und ähnliches gedacht. An diesem Sachverhältnis ist weder durch den Wortlaut, noch nach der Absicht der Aen- derungen, die an jener Bundesratsverordnung vorgenom­men sind, geändert worden. Der Begriff des Verbrauchers, wie er sich in tz 6 Absatz 1 der Bekanntmachung über die Höchstpreise für Roggen, Gerste und Weizen vom 19. Dezem­ber 1911 und in K 1 Abs. 2 in der Bekanntmachung über die Höchstpreise für Hafer vom selben Tage befindet, ist danach möglichst eng auszulegen und auf den unmittelbaren Ver­brauch, also auf die Verfütterung, sowie auf den Verbrauch im eigenen Hause und der eigenen Wirtschaft zu beschränken. Danach würde eine Brauerei für ihre Hafereinkäufe wohl als Verbraucher anzusehen sein, insofern sie ihn an ihre Pferde verfüttert. Für ihre Eersteneinkäufc ist sie dagegen Verarbeiter, und kann also nicht als Verbraucher angesehen werden. Als Kleinhändler haben diejenigen Händler zu gel­ten, welche die gekauften Waren nicht an Wiederverkäufer, sondern unmittelbar an den Verbraucher absetzen.

Calw, den 19. Januar 1915.

K. Oberamt.

Reg.-Rat Binder.

K. Oberamt Calw.

Bekanntmachung betr.ffend das Holzschleifen auf den öffentlichen Wegen im Schwarzwald zur Winterszeit b i g-schloffener Schneebah».

Die nachstehende Verfügung der K. Regierung des Schwarzwaldkreises vom 7. Juli 1876 wird hiemit öffentlich bekannt gemacht:

maßregeln stattsand. Die Zensur wird außerordent­lich streng gehandhabt. Vor allem werden Schilde­rungen der Panik nicht zugelassen.

Holländische Nachrichten.

(W.T.B.) Amsterdam, 20. Jan. Fischerdampfer haben erzählt, in Pmuiden sahen sie nachts 3 Luft­schiffe. Der Chef des Marinestabes teilt mit, daß die Luftschiffe niederländisches Gebiet nicht berührt ha­ben. sondern weitab seewärts blieben.

Nieuws van den Dag" meldet über London aus Parmouth, daß eine Bombe des Luftschiffes ne­ben dem Exerzierhaus, die andere beim Marine­depot niedergefallen sei.

DerTelegraaf" meldet aus Parmouth: Hier einpetroffene Fischdampfer berichten, daß sie heute nacht über der Nordsee 3 Luftschiffe gesehen hätten.

(W.T.B.) Haag. 20. Jan. Der Chef des Ma- rinestabs teilt mit, daß die Luftschiffe, die gestern auf den nördlichen Inseln sichtbar waren, sich nicht auf niederländischem Gebiet bewegt hätten, sondern über der See in beträchtlichem Abstand von der Küste geflogen seien.

(W.T.B.) Rotterdam, 21. Jan. DerNieuwe Notterdamsche Courant" berichtet ferner über den deutschen Luftangriff auf die englische Küste: Polizei- beawte sagten aus, - zwei Luftschiffe gegen 8.30 Uhr über Cromer fuhren. Sobald die Behörden Be­richt erhalten hatten, daß Luftschiffe über Parmouth flogen, ordneten sie an, daß alle Sicher ausgelöscht werden sollten, sodaß die ganze Stadt im Dunkeln lag. Die Luftschiffe flogen, wie es scheint, rund um die Stadt und verschwanden, ohne in Cromer Bom­ben abzuwerfen. Um 8.45 Uhr flog ein Luftschiff über Sherringham. Es beschrieb einen Bogen mn die Kirche und warf, als es sichtbar geworden war, eine Bombe ab. Diese traf ein Haus und schlug durch das Dach bis ins Erdgeschoß durch, ohne zu explo­dieren. Die Lunte war beim Niederfallen abgerissen. Die Bombe fiel in ein Zimmer, in dem sich ein: Mann, eine Frau und ein Kind befanden, die wie! durch ein Wunder dem Tode entgingen. Es heißt,! daß eine anders Bombe zwischen Cromer und Sher-! ringham niedergefallen sei, die ebenfalls nicht explo­dierte. Die Luftschiffe verschwanden, nachdem sie die Bomben abgeworfen hatten, seewärts. In Runton wurde ein Zeppelin deutlich von fast der ganzen Be­völkerung gesehen, die bei dem Geräusch der Motore auf die Straßen lief. Es heißt, daß die Luftschiffe in einer Höhe von 2600 Fuß flogen.

