1877

Tannen

Aus öen

KMW

dv

Rationales Nachrichten- und Anzeigenblatt für die QberamtsbezirLe Nagold, Talw, Freudenstadt und Neuenbürg

»rz e i g e npr e i» : Die Ispalt. Millimetrrzeile «der deren Raum k> Reklame IS F. j Bezugspr.: Monatl. d. Post °4l 1. einschl. 18 ^ Beförd.-Geb., zuz.'36 F Zustellungsgeb.: d.Ag.

»tl teleph. erteilte AuftrLge übernehmen wir keine Gewähr. Rabatt «ach Tarif, der jedoch bei k -4t 1.40 einjchl. 20 L Austrägergeb.: Einzeln. 10 -Z. Bei Nichterscheinen der Zeit. ins. böh. Gewalt j»nchtl. Gintreib. od. Konkursen hinfällig wird. Erfüllungsort Altensteig. Gerichtsstand Nagold. I od. Vetriebsstör. besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitg./Telegr.:Tannenbl// Tel. 321.

Nummer 178

Altensteig, Samstag, den 4. August 1934

S7. Jahrga»,

Durchführung der Volksabstimmung

Stimmlisten werden vom 11. bis 12 . August aufgelegt

Berlin. 3. Aug. Für Me Durchführung der Volksabstim mung finden die gleichen Bestimmungen Anwendung, Me schon bei der Volksabstimmung vom 12. November 1933 galten, ins­besondere auch die bekannten Bestimmungen über das Abstim- wungsrechr der rn Deutschland sich aushaltenden Auslands- deurichen, über Me Wahl aus hoher See, über die Stimm­abgabe auf Bahnhöfen und die Beteiligung der Insassen von 'Arbeitsdienstlagern.

'Nachdem der Termin für die Volksabstimmung auf Sonnlag den 19 August 1934. festgesetzt ist. hat der Reichsminister des Innern angeordner. dag Sie Stimmlisten und Stimmkarten am II. und 12. August 1934 auszulegen find. Die Landesregierungen find durch Funkspruch ersucht worden, sofort alle Vorbereitungen zu treffen, und die GemeinLe- und Verwaltungsbehörden aui schnellstem Wege mrt Weisungen zu versehen.

Die Abstimmung der Reisenden am 19. August Berlin, 3. August. Jedem deutschen Volksgenossen soll die Teilnahme an der bevorstehenden Abstimmung erleich­tert werden.

Wer sich am Abstimmungstag (19. 8.) auf Reisen befin­det, kann sich einen Stimmschein besorgen. Der Antrag ist alsbald an die Gemeindebehörden (Wahlamt) des ständi­gen Wohnsitzes zu richten, wo der Stimmberechtigte in der Stimmliste geführt wird.

lleberwältigende Mehrheit ist sicher Stimmen der dänischen Presse Kopenhagen, 3. August. Die Morgenblätter füllen Spalten Uber Spalten mit Berichten über die letzten Stun­den des Reichspräsidenten, den Eindruck der Trauerbotschaft in Deutschland, die Uebernahme des Reichspräsidiums durch

den Führer und Reichskanzler usw. In ausführlichen Be­trachtungen wird die Person des Verstorbenen gewürdigt und besonders auf Hindenburg als das Symbol von Pflicht­treue und Charakterstärke hrngewiesen, die stets Respekt und Dankbarkeit wachhalten und ihm einen Platz unter Deutsch­lands größten Männern sichern würbe.

Die Leitartikel der Blätter beschäftigen sich in erster Linie mit der Uebernahme des Reichspräsi­diums durch den Führer und Reichskanzler. Die konservativeDagens Nyheder" sieht voraus, daß am 19. August eine überwältigende Mehrheit Hitlers Beschluß gutheißen werde. Die eben­falls konservativeBerlingske Tidende" führt aus, daß man kaum eine Aenderung der deutschen Politik, weder nach außen, noch nach innen, zu erwarten habe. In wirtschaft­licher Hinsicht solle die Leitung nun anscheinend in der Hand des Reichsbankpräsidenten Schacht gesammelt wer­den. Nach einem weiteren Hinweis darauf, daß alles be­stimmt völlig reibungslos vor sich gehen werde und Hitler nunmehr auch der Form nach über die wirkliche Macht im Reich verfüge, wird festgestellt, daß die gefundene Lösung völlig mit dem Führerprinzip überein­stimme.

