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Rationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die OberamLsbezirke Nagold, Calw, Freudenstadt u..d Neuenbürg

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Nummer S

S8. Jahrgang

Neue Tagung des Mkerdundttatö

Gens, 10 Zan. Die Saarabstimmung steht so im Mittelpunkt der dem Völkerbunüsrar bei feiner bevorstehenden Tagung zu- sallenden Aufgaben, dag das sonstige Programm bis jetzt nur wenig Interesse erregt. Es kommt hinzu, dag auch das Ergeb­nis von Rom mit den außerordentlich weittragenden Folgen, die es auch für Eens haben kann, die Gemüter noch immer bewegt und sie von der Tagesordnung des Völkerbundsrates ablenkt. Dabei ist v:ese Tagung, selbst abgesehen von der Saarfrage, ver­gleichsweise nicht ohne Interesse und Bedeutung, wenn man sich daran erinnert, welche internationale Erregung und Spannung die ungarisch-südslawische Streitfrage noch vor wenigen Wochen hervorgerufen hat, so wird man auch dem in Gens zu erwa rtenden abschließenden Akt eine gewisse Bedeutung zumessen müssen. Die ungarisch« Regierung, wieder vertreten durch Tibor von Eckhardt, wird dem Völkerbundsrar ein Doku­ment übeigeben, in dem sie über die von ihr ergriffenen Maß­nahmen und über den Ausfall der von ihr veranstalteten Unter­suchung Bericht erstattet. Schon heute ist bekannt geworden, daß Ungarn zugibt, daß eine bestimmte Anzahl ungarischer Beamter, darunter auch zwei Polizeibeamte, sich Nachlässigkeiten zuschulden kommen ließen. Man erwartet in Eens ziemlich allgemein, daß dieser erst so bedrohlich aussehende Zwischenfall damit seine Er­ledigung findet, daß der Völkcrbundsrat die Erklärungen Un­garns zur Kenntnis nimmt.

Von erheblichem Interesse könnte an und für sich auch die Be­handlung der Klage Abessiniens gegen die italienische Regierung auf Grund des Artikels 11 der Völkerbundssatzung sein. Au? Grund der inzwischen erfolgten weitgehenden Einigung zwischen Frankreich und Italien wird man allerdings erwarten können daß sehr starke Kräfte in Eens dahin wirken werden, diese Frage ln den Hintergrund zu drängen und ihr« Aufrollung höchstens in ganz bestimmtem Maße zuzulassen.

Die anderen Punkte der Tagesordnung bieten nicht das gleich« internationale Interesse. Der Grenzstreit zwischen Persien und dem Irak berührt die meisten Großmächte weniger direkt als dir abessinische Frage. Schließlich wird die Schweiz ihren An­spruch aus Erstattung gewisser Kriegsschäden Vorbringen.

Genf,. Zan. Aus gut unterrichteten Kreisen des Völker- bundssekretariats wird bestätigt, daß der Zeitpunkt der endgül­tigen Völkerbunds-Entschetdung über die Saarabstimung noch ganz ungewiß und vom Ausgang der Volksabstimmung abhänziZ ist. Bei einer ganz klaren Abstimmung für Deutschland, die nir­gends, auch nicht in Teilen des Saargebietes, Zweifel möglich macht, würde eine Entscheidung des Dölkerbundsrates etwa acht Tage nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses möglich sein. Dann würde das Dreier-Komitöe sofort vom Rat mit der Aus­arbeitung der endgültigen Vorschläge beauftragt werden. Gleich­zeitig könnten die übrigen Maßnahmen zur Ueberleitung ohne Zögern in Angriff genommen werden. Sollten aber auf Grund des Wahlergebnisses Unklarheiten übrig bleiben, etwa durch kleine örtlich« Mehrheiten für den Status quo. so müßte die Lage aus Grund der Vertragsbestimmungen erst geprüft werden, was einige Zeit in Anspruch nehmen müßte. Zugleich wären diplomatische Sondierungen dann nicht ausgeschlossen. Für diesen Fall hält man es dann allerdings auch in Völkerbundskreisen für möglich, daß der Völkerbundsrat später, etwa im Februar, zur Entscheidung nochmals einberufen wird.

