WMMMles Nachrichten- und Anzeigenblatt für die OdeMMtsbezirLe Nagold. Calw, Freudenstadt und Neuenbürg

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Nummer 112

Alte »steig, Aiittwoch, den 15. Mai 1935

5 8. Zahrgang

KcniWllüniiMZwang für Lebensmlltel

Berlin, 14. Mai. Der Reichsernährungs- und der Reichsinnrn- minister haben eine gemeinsame Verordnung über die äußere Kennzeichnungvon Lebensmitteln erlassen, die nach Anhörung des verstärkten Reichsgesundheitsamtes ergangen ist. Eie baut den Schutz des Verbrauchers vor Jrre- jührung Lurch übertriebene Verpackungen und Aufschriften aus. Früher war es möglich, daß einzelne Erzeugnisse in groß ausgemachten Packungen in den Verkehr kamen, die nach viel Anhalt und sehr guter Ware allssahen, ohne daß das Erzeugnis diesem Anschein entsprach. Deshalb war bereits vor längerer Zeit für bestimmte Warengruppen ein Kennzeichnungszwang er­gangen, der nunmehr ausgebaut worden ist, zugleich mit der Ein­führung gesetzlicher Vorschriften über den BegriffNormaldose".

Der äußeren Kennzeichnungspflicht unterliegen, sofern sie in Packungen oder Behältnissen an den Verbraucher abgegeben wer­den. nunmehr folgende Lebensmittel: Dauerwaren von Fleisch oder mit Fleischzusatz, Dauerwaren von Fischen, von Krusten- tieren, Milch- und Sahne-Dauerwaren, Gemllsedauerwaren, Obst- dauerwaren, Honig und Kunsthonig, diätetische Lebensmittel. Fleischextrakt Hefe-Extrakte und Extrakte aus anderen eiweiß­haltigen Stoffen, Krebsextrakt, Eipulver, Pudding- und Back­pulver, Gewürze und ihre Ersatzmittel, Schokolade und Schoko­ladewaren einschließlich Schokoladen- und Kakaopulver, Marzipan und Marzipanersatz, Kaffee, Tee, Zusatzmittel und Ersatzstoffe, Teigwaren. Zwieback, Keks. Biskuits, Waffeln, Lebkuchen, Hafer­slocken, Hafergrütze, Hafermehl, Hafermark und Speise-Oele.

Auf Len Packungen oder Behältnissen müssen außer dem Namen und Sitz der Firma noch der Inhalt nach handelsüblicher Bezeich­nung uno nach deutschem Maß oder Gewicht angegeben sein. Ferner wird vorgeschrieben, daß u. a. bei Milch der Fettgehalt, bei Backvulver die Eewichtsmenge Mehl genannt wird, zu deren Verarbeitung der Inhalt ausreicht. Unter 1/1-Normaldose ver­steht di« Verordnung eine Dose, die in nicht verschlossenem Zustand gemessen einen Rauminhalt bei Eemüsedaucrwaren von 900 Kubikzentimeter, bei Obstdauerwaren von 850 Kubikzentimeter hat. Es dürfen nur Normaldosen in bestimmte« Größen ausgegeben werden. Die Verordnung, die auch für aus dem Ausland eingeführte Lebensmittel gilt, tritt am 1. Juni 1935 in Kraft. Für Lebensmittel, die bisher nicht der Kenn­zeichnungspflicht unterlagen, wird K e ab 1. Januar 1836 wirksam.

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Ein Dorttag ln Stockholm

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Todesurteile wegen Annahme von Hungerhilfe z

Berlin, 14. Mai. Die österreichische Presse bringt in de« l Morgenblättern folgende Meldung: f

Dem interkonfessionellen und internationalen Hilfskomirs unter Vorsitz von Kardinal Jnnitzer geht soeben folgende Nach­richt zu: In der Sowjet-Ukraine wurden die Pastoren Woldemar Seid aus Dniepropetrowsk und Friedrich Deutschmann aus Hochstedt zum Tode verurteilt und harren jetzt der Voll­streckung dieses Urteilsspruches. 27 Pastoren befinden sich im Gefängnis. Der bekannte evangelische Propst Birdh aus Char­kow und Pastor Vaumann wurden zu je zehn Jahren Zwangs- H ardeit verurteilt. Im ganzen Gebiet der Sowjetunion sind jetzt ° .nur noch etwa 26 evangelische Pfarrer im Amte." Die Pastoren Seid, Deutschmann, Birdh und Vaumann sind sämtlich Deutsche. Wie wir erfahren, sind noch weitere Todesurteile gegen Deutsche in der Sowjetunion verhängt worden, die sämtlich aus jüngster Zeit stammen und wegen der Annahme von Hungerhilfe aus dem Ausland bezw. wegen der Bitte um Hilse gefüllt worden find. Sechs Bauern sind zum Tode verurteilt worden. Damit hat der Terror gegen das deutsche Volkstum einen neuen Höhepunkt erreicht.