Vereidigung der Wehrmacht durchaeMrl

Berlin, 3 Aua. Reichswehrminister Generaloberst von B I o in­st erg har dem Führer und Reichskanzler Adolf Hüter gemelder daß die Offiziere. Unteroffiziere und Soldaten der gesamten Wehrmacht am 2. August m feierlicher Weise aus den Führer »nd Reichskanzler als den Oberbefehlshaber der Wehrmacht ver­eidigt worden find. Für die aus Urlaub Befindlichen wird oic Vereidigung nachgeholl.

An Kn-envmgs Totenbett

Ein Gans durch bas Sterbeziarnm

Reudeck, 3. Aug. Am Freitag nachmittag wurde den in Frey- ftadt anwesenden Vertretern der deutschen und ausländischen Presse Gelegenheit gegeben, Haus Neudeck und das Sterbezim­mer Hindenburgs zu besichtigen. Das schöne und doch so schlichte Tutshaus von Neudeck atmet in allen Räumen den Geist des großen Toten. In diesem Haus aber ist fast jeder Gegenstand ei» lebendiges Zeugnis dieses gewaltigen Lebens. Da steht ne­ben dem Schreibtisch des Feldmarschalls unter einer Glasglocke der Helm von Königgrätz mit den Spuren der Schrapnellkugeln, die den jungen Leutnant von Veneckendorff und von Hinden- durg während der Schlacht verwundeten. 2n der Bibliothek sieht man unter anderen wertvollen und inhaltsreichen Anden­ken einen Ehrensäbel, den die japanische Regierung kurz nach Beendigung des Weltkrieges dem Feldmarschall zum Dank für seine ritterliche Kampfesweise überreichen ließ. Im gleichen Raum liegt ein Teppich, der in anderer Weise Zeugnis ablegt für Hindenburgs Tapferkeit und soldatische Haltung: Im Jahre 1922 wurde dieser Teppich von den Kugeln eines Einbrechers getroffen. Der damals schon 72jährige Feldmarschall war dem Einbrecher unerschrocken entgegengetreten und hatte ihm die Pistole aus der Hand geschlagen.

Leber dem allem aber liegt nichts von der Totenftimmung «nes Museums. So lebendig ersteht hier das deutsche Schicksal, als müsse eine Tür aufgehen und der Feldmarschall, der diese Eegenständc mit dem lebendiger. Erleben erfüllt, müsse wieder aurch die Räume schreiten. Nur die Eichenkränze auf den hohen Lehnstühlen, die der Feldmarschall im Arbeitszimmer und in der Halle regelmäßig benutzte, erinnern daran, daß der greise Held nebenan auf der Bahre liegt.

Menschliche Trauer tritt an diesem Sterbebett hinter Grö­berem zurück. Der Feldmarschall liegt noch jo aus seinem Bett, Wie er entschlief, lieber dem weißen Laken erhebt sich das von unendlichen Frieden verklärte Antlitz. Keinen Zerfall zeigen die Züge des fast 87jährigen Helden, sondern eine Größe, die im Tode noch monumentaler wirkt als im Leben.

Ein Gang durch den Park von Neudeck an den Lieblings­plätzen des Gutsherrn vorbei führt zu dem kleinen Friedhof, der die Ahnen des großen Feldmarschalls mit den verstorbenen Bewohnern des Dorfes Neudeck vereint. Hier schlafen auch Hin­denburgs Eltern den ewigen Schlaf.

Die Totenmaske

Berti», 3. Aug. Der bekannte Berliner Bildhauer Profess« Joseph Thorak, der Schöpfer der letzten nach dem Leben ge­schaffenen Büste des Reichspräsidenten hat am Donnerstag udeno die Totenmaske des 'Verewigten abgenommen.

v. Pamn an drr Bahre Hindenburgs

Neudeck, 3. August. Der Vizekanzler v. Papen weilte am Freitag an der Bahre des verewigten Reichspräsiden­ten. Beim Verlassen von Neudeck sagte er dem ihn befra­genden Vertreter des DNB.:

Ich habe heute, noch einmal meine Knie in Ehrfurcht vor dem großen Deutschen beugen dürfen und dem Herrgott für diese Gnade gedankt, daß es mir vergönnt war, unter ihm meinem Lande als Soldat und Staatsmann dienen zu können. Wenn seine schirmende Hand auch heute nicht mehr die Geschicke Deutschlands behütet, so bleibt doch sein Geist bei uns. Und wenn mit ihm gleichsam eine Epoche zu Ende geht und eine neue beginnt, so ist es nicht weniger wahr, daß es die großen menschlichen Eigenschaften sind, welche die wahrhaften Führer aller Zeiten kennzeichnen und die Wege der Völker weisen.

Niemand hat die geschichtliche Leistung und die mensch­liche Größe Hindenburgs mehr erkannt als Adolf Hitler. Er, der Führer des neuen Deutschland, wird als Hüter seiner edelsten Tradition und Geschichte das Werk fortsetzen, d-em das Leben des verewigten Feldmarschalls gehörte.

In dieser tragischen Stunde, die bas Geschick Deutsch­lands überschattet, und in der eine uns in vielem mißver­stehen wollende Welt vor der Größe des Heimgegangenen Mißdeutung und Hader verstummen läßt, können wir das Vermächtnis Hindenburgs nicht besser erfüllen, als uns aufs engste an der Bahre des großen Toten als einiges Volk zusammenzuschließen: Für unser ewiges Deutsch­land und seine friedvolle europäische Sen- dun g".

Sie Vorbereitungen am Zannenbergdenkmal

Der Fcldherrnturm des Tannenbergdenkmats

Hohenstein (Ostpreußen), 3 Aug. Das Städtchen Hohenstein, m dessen Nähe sich das Tannenbergdenkmal befindet, steht bereit» zanz im Zeichen der lleberführung und Beisetzung des toten Zeldmarschalls im Tannenbergdenkmal In Hohenstein selbst sind sereits Beamte der Militärbehörden eingetroffen, die die Vor­bereitungen für die große Trauerfeier im Tannenbergdenkmal treffen. Telephonleitungen werden gezogen, An- und Abfahrts- jtraßen festgelegt. Die Gesichter der Menschen find ernst. Gerade die Einwohner der Orte um Tannenberg fühlen sich dem General« seldmarjchall besonders verbunden, denn auf ihrem unmittelbaren

Heunatboden hat er die entscheidende Schlacht an der Ostfront geschlagen und Deutschland damals vor der russischen Invasion bewahrt.

Wuchtig ragen die acht Türme des Tannenbergüenkmals in de« Himmel. Von seinen Zinnen übersieht man fast das ganze weite Schlachtfeld. Fern im Süden sieht man den großen Friedhof von Waplitz, wohl den größten Heldenfriedhof Ostpreußens, wo zehn­rausend Soldaten die letzte Ruhe gefunden haben. Man sieht bis zu den Kerndorfer Höhen, sieht bis zum Orte Tannenberg, wo ein Gedenkstein an die erste Tannenbergschlacht von 141L erinnert.

An den Straßen liegen hier und da noch Einzelgräber und Massengräber, Soldaten, die man an der Stätte ihres Todes be­grub, Auf den Kreuzen verwitterte Helme, in schwarzer Schrift schmucklos Name und Truppenteil. Rechts vor dem Tannenberg­denkmal wiederum Einzelgräber, darunler das Denkmal des ost- preußischen Infanterieregiments 147, des Hindenburg-Regimenrs: ein aus Granu gehauener Löwe. Wenn man in der Einfahrt zum Denkmal unter dem Jugendherberglurm steht, dann hat man vor sich den weiten Jnnenhof mit den sieben übrigen Türmen.. In dem Turm gegenüber befinden sich ebenfalls Räume der Jugendherberge, in der Mitte aber ragt steil und starr ein rie» sieges Kreuz empor zum Gedenken an die Gefallenen der Tanne-r- bergschlachr. Im Sockel des Kreuzes ruht ein unbekannter deut­scher Soldat, der vorher an der Straße begraben war und den man hierher brachte und in die geweihte Erde des Denkmalshofes bettete: Ein Symbol für alle gefallenen Helden des Weltkrieges.

