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UMsuales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die OberamlsbeZirLe Nagold, Calw. Freudenstadt und Neuenbürg

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Nummer 1Ü8 I Altensteig, Freitag, den 10. Mai 1935 I 5 8. Iahrga»>

Rundschau

Leber diesen Maitagen liegen in der Natur die Hem­mungen und Kälterückschläge des vergangenen Winters,' die sogenannten Eisheiligen machen ihre Herrschaft geltend und stören die Frühlingssonne und den Blütenzauber. Aus der europäischen Politik liegen die Schatten von zwei Jahrzehnten und die Hemmungen in der europäischen Verständigung sind stärker denn je.

Die französische Politik hat mit dem Abschluß desfran - zösisch-russischen Veistandsvertrags, der in der kommenden Woche durch Laval in Moskau förmlich und feierlich unterzeichnet werden soll, durch alle Abrüftungs- , Hoffnungen einen Strich gezogen. Zum mindesten durch das in letzter Zeit feierlich proklamierte Ziel, der Schaffung ei­nes Systems kollektiver Friedensficherung. Denn die Pakt­politik die Frankreich betreibt, fährt immer aus zwei Glei­sen. Da ist der Ostpakt, von dem ursprünglich die Erfinder behaupteten, er solle den ganzen Ostraum sichern, obwohl Frankreich als Urheber des Planes gilt und an diesem Ostraum gar nicht beteiligt ist. Es wollte die bestehenden Militärbündnisse mit den Slldoststaaten verschleiern und jetzt durch den neuen Hilfeleistungsvertrag, der wohl als Ersatz für Barthous Ostpakt anzusehen ist. die Militärab­kommen decken.

Um denNichteinmischungsvertrag" an der Donau wird beinahe ein ähnliches Spiel getrieben wie um den sogenannten Ostpakt. Als Frankreich, England und Ita­lien in Stresa zusammensaßen, wurde in Aussicht genom­men, im Mai in Rom den Nichteinmischungspakt zugunsten Oesterreichs zu beraten. Bald zeigte es sich, daß das Pro­blem noch nicht jo verhandlungsreif war. Mussolini hat deshalb zunächst verschiedene Vorkonferenzen anberaumt. Aufgrund der Dreier-Protokolle vom März 1934 traten Oesterreichs und Ungarns Vertreter mit den Italienern in Venedig zusammen, aber es scheint nicht viel dabei heraus­gekommen zu sein. Nur so ist es erklärlich, daß der österrei­chische Bundeskanzler Schuschnigg eine weitere Zusam­menkunft mit Mussolini, angeblich in Florenz hat, um über die österreichische Frage zu beraten. Man führt dies auf Schwierigkeiten zurück, die sich bei der Vesprechung in Venedig gezeigt haben. Das Problem des Donau­raums ist nicht lösbar ohne Vereinigung der Gegensätze, die zwischen Oestereich und Ungarn einerseits und der Klei­nen Entente andererseits bestehen.

Nun icheint auch noch sin Militärpakt Paris Rom in Vorbereitung zu sein. Der französische Lustfahrt­minister General Denain ist mit zahlreichen Sachverständi­gen nach Rom geflogen, um wirtschaftliche, militärische und technische Fragen zu besprechen. Das soll heißen, daß ein französisch-italienischer Beistandsvertrag in der Luft ver­abredet werden soll. Eine ungarische Zeitung behauptet so­gar, daß in diesen Vertrag die österreichische Frage einbe- zogen werde. Mussolini habe die Anerkennung der Linie PasjauSalzburgKufstein als Luftgrenze Italiens zur Bedingung gemacht. Und alle diese Pakte, die derzeit vor­bereitet werden, will man dem Völkerbundsstatur anhän- gen, woraus man wiederum steht, welche Rolle dieser Gen­fer Bund nr Wirklichkeit spielt.