Donansahrt Generalfeldmarschall Mackensens

Linz. i«. Mai. Generalfeldmarschall von Mackensen hat am Dienstag nachmittag von Passau aus seine Donaufahrt nach Budapest angetreten. Das ungarische SchiffSophie", deis jn Oesterreich nirgends anlegen wird, wurde bei seiner Durch­fahrt durch Oberösterreich überall begeistert begrüßt. An den Usern der Donau, in den größeren Märkten und vor allem in Linz, hatten sich Tausend« von Volksgenossen eingesunden, die durch kaute Herlrufe und Tücherschwenken den Feldmarschall begrüßten.

Zn der Budapest» Stadtverordnetensitzung wurde unter stür­mischem Beifall beschlossen, dem Generalfeldmarschall von Mackensen die Verehrung und den Dank der gesamten Bevölke­rung der Hauptstadt Budapest zum Ausdruck zu bringen.

Ermäßigung -es MvaMskonts ans 3. v. S.

Zufolge der außerordentlichen Flüssigkeit des Geldmark­tes wurde der Privatdiskont» der in letzter Zeit be­reits mehrfach ermäßigt worden ist, heute erneut um V, °«f S ». H. herabgesetzt.

Stockholm, 14. Mai. Der Besuch des Reichsministers Heß in Stockholm wird von den maßgeblichen Morgenblättern mit Bil­dern des Ministers und Berichten über seinen Flug nach Schwe­den und den Zweck seiner Reise groß herausgebrachl. Im Mittel­punkt der Berichte steht vor allem der Presseempfang in der deutschen Gesandtschaft. Allgemein heben die Blätter hervor, daß der Stellvertreter des Führers den Eindruck der Einfachheit seiner Erscheinung hinterlassen habe, den Eindruck von einem Manne der Handlung".

König Gustav V. von Schweden hat den Stellverteeter des Führers, Reichsminister Rudolf Heß, in Begleitung des deut­schen Gesandten Prinzen zu Wied und seines Adjutanten Leitgen in einer Privataudienz empfangen.

Das neue Deutschland

Dortrag von Rudolf Heß in Stockholm

Stockholm, 14. Mai. Der Stellvertreter des Führers, Pg Rudolf Heß. hielt am Dienstag abend vor der deutsch-schwedischen Vereinigung in Stockholm einen Vortrag über das neue Deutsch­land. Er dankte einleitend der deutsch-schwedischen Vereinigung dafür, daß sie es ihm ermöglicht habe, vor einem ausgesuchten Kreise in Schweden zu sprechen. Er freue sich, die Wahrheit über das neue Deutschland in einem Lande künden zu können, dessen Haltung während des Krieges in Deutschland unvergeßlich sei.

Eine Erscheinung wie die deutsche nationalsozialistisch« Re­volution". so führte Rudolf Heß aus,wird auf die Dauer nicht ohne Ausstrahlungen aus die übrige Welt sein, obwohl es den Trägern der nationalsozialistischen Bewegung untersagt ist, auf die inneren Verhältnisse der anderen Staaten Einfluß auszu­üben. Aber die Gedanken, die die Revolution tragen, können nicht ohne Wirkung auf die Umwelt bleiben und um so mehr müssen Verantwortliche der übrigen Länder wohl ein Interesse daran haben, dies« Gedanken in einwandfreier Form und ihr« Auswirkungen in dem Staat, der durch sie regiert wird, keunen- zulernen."

Rudolf Hetz gab dann einen Ueberblick über Las Werden de« Nationalsozialismus und schilderte de« unheilvollen Einfluß, den die an vielen maßgebenden Stellen im Staat und in der Wirtschaft stehenden Juden in Deutschland der vor­nationalsozialistischen Zeit ausgeübt haben. Weiter kennzeich­net« er das damit parallel laufend« Anwachsen des Bolsche­wismus.

