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Bekanntmachung des Kriegsministeriums betr. Fürsorge für die Kriegsverstümmelten,
Die durch den Krieg verstümmelten ehemaligen Militärpersonen der Unterklasse wird es schwer fallen, im wirtschaftlichen Wettbewerb mit ihren gesunden oder in ihrer Erwerbsfähigkeit nur wenig beeinträchtigten Arbeitsgenossen eine wenn auch nur bescheidene Erwerbsmöglichkeit zu finden. Diesen im Dienste des Vaterlandes schwer geschädigten Kriegsteilnehmern nach Abschluß der ärztlichen Behandlung zur Erlangung von Arbeitsgelegenheiten — sei es in ihrem früheren, sei es in einem anderen Beruf — an die Hand zu gehen, ist eine Dankespflicht.
Es ergeht daher an alle Arbeitgeber in Stadt und Land, die bereit sind, diesen Verstümmelten Erwerbsmöglichkeit zu gewähren, die Bitte, dem Kriegsministerium — Versorgungs- und Justizabteilung — hievon kurze Mitteilung zu machen, worauf Fragebogen für den Arbeitsnachweis übersandt werden.
Bemerkt wird, daß vom Kriegsministerium für die doppelseitig Erblindeten besondere Fürsorge getroffen wird.
Stuttgart, den 10. Januar 1915.
v. Marchtaler.
Vorstehendes wird auftragsgemäß hiemit veröffentlicht.
Calw, den 15. Januar 1915.
K. Obrramt: Binder.
Verfügung der K. preuß. Immobilen Inspektion des Militär-Luft- und Kraftfahrwesens» betr. den Bezug von Gummibereifung für Kraftfahrzeuge.
Verboten ist jeder Verkauf und jede sonstige Abgabe von Bereifungen aller Art für Personen- und Lastkraftwagen, sowie Motorräder, gleichviel, ob es sich um neue, alte oder mit Schönheitsfehlern behaftete Bereifungen handelt. Es ist nicht nur Händlern verboten, derartige Waren abzugeben, sondern auch den Gummifabriken untersagt, die Händlerlager neu aufzufüllen und die zur Zeit der Bekanntmachung des Verbots erteilten Aufträge auf Lieferung von Reifen und Schläuchen zur Ausführung zu bringen.
Die Abgabe von Bereifungen darf nur erfolgen, wenn eine von der Inspektion des Militär-Luft- und -Kraftfahrwesens erteilte Genehmigung zum Ankäufe vorliegt. Diese Genehmigungen werden lediglich für gebrauchte, reparierte oder mit Schönheitsfehlern behaftete Reifen und Schläuche ^ von Fall zu Fall erteilt, sofern die Ausbesserung der vor- ' handenen Bereifung auch von den Eummifabriken nicht mehr vorgenommen werden kann. Die Genehmigung wird ! bis auf weiteres nur in solchen Fällen erfolgen, in denen ^die Aufrechterhaltung eines öffentlichen Fuhrbetriebs, eines ! gewerblichen Unternehmens oder einer ärztlichen Praxis ohne den Betrieb eines bereiften Fahrzeuges nicht möglich ist. Anträge auf Erteilung eines Erlaubnisscheines müssen j demnach folgende Angaben enthalten:
! 1. ob die zu bereifenden Kraftfahrzeuge Privat- oder Er-
werbszweckcn dienen, erforderlichenfalls welchen,
2. ob polizeiliche Erlaubnis zum Betrieb des öffentlichen Fuhrwesens vorliegt,
3. die Anzahl der im Besitze des Antragstellers befindlichen Kraftwagen, Reifen und Schläuche, sowohl auf den Fahrzeugen, wie in Reserve,
4. wie viel Reifen und Schläuche ausgewechselt werden müssen, mit Angabe der Größen, unter glaubwürdigem Nachweise des Bedarfs der Reifenerneuerung,
5. die Polizeinummer des Fahrzeuges, an welchem die Auswechselung erfolgen soll.