Zu den Konferenzen der Woche zählt auch Sie Bespre­chung der Außenminister der baltischen Staaten in Kowno, die ebenfalls den Ostfragen gewidmet war. Große Beschlüsse konnten freilich nicht gefaßt werden, weil die baltischen Staaten von den EuiMeiLuwae« der Großmächte abhängig sind.

Auch die Staaten des Valkanbundes versammeln sich in Bukarest zu einer Konferenz, die aber wiederum un­ter dem Schatten der Beschlüsse der Großmächte besteht. Die politischen Fäden Frankreichs zu den Südoststaaten Eu­ropas sind in letzter Zeit enger geknüpft worden und das Gegenspiel von Italien hat sich abgeschwächt. Das rührt auch daher, daß der italienische Aufmarsch gegen Abessi­nien nun immer größere Formen annimmt. Die Mobili­sierung von weiteren drei Divisionen, die Versendung wei­terer Truppen nach Eritrea, die Einberufung der Reserven des Jahrgangs 1913 und anderes deuten darauf hin, daß der Feldzug gegen Abessinien Heuer noch voll zur Durch­führung kommt. Als Begründung werden neuerdings von der italienischen Presse der Bruch des italirnisch-abessini- !chen Freundschaftsvertrages und die Moknlisierungsmaß- nahmen Abessiniens angegeben. Die Kriegsstärke der ita­lienischen Ostafrika-Armee wird jetzt schon mit ruud 286 000 Mann genannt.

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am 19. Mat

Berlin, 9. Mai. Die erste Strecke des Rei^-autobahnnctzes zwischen Frankfurt am Main und Darmstadt ei« Teilstück der großen Zukunftsstratze HamburgFrankfurt am MainBasel wird am IS. Mai dem Berkehr übergeben.

Dieses für die deutsche Kraftfahrt und den deutschen Straßen­bau außerordentlich bedeutungsvolle Ereignis gab dem Gene­ralinspektor für vas deutsche Straßenwesen, Dr. mg. Todt, Veranlassung, am Donnerstag vor in- und ausländischen Presse­vertretern über das Straßenwesen im nationalsozialistischen Deutschland und insbesondere über das Werden der Reichsautobahnen zu sprechen.

Der Gedanke der Reichsautobahn stammt vom Führer selbst, der sich mit bem großzügigen Plan schon während seiner Fe­stungshaft in Landsberg beschäftigte. Am 23. September 1933 tat der Führer den ersten Spatenstich zur Reichsautobahn bei Frankfurt am Main. Damals wurden 700 Arbeiter eingesetzt, heute stehen aus den Baustellen der verschiedenen Autobahn­strecken 93 000 Arbeiter, deren Zahl im Laufe dieses Jahres aus 120 000 anwachsen wird, und in den Steinbrüchen und Liefe­rungswerken arbeiten weitere 150 000 Volksgenossen. 1500 Ki­lometer Reichsautobahnen sind im Vau, wettere 1500 Kilometer für den Bau freigegeben und für 2000 Kilometer werden die Pläne zur Zeit verarbeitet. 18 Millionen Tagewerk wurden bis­her geleistet. 60 Millionen Kubikmeter Erdmassen in Bewegung gesetzt, 800 000 Kubikmeter Beton, 90 000 Kubikmeter Eisenbe­ton und 72 000 Tonnen Stahl und Eisen verarbeitet. Die Zahl der ortsansässigen Arbeiter reichte nicht aus; aus den Großstäd­ten, den Zentren der Arbeitslosigkeit, mutzten etwa 18 000 Ar- ? beiter herangezogen werden. 108 neue Barackenlager sind nach I dem Muster des Arbeitsdienstes für ihre Unterbringung errich- I tet worden. j

Die Gesellschaft Reichsautobahnen hat 15 oberste Bauleitun­gen eingerichtet, denen 68 Vauabteilungen unterstehen. Außer­ordentlich groß ist die Zahl der Brückenwerke: gigantische In­genieurbauten erstehen über Main und Neckar, über Voral­penflüsse und Schluchten, über Saals, Elbe, Oder und an vielen anderen Stellen. Auf dem Eesamtnetz der Reichsautobahnen von 7000 Kilometer Länge werden rund 10 000 Brücken ge­baut werden.