Eens, 10. Zan. Es steht schon heute fest, daß zu der am Frei­tag beginnenden Ratstagung wieder eine große Anzahl von Außenministern und führenden Politikern in Genf eintressen wird England wird diesmal gleichzeitig Lurch Simon und Eden vertreten sein. Frankreich wird wieder den Außen­minister Lava! entsenden. Als Vertreter Italiens wird Baron Aloisi in Eens anwesend sein. Auch die drei Außenminister der Kleinen Entente werden hier erwartet, sowie der sowjetrussische Außenminister Litwinow und der türkische Außenminister Rllschtü Aras, der sogar bei dieser wichtigen Tagung des Völkerbunds­rates den Vorsitz führen wird. Im Gegensatz zur außerordent­lichen Dezember-Tagung des Rates soll auch der polnische Außen­minister Beck diesmal wieder am Ratstisch erscheinen.

Welche Bedeutung der Abrüstungssrage für die Besprechungen hinter den Kulissen diesmal zugemessen wird, geht schon aus der Tatsache hervor daß auch Henderson sich in der nächsten Zeit in Genf aufhalten wird und daß für die Vereinigten Staaten der Rerner Gesandte Wilson nach Genf gehen wird.

EnalWer -Wlmsvorstoß ln Senf?

Paris. 10. Januar. Im Verlaufe des heutigen Mim- sterrates wies Außenminister Laval u. a. aus die Durch­reise des englischen Außenministers Simon und des Lord- Hiegelbewahrers Eden durch Paris hin, und erklärte in die­sem Zusammenhang, daß die beiden Staatsmänner beauf­tragt seien, in Genf die Frage der Stabilisierung der Rü­stungen aufzurvcrfen. Man werde also im Verlaufe der nächsten Sitzung Gelegenheit haben, sich über diese bedeu­tende Frage zu unterhalten.

Der rngMo Botschafter bkl Nciiwlli

Dtulschkanb lehnt Teilnahme an -er BölkerbundSraMagung aus grundsätzlichen Erwägungen ab

Berlin, ly. Jan. Der englische Botschafter Sir Eric Phipvs hat den Reichsminister des Auswärtigen. Freihe-rn von Neu­rath, ausgesucht und angeregt, daß Deutschland als Rats­mitglied an der bevorstehenden außerordentlichen Rats­tagung des Völkerbundes teilnehme, auf der die Entschließungen über das Saargebiet auf Grund der Ergebnisse der Abstimmung gefaßt werden sollen.

Der Neichsminister hat den Botschafter wissen lassen, daß die Reichsregierung, nachdem sie ihren Austritt aus dem Völkerbund erklärt habe, sich aus grundsätzlichen Erwägunge» nichtinder Lag» sähe, dieser Anregung Folge zu geben.

Gleichzeitig wurde der englische Botschafter darauf hikgewiefe^ daß Nachrichten hier vorliegcn, wonach die endgültige Entschei­dung über das Schicksal des Saargebietes erst in einer späteren Ratstagung erfolgen solle, daß aber nach Auffassung der Reichs­regierung ernste Bedenken dagegen bestünden, die Entscheidung über das Schicksal des Saargebietes hinauezuzögern, da es ins­besondere für die saarländische Wirtschaft schwerwiegende Schä­digungen mit sich brächte, wenn der ungesunde Zwischenzustond m»t all feinen Unsicherheiten über das Maß des dringend Rob> wendigen hinaus verlängert würde.

