Nationales Nachricht m- und Anzeigenblatt für dis Oberamtsbezirke Nagold. Calw. Freudenstadt und Neuenbürg
r.: «oaatl. >. Pst ^ 120 elaschl. IS ^ v,för» .«e».. SS ^ Zustellung-geb.; d. «g. k « n z e k g e n p r r i » : Die lspalt. MIlllmeterZeilr oder deren Raum ki L. Reklame 15 l.sS eiaschl. 20 L ««»trLgerged.: «inzel«. lO «et Richte,seinen der Zeit. inj. höh. Gewalt Für telrph. erteilt- Aufträge übernehmen wir keine Gewähr. Rabatt nach Tarif. der jedoch bei ,» Netrieb.KSr b.h.h, kein «alprach auj Lteser»», »er Zeit,. / r«legr.: „Tannendl? , Tel. 821. l gerichtl. Eintreib, od. Konkursen hinfällig wird. Ersüllungsort Bltenfteig. Gerichtsstand Nagold.
Nummer 34
Altensteig, Samstag, den S. Februar 1335
58. Jahrga»,
Fehlschläge -er Sowjetunion
Das Ende der ameritanisch-fowjetrussischen Freundschaft? — Moskaus Sorge vor englischer Orientierung Frankreichs
Aus Washington kommt die Meldung, das amerikanische- Staatsdepartement habe offiziell bekanntgegeben, dag das amerikanische Generalkonsulat in Moskau mit sofortiger Wirkung geschlossen werde. Außerdem werden die Militär- und Marine-Attaches bei der Moskauer Amerikanischen Botschaft abberusen. Das Personal der Botschaft wird verringert. Natürlich wird vonseiten der amerikanischen Regierung diese ausfällige Maßnahme als eine rein technische hingestellt, die lediglich dadurch gerechtfertigt sei, daß die erwähnten amerikanischen Dienststellen in Moskau in Zukunft weniger Arbeit vorfinden würden. Man kann aber in politischen Kreisen Washingtons auch bereits die Ansicht hören. die jetzigen Anordnungen bedeuten nur den ersten Schritt zu einem völligen Abbruch der diplomatischen Beziehungen der Vereinigten Staaten zu Sowjetrußland.
Dann hätte die Freundschaft zwischen Washington und Moskau nicht allzu lange gedauert. Nach den langwierigen Verhandlungen, die Herr Litwinow seinerzeit auf seiner Amerikareise führte, sind in der Nacht vom 16. zum 17. November 1933 die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern laut amtlicher Mitteilung ausgenommen worden. Dieser Akt bedeutete die Anerkennung der Sowjetunion durch die Vereinigten Staaten. Sie ist rn Moskau damals mit noch größerer Genugtuung ausgenommen worden, als man sich äußerlich anmerken ließ. Das Verhältnis der Sowjetunion zu Japan spitzte sich immer mehr zu und Litwinow erhoffte sich von einer Annäherung an USA. eine wesentliche Entlastung der Situation in Ostasien. Das war aber nicht einmal der einzige Grund dafür, daß er den Weg nach Washington ging. Sowfetrußland brauchte Geld und es brauchte auch, nachdem es die in den Jahren vorher so stark ausgebauten wirtschaftlichen Beziehungen zu Deutschland gelockert hatte, einen neuen Lieferanten für all die Dinge, die es zum weiteren Aufbau seiner Industrie nötig hatte. Beides hofften die Außenpolitiker des Kreml in den Vereinigten Staaten zu finden.
Es läßt sich garnicht leugnen, daß man Herrn Litwinow sowohl in den Staatskanzleien von Washington wie in den Jndustriekontoren der großen amerikanischen Eisen- und Stahlwerke mit Interesse begegnete. Auch Amerika hatte seine javanischen Sorgen, und die Jndustnekonzerne schauten begierig nach Käufern aus, deren Bestellungen ihre Hochöfen und ihre Stahlwerke wieder in Gang bringen sollten. Es schien, ein Geschäft mit vergnügten Mienen auf beiden Seiten geben zu sollen.