Die Autobahnen werden für den motorisierten Verkehr künf­tig die Schlagadern im eigentlichen Sinne des Wortes sein; sie dienen in erster Linie dem Weitverkehr. Mit dem Vau der Autobahnen geht Hand in Hand eine planmäßige Neuord­nung der Straßenverwaltung. Ein planmäßiger Ausbau der bestehenden Straßen und die Neueinteilung des Landstraßennetzes ist gleichfalls bis auf kleinere Restarbeiten abgeschlossen. In Zukunft bestehen neben den Reichsautobah­nen etwa 40 500 Kilometer Reichsstratzen und etwa 83 OM Ki­lometer Landstraßen erster Ordnung.

Wenige Wochen nach Eröffnung der ersten Reichsautobahn­strecke wird eine weitere Strecke bei München eröffnet, und nn Herbst folgen weitere Teilstrecken mit einer Gesamtlänge von etwa 370 Kilometer.

In den nächsten Tagen erscheint eine Verordnung, die. den Betrieb des Verkehrs auf den Autobahnen vor» läufig regelt. Fertiggestellte Kraftfahrbahnen gibt der General- rnspektor für das deutsche Straßenwesen zum probeweisen Be­trieb frei; Renn- und Rekordfahrten sind nur mit Genehmigung; zulässig. Die Benutzung der Straßen ist vorläufig kostenfrei. Das Reich behält sich vo die Betriebsersparnisse für Kraftwagen später in irgend einer Form dem Kapitaldienst der Reichsautobahnen nutzbar zu machen.

Kundgebung der aumüduKeu Weltliga

Ein französischer Frontkämpfer spricht in Nürnberg

Nürnberg, 10. Mai. Schon seil mehreren Tagen kündig­ten riesige Plakate in Nürnberg die erste große deutsche Kundgebung der antijüdischen Weltliga für Donnerstag­abend in drei Sälen der Stadt an, in der der französische Schriftsteller nnd s chwe rkriegsb es ch ädigi e Frontkämpfer aus Paris, Jean Brüssel, und Julius Streicher sprechen sollten. Bereits Stunden vor Beginn der Kundgebung mußte das Herkulesvelodrom, in dem die Hauptveranstaltung statt­fand, der KulturvereinSfaal und der Saalbau desDeut­schen Hofs" wegen Ueberfllllung polizeilich gesperrt werden. In drei weiteren großen Sälen wurden deshalb noch Parallelkundgebungen durchgeführt. Außerdem wurde die Kundgebung durch Lautsprecher auf die drei großen Säle der Stadt Fürth übertragen. Zn Ehren des Gastes spielte die Musikkapelle zu Beginn der Kundgebung die franzö­sische Nationalhymne. Oberbürgermeister Jakob-Fürth eröffnete im Namen der antijüdischen Weltliga die Kund­gebung.

Hierauf nahm Julius Streicher das Wort. Wer die Rassenfrage kenne, so führte er u. a. aus, wisse, daß der wahre Feind der ewige Jude sei, der kein Vaterland, der das Geld zum Gott habe. Im weiteren Verlauf feiner Rede kam Julius Streicher u. a. auch auf den Kirchenstreit und die gegenwärtige außenpolitische Lage zu sprechen. Nach eingehenden Darlegungen, in denen er unter lautem Bei­fall der Zuhörer die politische Tätigkeit der Geistlichen in Deutschland als untragbar 'bezeichnete, wandte er sich an den anwesenden französischen Frontkämpfer nnd erklärte: Unser East, der französische Frontkämpfer, kann mit in sein Land eines hinübernehmen: Deutschland will den Frieden.