Anträge auf Erteilung eines Erlaubnisscheins sind unter ortspolizeilicher Bescheinigung der gemachten Angaben an das Immobile Kraftwagendepot Nr. 7 in Untertürkheim zu richten.
Automobilbesitzer in Groß-Stuttgart haben beim Stellen des Antrags ihre Fahrzeuge dem Immobilen Kraftwagendepot Nr. 7 vorzuführen.
Requisitionen von Bereifungen sind untersagt. Die Fabrikation von Bereifungen für Räder ohne Motorantrieb ist verboten. Fabriken und Händlern ist es freigestellt, die ^ zurzeit vorhandenen Läger an solchen Reifen auch an Private ^ abzugeben.
l Schöneberg, 22. November 1914.
s Königliche Immobile Inspektion des Militiir-
i Lust- und Kraftsahrwesens.
Vorstehende Verfügung bringe ich unter ausdrücklichem Hinweis darauf, daß Gesuche um Freigabe von Bereifung vom Immobilen Kraftwagendepot Nr. 7 in Untertürkheim, an das die Gesuche um Abgabe von Reifen zu richten sind, nur in seltenen und allerdringendsten Fällen befürwortet werden können, zur allgemeinen Kenntnis.
(Vergl. Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 8. ds. Mts., Staatsanzeiger Nr. 6.)
Calw, den 15. Januar 1915.
K. Oberamt: Binder.
Versteigerung von Pferden.
Nach Mitteilung des Kommandeurs des Etappentrains findet am Montag, den 25. Januar ds. Js., vormittags 10 Uhr, in Saargemünd (Lothringen), und am Dienstag, den 2K. Januar ds. Js., vormittags 1v Uhr, in Bischweiler (Elsaß) je eine Pferdeversteigerung statt. Unter den Tieren befinden sich bei jeder der beiden Versteigerungen mehrere trächtige Stuten und gute Fohlen.
Auf die in Elsaß-Lothringen stattsindenden Pserdever- steigerungen finden die Bestimmungen für die Verkäufe von kriegsunbrauchbaren Militär- und Beutepferden, welche durch Vermittlung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft in Württemberg vorgenommen werden, keine Anwendung.
Calw, den 15. Januar 1915.
K. Oberamt: Binder.
K. Oberamt Calw.
Auf die im „Staatsanzeiger" Nr. 6 (Beilage) erschienene Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft vom 4. ds. Mts.,
betreffend die Abhaltung von Unterrichtskursen über Obstbaumzucht in Hohenheim, Weinsberg, Mm, Reutlingen und Amlishagrn, werden die beteiligten Kreise hiemit hingewiesen.
Der „Staatsanzeiger" kann bei den Herren Ortsvorstehern eingesehen werden.
Den 15. Januar 1915.
Reg.-Rat Binder.
Auch das Palais des Fürsten von Monaco soll schwer beschädigt worden sein.
Um Warschau.
Wien, 17. Inn. Dem „Lokalanzeiger" zufolge erwähnen russische amtliche Berichte heftige Artilleriegefechte längs der Front am ganzen Weichselufer und andauernde hartnäckige Vorstöße der Deutschen. An der Bsura sind erbitterte Kämpfe im Gange, die sich nordöstlich von Rawa abspielen. Sie werden auch während der Nacht fortgesetzt. Bei Plosk unternehmen die Deutschen unausgesetzt stiir- i.-iiche Angriffe auf die Weichsel. Bei der Insel Ja- >-'?d russische Schiffe in Aktion getreten, konnten f.Toch in<>^ d?s feindlichen Artilleriefeuers ihre Erfolge nicht ausnützen. Im allgemeinen weist das Kriegsbild seit Tagen an der ganzen Front einen Stillstand auf. Wie die Kriegsberichterstatter russischer Blätter betonen, ist die entscheidende Phase des jetzigen Kriegsabschnittes offenbar gegenwärtig in Vorbereitung. Den Schauplatz werde der Raum um Warschau bilden. Gemeldet wird außerdem noch, daß Tomaschow furchtbar unter dem Bombardement gelitten habe. Skiernewka, ein Vorort von Skiernie- wice, ist vollkommen zerstört. Auch Skierniewice selbst ist stark beschädigt. Nachrichten über die Lage Warschaus werden in den russischen Blättern fast durchweg unterdrückt.
