1877

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Nationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die Oberamtsbezirke Nagold. Calw, Freudenstadt und Neuenbürg

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Nummer 82 I Altensteig»

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Iltensteig» Samstag, den k. April 1935

5 8. Jahrgang

Ela Brief res MkerbcsdKMolflm- von Danzig an len Lslkeround

Danzig» 5. April. In mehreren ausländischen Zeitun­gen wird heute ein Brief des Völkerbundskommissars von Danzig, Lester, an den Generalsekretär des Völkerbundes Z. A. Avenol veröffentlicht. Die größte Zeitung der schwedischen Universitätsstadt Lund,Lunds Dagblad", verössentlicht diesen Brief im Wortlaut, der vom 22. Febr. datiert, und der, wie sie schreibt, auf die Verhältnisse in Danzig ein bezeichnendes Licht werfe.

In dem Brief heißt es wie folgt:

Der Volkstag hat sich, seitdem ich nach Danzig gekom­men bin, ungefähr drei oder viermal versammelt, und zwar nur für kurze Tagungen, jedesmal etwa nur für ein bis zwei Stunden. Gegenstand der Verhandlungen waren regelmäßig alltägliche Dinge, wie die Aufhebung der Immunität eines Abgeordneten usw.

Die Versammlung über die Auflösung des Volkstages hat gestern stattgefunden. Ich habe noch keine Zeitung über diesen Gegenstand erhalten, aber der Marchese Giust- niani ist in meinem Aufträge in der Sitzung anwesend ge­wesen, und ich habe ein Memorandum des sozialdemokra­tischen Journalisten Brost erhalten. Der Präsident des Senates sprach, indem er erklärte, warum er die Auflösung wünschte, und er wurde bekämpft vom Führer der Zen- trumspartei und vom Führer der Sozialdemokraten. Ich werde ihre Reden kurz zusammenfassen, wenn ich einige Texte habe.

Einige Vorfälle haben sich ereignet, wobei es ziemlich hoch herging."

Der Völkerbundskommissar schildert dann die bekannten Vorgänge in der großen Volktagssitzung, über die die Presse seinerzeit ausführlich berichtet Hat und zwar, wie er ver­schiedentlich erwähnte, auf Grund der Darstellung des Ver­treters der sozialdemokratischenVolksstimme" Brost. Zur Erklärung bemerkt er,daß die Pressegalerie viel näher an der Regierungsbank liegt als die Diplomatengalerie, und daß infolgedessen hier nicht alle Bemerkungen genau zu verstehen waren."

Er faßt seinen Bericht in dem Urteil zusammen, daß die Geschehnisse für Parlamente nicht ungewöhnlich sind", wobei er sich aber über das Verhalten des Danziger Senatspräsidenten kritisch äußert und Gerüchte über sein früheres Auftreten im Hafenausschuß wiedergibt. Der Brief schließt wörtlich mit dem folgenden Satz:Brost steht natürlich in rinem Gegensatz zum Senat, weil er bekannt ist als Kanal, der von der sozialdemokratischen Partei als Verbindung zu mir benutzt wird. Dies zu Ihrer In­formation."

Lund Dagblad" kommentiert den Brief wie folgt:

Die Lage Danzigs, bildlich gesprochen, zwischen Deutsch­land, Polen und dem Völkerbund, verleiht deutlich den politischen Leidenschaften eine erhebliche Schärfe, und man kann den angeblichen Kummer des Kommissars über die verwickelte Lage verstehen, vor allem, weil er nach dem letz­ten Satz des Briefes nicht ganz frei von Beeinflussung da­steht, eine Feststellung, die in einem mehr oder weniger össentlichen Aktenstück recht bemerkenswert ist."

Hierzu bemerkt DNB.: Wie erinnerlich, ging kürzlich durch verschiedene ausländische Zeitungen die Meldung, daß der Völkerbundskommissar von Danzig ganz entschie­den ja Abrede gestellt hat, einen derartigen Bericht an den Völkerbundssekretär gesandt zu haben. Die Aufklärung dieser etwas mysteriösen Angelegenheit bleibt daher abzu­warten.