Die angegriffenen Ortschaften liegen alle ent­weder direkt an der englischen Ostküste oder nur ge­ring entfernt im Landinnern. Parmouth ist vom erstenHusarenritt" unserer Flotte her bekannt. Sandringham ist bekannt als Landsitz Könia Georgs und liegt etwa 5 Kilom. landeinwärts der The Mash genannten Bucht an der Bahn von Kingslvnn nach Hunstanton. Kingslynn selbst ist eine alte Stadt mit etwa 20 000 Einwohnern unweit der Mündung der Ouse; sie ist mit der Nordsee durch eine Wasser-

Das Schleifen von Langholz und Klötzen auf den öffent­lichen Wege im Winter wird mit Ermächtigung des K. Ministeriums des Innern unter nachfolgenden Bestimmun­gen in widerruflicher Weise gestattet:

1. Das Schleifen des fraglichen Holzes auf den öffent­lichen Wegen bleibt auf die Winterszeit, wenn die Wege gehörig mit Schnee bedeckt oder gefroren sind, so dag die Fahrbahn nicht beschädigt wird beschränkt.

2. Das geschleifte Holz darf höchstens die Breite eines Fahrgleises cinnehmen.

3. Es darf nur eine Länge Hölzer, nicht zwei oder meh­rere hintereinander verkuppelt, geschleift werden.

-1. Die Holzstämme müssen vorne und hinten derart gut zusammengebunden sein, dag sie sich nicht wälzen können.

5. Jedem Zuge mit geschleiftem Holz muß außer dem Fuhrmann ein mit einem Griffe versehener Geleits­mann beigegeben sein, der, wenn das geschleifte Holz seitwärtsrutscht, es so ablcnkt, dag andere Fuhrwerke ungehindert vorbcikommen können.

! 6. Zeder solche Zug hat entgegenkommenden oder vor-

sahrenden Fuhrwerken geordnet auszuweichen und so lange anzuhalten, bis letztere an dem Zug vorüberge­kommen sind.

7. Holzstämme oder Klötze dürfen nicht an Wagen oder Schlitten angehängt werden.

Die Ortspolizeibehörden und Polizeiorganr werden an­gewiesen, die Einhaltung der an die Erlaubnis zum Holz­schleifen auf öffentlichen Wegen geknüpften Bedingungen, namentlich die Ziffer 4 u. 5 derselben, genau zu überwachen.

Zuwiderhandlungen gegen diese Bedingungen, unter denen allein die Dispensation von § 3 der K. Verordnung vom 6. Juli 1873 (Reg.-Bl. S. 295) erteilt ist. sind als Ilebertretungen vom Ortsvorsteher nach s§ 366 Str.-E.-Vs. in Verbindung mit Art. 19 des Polizeistrafgesetzes vom 27. Dezember 1871 zu bestrafen.

Den 19. Januar 1915.

Regirrungsrat Binder.

Bekanntmachung

des K. stelloertr. Generalkommandos.

Da anscheinend da und dort Vorbereitungen für die kommende Faschingszeit getroffen werden, so gebe ich hiermit für den ganzen Bereich des Armeekorps bekannt, daß im Hinblick auf den Ernst der Zeit alle karnevalistischen Um­züge, öffentlichen Veranstaltungen und Belustigungen, so­wie jegliches Maskentreiben auf den Straßen zu unter­bleiben haben.

Stuttgar, den 16. Januar 1915.

v. Marchtaler, General der Infanterie.

Die Ortspolizeibehörden

haben für strenge Durchführung obigen Verbots Sorge zu tragen.

Calw, den 19. Januar 1915.

K. Oberamt.

Reg.-Rat Binder.

K. Oberamt Calw.

Die Gemeindebehörden

werden an unverzügliche Erledigung des oberamtlichen Er­lasses vom 17. Nov. v. I.,

betr. die Wanderarbeitsstätte in Calw (Calwer Tag­blatt von 1914 Nr. 271)

erinnert.

Den 19. Januar 1915.

Regierungsrat Binder.

Verkauf von krtegvundrauchdaren Militärpferd n.

Am Montag, den 28. Januar ds. Zs., mittags 12 Uhr, kommen in Söflingen bei Ulm im Hof der neuen Ulanen­kaserne etwa 55 kriegsunbrauchbare Pferde im Wege der Versteigerung unter den mehrfach bekannt gegebenen Be­dingungen zum Verkauf.

Calw, den 19. Januar 1915.

K. Oberamt.

Regierungsrat: Binder.

straße, den Kings Cut, verbunden. Cromer. direkt an der Nordsee liegend, ist Badeort natürlich mit militärischen Anlagen und besitzt einen schönen Strand. Dasselbe trifft auf Sherringham zu, das nur wenige Kilometer von Cromer entfernt liegt. Auch die englische Meldung gibt zu, daß die deut­schen Luftschiffe nur auf militärische Anlagen Bom­ben abwarfen.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutsche amtliche Meldung.