Die Entwicklung des jüdischen Einflusses war einer der maßgebenden Faktoren für die Zerfallserscheinungen, die, wenn der Nationalsozialismus nicht im letzten Augenblick Einhalt geboten hätte, wirtschaftlich im Kampf aller gegen all«, kulturell im Nihilismus, staatspolitifch in der Anarchie, kurz in einem Zustand enden mußte, den wir als Bolschewismus be- zeichneten. Wie von Deutschland als dem erhofften zweiten Land der Weltreoolutron der Bolschewismus weitergetragen werden sollte, das beweist das Material, das im Karl-Liebknecht-Haus, dem früheren Heim der KPD. in Berlin, gefunden wurde, und das den Fachdezernenten der politischen Polizei fremder Staaten bekanntgemacht worden ist.

Doch fast zugleich mit dem Niederbruch Deutschlands begannen auch die Versuche zu einer Rettung vor dem Chaos. Erfolg in diesem Streben konnte nur ein Mann erringen, der selbstver­ständlich Frontkämpfer war und außergewöhnliche politisch« Be­gabung und politischen Instinkt besaß, der aus eigener Anschau­ung und aus eigenem Erleben die Psyche der Menschen genau kannte, die zu erfassen und in ihrem Denken umzustellen, seiner Ileberzeugung nach erste Notwendigkeit war: Die Masse Ser Handarbeiterschaft.

Adolf Hitler glaubte fanatisch an sein Volk »ud besonders auch an den deutschen Arbeiter, den er un Feld« so opferbereit, tapfer und treu gesehen hatte. Im Glauben an dieses Volk stellte er dem Materialismus der Zeit einen neuen Idealismus entgegen. Er lehrte, daß Nationalismus und Sozialismus ein­ander ergänzende Begriffe sind. Zur Verankerung seiner Idee» und zu ihrer systematischen Verbreitung im Volke schuf er Sie NSDAP. Und diese Partei erreicht« in 15 Kampfjahre» die innere Wandlung des deutschen Volkes, die Voraussetzung ist für den Erfolg der Arbeit, die heute in Deutschland von de« Trä­gern der hitlerische» Weltanschauung, des Nationalsozialismus, geleistet wird. So wie das Reden ist auch das Handeln des Nationalsozialismus, wie es in den Gesetzen seines Staates zum Ausdruck kommt, das Gegenteil von Marxismus «nd Bolsche­wismus

War das erste Ziel des Nationalsozialismus «inst Sie Er­ringung der Macht, io ist sein Ziel feit der Machtergreifung Sie Verwirklichung seiner Ideen und Ideale mittels der Macht, Seine Werkzeuge sind der Staat und die Partei.

Wenn wir die Frage aufwersen, wie weit er dabei er­folgreich war, so kann ich ceststellen:

Der Zusammenschluß des Volkes über alle bisher trennenden Weltanschauungen. Klassen, Stände, Parteien und Einzelstaatc«

diniveg in einem Reich ist zur Tatsache geworden.

- Den Gegnern sind die Angriffspunkte für ihre zersetzende Tä­tigkeit genommen. Nur ein letzter Angriffspunkt ist noch nichr ganz ausgeschaltet. Dies sind die konfessionellen Gegen­sätze. Demgemäß haben sich auch alle Gegner in der Austra­gung des künstlich hervorgerufenen Kirchen st reits zusam­mengefunden. Wir haben festgestellt. Laß sich gerade atheistische Kommunisten, gottesleugnerische Marxisten, die früher aus der Kirche ausgetreten waren, nunmehr in irgend einer konfessio­nellen Organisation kämpferisch betätigen und den Kirchenstreit zu schüren bemühen. Sie haben nur ein Interesse: Wenn schon sonst alle Gegensätze geschwunden sind, wenigstens die Gegensätze der Konfessionen zu verschärfen und einen Gegensatz zwischen dem Staat und den verschiedenen Kirchen zu schassen.

Der Nationalsozialismus will, daß wie einst unter Friedrich dem Großenjeder nach seiner Fasson selig werde". Der na­tionalsozialistische Staat gibt den Kirchen was der Kirchen ist. sie Kirchen haben dem Staat zu geben, was des Staates ist. Darüber hinaus steht der nationalsozialistische Staat den inneren Stänkereien der Bekenntnisse uninteressiert gegenüber.