In Sem riesigen Fahnenrurm künden die Fahnen oftpreußffchsr Regimenter von unvergleichlichen Heldentaten. Zerschossen, zer­fetzt, pulvergeichwärzr sind diese Fahnen, goldgestickte Reichsadler, eiserne Kreuze rot und blau, io schimmerte es von oben herab. Der O st v r e u ß e n r u r m ist ein gewaltiges Heimatmuseum, und dann der F e l d h e r r n t u r m. der ursprünglich eine Ko- kossalstaiue des Eeneralfeldmarschalls enthalten sollte, in den nun die sterblichen Reste des Siegers von Tannenberg beigejetzl werden M irren unter feinen Soldaten wird der Sieger von Tanne nberg schlafen, feinen Soldaten, denen er sich immer besonders verbunden fühlte.

Eeneralfeldmarschall von Hindenburg selbst war es. der diesem Denkmal am 18. September 1927 die Weihe gegeben hat.Den Gefallenen zum ehrenden Gedächtnis Len lleberlebenden zur ernsten Mahnung, den kommenden Geschlechtern zur Nacheife­rung." Das war der Spruch, mit dem er die Weihe vornah». Er har Geltung behalten und har doppelt Inhalt in der schlimm­sten Zeil. denn eine ernste Mahnung und eine Verpflichtung zur Nacheiferung wird uns immer Las Gedenken an den größten Diener seines Volkes. Paul von Hindenburg, sein.

Hier am Tannenbergdenkmal war es auch, wo bei der Ein­weihung Generalfeldmarschall von Hindenburg als Reichspräsi­dent eine offizielle Erklärung gegen die Kriegsschuldlüge abgab, die geradezu sensationell in der Welt wirkte.

Die Anklage, daß Deutschland schuld sei an diesem größten aller Kriege, weisen wir. das deutsche Volk in allen seinen Schich­ten, einmütig zurück! Nicht Neid, Haß oder Eroberungslust ga­ben uns die Waffen in die Hand. Der Krieg ist vielmehr das äußerste, mit den schwersten Opfern des ganzen Volkes oerbun- dene Mittel der Weltbehauptung einer Welt von Feinden gegen­über. Reinen Herzens sind wir zur Verteidigung des Vaterlan­des ausgezogen und mit reinem Herzen hat das deutsche Heer Las Schwert geführt. Deutschland ist jederzeit bereit, dies o« unparteiischen Richtern nachzuweisen."

Wir denken noch an jenen 27. August 1933, als Geneialfeld­marschall von Hindenburg zum letzten Male am Tannenberg­denkmal weilte. Damals stattete der preußische Staat, vertreten durch seinen Ministerpräsidenten Hermann Göring, dem Sieger von Tannenberg, dem Vater des Vaterlandes, seinen Dank da­durch ab, daß er ihm das einst aus Hindenburgffchem Besitz an Len preußischen Staat übergegangene Gul Langenau mit dem Proußenwald, einem der schönsten Wälder Ostpreußens, wieder übereignete.Der Alte vom Preußenwald", so nannte der oft- prenßische Gauleiter und Oberpräfidenl Erich Koch den Fsld- marschall.Der Alte vom Preußenwald" unter dieser Be­zeichnung wird er in der oftpreußischen Landschaft immer leben­dig bleiben.

Alles hört öle Znmerseler

Anweisung an die Funkwarte

Stuttgart, 3. August. Die Gaupropagandaleitung gibt zur Rundfunkübertragung der Trauerfeierlichketten für den verstorbenen Herrn Reischpräsidenten Eeneralfeldmarschall v. Hindenburg bekannt:

Der Rundfunk überträgt am Montag, den 6. 8., mittags 12 Uhr aus der Krolloper-Berlin die Trauerfeier des Deutschen Reichstages, auf der der Führer spricht. Die Uebertragung wird abends 20 Uhr wiederholt. Weiter überträgt der Rundfunk am Dienstag, den 7. 8., vormittags 11 Uhr die Trauerfeier der Reichsregierung am Tannen­bergdenkmal. Auch diese Uebertragung wird am gleichen Tage um 20 Uhr wiederholt.

Die politische Organisatoin der NSDAP, hat dafür zu sorgen, daß an beiden Tagen ein Eemeinschastsempfang