(W.T.B.) Großes Hauptquartier, 20. Jan. Westlicher Kriegsschauplatz. (Amtlich.) Im Abschnitt zwischen Küste und Lys fanden nur Artilleriekämpfe statt. Bei Notre Dame de Lorette nordwestlich Ar- ras wurde dem Feind ein 200 Meter langer Schützen­graben entrissen. Dabei sind zwei Maschinengewehre erbeutet und einige Gefangene gemacht worden. In den Argonnen nahmen unsere Truppen einige feind­liche Schützengräben. An einer Stelle betrug unser Geländegewinn der letzten Tage wieder 500 Meter. Im Walde nördlich Sennheim schritten unsere An­griffe gut fort. Der Hirzstein wurde genommen. 2 Offiziere und 40 Alpenjäger wurden gefangen ge­nommen.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Lage im Osten ist unverändert.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(W.T.B.) Wien. 20. Jan. Amtliche Mitteilung: Die allgemeine Lage ist unverändert. An der Front in Polen fanden, abgesehen von Patrouillengesech- ten, nur Artilleriekämpfe statt. Am Dunajec beschoß unsere Artillerie mit Erfolg Abschnitte der feind­lichen Jnfanterielinie und erzwang die Räumung eines stark besetzten Meierhofes. Eine unserer Ab­teilung drang bis an den Fluß vor. brachte dem Gegner mehrere hundert Mann Verluste bei und zerstörte noch die vom Feind gebaute Kriegsbrücke über de» Dunajec. In den Karpathen nur unbedeu­tende Geplänkel.

Der deutsche Druck au der Westfront.

Kopenhagen, 20. Jan. Nach einer von hier an denTag" gelangten Meldung geben dieTimes" zu, daß der Druck der Deutschen aus die Front der Franzosen beständig zunimmt. Das englische Volk müsse sich über die wirkliche Lage klar werden. Tat­sache sei, daß an einigen Stellen die Verbündeten Fortschritte gemacht haben; im großen und ganzen aber stehe der Feind fester in seinen Stellungen, als je, voll bereit, jederzeit den Versuch einer Durch­brechung der Linien der Verbündeten zu unterneh­men. Sobald die Deutschen glauben, mit Erfolg Vor­gehen zu können, werden sie es tun. Den deutschen Luftangriff auf Dünkirchen fassen dieTimes" als eine Vorübung für einen Luftangriff großen Stils gegen irgend einen wichtigen Ort auf.

Genf, 20. Jan. DerLourriere" läßt sich mel­den: Ueber Nancy haben seit dem 5. Jan. 17 deutsche Fliegerangriffe stattgefunden. In allen Fällen ge­lang es den Deuschen, erheblichen Schaden an mili­tärischen Bauten und an Menschenleben zu verur­sachen. Ein großer Teil von Nancy ist durch die fort­gesetzten Luftbombardements zerstört.

Die russische Niederlage in Galizien.

Berlin, 20. Jan. Bei den Kämpfen bei Zak- lyczin sind, wie der ..B Z." von ihrem Kriegs- berichlerstaiter, aus Westgalizien gemeldet wird, drei russische Regimenter fast völlig aufgenebea worden Allein von einem Bataillon fielen vier Kompagnieführer.

Unsere Feinde und der Krieg.

ClLmenceau über die militärische Lage.

Paris, 20. Jan. In einem Artikel unter der UeberschriftGedanken über den Krieg" schreibt ClHmenceau im L'Homme Enchaine, der Hauptgrund dafür, daß er die militärischen Operationen nicht erörtere, sei der Umstand, daß es keine militärischen Operationen gäbe. Die täglich gemeldeten Fort­schritte und Eroberungen deutscher Schützengräben bewegten ihn ebensowenig wie das Züriickgehen der französischen Truppen bei Soissons. Der Schützen- grabenkrteg sei kein Geniestreich und dürfte keine spaltenlange Kommentare entfesseln wie dies trotz der mageren Ergebnisse der letzten Monate ge­schehen sei. Man habe Frankreich zur Geduld er­mahnt, dürfte aber nicht allein mit einem Ab­nutzungskrieg und der Wirkung einer wirtschaft­lichen Blockade, noch mit der Intervention even­tueller Verbündeter rechnen, um den Krieg siegreich zu beendigen. Dies könne nur eine starke Offen­sive erreichen. Frankreich müsse vor allem nur mit sich selbst und mit eigenen Anstrengungen rechnen und sich zuerst selbst helfen. Auch die zukünftigen Verbündeten würden nicht allein um der schönen Augen Frankreichs willen in den Krieg eingreifen. Rumänien und Italien hätten beide Wünsche, die sie verwirklicht sehen möchten und sie würden desto mehr willens zur Intervention sein, je gesicherter ihnen der Sieg bereits erscheine.

Die Stimmung in Finnland.

Frankfurt a. M., 20. Jan. DieFranks. Ztg." meldet aus Stockholm: Maßgebende finnische Per­sönlichkeiten haben unserem Korrespondenten ver­sichert, daß die seit zwei Monaten mit erneuter Kraft einsetzende russische Gewaltpolitik eine nicht zu unterschätzende Umwandlung der Stimmung in Finnland bewirkt habe. Die gleichen Vertrauens­männer, die unserem Korrespondenten bet Ausbruch sagten, daß die finnische Bevölkerung einem deutschen Einmarsch ohne Parteinahme für oder wider gegen­überstehen werde, erklären heute, man kösne bei einem Einrücken der Deutschen bestimmt auf eine Volkserhebung rechnen, da auch der mongolische