Von diesem Grundsatz können uns auch noch so viele im Aus­land tendenziös verbreitete falsche Nachrichten über den Kirchsn- streit in Deutschland nicht abbringen Nachrichten, die nur den «inen Zweck verfolgen, gegen den Nationalsozialismus im Ausland zu wirken, nachdem so viele andere Lügen ihre Wirkung verloren haben, als die Tatsachen gegen sie sprachen

Als Krönung der gewaltigen Anstrengung um Deutschlands Wiederaufbau und zugleich als Voraussetzung für Sen Bestand des (vanzen ersteht das neue deutsche Volkshee r."

Nach der Feststellung, daß das ideale Ziel der Erhaltung des Friedens sür Deutschland zugleich eine sachliche Notwendigkeit fei, fuhr Rudolf Heß fort:

,/Der Führer ist Frontkämpfer! Und ich bin ja auch Front« kämvfer und fast alle anderen Mitarbeiter des Führers sind ebenfalls Frontkämpfer des furchtbarsten Krieges aller Zeite«. Wir wissen, was der Krieg bedeute? und lieben deshalb den Frieden. Wir wissen, daß der Weltkrieg 15 Millionen Tote ge­fordert hat. Wir wissen aber auch, daß der Friede um so besser gesichert ist. je weniger etwa abenteuerlustige Nachbarn das Gefühl haben können, daß der Einmarsch in deutsches Land ein militärischer Spaziergang sei."

Die Welt wisse heute, daß ein solcher Marsch in deutsches Land kein Spaziergang sein würde. Kaum je war ein Volk so ent­schlossen, sich bis -um letzten Mann zu wehren, wie das deutsche heute.

Reichsminister Heß schildert« anschließend die heutige Bedeu­tung und dieAufgabendernationalsozialistrschen Bewegung und die autoritäre Gewalt, die Adolf Hitler als Führer der Partei und des Staates innehat.

Daß Adolf Hitler, so wie er innerpolitisch der Retter Deutsch­lands wurde, auch außenpolitisch gesündere Verhältnisse schaffen und mithelfen wird an der Gesundung der Welt, das sprach Rudolf Heß als seine lleberzeugung aus.

Wie der Führer selbst betonte, braucht Deutschland um seiner Waffenehre willen keinen Krieg zu führen, denn es hat sie nie verloren. Daß aber ein neuer Krieg die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse, welche die Folgen eines früheren Krie­ges sind, nicht zu bessern vermag, sondern endgültig das Chaos herbeiführen müßte, ist eine für jeden deutschen Politiker selbst­verständliche Einsicht.

Der Stellvertreter des Führer schloß seine Rede mit der Be­tonung. Deutschland wolle leineu Krieg, sonder« den wahrhaften Frieden.

Der Vortrag fand im Wintergarten des Grand-Hotels vo» mehr als 1600 Zuhörern statt.

Prinz Gustaf Adolf und seine Gemahlin Prinzessin Sibylle, die als Gäste erschienen waren, wurden vom Vorsitzenden de» Gesellschaft, General de Champ und von dem deutschen Gesand­ten Prinzen zu Wiöd willkommen geheißen. Reichsministe» Rudolf Heß und seine Gemahlin wurden dem prinzlichen Paar durch den deutschen Gesandten vorgestellt. In seiner Dankes­ansprache hob General de Champs hervor, daß die Bedeutung des Vortrages vor allem dadurch erhöht werde, daß der Redner zu den engsten Mitarbeitern des Führers des deutschen Volkes gehöre und an einer der ersten Stellen an der Aufbauarbeit de» deutschen nationalsozialistischen Bewegung mitgearbeitet habe. Wir seien uns dessen bewußt, sagte der General mit besonderem Nachdruck, daß die nationalsozialistische Bewegung nicht nu» Deutschland befreit, sondern auch die gesamte Kulturwelt vom Bolschewismus gerettet habe. Indem der General mit warmen Worten den Dank für den Vortrag aussprach, bat er Reichs- ntinister Hetz, die Grüße für das germanische Brudervolk mit­zunehmen.

Im Anschluß daran wurden Teile aus dem FilmTriumph des Willens vorgeführt, der mit lebhaftem Beifall ausgenom­men wurde.