SMsmlnIsler Keß in Danzig

Danzig, 5. Apnl. Danzigs Wahlkampf ist nun auf dem Höhe­punkt angelangt. Der Saarkämpser Gauleiter Bürckel brachte Krüge von der Weitgrenze, von den befreiten Brüdern an der Laar. Ministerpräsident General Göring wurde in Danzig mit einem unvorstellbaren Jubel empfangen, der mitriß, was noch iau und unentschlossen beiseite stand. Nun weilt der Stellver­treter des Führers, Rudolf Heß, in Danzig, um Grüße des Führers zu bringen, und für Samstag früh wird bereits Reichs- Minister Dr. Eöbbels erwartet. Um 13.40 Uhr am Freitag mittag startete der Stellvertreter des Führers in Verlin-Tempel- hos mit der D 2600 des Führers, an deren Steuer Flugkavirän Vaur saß. Nach anderthalb Stunden schon Landung in Danzig. Ehrensormatronen der SA., SS-, HI. und des Luftsportverban- oes hatten auf dem Flughafen in Danzig-Langsuhr Aufstellung genommen. Die Spitzen der Danziger NSDAP, begrüßten Ru­dolf Heß. Eine triumphale Fahrt durch Langfuhr und Danzig zeigte die Gesinnung der Danziger.

Rudolf Heß sprach zuerst auf einer großen Kundgebung der Danziger Hitlerjugend auf dem Wiedenwall, wo etwa 9000 Angehörige der HI. und des VdM. angetreten waren.

Eden lib» ras Ergrtnts stimr RinidrM

London» 6. April. Lordsiegelbewahrer Eden ist Frei- , tag am späten Abend auf dem Viktoriabahnhof angekom- ! men, wo er von Staatssekretär Sir John Simon, dem Ge- ! schäftsträger der Sowjetunion und Frau Eden empfangen ! wutde. Eden erklärte, er sei davon überzeugt, daß die letz- 1 ten Reisen britischer Minister wirklich von Nutzen gewesen ? seien. Niemand, der an einer solchen Reise teilgenommen habe, könne sich darüber im Zweifel sein, daß die gegen- ! wärtige europäische Lage furchtbar schwierig sei. Diese Schwierigkeiten seien jedoch nicht unüberwindbar. Aller- s dings müsse zu ihrer Bewältigung jede Nation ihren Teil beitragen. Unser Anteil, so schloß der Lordsiegelbewahrer, muß gewiß darin bestehen, eine auswärtige Politik weiter zu betreiben, die aufrichtig, fest und standhaft ist in der Unterstützung des Völkerbundes and eines kollektiven Frie­denssystems.

Ueberblick derTimes"

London, S. April. Der Sonderkorrespondent derTimes" be­saßt sich mit dem Ergebnis des kurzen Besuches Edens i n Prag. Eden habe feststellen können, daß die Tschechoslowakei für den Fall, daß Deutschland und Polen sich abseits halten sollten, entschlossen sei. den Ostpakt mit Frankreich und Sowjetrußland abzuschließen. Freilich sei mit diesem Ab­schluß, wie der tschechoslowakische Minister Venesch betont habe, noch nicht zu rechnen, solange Laval seinen Besuch in Mos­kau und Warschau noch nicht abgestattet habe. Von Polen er­warte Dr. Benesch nicht mehr, daß es seinen Standpunkt noch ändern werde Geschehe es doch, so sei das um so bester. Auf alle Fälle werde der Pakt Paris-Moskau-Prag zu­stande kommen, wenn ein anderer Weg nicht noch gesunden wer­den sollte. DerTimes"-Korrespondent nimmt an, daß nach diesen Erklärungen Beneschs bei Eden wohl kaum mehr ein Zweifel an der Aussichtslosigkeit des Ost paktpla­nes vorhanden sein könne. Vermutlich sei Eden nunmehr ge­nötigt, einzusehen, daß die einzige brauchbare Methode der Siche­rung des europäischen Friedens nicht in einem System nationaler Pakte besteben könne, sondern in einer umfassenden gesamt­europäischen Regelung.