Stockholm, 16. Jan. „Dagbladed" meldet vom polnischen Kriegsschauplatz: Zwischen Weichsel und Pilka finden trotz des schlechten Wetters neue erfolgreiche Vorstöße der Deutschen und Oesterreicher statt. Zwischen Tomaszew und Opoczone rücken die Deutschen und Oesterreicher vor.
Die Russen in Lemberg.
Berlin, 15. Jan. Aus Wien meldet der „Lokal- Anzeiger": Aus Briefen, welche Lemberger Flüchtlinge in Wien erhalten, läßt sich die gegenwärtige Lage der Hauptstadt Galiziens beurteilen. Im Straßenleben überwiegen russische Militärs und landfremde Leute. Beamte, Kaufleute und Krämer aus Kiew, Moskau, Saratosch und Cherson setzen es durch, daß fast ausschließlich russisch gesprochen wird. Der Polizeidienst wird von Zivilisten mit Dragonersäbeln versehen. — Abgemagerte Hörer des Polytechnikums versehen den Dienst für die elektrischen Straßenbahnen. Es wurde Petersburger Zeit eingeführt. Das Stadttheater bleibt geschlossen, die Kinos find leer. Die heimischen Beamten, Professoren und Lehrer leiden die bitterste Not. Die Schulen wurden nicht wieder geöffnet. Die technische Hochschule ist in ein Lazarett verwandelt. Der Generalgouverneur wohnt im Palais des Statthalters, der Stadtkommandant in der österreichisch-ungarischen Bank. Die Gasanstalt und das Elektrizitätswerk mußten aus Kohlenmangel ihren Betrieb stark einschränken, die Straßenbeleuchtung ist schwach. Ein
Fürsorgekomitee verteilt täglich 23 000 Portionen Essen. Von dieser Wohlfahrt leben auch Professoren, Beamte, Gutsbesitzer. Die Ingenieure sind ganz beschäftigungslos, den Aerzten geht es besser. Die Frauen angesehener Bürger verkaufen in den Straßen polnische Blätter, soweit den Druckereien nicht die Konzession entzogen wurde. Die Bevölkerung ist von der Außenwelt vollkommen abgeschnitten.
Der Islam und der Krieg.
Meldung des türkischen Hauptquartiers.
Konstantinopel, 17. Jan. Das Hauptquartier teilt Einzelheiten über die Versenkung des französischen Unterseeboots Saphir mit, das gestern am Eingang der Dardanellen zum Sinken gebracht wurde. Das Unterseeboot wollte sich dem Eingang der Dardanellen nähern, ohne sich zu zeigen, dabei stieß es auf eine Mine und sank. Das Hauptquartier berichtet weiter: Unsere im Kaukasus operienden Truppen setzen seit einigen Tagen an der Grenze einen erbitterten Kampf gegen die Russen fort, die beträchtliche Verstärkungen erhallen haben.
Der Lügenfeldzug.
Konstantinopel, 15. Jan. Die Agence Ottomane meldet: In den letzten Tagen im Ausland verbreitete Nachrichten besagen, daß in gewissen Teilen der Türkei Christen und Fremde massakriert worden seien. Wir dementieren diese bösartigen Lügen kategorisch. Es hat nicht nur kein Attentat oder Maffakre stattgefunden, sondern es haben sogar seit Beginn des Krieges Verbrechen und Vergehen sich vermindert. Uebrigens haben die Vertreter neutraler Länder in der Türkei mehreremale ihren Regierungen mitgeteilt, daß in der Türkei vollständige Sicherheit herrsche, und haben das tadellose Verhalten des türkischen Volkes und der türkischen Regierung nicht nur Fremden gegenüber, sondern auch gegenüber Untertanen der gegen die Türkei kriegführenden Länder gelobt.