Immerhin, die Amerikaner sind smarte Geschäftsleute, die die Katze nicht im Sack kaufen und die keinen Cent hergeben, wen er sich nicht rentiert. Da waren noch allerhand Fragen, die mit Moskau geregelt werden mußten, ehe man in ein neues Geschäft hineinsteigen konnte. Da waren vor allen Dingen die 700 Millionen Dollar Schulden, die die einstige Zarenregierung und Kerenski in USA. ausgenommen und die die Sowjetregierung bei der Liquidierung des alten kaiserlichen Regimes kurzerhand als für sie nicht verbindlich aus ihren Konten gestrichen hatte. Die Neuyorker Finanz war durchaus nicht der Meinung, nun eine neue Anleiherechnung mit Moskau zu eröffnen und dabei die alten Schulden einfach zu vergessen. Also wurde vom Staatsdepartement in Washington der Sowjetregierung in geeigneter Weise bedeutet, sie müsse zunächst einmal die "alten Kriegsschulden grundsätzlich anerkennen. Dann könnte man sich ja darüber unterhalten, wie und in welcher Höhe sie zurückgezahlt werden sollten. Auf diesen Standpunkt mußte die amerikanische Negierung sich umsomehr stellen, als die Johnson-Bill die Kreditgewährung an säumige Schuldner verbietet. Man hat also jetzt wochenlang über diese Dinge verhandelt. Die Russen begehrten eine neue Anleihe in Höhe von 100 Millionen Dollar, die sie allerdings zur Finanzierung von Aufträgen an die amerikanische Industrie verwenden wollten. Von den alten Schulden wollten sie 100 Millionen Dollar anerkennen und diese in 20 Jahren ratenweise tilgen. Das Geschäft schien aber Washington nicht verlockend genug. Man verlangte zunächst einmal eine Anerkennungsgebühr von 150 Millionen Dollar, ohne damit schon über den Erlaß des ganzen Schuldenrestes entscheiden zu wollen. Als Moskau sich zur Bewilligung dieser Forderung nicht verstand, brach Roosevelt die Verhandlungen kurzerhand ab, und Herr Trojanowsky, der russische Botschafter in Washington, soll das Staatsdepartement recht niedergeschlagen verlaßen haben, als ihm die entsprechenden Eröffnungen gemacht worden waren. Die Aufhebung des amerikanischen Generalkonsulats in Moskau und die Einschränkung des Botschasterpersonals mit den möglichen weiteren Konsequenzen eines völligen Abbruchs der diplomatischen Beziehungen sind die recht deutliche Antwort, die die amerikanische Regierung nunmehr auf die russische Zahlungsunwilligkeit gibt.
Man wird es in Moskau recht peinlich empfinden, daß dieser diplomatische Mißersolg mit einer Entwicklung zusammenfällt. die vielleicht auch in Europa zu einem Fehlschlag der intriganten Politik Litwinows führt. Das Ergebnis der französisch-englischen Besprechungen in London wird im Kreml durchaus nicht begrüßt. Wie Litwinow die Anlehnung an USA. suchte, jo hat er sie auch an Frankreich erstrebt und dabei in Barthou einen ihm sehr genehmen Gegenspieler gefunden Litwinow hat dabei von Anfang an auf die französisch-russische Allianz hinausgewollt, von der er allerdings wußte, daß sie nur erreichbar ist, wenn es gelingt, eine französisch-deutsche Verständigung zu Hintertreiben. Als sie sich trotzdem am Horizont abzuzeichnen begann, wurde man in Moskau unruhig, und als Herr Laval, weniger von dem Gedanken der Isolierung Deutschlands beherrscht als Barthou, am Quai d'Orsay einzog, juchte Litwinow ihm die Hände durch jenes Genfer Abkommen zu binden, in dem dem Ostpakt die unbedingte Priorität vor anderen außenpolitischen Abmachunaen
Paris, 9. Februar. Die englische Handelskammer in Paris hielt Freitagabend unter dem Vorsitz des englischen Außenministers SirJohnSimon ihr Jahresbankett ab, an dem sranzösischerseits Ministerpräsident Fl and in und Handelsminister March andeau teil- nahmen. In seiner Ansprache wies Sir John Simon auf die Bedeutung der franzöj.-englischen Wirtschaftsbeziehungen hin und hob die starke Abhängigkeit der Wirtschaftsbeziehungen von den politischen Bedingungen hervor. Europa leide gegenwärtig unter einer Wirtschaftslähmung» die zum großen Teil auf das politische Mißtrauen und die politische Ungewißheit zurückgehe. Vertrauen sei aber unerläßlich für den Aufschwung des Geschäftslebens, und nichts würde mehr zur Wiederherstellung des Wirtschaftsvertrauens in Europa beitragen als der politische Ausgleich und das gute Einvernehmen unter den Mächten. Er habe keineswegs die Absicht, Fragen der europäischen Politik anzuschneiden, wolle aber die Gelegenheit benutzen, um zu sagen, mit welcher Freude der kürzliche Besuch des französischen Ministerpräsidenten und des französischen Außenministers in London ausgenommen worden sei.