Daß England nicht bereit sein werde, irgend welche weiteren Garantien für gewisse Grenzen in Europa zu übernehmen, habe man in Europa jetzt begriffen. Trotzdem aber sei man auf oem Kontinent der Meinung, ein England, das die Rolle des all­gemeinen Friedenshüters spielen wolle, müsse sich auch bereit zeigen, an ecnem europäischen System teilzunehmen, das einen etwaigen Bruch des Friedens abzuwehren bestimmt sei. In poli­tischen Kreisen Großbritanniens herrsche der Eindruck vor. daß die. eben beendete Besuchs-Rundreise sich als sehr wertvoll er­wiesen habe. Aus den Ergebnisten dürfe man zwar nicht die Hoffnung ableiten, daß es leicht sei, eine Lösung zu finden. Zum mindesten aber habe die Reise nicht das negative Ergebnis ge­habt, feststellen zu müssen, daß eine Lösung unmöglich sei. lleber- > all herrsche zwar allgemeine Unruhe, aber ein Anlaß zu un- I mittelbaren Befürchtungen sei nirgends zu entdecken. Wie schon j

geilern der Leitartikel derTimes" betont, werde Großbritan­nien. gestützt auf das große Ansehen, das es zur Zeit genieße, in der weiteren Entwicklung der Dinge eine führende Rolle zu spielen haben.

Daily Telegraph" sagt in einem Leiraussatz, die Besuche Edens in den vier Hauptstädten habe den Weg sür die Kon­teren; von Stresa geebnet. Die Verwerfung des Ost­paktes durch Polen zwinge die in Stresa zusammenkommendrn Mächte, darüber zu entscheiden, ob die Bemühungen um regio­nale Pakte fortgesetzt werden sollten, oder ob es bester wäre, die Garantien sür den künftigen Frieden Europas auf anderen Wegen zu suchen. Stresa könne zwar keine Entscheidung herbei­führen. aber es könne eine solche Uebereinstimmung der An­sichten bringen, daß die Erörterungen auf der Sondertagung des Völkerbundsrates in Eens zur Behandlung der Frage der deut­schen Aufrüstung den Weg zu eine befriedigenden Regelung ireimacben.

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Maedonald geht nicht nach Stresa

London, S. April. Zur Frage der Teilnahme Macdonalds an der Zusammenkunft in Stresa sagt der parlamentarisch« Mit­arbeiter de,Times", gegenwärtig sei dies bestimmt nicht die Absicht des Premierministers. Das Kabinett sehe in der Zu­jammenkunst nur die letzte von einer Reihe erkundender Besprechungen. In Stresa werde man die Ergebnisse der Besuche in Berlin, Moskau, Warschau und Prag prüfen. Zwei­fellos werde es sich aber nicht darum handeln. Ent» scheidungen von Bedeutung zu treffen. Sollte e« auf Grund des Ergebnisses von Stresa möglich werden. Deutsch­land zur Teilnahme an einer späteren Konferenz einzuladcn, dann könnte möglicherweise die Anwesenheit des britischen Pre­mierministers wünschenswert sein.

*

Corriere della Sera" befaßt sich mit Aeußerungen der eng» lischen Presse, wonach die Konferenz von Stresa lediglich dazu dienen soll, die italienische und die französische Regierung über die Feststellungen Simons und Edens zu unterrichten. Dem Corriere" ist dieses Programm zu bescheiden. Das Blatt er­klärt, wenn die Konferenz von Stresa einen Nutzen bringen solle, müsse sie den Uebergang zu einer Aktion darstellen. Es sei zu hoffen, daß sowohl Frankreich als auch England, die sich bis­her darauf beschränkt hätten, zu beratschlagen, dazu übergehen werden, Entschlüsse zu fassen.

Mussolinis Besorgnis um Stresa

London, 5. April. Reuter "berichtet aus Rom, es ver­lautet, daß Mussolini es sür äußerst wichtig halte, Vor­kehrungen für die Erörterung eines realistischen Planes auf der Konferenz von Stresa zu treffen, denn man be­fürchte, daß die Staatsmänner auf dieser Konferenz ihre Energie in fruchtlosen Erörterungen allgemeiner Grund­sätze vergeuden, wie dies bereits auf früheren Zusammen­künften der Fall gewesen sei.