Die stntus yuo-Front will die Abstimmung mmiögW machen

Neue Machenschaften der in Auslösung begriffenen status-quo-Front Die Deutsche Front mahnt zur Ruhe

Saarbrücken. 1v. Januar. Nachdem es der status- quo-Front mißglückt ist, durch Provokationen Zusammen­stöße mit den Mitgliedern der Deutschen Front herbeizu- führen und so eine Lage zu schaffen, die die Abstimmung vielleicht unmöglich machen könnte, greift sie nun angesichts der geschlossenen und entschlossenen Haltung des größten Teiles der Saarbeoölkerung zu neuen Mitteln. Die große Angst vor der Abstimmung am kommenden Sonntag hat sie zu einem neuen Berzweiflungsschritt getrieben, durch den sie die Abstimmung nun mit Sicherheit glaubt sabotie­ren zu können.

Nach einwandfreien Ermittlungen plant die Einheits­front, auf ein bestimmtes Stichwort hin am Sonntagmittag ihre Beisitzer aus den einzelnen Abstimmungslokalen zu- rückzuziehen. Da dann die Wahlvorstände den Bestim­mungen nicht mehr entsprechen und zum Torso werden, wäre damit die Fortführung der Abstimmung unmöglich gemacht. Glücklicherweise ist es gelungen, rechtzeitig hinter diese Machenschaften zu kommen und Schritte vorzubereiten» die auch diese Dinge unmöglich machen.

Die status-quo-Front will ihren sein ausgeheckten Plan mit einer Begründung verwirklichen, die die Schuld der Deutschen Front zuschreibt und zwar will sie durch Provo­kateure in den Farben Deutschlands flaggen lassen und dann diese llebertretung des Flaggenverbotes als neuen Terror­akt und als llebertretung der Abstimmungsbestimmungen aufziehen. Damit soll dann die Sicherheit der Abstimmung in Frage gestellt sein. Nach dem MottoHaltet den Dieb" beklagt sie sich dabei schon jetzt über denTerror" der Deut­schen Front und bereitet diesen Schritt für den kommenden Sonntag stimmungsgemäß vor. Sie veranstaltet Presse­empfänge für die Auslandspresse und versucht, ihr schon jetzt einen angeblichen Terror der Deutschen Front zu be­weisen.

Demgegenüber hat die Landesteitnng der Deutschen Front auch aus ihr letztes Recht verzichtet, um auf jeden Fall die Abstimmung sicherzusbellen, und Maßnahmen ge­troffen, die jeglichen Zusammenstoß mit Mitglieder der status-quo-Front ausschließen.

Der stellvertretende Landes teil er Niet­mann hat folgenden Aufruf erlassen.

Angesichts neuer verzweifelter und vielgestaltiger An­strengungen der Gegner von Ruhe und Ordnung im Saar­gebiet, die Durchführung der Abstimmung zu gefährden oder gar am 13. Januar zu verhindern» sehe ich mich ver­anlaßt, folgende Anweisungen an die Mitglieder der Deut­schen Front ergehen zu lassen:

Volksgenossen!

1. Nach einwandfreien Erkundigungen plant die Ein­heitsfront, das Aufziehen von Flaggen am Abstimmungs­tage zum Anlaß zu nehmen, ihre Beisitzer aus den einzelnen Abstimmungslokalen zurückzuziehen. Wir wissen darüber hinaus, daß die Einheitsfront durch Provokateure das Aufziehen von Flaggen in den Farben unseres Deutschland vornehmen zu lassen beabsichtigt. Die Abstimmungskom­mission hat vor geraumer Zeit eine Verordnung erlassen, nach der bis zur Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses nicht geflaggt werden darf. Für jedes Mitglied der Deut­schen Front war und ist es eine Selbstverständlichkeit, daß also in der fraglichen Zeit weder geflaggt noch sonst natio­nale Symbole gezeigt werden. Wenn trotzdem am 13. Jan. Flaggen gezeigt werden, so ist die saardeutsche Oefsentlich- kcit und sind vor allem die zuständigen Stellen schon jetzt davon unterrichtet, daß es sich dabei um ein zu durchsichti­gen Zwecken systematisch organisiertes Manöver unserer Gegner handelt. Die Mitglieder der Deutschen Front sind

angesichts solcher Machenschaften der Gegner nun erst recht im Gewissen verpflichtet, das Flaggenverbot strengstens einzuhalten.