Stürmisch begrüßt trat dann Jean Voissel ans Rednerpult und klagte leidenschaftlich den wirklich schuldi­gen am Weltkrieg an. Seine Rede, die oft von Beifalls­stürmen unterbrochen wurde, wurde anschließend in deutscher Uebersetzuug bekanntgegeben. Er führte u. a. aus: Mehr als jemals habe ich das Vertrauen gehabt, daß der Tag der Wahrheit kommen werde, an dem die Lügen fielen, jene dummen Grundsätze, die aus Frankreich und Deutschland Erbfeinde machen wollen. Lüge ist es, wenn interessierte Berleumdungssucht Deutschland als den Mein Verantwort­lichen und Schuldigen am Weltkrieg hinstellen will. Und nochmals Lüge ist auch jener Schandvertrag, welcher den Lebensrechten nnd höherem Menschlichkeitsgefühl überhaupt nicht Rechnung trägt. Jene Kräfte, die sich gegen eine Verständigung mit Deutschland wehren, sind nicht Frank­reich, das denkt, das arbeitet nnd das leidet und duldet.

Ich bin heute zu Euch gekommen,als Franzose, als Frontkämpfer nnd Kriegsbeschädigter, um den Feind za entlarven, der unser Feind und Euer Feind ist: All Juda!

Meine Rede soll ein Bekenntnis sein, ein Ruf für den Frieden, ein leidenschaftlicher Appell an mein Vaterland.

Wir haben 4Vü Jahre im Felde gekämpft. Wir alle waren am Ende die Betrogenen. Und da dieser Krieg nie­mals für einen edlen Zweck geführt wurde, hat er sich als eine ungeheure Niederlage für die ganze Welt erwiesen. Unsere vereinten Armeen hätten aufziehen müssen zum Kampfe bis auf den Tod gegen die Weltgeisel des Jud entums.

Und dann der Kommunismus. Er hat nur den Zweck und geheimen Wunsch, die Erde in ein Gefängnis zu ver­wandeln, in dem der Jude der Gefängnisaufseher werde,

Gauleiter Julius Streicher nahm dann nochmals da» Wort zu einer Schlußansprache, die in einem mit stürmischer Begeisterung aufgenommenenSieg-Heil" aus den Führer ausklang. Das Deutschland- und das Horft-Wessel-Lied beendeten die Kundgebung. Anschließend begaben sich Julius Streicher und Jean Voissel zu den übrigen Parallel- Versammlungen, um auch dort noch kurz zu sprechen.

Enlschribung des Schiedsgerichtes

im Wettbewerb für das Hindenburg-Standbild im Tannenberg-Nationaldenkmal

Berlin, 9. Mai. Das Schiedsgericht im Wettbewerb zur Er­langung von Entwürfen für ein Hindenburg-Standbild in Tan« nenberg-Nationaldenkmal, das am 6. Mai 1935 zusammengetre­ten war, hat folgende Entscheidung getroffen, die die Bestäti­gung des Führers und Reichskanzlers gefunden hat: Der erste Preis, mit dem die Ausführung des Standbildes verbunden ist, wurde vorerst nicht erteilt. Dafür wurden zwei zweite Preise in Höhe von je 2000 RM. vergeben, und zwar wurden sie dem Entwurf des Professors Fritz Klimsch-Verlin und dem des Professors Bagdons-Dortmund zuerkannt; diese beiden Bildhauer sind gleichzeitig aufgefordert worden, neue Entwürfe zu schaffen, von denen das Schiedsgericht als­dann einen zur Ausführung dem Führer und Reichskanzler Vor­schlägen wird.

FurtwSngler Vayreulher Festspieldmgent

Berlin, 9. Mai. Die Leitung der Vayreuther Biih» nenfestspiele gibt bekannt, daß bei den Festspielen 193K Wilhelm Fnrtwängler als Hauptdirigent mitwirkt.