Nudols peß führte etwa folgendes aus: Deutsche Jungen, deutsche Mädels! Der Führer läßt Euch durch mich seine Grüße übermitteln. (Langanhaltender Jubel.) Seid Euch stets be­wußt: All sein Handeln, all sein Schaffen gilt in erster Linie und letzten Endes Euch. (Erneuter minutenlanger Jubel.) Denn fein Handeln und sein Schaffen gilt ja doch in erster Linie der Zukunft unseres Volkes, und Ihr seid die Zukunft unseres Vol­kes. Seid stets würdig des Führers und der hohen Ideale, für die er kämpft. Seid Euch dieser Ideale stets bewußt, der Tu­genden der Ehre, des Stolzes, Ser Freiheit. Seid Euch bewußt, Laß Ihr immer und überall als deutsche Jungen Mut zeigen müßt, Mut, der Euch befähigt, in jeder Lage, wenn es sein muß. Euch Eurer Haut zu wehren Beweist stets, daß Ihr Standes- uns Klassenunterschiede in Euren Reihen überwunden habt, denn Ihr fragt nie: woher kommst Du, was .st Dein Baker, welche soziale Stellung hat er? Ihr sollt nur fragen: Was bist Du bist Du ein ganzer Kerl, dann gehörst Du zu uns. Stets soll: Ihr vorbildlich Eure kleinen egoistischen Triebe zu­rückstellen and Luch ins Ganze einordnen. Haltet Euch stets rein in Eurem Denken, ui Eurem Handeln und in Euren Reden. Glaubt nicht, daß es vielleicht ein Zeichen von Männlichkeit ist. wenn Ihr das, was einem anderen Kameraden heilgi ist. durch Redensarten herunterreißl. Seid Luch bewußt, saß Ihr das künftige Volk seid, daß die Alten auf Euch sehen in dem Ge- vanken. Saß aus Euch heraus das künftige Volk sich entwickelt. Das verpflichtet Euch. Seid stets würdig Eurer Gefallenen, seid stets würdig des großen Deulschland, seid stets würdig des Füh­rers dieses Deutschlands. Wir grüßen unser Deutschland und leinen Führer. Sieg-Heil!

Brauiend klang das dreifache Sieg-Heil der Danziger Jugenv über den weiten Platz.

Abends sprach Rudolf Heß in einer großen Wählerver- fammlung.

s allentsche Anfrage in Paris

f Französische Denkschrift und Entschiießungsentwurf ^ für den Völkerbund

1 Paris, K. April. In hiesigen politischen Kreisen oer- s lautet, daß die italienische Regierung in Paris angefragt ! habe, welche Absichten die französische Regierung hinsicht­lich der Völkerbundsratstagung, der kollektiven Sicherheiten und der Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit Oesterreichs hege. Die französische Antwort hierauf sei ziemlich allge­mein gehalten und besage, daß noch zahlreiche für eine Ur- , teilsbiidung notwendige Einzelheiten fehlten.

- Der Quai d'Orsay habe, so verlautet weiter, eine Denk- . schrist vorbereitet, die am heutigen Samstag Dein Minister- s rat unterbreitet werden solle und die Außenminister Laval s bereits am Freitag dem Ministerpräsidenten und dem sür

- die Landesverteidigung zuständigen Minister vorgelegt

- habe. Der französischen Denkschrift werde ein Ent- s schließungsentwnrf beigefügt, der gegebenen Falles vom ' Völkerbundsvat angenommen werden müsse. Die beiden

französischen Schriftstücke würden in Stresa veröffentlicht werden. In Pariser Kreisen scheine man zu hoffen, daß der Entschließungsentwurf in Genf von Frankreich, Italien und England eingebracht werden könne. Angesichts der unnach­giebigen Haltung Deutschlands schlage die französische Re­gierung für den Ostpakt eine europäische Formel vor. Hin- > sichtlich der Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit Oester­reichs bleibe Frankreich der französisch-italienischen Verein- ! barung vom 7. 1. treu, wünsche einen konsultativen Pakt : und ebenso auch einen Donaupakt der Nichteinmischung, i Hinsichtlich der Möglichkeiten einer Revision der militari»