„Wir glauben", fuhr Sir John Simon fort, „nicht nur zum Wähle unserer beiden Länder, sondern auch zum Wohls der Welt und des Friedens gearbeitet zu haben. In Anwesenheit von Ministerpräsident Flandin, der mir nicht widersprechen wird, darf ich sagen, daß das von uns in der vergangenen Woche in London vollbrachte Werk gegen kein Land gerichtet ist. Unsere Absicht ist nicht, zu einem beschränkten Abkommen zu gelangen, sondern wir suchen im Gegenteil durch die Anregung eines Planes, der als die Grundlage einer freien und gleichen Aussprache zwischen allen interessierten Nationen dienen kann, für den Frieden und das Wohlergehen Aller zu arbeiten und das Friedensgebäude auf festere Grundlage zu stellen. Wenn man erkennt, daß uns dieser Geist beseelt, und wenn die, die wir zur Beratung eingeladen haben, uns ihre Mitarbeit im gleichen Geiste gewähren, daun kann im Jahre 1935 ein großer Schritt zur politischen Befriedung und Wiederherstellung des Wirtschaftswohlstandes vollzogen werden." Sir John Simon ging alsdann auf die Frage der französisch-englischen Wirtschaftsbeziehungen ein, wobei er an die im vergangenen Jahre aufgetauchten Schwierigkeiten erinnerte und auf die Notwendigkeit der Beseitigung noch bestehender Mißstände hinwies.
Am Schluß seiner Rede forderte Sir John Simon die Franzosen zu einem stärkeren Besuch des englischen Insel- reiches auf, damit sich ein besseres Verständnis zwischen den beiden Nationen anbahne. Es bestünden zwar gewisse Unterschiede zwischen dem britischen und dem keltischen Geist, aber nichtsdestoweniger sei eine Gefühlsgemeinschaft zwischen den beiden Ländern vorhanden, die eine viel größere Bedeutung habe als die bestehenden Gegensätze.
Die Ansprache Sir John Simons klang in Den Sätzen aus: Es ist unmöglich, ans unseren Herzen die lebendige Erinnerung an unsere gemeinsamen Anstrengungen zu reißen oder unsere immer wieder erneuerten Entschlüße zu entkräften, Seite an Seite für den Frieden und die Sicherheit der Welt zu wirken. Ihr Franzosen werdet unsere auf Eurem Boden gefallenen Toten behalten und wir unsere Erinnerung und unseren Glauben.
Als Vertreter der französischen Regierung erwiderte Handelsminister Marchandeau. Er beschäftige sich im wesentlichen mit den französisch-englischen Wirtschaftsbeziehungen, streifte aber auch die französisch-englischen Be« sprechungen in London, die günstige fruchtbringende Ergebnisse gezeitigt hätten. Die Einigung sei vollzogen worden
Frankreichs ausdedungen wurde. Nun ist m London jenes Projekt einer Luftkonve .ion de: Westmächte ausgetauchr, die unter Umständen nicht nur die Verhandlungsbrücke zwischen Frankreich und Deutschland bilden könnte, sondern die wegen der durch sie gewährten englischen Garantie vielleicht auch das Interesse Frankreichs an Sowjetrußland in den Hintergrund drängen wird Man sagt dem französischen Ministerpräsidenten Alandin ohnedies nach, daß er ein Anhänger der westlichen Orientierung sei. Moskau läßt zur Zeit alle Minen springen, um die Ostpaktidee zu stützen, von der man im Kreml weiß, wie schwere Bedenken Deutschland gegen sie zu erheben hat. Aber der Ostpakt ist im Augenblick garnicht Selbstzweck der sowjetrussijchen Außenpolitik, sondern ganz offensichtlich Mittel zur Isolierung Deutschlands und — so denkt sich das wenigstens Herr Litwinow — zur Herbeiführung der sranzöflich-jowjetrussi- scheu Allianz. Wenn nicht auch das wieder eine Fehlkonstruktion seiner Außenpolitik sein sollte!