Persien und Rußland.
Kopenhagen, 16. Januar. Die Petersburger „Wremja" meldet: „Die Regierung in Teheran weigert sich, die in den Moscheen stattfindenden Versammlungen gegen Rußland und England zu verbieten. Die Geduld der russischen Regierung steht vor ihrem Ende."
Mailand. 16. Januar. „Unione" meldet aus Teheran: Dem persischen Parlament ist eine Heeres- Ireditforderung der Regierung in Höhe von 180 Millionen zugegangen.
Albanier gegen Montenegro.
(W.T.B.) Berlin. 16. Januar. Aus Budapest wird dem „Berliner Lokalanzeiger" berichtet: Ein
bulgarisches Blatt meldet, daß eine große albanische Kolonne sich zu einem Einbruch in Montenegro in Marsch gesetzt habe.
Das Erdbeben in Italien.
Ueber 30000 Tote.
(W.T.B.) Rom. 16. Jan. „Giornale d'Jtalia" meldet: Nach neueren annähernden Schätzungen dürste die Anzahl der durch das Erdbeben Getöteten betragen: in Avezzano 10 000. in Pescina 5000. in Celano 4000, in Sora mehrere Tausend und in jedem der 50 am Fuciner See gelegenen Orte meiere Hundert. Die Gesamtzahl der Opfer des Erdbebens dürfte sich auf 3V0VV belaufen. Heute nachmittag begab sich der Papst von neuem in das päpstliche Hospital Santa Marta, um die bei dem Erdbeben Verletzten zu besuchen.
(W.T.B.) Rom, 16. Jan. Fürst Vülow hat gestern den Ministern Salandra und Sonino sein Beileid aus Anlaß des Erdbebens zum Ausdruck gebracht.
Keine answürtige Unterstützung.
Rom, 16. Jan. Giornale d'Jtalia schreibt, eine fremdländische Botschaft hätte in höflicher Weise den Wunsch geäußert, im Auslande eine Aktion zu Gunsten der vom Erdbeben Betroffenen etnleiten zu dürfen, ebenso wie damals beim Erdbeben von Messina. Giornale d'Jtalia fügt hinzu, daß die offiziös befragte italienische Regierung kurz heraus erklärte, daß im gegenwärtigen Augenblicke keine auswärtige Unterstützung angenommen werden könnte. Diese Antwort beruht auf der heiklen und ernsten internationalen Lage und richtet sich ebensogut an die neutralen Mächte wie an die Krieg- führenden. Giornale d'Jtalia billigt die Entscheidung der Regierung, die dem Allgemeinempfinden und der öffentlichen Meinung entspreche.
Unsere Feinde und der Krieg.
Friedenssehnsuchl in Frankreich.
Brüssel, 16. Jan. Wie sich die „Deutsche Tageszeitung" von hier berichten läßt, ist es kein Geheimnis mehr, daß in Paris und überhaupt in ganz Frankreich Kriegsmüdigkeit und Friedenssehnsuchl mit jedem Tage zunehmen, obwohl Regierung und Presse dieser Bewegung mit großer Entschiedenheit entgegentreten. Insbesondere ist es die Frauenwelt, die nach einem rasch herbeizuführenden Friedensschlüsse ruft. Trotz des strengen Verbots der Regierung werden tagtäglich Tausende von Flugblättern verbreitet, die das Ende des Krieges fordern. Unterstützt wird diese Bewegung durch die allmählich durchsickernde Erkenntnis von der völligen Unzulänglichkeit der englischen Hilfeleistung. Jossre ließ dieser Tage wißen, daß England keineswegs, wie es be-