2. Es ist von uns weiter festgestellt worden, daß die von der Abstimmungskommission für Plakate freigegebenen Tafeln von Angehörigen der gegnerischen Gruppen zerstört oder beschädigt worden sind, um auch diese Freveltaten Mit­gliedern der Deutschen Front und damit unserer Organi­sation zur Last zu legen. Ich erkläre, daß es sich bei diesen Vorgängen, es handelt sich um die Durchsägung der Pfosten und völlige Entfernung der Tafeln um eine bestellte Ar­beit der Gegner handelt, zumal nicht nur in einem Falle festgestellt werden konnte, daß Plakattafekn zerstört wur­den, während kommunistische Schutzposten chre eigenen Tafeln bewachten.

Ich fordere alle Mitglieder der Deutschen Front auf, unverzüglich der Landesleitung der Deutschen Front Mit­teilung über vorkommende Beschädigungen von Plakat- tafeln zu machen. Wer so zur Ermittlung des Täters und dessen gerichtlicher Aburteilung beiträgt, erhält eine Beloh­nung von 1VV Francs. Damit habe ich schon jetzt festge­stellt, daß die Zerstörung oder Beschädigung von Plakaten als Sabotage unseres felsenfesten Willens gilt» Ruhe und Ordnung im Saargebiet aufrecht zu erhalten.

3. Volksgenossen! Bleibt in den nächsten Tagen» insbesondere aber in den nächsten Nächten vor der Abstim­mung den Straßen fern. Ich ersuche alle Mitglieder de» Deutschen Front, die äußerste Disziplin zu wahren, da der Gegner versucht, Demonstrationen zu inszenieren und da­durch Zusammenstöße heraufzubeschwören. Ich ersuche weiter, Demonstrationen der Gegner sofort der zuständige» Polizeibehörde und der zuständigen Stelle unserer Organi­sation mit Angabe von Zeugen unverzüglich telefonisch zu melden. Ueberlaßt die Säuberung der Straße von de» Ruhestörern und dem Mob der Polizei.

4. Die Kreisleiter, Ortsgruppenleiter, Sektionsleiter, Zellenleiter und Blockwarte sind mit dafür verantwortlich, daß meine Anordnungen zur Kenntnis aller Mitglieder der Deutschen Front gelangen und daß Liese Anweisungen auf das strikteste beachtet werden.

5. Wer diesen Anordnungen zuwiderhandelt, stellt sich außerhalb unserer deutschen Volksgemeinschaft und ist als Provokateur zu behandeln.

Saarbrücken, den 1V. Januar 1935.

Stellvertretender Landesleiter, gez. Nietmann.

Ae EmpfüiW an der Saar antersaol

Südamerika-Deutsche i« Saarbrücken Saarbrücken. 10. Jan. Die Ankunft der einzelnen Sonderzüg« mit den abstimmungsberechtigten Saardeutschen aus aller Welt gestaltet sich bisher zu einem großen nationalen Volksfest. Je­desmal ist ein endloses dichtes Menschenspalier da, da» diese Eaardeutschen immer wieder mit brausenden Heilrufen, mit Bei­fallsstürmen. mit dem immer wieder gesungenen Deutschlandlied und dem Saarlied empfängt, und jedesmal schreiten diese Saar­deutschen sozumgen unter einem Dach erhobener Arme dahin. Am Donnerstag lras gegen Mittag ein Transport von 60 Saar­deutschen aus Südamerika ein, die über Hamburg gekommen waren. Schon eine Stunde vor Ankunft des Zuges waren der weite Vahnhossplatz und alle anliegenden Straßen mit Menschen dicht gefüllt, und als dann schließlich der Zug einlief und di« Saardeutschen aus Südamerika aus dem Vahnhofausgang traten, da liefen ihnen vor Ergriffenheit über diesen Empfang, den si»