Starke Worte
Berlin, 8. Februar. L-avals eindeutiges Zugeständnis der deutschen Gleichberechtigung in jeder Beziehung, also auch bezüglich einer Luftflotte, hat in Italien eine geradezu auffällige Kommentierung erfahren. Aus den Kommentaren spricht eine ganz eindeutige antideutsche Einstellung.
Wie soll man den offenbar inspirierten römischen Korrespondenten der „Eazetta Del Popolo" verstehen, wenn er zu beweisen sucht, daß ein Ausschluß Italiens von dem Luftabkommen sinnwidrig wäre. Er schreibt, geographische Bedenken gegen den Beitritt Italiens zu dem Lustabkommen seien nicht überzeugend, da im Ernstfälle die Luftflotte Italiens bezw. Englands nicht die Aufgabe hätte, nach London bezw. nach Rom zu fliegen, sondern ausschlieblich einen Flugauf Berlin zu machen.
Die Luftwaffe sei ihrem ganzen Wesen nach eine Angriffswaffe, und Italien könnte nicht besser verteidigt werden, als bei einem Luftangriff auf deutsche Zentren. Auch im Falle einer Unterstützung Frankreichs werden die italienischen Flugzeuge nicht den Befehl erhalten, nach Paris zu fliegen, um sich dort dem französischen Kommando zur Verfügung zu stellen, sondern sie würden denbirek« ten Weg nach Berlin einschlagen, um die deutsche Reichshauptstadk in Schutt und Asche zu legen.
Was sagt man in London und in Paris zu solchen Auslegungen? Jedenfalls, eine wenig einladende Aufforderung zum Paktbeitritt für Deutschland!
Irr Ausbau des ReWiMrslandrs
Eine weitere Verordnung
Berlin, 8. Febr. Reichsminister R. Walter DarrS hat jetzt die vierte Verordnung über den vorläufigen Aufbau des Reichsnährstandes erlaßen, die besonders die aus dem Gebiet der Marktordnung gebildeten Zusammenschlüsse betrifft.
Das Reichsnährstandsgejetz vom 13. September 1933 schuf Sie gesetzliche Grundlage für den Aufbau des Reichsnährstandes und seiner Marktordnung. Diese will den Absatz landwirtschaftlicher Erzeugnisse im nationalsozialistischen Sinne so lenken, daß für Erzeuger und Verbraucher volkswirtschaftlich gerechtfertigte Vreiie entstehen und daß der richtige Ausgleich erzielt wird zwischen Ser wirtschaftlichen Tätigkeit der Einzelbetriebe und den Notwendigkeiten der Gesamtwirtschaft und des Gemeinwohls.
Die aus dem Gebiet der Marktordnung gebildeten Zusammenschlüße gehören nunmehr dem Reichsnährstand an und find ihm unterstellt. Die früheren Hauptabteilungen 3 und 4 werden zusammengelegt und bilden gemeinsam mit den einzelnen Markt- organisationen <Hauptvere>nigungen, wirtschaftliche Vereinigungen und Beauftragten) den Grundstock für die Bildung einer neuen Hauptabteilung. Die näheren Einzelheiten in organisatorischer Beziehung find durch eine Verfügung des Reichs- bauernführers geregelt.
Dem Reichsnährstand steht nunmehr das Recht zu, die Finanz- gedarung, die Personal- und Revifionsverhältniße der Zusammenschlüße einheitlich zu ordnen. Der Reichsbauernsührer gibt den Zusammenschlüßen die Satzung, die der Genehmigung des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft bedarf. Im übrigen wacht er darüber, daß bei Durchiührung der Marktordnung die wirtschaftlichen Bedürfnisse der einzelnen Mark».
Bankett der knMchcn ßanttlskamm» ln Paris
Ansprüchen -es englischen Außenministers und -es sranMchen Son-eisminisiers
im Hinblick auf die Engerknüpfung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen Frankreich und England.